Gruppenarbeit in großen Lerngruppen

Wer schon ein­mal pro­biert hat, in 30–33er Lern­grup­pen wie sie am Gym­na­si­um hier in Nie­der­sach­sen üblich sind, Pro­zes­se in Grup­pen­ar­beit zu ver­le­gen, steht vor einem Dilemma:

  1. Zu gro­ße Grup­pen sind kaum mehr arbeits­fä­hig und leis­ten u.U. gera­de das, was Grup­pen­ar­beit aus­zeich­net, nicht mehr oder nur teil­wei­se: Die Akti­vie­rung von mög­lichst vie­len SuS
  2. Zu vie­le Grup­pen (mehr als fünf) sind Gift für die Aus­wer­tungs­pha­se, in der Grup­pen­ar­beits­er­geb­nis­se vor­ge­stellt werden
  3. Arbeits­tei­li­ge Auf­trä­ge zie­hen nur noch bedingt, da sich Pro­blem­stel­lun­gen sel­ten auf sechs oder mehr ver­schie­de­ne Ein­zel­aspek­te split­ten lassen
  4. Inno­va­ti­ve­re Prä­sen­ta­ti­ons­for­men in der Aus­wer­tungs­pha­se (z.B. Blog- oder Wiki­ein­trag) ver­lan­gen den Rez­pi­en­ten, d.h. den SuS eini­ges ab und gera­de Peer2­Peer-Rezep­ti­on ist eines der Kapi­tel, was sich in Schu­le für mich immer sehr schwer orga­ni­sie­ren lässt – außer­dem sind PCs und Inter­net an der nor­ma­len deut­schen Schu­le eher rar.
  5. Ande­re Sozi­al­for­men für die Aus­wer­tung (z.B. Grup­pen­puz­zle) eig­nen sich nach mei­ne Erfah­rung auch nur bedingt, wenn die Stamm­grup­pen zu groß werden
  6. So oder so kommt man mit gro­ßen oder vie­len Grup­pen immer in Zeit­not auf­grund der Stun­den­tak­tung an der Schule

Da die Klas­sen­fre­quen­zen in nächs­ter Zeit nur unwe­sent­lich sin­ken wer­den – die Rede ist von einer Absen­kung des Klas­sen­tei­lers auf 31 statt 33 – und zusätz­lich die Gewin­nung von qua­li­fi­zier­tem Leh­rer­nach­wuchs durch  „Pres­se­ver­öf­fent­li­chun­gen“ zumin­dest erschwert wer­den dürf­te, muss man Lösun­gen für die­ses Dilem­ma ersin­nen: Ich möch­te schließ­lich ger­ne Grup­pen­ar­beit ermöglichen.

Daher gehe ich in mei­nen gro­ßen Lern­grup­pen mitt­ler­wei­le so vor:

  1. Ich bil­de (oder las­se bil­den) Grup­pen zu maxi­mal vier SuS – also pro Lern­grup­pe bis zu acht.
  2. Die Grup­pen erhal­ten arbeits­tei­li­ge Aufgaben.
  3. Meh­re­re Grup­pen arbei­ten an der glei­chen Aufgabenstellung
  4. Wäh­rend des Grup­pen­ar­beits­pro­zes­ses schaue die Ergeb­nis­se schon ein­mal an
  5. Ich übe mit den SuS vor­her grund­le­gen­de Prä­sen­ta­ti­ons­tech­ni­ken ein (die Grup­pe vor­stel­len, von beson­de­ren Her­aus­for­de­run­gen wäh­rend der Arbeits­pha­se berich­ten, d.h. z.B. Fra­gen mit­brin­gen etc., nicht das erzäh­len, was eh schon auf der Folie/dem Plakat/… steht). Das hat den Vor­teil, dass gera­de bei klei­nen Grup­pen jedes Mit­glied der Grup­pe einen Teil über­neh­men kann und allein dadurch der Vor­trag gefäl­li­ger wird.

Die Prä­sen­ta­ti­on läuft dann so ab, dass ich die Grup­pen mit dem z.B. ers­ten Arbeits­auf­trag zusam­men vor­stel­len las­se und dabei dafür sor­ge, dass die Grup­pe mit dem dif­fe­ren­zier­tes­ten Ergeb­nis zum Schluss prä­sen­tiert. Danach siche­re ich das Teil­ergeb­nis mit Hil­fe des Ple­nums und gehe dann zum nächs­ten Arbeits­auf­trag über.

Der Vor­teil liegt für mich in dem stän­di­gen Metho­den­wech­sel und dem jewei­li­gen klei­nen Span­nungs­bo­gen durch die sich stei­gern­den Ergeb­nis­se. Auch wird ver­hin­dert, dass eine Grup­pe mit mäßi­gem Ergeb­nis nach der „Star­grup­pe“ prä­sen­tie­ren muss – das ist schon bei Haus­auf­ga­ben­vor­trä­gen schwer, wenn z.B. die Klas­sen­bes­te zuerst gele­sen hat. Im Not­fall kann ich zusätz­lich bei feh­len­der Zeit die Prä­sen­ta­ti­on split­ten, d.h. Tei­le auf den nächs­ten Tag verlegen.

Das funk­tio­nier­te bei mei­ner letz­ten Dia­log­ana­ly­se soweit ganz gut…

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