LMS und die Macht des Ringes

Wir Men­schen wer­den Twit­ter wei­ter­hin auch sinn­ent­leert und ver­ant­wor­tungs­los nut­zen. Wir wer­den wei­ter­hin glau­ben, dass wir mit tech­no­lo­gi­schem Fort­schritt unse­re Pro­ble­me lösen kön­nen. Wir über­se­hen geflis­sent­lich, dass die Tech­nik und Ihr Gebrauch nur der Spie­gel unse­rer Selbst ist. Wor­aus wie­der ein­mal folgt, dass wir selbst unser größ­tes Pro­blem sind. Denn natür­lich wäre es ungleich anstren­gen­der und bedroh­li­cher, uns selbst zu fokus­sie­ren als irgend­ei­ne neue Tech­no­lo­gie. Schließ­lich wür­de sich da doch der eine oder ande­re graus­li­che Abgrund auftun.

Andre­as Zeuch in: http://www.psychophysik.com/integral-blog/?p=2151

Sigi Jakob – eine Mood­le­ve­te­ra­nin und päd­ago­gi­sche Exper­tin, wenn es um die Nut­zung von Lern­platt­for­men im Sin­ne einer neu zu den­ken­den Lern­kul­tur geht, hat im Rah­men ihrer Key­note als Gast­red­ne­rin auf dem 2. Köl­ner Mood­le­tag etwas erlebt, was sie hier ein­drucks­voll auf­schreibt. Sie nennt dort als Ziel des Vortrags:

Die Ziel­set­zung mei­nes Vor­trags war, die Zuhö­rer für die Not­wen­dig­keit einer Ver­än­de­rung in der Lern­kul­tur zu sen­si­bi­li­sie­ren und auf­zu­zei­gen, dass ein Mood­le­kurs allein noch kei­nen ande­ren Unter­richt und ande­res Ler­nen bewirkt.

Sigi Jakob in: http://www.school-networking.de/start/?p=857

Sigi nennt das Erleb­te ein Deba­kel. In dem Text steckt so viel von dem, was über das The­ma „Neue Tech­no­lo­gien“ zu den­ken ist, dass ich gar nicht weiß, womit ich genau anfan­gen soll.

Also fan­ge ich mit mir selbst an. Ich habe mich vor eini­gen Wochen voll­kom­men aus den Mood­le­krei­sen zurück­ge­zo­gen, obwohl ich mich auch mit Fug und Recht als Mood­ler der ers­ten Stun­de bezeich­nen könn­te. Die­se Ent­schei­dung wur­de kata­ly­siert in mei­ner Aus­ein­an­der­set­zung mit Chris­ti­an Gru­ne, der das LMS its­lear­ning in Deutsch­land ver­treibt. Ich habe nie in mei­ner gesam­ten Mood­le­zeit den metho­di­schen Reich­tum einer Sigi Jakob erreicht.

Das hat­te sys­te­mi­sche Grün­de (die Voll­zeit­müh­le), tech­ni­sche Grün­de (ich bin eher tech­nik­ver­liebt – Mensch, Sigi, was hät­te ich für dich als Tech­ni­ker errei­chen kön­nen…), aber natür­lich alle Din­ge, die Sigi im Vor­spann ihrer Refle­xi­on beschreibt. Vor allem aber habe ich erfah­ren, dass ande­re Tools viel bes­ser zu mei­ner Art des Unter­richts pas­sen. Die­se Art des Unter­richt war schon da. Sie wur­de nicht durch die Tools aus­ge­löst. Gleich­wohl ist der umge­kehr­te Weg denk­bar – die inter­ak­ti­ven Tafeln tau­gen oft als tro­ja­ni­sches Pferd, um Leh­ren­de über­haupt in Kon­takt mit neu­en Medi­en zu bringen.

Jedes LMS trägt die „Macht des Rin­ges“ in sich. Ein LMS bie­tet in der Regel die Mög­lich­keit, Schu­le so zu machen, wie sie schon immer war. Das Sys­tem wird auf allen Ebe­nen durch den Ring geknech­tet wer­den. Die Kräf­te, die dabei unter dem enor­men Eva­lua­ti­ons­druck das Gewohn­te 1:1 ins Digi­ta­le über­tra­gen, wer­den sich der Kraft des Rin­ges nicht ent­zie­hen können.

Und dann steht man als idea­lis­ti­scher z.B. Mood­ler da und sieht sich auf ein­mal der gesam­ten Kri­tik­breit­sei­te vom „Bevor­mun­dungs-“ bis zum „Kon­troll­sys­tem“ aus­ge­setzt – nicht weil ich das Sys­tem so nut­ze, son­dern weil die Macht des Rin­ges das Sys­tem ver­führt, ein­fach nur den Abbil­dungs­mo­dus umzu­schal­ten, weil es alte Sicher­hei­ten nicht tan­giert – und da sind wir bei Andre­as Zeuch.

Die Hal­tung bestimmt die Nut­zung digi­ta­ler Tools, nicht die Tools die Hal­tung. Die Tools bil­den aber recht bru­tal die Hal­tung ab. Im Ide­al­fall ist erst die Hal­tung vor­han­den, die für ein neu­es Bil­dungs­sys­tem die Grund­la­ge bietet.

Wenn aber die­se Hal­tung vor­han­den ist, hege ich zur­zeit erns­te Zwei­fel dar­an, dass in der Schu­le die Tool­wahl auf ein LMS fal­len wird. Sei­ne Stär­ken spielt ein LMS m.E. nicht im Lern­pro­zess aus, son­dern im Bereich des Aus­tau­sches, der Eva­lua­ti­on von Lern­pro­zes­sen, der Ver­tei­lung von Best-Prac­ti­se-Set­tings. Ich wage die The­se, dass es ein fun­da­men­ta­ler Unter­schied ist, ob eine Lehr­kraft ein LMS allei­ne für sich und ein Team nutzt oder das eine gan­ze Schu­le tut.

Ein kom­mer­zi­el­ler Anbie­ter lebt übri­gens nicht von der Hal­tung. Er lebt von den Ver­gü­tun­gen für sei­ne Dienst­leis­tun­gen. Des­we­gen wirkt er im Ide­al­fall an Hal­tungs­bil­dung mit, um sein Sys­tem attrak­tiv auf dem Markt zu posi­tio­nie­ren. Er kann aber das eine zur­zeit nicht vom ande­ren tren­nen und muss daher Pro­duk­te vermarkten.Genau wie das Bil­dungs­sys­tem ver­fügt er gar nicht über die Res­sour­cen zur flä­chen­de­cken­den „Hal­tungs­bil­dung“, wohl aber über die eine oder ande­re Kom­pe­tenz in die­sem Bereich.

Was ist der Aus­weg? Ich ken­ne nur Bau­stei­ne. Zum Bei­spiel Speck für die Skep­ti­ker – eine gro­ße Grup­pe inner­halb des Schul­sys­tems. Sie haben wenig per­sön­li­che Vor­be­hal­te, aber eine Men­ge for­ma­le. Mein Speck soll ver­läss­li­che Tech­nik sein. Im Fahr­was­ser ver­läss­li­cher Tech­nik hat die Medi­en­be­ra­tung vom NLQ eine Men­ge anzu­bie­ten. Mal schau­en, ob das so klappt.

Geister

In mei­ner Tätig­keit als medi­en­päd­ago­gi­scher Bera­ter begeg­nen mir zur Zeit eine gan­ze Men­ge Geis­ter, die ich frei nach Charles Dickens  hier ein­mal vor­stel­len möch­te. Gemein­sam mit Dickens Geis­tern haben sie, dass sie mich zur­zeit ganz stark in Grü­beln brin­gen und vie­les aus den letz­ten Jah­ren in einem ganz ande­ren Licht erschei­nen lassen.

Die Dämo­nen

Dämo­nen sind für einen Tech­ni­ker ziem­lich wich­tig: Man sieht von ihnen nichts, aber sie lau­schen unauf­hör­lich, ob Auf­ga­ben anlie­gen, die sie immer oder auch zeit­ge­steu­ert abar­bei­ten. Ohne Dämo­nen kommt ein Unix­sys­tem völ­lig zum Erlie­gen – die CPU bekommt kei­ne Auf­ga­ben, die Auf­ga­ben kei­ne Rechen­zeit. Dämo­nen nimmt man als etwas Selbst­ver­ständ­li­ches hin – sie funk­tio­nie­ren halt.

Jeder Leh­rer erfüllt Dämo­nen-Auf­ga­ben, die Schul­lei­tung mehr, der nor­ma­le Kol­le­ge weni­ger. Der Unix-Dämon braucht eigent­lich nichts außer Updates (von ande­ren Dämo­nen gesteu­ert), eine Lauf­zeit­um­ge­bung oder Ener­gie. Dar­an hapert es auf einem IT-Sys­tem meist nicht. Stirbt ein Dämon, star­tet man ihn neu und er ist der­sel­be wie vor­her – genau so belast­bar, genau­so effek­tiv, gefühls­los, nicht nachtragend.

Geben wir den mensch­li­chen Dämo­nen­auf­ga­ben immer die Ener­gie, die sie brau­chen? Aner­ken­nung – still oder offen? Haben sie eine Lauf­zeit­um­ge­bung, die ihnen gibt, was sie für ihre Funk­ti­on benötigen?

Geis­ter­kon­zep­te

Wir pro­du­zie­ren in Nie­der­sach­sen an den Schu­le zur­zeit vie­le Kon­zep­te. Die Pro­duk­ti­ons­ra­te steigt im Vor­feld einer Inspek­ti­on dabei erheb­lich an. Vie­le davon sind schön geschrie­ben und vol­ler Kom­pe­tenz­buz­zwords. Wie vie­le wer­den gelebt? Wie misst man das Gelebt­wer­den von Kon­zep­ten durch z.B. eine Eva­lua­ti­on? Wie lebt man geschätz­te 20 Kon­zep­te gleich­zei­tig anm ein und der­sel­ben Schu­le? Ein nicht geleb­tes Kon­zept ist halt so da – ein Pro­dukt, was man vor­zei­gen kann. Es ist aber ohne die Hand­lung, die dicho­to­misch zu ihm gehö­ren muss, wenn es einen Wert haben soll, nicht real. Es ist dann ein Geist. Für die einen ein guter, weil er die Inspek­to­ren beglückt, für die ande­ren ein abgrund­tief böser, weil er die Res­sour­cen Zeit und Wahr­neh­mung ohne Gegen­leis­tung ver­schwen­det. Drei wirk­lich geleb­te Kon­zep­te an einer Schu­le. Wäre das nicht eine Basis?

 Der Geist einer Schule

Es ist ziem­lich ver­rückt und es klingt total ein­ge­bil­det: Bei den bis­he­ri­gen Schu­len, die ich besucht habe, war mir schon nach weni­ge Metern im Gebäu­de klar, wie das sich anschlie­ßen­de Gespräch mit dem meist Schul­lei­ter ver­lau­fen wür­de. Die Mix­tur als Geräu­schen und Stil­le, aus Archi­tek­tur, aus Geruch und Licht­stim­mung spricht Bän­de bar jed­we­der Ratio­na­li­tät. Das Selt­sa­me dar­an ist, dass ich den Geist mei­ner eige­nen Schu­le am wenigs­ten von allen erleb­ten beschrei­ben kann- viel­leicht weil alles schon viel zu gewohnt und ver­traut ist.

Mir sind Äußer­lich­kei­ten eigent­lich immer recht egal gewe­sen, obwohl ich immer neid­voll in reich geschmück­te Klas­sen­zim­mer gehe – ich den­ke dabei dann doch eher an: „Und wer räumt das alles wie­der auf?“. Ich weiß, dass ich einen eige­nen Raum möch­te, den ich selbst gestal­ten kann, in dem mein Geist herrscht, in dem ich Lern­an­ge­bo­te und ‑medi­en bereit­hal­ten kann, die mir eine wei­te­re Öff­nung des Unter­richts ermöglichen.

An die­sen Ideen mer­ke ich, wie sehr ich das, was Schu­le im All­ge­mei­nen als Geist vor­gibt, als unab­än­der­lich hin­ge­nom­men habe. Jetzt, wo die Müh­le zwar noch läuft – aber an min­des­tens zwei ver­schie­de­nen Orten, begrei­fe ich, was noch alles mög­lich ist und was schon anders­wo tat­säch­lich gemacht wird. Viel zu ler­nen gibt es für mich an den Grundschulen.

Es ist, was den Geist angeht, aber bis­her recht egal, was drau­ßen an der Tür steht.

Bleibt noch dies:

Wer mir sagt, dass man Geis­ter mes­sen, beschrei­ben und allein durch die­se bei­den Ope­ra­tio­nen ent­wi­ckeln kann, der hat ein Welt­bild, das zu dem mei­nen nicht passt. Ich habe noch nie einen bösen Geist gese­hen, der dadurch ver­schwand oder einen guten, der dadurch zum über­mäch­ti­gen Dschinn wurde.

ZUM-Treffen 2011 – oder vom Wert des Bewahrens

Ich bin an die­sem Wochen­en­de einer Ein­la­dung von ZUM e.V. zu einer Ver­an­stal­tung „Lehrer spin­nen Netze“ nach Mainz gefolgt. Da gab es eine Men­ge zu ler­nen. Das Wich­tigs­te braucht eine klei­ne Geschichte:

Auf dem Rück­weg zum Bahn­hof traf ich zwei Poli­zis­ten, die an einem Sonn­tag die Kenn­zei­chen von Autos mit einer Digi­cam foto­gra­fier­ten, die in einer Lade­zo­ne im ein­ge­schränk­ten Hal­te­ver­bot abge­stellt waren. Lade­zo­ne, Sonn­tag – nun­ja. Die­ser Ton­fall schwang wahr­schein­lich mit, als sich fol­gen­der Dia­log entspann:

 Ich: Und? Wer­den die Kenn­zei­chen auch schon per Bil­der­ken­nung auto­ma­tisch in einer Daten­bank erfasst, oder tip­pen Sie die nach­her tat­säch­lich auf der Wache hän­disch ein?

Die Beam­ten: Wir müs­sen die Hal­ter erfas­sen, die hier ste­hen. Das ist eine Ladezone!

Ich: Aber wäre es nicht toll, wenn das ginge?

Dann war ich auch schon wei­ter und hin­ter­ließ zwei sicht­li­che irri­tier­te Men­schen. die so offen­bar gar nicht wuss­ten, was sie davon hal­ten soll­ten. Das Ver­fah­ren mit der Digi­cam ist ja schon­mal ein Schritt, auf den man stolz sein kann – aber es gin­ge noch bes­ser, z.B. mit einer Han­dy-App, die Art des Ver­ge­hens, Dienst­num­mer der Beam­ten, Ort, Zeit­punkt und das ermit­tel­te Kenn­zei­chen nach Bestä­ti­gung durch den Nut­zer über eine gesi­cher­te Ver­bin­dung an einen zen­tra­len Ser­ver über­mit­telt, der dann die Mahn­be­schei­de auto­ma­ti­siert erstellt und…

Ich weiß: Daten­schutz, aber es geht mir nur um das Prin­zip und um mei­nen leicht über­heb­li­chen Ton­fall, der impli­ziert, dass die Idee mit der Digi­cam nicht reicht. Die­sen Ton­fall neh­me ich im Web2.0 gegen­über eta­blier­te­ren Insti­tu­tio­nen sehr oft wahr und schlie­ße mich da auch nicht aus.

Es ist das Span­nungs­feld zwi­schen dem, was bereits da ist und dem was an Ver­än­de­run­gen erfor­der­lich ist, um das Vor­han­de­ne zu bewah­ren bzw. zu ent­wi­ckeln. Ich neh­me war, dass eini­ge Insti­tu­tio­nen, auch sol­che, die schon lan­ge im Web unter­wegs sind, sich genau in die­sem Span­nungs­feld bewe­gen, auch die Zen­tra­le für Unter­richts­me­di­en, die eigent­lich jeder Leh­rer kennt und inhalt­lich schätzt – von deren Sei­ten aber vie­le Lehr­kräf­te in unse­rer Schu­le sagen, sie sei­en so „unstruk­tu­riert“.

Das toll gele­ge­ne tra­di­tio­nel­le Tagungs­zen­trum der dies­jäh­ri­gen ZUM e.V Tagung „Leh­rer spin­nen Net­ze“ hat das Pro­blem auch lösen müs­sen – bei­de Bil­der sind vom glei­chen Stand­punkt auf­ge­nom­men – nur eine 180°-Drehung war erforderlich:

Es gibt einen Alt­bau (Links) und einen Neu­bau (rechts). Man kann sich über die Archi­tek­tur strei­ten, aber ich fin­de, dass bei­des irgend­wie zuein­an­der passt.

Ich war froh, im Gewöl­be­kel­ler des Alt­baus die wirk­lich welt­be­we­gen­den Pro­ble­me zu spä­ter Stun­de dis­ku­tie­ren zu kön­nen, im Tagungs­raum zuzu­hö­ren, zu begrei­fen, auch zu strei­ten, neue Men­schen und Pro­jek­te ken­nen­zu­ler­nen, z.B.:

  • Ganz vie­le Men­schen aus dem Ver­ein ZUM e.V., die über die Jah­re hin­weg viel auf­ge­baut und mit unglaub­li­chem Eifer und Ein­satz inhalt­lich fort­ent­wi­ckelt haben
  • ein mir bis­her unbe­kann­tes Pro­jekt aus Nie­der­sach­sen – das Vfl-Wiki – ein span­nen­der Ansatz für eine Part­ner­schaft von Schu­le, gemein­nüt­zi­gem Ver­ein und Men­schen, die auch bei ZUM e.V. aktiv sind
  • Wie­der­ent­deckt: lernmodule.net – und Uwe Kohn­le, der die­se gGmbH betreibt und auch schon auf Mood­le­Moots zu sehen war. Außer­dem hat er Kon­tak­te zu den Bil­dungs­ser­vern, zu mei­ner eige­nen Bera­tungs­struk­tur hier in Nie­der­sach­sen usw.
  • Neu ken­nen gelernt: Achim Bur­ger­meis­ter – er hat Kon­tak­te nach Kasach­stan und arbei­tet auch zeit­wei­se dort. Dazu muss man wis­sen, dass hier vor Ort durch­aus auch Spät­aus­sied­ler aus Kasach­stan leben, die viel­leicht ger­ne ein­mal Pro­jek­te machen wür­den, wenn die Chan­ce bestünde.
  • Ganz vie­len kom­pe­ten­ten und auf­ge­schlos­se­nen Men­schen tue ich Unrecht, wenn ich sie hier nicht erwäh­ne, aber ich fin­de die Aus­beu­te für einen Nach­mit­tag und Abend sowie einen hal­ben Mor­gen schon überwältigend.

Natür­lich ist ein Groß­teil die­ser Kon­tak­te auf „Pen­ding“ gesetzt – aber ich weiß, dass die Zeit dafür kom­men wird, z.B. wenn grö­ße­re Tei­le des Netz­werks hier vor Ort dann end­lich lau­fen. Soweit zum lin­ken Bild.

Das rech­te Bild steht dann mehr für ein f2f-Wie­der­se­hen mit Men­schen aus der Twit­ter-Edu-Sze­ne. Da muss natür­lich alles frisch und modern, aber auch tech­nisch auf einem neue­ren Stand sein. Bezeich­nen­der­wei­se fand man im Neu­bau des Erba­cher Hofes aller­dings die Trep­pen­häu­ser kaum, so dass man selbst für ein Stock­werk dann den Auf­zug genom­men hat. Mit dem Kon­kre­ten, Prak­ti­schen haben wir „digi­ta­len Ram­pen­säue“ (der Begriff wird sich in Bäl­de noch intrin­sisch erklä­ren) es dann manch­mal etwas weniger.

Damit sich bei­des nach­hal­tig erhal­ten kann, muss man es viel­leicht ver­net­zen und dabei das ach­ten, was schon vor­han­den und wei­ter­ge­dacht *ist*. Die Digi­cam des Poli­zis­ten ist eine gute Idee. Mein Ton in dem obe­ren Dia­log war aber wohl kein ver­bin­den­der. Ich habe einen ande­ren Blick auf das Bewah­ren bekom­men. Des­we­gen bin ich dank­bar für die­se Ein­la­dung nach Mainz.

Chemiematerial schülerzentriert

Man sieht es schon an der Auf­ma­chung der Sei­te, dass hier jemand am Wer­ke ist, der einer­seits über viel Erfah­rung, ande­rer­seits über ein gehö­ri­ges Maß an Prag­ma­tis­mus ver­fü­gen muss. Aus­drück­lich emp­foh­len sei hier­mit die Sei­te von Arne Pönitz. Ich mache gera­de sein Part­ner­puz­zle zu dem Stoff­ge­mi­schen und bes­te Erfah­run­gen. Ich habe noch nicht viel Mate­ri­al gesich­tet, aber das, was ich gese­hen habe, hal­te ich für gut ein­setz­bar – z.B. auch vie­le ande­re Ver­su­che, die mich auf ande­re Glei­se und Zugän­ge set­zen – mit den Jah­ren neigt man ja doch dazu, man­ches, was gut funk­tio­niert, immer wie­der zu wie­der­ho­len. Es gibt dort auch Mate­ri­al zu Mathe und Infor­ma­tik, was ich habe nicht beur­tei­len kann.

Schulnetzwerk Reloaded

Ich hat­te ja schon vor eini­ger Zeit mei­ne Ideen für ein mög­li­ches Schul­netz­werk zusam­men­ge­tra­gen. Das war qua­si mein per­sön­li­ches Pflich­ten­heft für die Pla­nung hier vor Ort. Was soll ich sagen – es sieht ganz so aus, als wenn wir alles bekom­men wer­den, was vor allen Din­gen natür­lich das Ver­dienst unse­res Schul­trä­gers ist.

Was ist genau in den letz­ten Wochen geschehen?

  1. Ich habe viel – unglaub­lich viel tele­fo­niert. Der Elek­tri­ker vor Ort weiß, was zu tun ist. Er darf es aber nur tun, wenn der zustän­di­ge Elek­tro­pla­ner ihn dazu anweist. Der Elek­tro­pla­ner wird den Elek­tri­ker nur grü­nes Licht geben, wenn der Bau­trä­ger z.B. feh­len­de Kom­po­nen­ten nach­for­dert. Anfangs spricht man mit dem Elek­tri­ker, erkun­digt sich beim E‑Planer – Mails gehen über meh­re­re Ecken hin und her. Am Ende hat man alle Betei­lig­ten per­sön­lich gese­hen und man kom­mu­ni­ziert direkt mit Ent­schei­dungs­trä­gern. Dabei bekommt man auch sofort ver­meint­lich hei­li­ge Dia­gram­me zur geplan­ten Topo­lo­gie des Netz­werks zu sehen – direkt über den E‑Planer. Neben­bei hält man natür­lich die eige­ne Schul­lei­tung immer auf dem Lau­fen­den. Über­all läuft man im Prin­zip offe­ne Türen ein, weil ein wenig Koor­di­nie­rung durch­aus dank­bar ange­nom­men wird.
  2. Ich habe den Kon­takt zu der Fir­ma gesucht, die den tech­ni­schen Sup­port über­neh­men wird. Deren Mit­ar­bei­ter müs­sen mit dem Netz­werk zurecht­kom­men und Kom­po­nen­ten vor­fin­den, mit denen sie ver­traut sind. Also wur­den von mir auch genau die­se Kom­po­nen­ten in die Aus­schrei­bung zum E‑Planer gege­ben. Dem Bau­trä­ger muss man dabei natür­lich die Vor­tei­le ver­mit­teln: Ein Tech­ni­ker, der sich nicht groß in die vor­ge­fun­de­ne Hard­ware ein­ar­bei­ten muss, wird dau­er­haft weni­ger Stun­den für sei­ne Arbeit abrech­nen, d.h. die erwart­ba­ren Fol­ge­kos­ten sind geringer.
  3. Gemein­sam mit dem zustän­di­gen Koor­di­na­tor in der Schu­le haben wir nach Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten gesucht. Manch­mal hel­fen da Haus­halts­pos­ten, die schon lan­ge bean­tragt wor­den sind – wir hat­ten Glück. Da über den Koor­di­na­tor sehr gute Kon­tak­te zum Schul­trä­ger bestehen, kön­nen natür­lich im Rah­men des Haus­halts­rechts der Land­krei­se Lösun­gen gefun­den wer­den, die manch­mal überraschen.
  4. Dabei sind in mei­nem Fall eine Rei­he von „Feri­en­ta­gen“ ins Land gegan­gen. Wenn ich in der Auf­bau­pha­se eines Net­zes jedoch viel  Auf­wand betrei­be und immer meh­re­re Stim­men höre, so wer­de ich ein Pro­dukt erhal­ten, wel­ches mir im spä­te­ren Betrieb wenig Ärger berei­tet – die­se Feri­en­ta­ge sind also eine Inves­ti­ti­on in künf­ti­ge Feri­en­zei­ten und Freistunden.

Wie sieht das Pro­dukt aus?

  1. Wir wer­den ein Netz bekom­men, wel­ches ziem­lich kom­plett mit mana­ge­ba­ren Swit­chen aus­ge­stat­tet ist. Man kann in einem sol­chen Netz über die glei­che Ver­ka­be­lung meh­re­re Net­ze auf­bau­en. Da wir ein Medi­en­zen­trum, eine Außen­stel­le der Uni­ver­si­tät im Hau­se haben und zusätz­lich einen Gebäu­de­teil gemein­sam mit einer ande­ren Schu­le nut­zen, fin­det jede Insti­tu­ti­on ihre gewohn­te Umge­bung vor. Man kann auch jedes Netz in jeden belie­bi­gen ande­ren Gebäu­de­teil rou­ten, so dass z.B. das Medi­en­zen­trum Schu­lun­gen in den Räu­me der Uni durch­füh­ren kann – und umgekehrt.
  2. Kern­stück für unse­re eige­nes Schul­netz wird der Por­tal­ser­ver iserv wer­den.  Die­ses Pro­dukt ist regio­nal auf Nie­der­sach­sen beschränkt, ver­fügt jedoch über alle von mir im Pflich­ten­heft vor­ge­dach­ten Fea­tures und eine eige­ne nie­der­säch­si­sche Sup­port­struk­tur, die es mir erst erlaubt hat, das Pro­dukt aus­gie­big zu eva­lu­ie­ren. In die Bedie­nung des iserv lässt sich jeder etwas tech­nik­af­fi­ne Kol­le­ge ein­füh­ren, so dass in Ver­bin­dung mit den loka­len Sup­port­struk­tu­ren die Funk­ti­on des Net­zes nicht an eine ein­zel­ne Per­son gebun­den ist – ein nicht zu unter­schät­zen­der Nachhaltigkeitsfaktor.
  3. Alle Über­le­gun­gen der letz­ten Wochen sind in unse­ren Medi­en­zen­trum in eine Visi­on ein­ge­flos­sen: Wir möch­ten hier in der Regi­on einen Sup­port­ver­bund eta­blie­ren, der auf loka­le Pro­duk­te und Dienst­leis­tun­gen setzt. Das klingt im Zeit­al­ter des gren­zen­lo­sen Inter­nets erst­mal alt­ba­cken. Unse­re Erfah­rung damit ist aber schon jetzt unge­mein posi­tiv – unse­re Kun­den und Benut­zer müs­sen schließ­lich damit zurecht­kom­men. Und ich weiß, dass in einem der­ar­ti­gen, auch sozia­len Sup­port­ver­bund auch nicht unbe­dingt immer auf die Zeit oder den Preis geschaut wird.  Der Ver­bund besteht idea­ler­wei­se aus Men­schen, die Dienst­leis­tun­gen erbrin­gen und dar­an neben dem erfor­der­li­chen Ver­dienst auch Freu­de haben sollen.

Was für ein Aufwand!

Ja und Nein. Ich sehe mei­ne momen­ta­ne Arbeit als Übungs­feld für mei­ne Tätig­keit als MPB-digi. Mei­ne Erfah­run­gen, die ich hier vor Ort mache, möch­te ich natür­lich auch ande­ren Schu­len der Regi­on zur Ver­fü­gung stel­len und sie bei Ver­hand­lun­gen mit Schul­trä­gern oder Fir­men unter­stüt­zen. Das was ich hier vor Ort ler­ne, hat also Syn­er­gie­ef­fek­te. Das muss es auch, denn eine Abord­nung von einer Drit­tel­stel­le muss ja auch von einem Gegen­wert beglei­tet sein.

Die Anfor­de­rung an mich erle­be ich dabei momen­tan extrem: Neben dem tech­ni­schen Wis­sen sind natür­lich auch vie­le kom­mu­ni­ka­ti­ve Kom­pe­ten­zen erfor­der­lich – und manch­mal auch viel Ver­ständ­nis für Struk­tu­ren, die eben Struk­tu­ren sind und das genau so auch sein dür­fen. Und ich ken­ne eben Schu­le – auch als Per­so­nal­rat. Schön und ent­las­tet ist der Umstand, dass ich in eine Bera­tungs­struk­tur des Lan­des mit ihren vor allem mensch­li­chen Res­sour­cen ein­ge­bun­den bin.

Ich ver­ste­he mich damit als jemand, der hilft, dem Ler­nen in der Wis­sens­ge­sell­schaft eine Grund­la­ge zu geben – ganz prak­tisch, ganz kon­kret – fern­ab von Apo­lo­gien auf eine wie auch immer gear­te­te Zukunft.

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