Aufgabenformate Zeichensetzung

Ich habe vor eini­ger Zeit mit mei­ner Klas­se mit Hil­fe des Quiz­Script-Frame­works in mei­nem Unter­richt eige­nen Übun­gen zur Recht­schrei­bung erstel­len las­sen. Ich prä­sen­tie­re hier ein­mal einen Ansatz, den ich bemer­kens­wert hal­te und den ich noch nie in Papier­form gese­hen habe – wobei ich ehr­li­cher­wei­se wenig Papier in den letz­ten Jah­ren dazu stu­diert habe. Die Lösung ist nicht ganz leicht, die Auf­ga­ben­stel­lung viel­leicht ein wenig irre­füh­rend – aber man kann sich herantasten.

Auf­ga­be:

Ent­schei­de, ob das Kom­ma in den Sät­zen an der rich­ti­gen oder fal­schen Stel­le steht. Pass auf! Manch­mal ist ein Kom­ma mög­lich aber nicht Pflicht! Kreu­ze dann „mög­lich“ an. Ist der Satz „rich­tig“ kli­cke es ein­fach an. Über­leg ob das Kom­ma auch feh­len darf dann kli­cke „mög­lich“ an!

Ich gehe in den Wald, und ich sehe dort einen Vogel. (rich­tig) (!falsch) (!mög­lich)

Gehen sie bit­te in die de Raum G221, und fra­gen Sie Herrn Riecken! (!rich­tig) (!falsch) (mög­lich)

Das Lied begann, als Stil­le in der Aula ein­kehr­te, und nie­mand mehr flüs­ter­te. (!rich­tig) (falsch) (!mög­lich)

Der Damm ist gebrochen

Face­book akti­viert einen Algo­rith­mus, der die Erken­nung von Per­so­nen auf Fotos anhand ihrer Gesich­ter ermög­licht. Im Netz kur­sie­ren Anlei­tun­gen, wie man das ver­hin­dern kann. Kris­ti­an Köhn­topp bemerkt dazu:

Man kann die­se Funk­ti­on abschal­ten. Dann führt Face­book die Gesichts­er­ken­nung immer noch durch. Denn: bis das Gesicht erkannt wor­den ist weiß Face­book ja nicht wer dar­auf zu sehen ist, und wie die­se Per­son die Pri­va­cy Set­tings ein­ge­stellt hat, schlägt dann aber den gefun­de­nen Namen nicht mehr auto­ma­tisch vor. Die Ope­ra­ti­on ist tech­nisch also die­sel­be. Nur das Ergeb­nis wird geheim gehal­ten. (Quel­le)

Wenn ich als Wirt­schafts­un­ter­neh­men weiß, dass Daten bares Geld sind – Face­book ver­dient sein Geld mit Daten – dann liegt es im Bereich des Mög­li­chen, dass Kris­ti­an mit sei­ner „Schwarz­se­he­rei“ Recht behal­ten könn­te. Als Tech­ni­ker kann ich sei­ner Argu­men­ta­ti­on voll und ganz fol­gen. Die Post­pri­va­cy-Bewe­gung im Netz sieht wie­der ein­mal kei­nen Grund zur erhöh­ter Sor­ge und Wach­sam­keit. Über­prü­fen lässt sich das nur durch einen Blick in den Quell­code von Face­book. Was tat­säch­lich stimmt, liegt im Bereich des Glaubens.

Ich weiß nicht, inwie­weit jetzt ein Druck auf Goog­le ent­steht, die­ses Fea­ture auch in den ent­spre­chen­den Diens­ten frei­zu­schal­ten. Goog­le hat sich bis­her dage­gen gesträubt, dürf­te aber wahr­schein­lich den effi­zi­en­te­ren Erken­nungs-Algo­rith­mus besitzen.

Ich habe heu­te außer­plan­mä­ßig mit mei­nen Schü­le­rin­nen und Schü­lern dar­über gesprochen.

Gesetzt den Fall, ich wäre ledig:

Viel­leicht kann ich ja bald mein Smart­phone mit in die Bar neh­men und jede Frau hin­sicht­lich pas­sen­der Per­sön­lich­keits- und Inter­es­sen­merk­ma­le abscan­nen, bevor ich sie tat­säch­lich anspre­che oder gar Geträn­ke­aus­la­gen ris­kie­re. Das ist doch toll und befrie­digt mei­ne Bedürf­nis­se, erspart mir selbst das Aus­fül­len von Fra­ge­bö­gen bei Part­ner­ver­mitt­lungs­diens­ten usw.. Wenn ich dann noch den Like!-Button bei den ent­spre­chen­den Film­chen drü­cke, dann bekom­me ich maß­ge­schnei­dert… Der Kon­zern ent­schei­det, wer zu mir passt. Pri­ma Sache. Es lebe Post-Privacy!

Auswertung eines Diktats als Tag-Cloud

Ich habe ein­mal eines der älte­ren Dik­ta­te von mir zur Fremd­wort­schrei­bung im Stil einer Tag-Cloud aus­ge­wer­tet, d.h. die Wor­te mit der größ­ten Feh­ler­ra­te wer­den auch am größ­ten gesetzt. Das kam unter Ein­be­zug von unge­fähr der Hälf­te der Arbei­ten dabei heraus:

Eigent­lich müss­te man das immer so machen, weil sich dadurch Ent­wick­lungs­po­ten­tia­le im Bereich der Recht­schrei­bung inner­halb einer Lern­grup­pe sehr leicht visu­ell erfas­sen lassen.

Lei­der ist das zumin­dest allei­ne ein wenig müh­sam – gera­de bei 30er-Klas­sen. Ich hat­te erst noch erwo­gen, die tat­säch­lich auf­ge­tre­te­nen Schrei­bun­gen noch mit der Kom­men­tar­funk­ti­on von Goo­g­le­Docs im Doku­ment zu ver­lin­ken, aber das bedeu­tet wirk­lich Stress – eigent­lich wäre die­se Geschich­te doch auch etwas für die Lern­grup­pe selbst – qua­si als Nach­be­rei­tung des Dik­tats… Wäre doch mal etwas Neu­es zum Erproben.

Erin­ne­rung an damals

Als er sich in der Che­mie­samm­lung beim Auf­räu­men befand, muss­te er sich sehr wun­dern, als ihn der Rhyth­mus einer Leh­rer­be­grü­ßung mit­riss. Die Klas­se sag­te nicht etwa gelang­weilt „Guten Mor­gen“, son­dern „Einen wun­der­schö­nen guten Morgen!“. Es inter­es­sier­te ihn nun sehr, wer die­se Klas­se war, aber an dem Nie­sen von Melo­dy hat­te er sie sofort erkannt: Es war sei­ne ehe­ma­li­ge Klas­se 6d.

Ein dicker Kloß saß ihm im Hals und fast flos­sen Trä­nen der Rüh­rung aus sei­nen Augen. Alle sei­ne jet­zi­gen Klas­sen waren so aggres­siv, dass er sie min­des­tens fünf Minu­ten auf­ste­hen las­sen muss­te, bevor sie end­lich Ruhe gaben und der Unter­richt begin­nen konn­te. Sie ver­ga­ßen oft die Haus­auf­ga­ben und erwie­sen sich auch sonst als sehr wider­spens­tig. Nie gab es ein so mit­rei­ßen­des Will­kom­men wie damals.

Trau­rig las er die Auf­ga­ben­stel­lung zu der Che­mie­ar­beit, die eine sei­ner neu­en Klas­sen nun gleich schrei­ben soll­te. Er war sich nicht sicher, ob sie das The­ma wirk­lich ver­stan­den hat­ten, denn in den ent­schei­den­den Momen­ten pass­te nie jemand auf. Wie ger­ne hat­te er die Deutsch­ar­bei­ten sei­ner ehe­ma­li­gen Klas­se 6d gele­sen und zensiert.

Notebook und Beamer stehen zur Verfügung

Der Herr Riecken hat genau wie der Herr Rau vor eini­ger Zeit bald ein Bewer­bungs­ge­spräch. Der Lebens­lauf ging mir im Gegen­satz zu ihm recht schnell von der Hand, weil der eine oder ande­re noch hier auf der Fest­plat­te schlum­mer­te. Viel möch­te ich dazu noch nicht schrei­ben – so im Gro­ben geht es um neue Medi­en in der Schu­le. Nach Pfings­ten wird es so weit sein, dass ich Rede und Ant­wort ste­hen muss – und dazu auch sehr viel Lust habe, denn die Stel­le böte mir die Mög­lich­keit vie­le Din­ge, die ich jetzt qua­si neben­bei so mache, in der einen ande­ren Form ver­gü­tet zu bekom­men – vor allem durch Stun­den. Im Ein­la­dungs­schrei­ben stand genau der Satz, der den Titel die­ses Arti­kels bil­det – dar­auf erge­ben sich bei mir eher eine Men­ge Fra­gen, z.B.

  1. Wel­che Art von Inter­net­zu­gang ist vorhanden?
  2. Wel­che Brow­ser­plug­ins sind installiert?
  3. Gibt es dar­auf ein OpenOffice-Paket?
  4. Wird ein geschlos­se­ner Vor­trag erwar­tet, wenn ja: Wel­chen Umfang soll­te er haben?
  5. Es gibt drei Berei­che im Ange­bot, die sehr mit­ein­an­der ver­zahnt sind. Ich soll mir einen davon für die Prä­sen­ta­ti­on aus­su­chen. Schwie­rig. Gera­de für mich.  Wie gehe ich mit die­sem Dilem­ma um?
  6. […]

Klar könn­te ich das meis­te vor­her erfra­gen – ich bin mit der Stra­te­gie sehr gut gefah­ren, mich in die Lage mei­nes Gegen­übers zu versetzen:

  1. Was wür­de ich von einem Bewer­ber sehen und hören wollen?
  2. Was bekommt so eine „Aus­wahl­kom­mis­son“ wohl im All­ge­mei­nen zu sehen?
  3. Wo sind die Fett­näp­fe, d.h. was pas­siert im Hau­se der Aus­wahl­kom­mis­si­on eigent­lich und wor­auf ist die­ses Haus wahr­schein­lich mir Recht stolz?
  4. […]

Auf jeden Fall wird mein Net­book mit UMTS-Stick mit dabei sein… Die gan­zen Even­tua­li­tä­ten pas­sen bei mir gar nicht auf einen durch­schnitt­li­chen USB-Stick.

Nernstsche Gleichung: Normalform => Schulform

Schul­bü­cher nei­gen dazu, die Umrech­nung der Nernst­schen Glei­chung von der Normalform:

    \[ (1) \; U_{H(Ox/Red)} = U_{H(Ox/Red)}^0 + \frac{R \cdot T}{z \cdot F}\cdot ln \left( \frac{c(Ox)}{c(Red)} \right) \]

in die in Klas­sen­zim­mern und Unis gebräuch­li­che Form

    \[ (2) \; U_{H(Ox/Red)} = U_{H(Ox/Red)}^0 + \frac{0,059V}{z}\cdot lg \left( \frac{c(Ox)}{c(Red)} \right) \]

recht kurz dar­zu­stel­len, da die SuS natür­lich die Log­arith­men­ge­set­ze beherr­schen. Aber wie kommt man nun von der Nor­mal­form zur Schulform?

Dazu machen wir zunächst eini­ge Vorgaben:

  1. R ist die all­ge­mei­ne Gas­kon­stan­te mit einem Wert von 8,314472 J/ mol-1 * K-1
  2. T ist die ther­mo­dy­na­mi­sche Tem­pe­ra­tur in K, hier mal will­kür­lich über­heiz­te 297K (24°C) im Winter
  3. z ist die Anzahl der aus­ge­tausch­ten Elektronen
  4. F ist die Fara­day­sche Kon­stan­te mit einem Wert von 96485,3399 C * mol-1
  5. Wir müs­sen den natür­li­chen Log­arith­mus (ln) zusätz­lich noch in den deka­di­schen (lg) umrechnen

erst­mal 1,2,4 in die Nor­mal­form einsetzen:

    \[ U_{H(Ox/Red)} = U_{H(Ox/Red)}^0 + \frac{ 8,314472 \frac{J}{mol \cdot K} \cdot 293K}{z \cdot 96485,3399 \frac{C}{mol}}\cdot ln \left( \frac{c(Ox)}{c(Red)} \right) \]

Jetzt küm­mern wir uns zunächst ein­mal um die Ein­hei­ten, es soll ja irgend­wann Volt (V) da stehen:

    \[ \frac{ \frac{J}{mol \cdot K} \cdot K}{z \cdot \frac{C}{mol}} \]

Nir­gend­wo ein Volt… Aber Joule (J) lässt sich durch SI Ein­hei­ten auch so aus­drü­cken: 1J = 1C*V. Jetzt neh­men wir noch den Dop­pel­bruch weg:

    \[ \frac{1}{z} \cdot \frac{C \cdot V}{mol \cdot K} \cdot K} \cdot \frac{mol}{C} \]

Wie hübsch sich das kür­zen lässt:

    \[ \frac{V}{z} \]

Bleibt nur noch das Pro­blem der Log­arith­mus­um­rech­nung, aber da gibt es ein Rechen­ge­setz:

    \[ log_b r = \frac{log_a r}{log_a b} \]

Auf unse­ren Fall bezo­gen gilt:

    \[ r = \frac{c(Ox)}{c(Red)}\;\;a=e\;\;b=10 \]

Für einen Log­arith­mus zur Basis e gibt es die Kurs­schreib­wei­se ln, für einen zur Basis 10 die Kurz­schreib­wei­se lg, also:

    \[ log_e(x) = ln(x) \;\;\;log_{10}(x) = lg(x) \]

Wie­der auf unse­ren Fall bezogen:

    \[ lg \left( \frac{c(Ox)}{c(Red)} \right) = \frac{ln\left( \frac{c(Ox)}{c(Red)}\right)}{ln(10)} \]

… und umgeformt:

    \[ ln\left( \frac{c(Ox)}{c(Red)}\right) = ln(10)} \cdot lg \left( \frac{c(Ox)}{c(Red)} \right) \approx 2,3 \cdot lg \left( \frac{c(Ox)}{c(Red)} \right) \]

Den Log­arith­mus zur Basis Zehn nimmt man wahr­schein­lich, weil sich dadurch übli­che Kon­zen­tra­ti­ons­an­ga­ben leicht und ohne Hilfs­mit­tel umrech­nen las­sen, z.B. lg(0,1)=1 / lg(0,01)=2 usw.. Jetzt müs­sen wir alles nur noch zusammenbauen:

    \[ U_{H(Ox/Red)} = U_{H(Ox/Red)}^0 + \frac{ 8,314472 \frac{J}{mol \cdot K} \cdot 297K}{z \cdot 96485,3399 \frac{C}{mol}}\cdot 2,3 \cdot lg \left( \frac{c(Ox)}{c(Red)} \right) \]

und aus­rech­nen (Wert gerundet):

    \[ U_{H(Ox/Red)} = U_{H(Ox/Red)}^0 + \frac{0,059V}{z}\cdot lg \left( \frac{c(Ox)}{c(Red)} \right) \]

Sieht man doch leicht, oder? Den gän­gi­gen Büchern ist das oft maxi­mal zwei, drei Sät­ze wert. Man kann natür­lich mit der didak­ti­schen Reduk­ti­on argu­men­tie­ren – die­se Umrech­nun­gen dürf­ten vie­le SuS am Anfang der Ober­stu­fe im Kon­text der bestehen­den Cur­ri­cu­la im Fach Mathe­ma­tik hier in Nie­der­sach­sen schlicht­weg überfordern.

Ande­rer­seits könn­te man ange­sichts des vor­han­de­nen Taschen­rech­ners mit sei­nem CAS auch gleich die Nor­mal­form der Nernst­schen Glei­chung neh­men. Da sagt aber dann der Che­mi­ker schnell: „Oh, das mit dem Zeh­ner­log­arith­mus ist aber schon ganz prak­tisch für den Bezug zu z.B. pH-Wer­ten“ – gera­de gese­hen im Zen­tral­ab­itur Che­mie 2011.

Ich per­sön­lich fin­de immer Men­schen gut, die wis­sen, was sie da tun und war­um das so zuläs­sig ist. Das ver­ste­he ich unter Kom­pe­tenz. Eine Glei­chung suchen und mit Zah­len füt­tern kann wirk­lich fast jeder in Zei­ten des Inter­nets. Die Ergeb­nis­se wer­den dann rich­tig sein.

Die Fra­ge bleibt, ob mit sol­chem Wis­sen wis­sen­schaft­li­cher Fort­schritt mög­lich wird oder ob nicht viel­mehr die Schul­form der Glei­chung einen Rah­men setzt, der ohne Kennt­nis der Zusam­men­hän­ge nicht ver­las­sen wer­den kann – viel­leicht hält sich ja irgend­ein doo­fer Stoff unter doo­fen Bedin­gun­gen gar nicht so, wie es die Schul­form der Nernst­schen Glei­chung vor­schreibt? Sol­che Schwei­ne­rei­en kom­men in der Natur ja immer wie­der vor…

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