Das Fliesenlegerspiel

Was man braucht:

  • viel Platz, geht fast nur im Frei­en oder sehr gro­ßen Räumen
    ein dickes DINA4-Blatt für jeden
  • min­des­tens 8 Leute

Wie das geht:
Es gilt als Grup­pe eine vor­her ver­ein­bar­te Distanz (15–20m) zu über­win­den. Dabei sind Start und Ziel durch jeweils eine Linie mar­kiert. Fol­gen­de Regeln gel­ten hierbei:
1. Kein Kör­per­teil darf direk­ten Boden­kon­takt haben
2. Jeder muss immer in Kör­per­kon­takt zu sei­nem Blatt bleiben
3. Das Blatt Papier darf nicht beschä­digt werden
4. Macht einer aus der Grup­pe einen Feh­ler, muss die gesam­te Grup­pe zurück an den Start und von vorn beginnen

Es ist natür­lich erlaubt, das Blatt Papier auf den Boden zu legen und den Fuß dann dar­auf zu stel­len. Aller­dings muss laut den Regeln die Hand solan­ge am Blatt blei­ben, bis der Fuß es berührt. Das Spiel ist gelöst, wenn alle aus der Grup­pe das Ziel unter Ein­hal­tung aller Regeln erreicht haben.

Erfah­run­gen:
Das Ziel lässt sich auch allei­ne errei­chen, indem man sich auf das Blatt Papier stellt und ‚rüber­rutscht‘, nur: Irgend­wer macht dabei garan­tiert immer einen Feh­ler. Die Auf­ga­be lässt sich am bes­ten als Grup­pe lösen, wobei ver­schie­de­ne Tak­ti­ken denk­bar sind (von denen ich hier bestimmt kei­ne ver­ra­ten wer­de…). Bei gro­ßen Grup­pen emp­fiehlt sich die Auf­tei­lung in zwei oder mehr Untergruppen.

Das Erbe des Pythagoras

Was man braucht: 

  • ein zu einem Ring gekno­te­tes Seil (Län­ge abhän­gig von der Gruppengröße
  • evt. Augen­bin­den
  • 5–15 Leu­te

Wie das geht:
Die Grup­pe hebt mit ver­bun­de­nen Augen (oder mit geschlos­se­nen) das Seil auf. Jeder hat dabei eine Hand am Seil. Ihr als Grup­pen­lei­ter gebt eine belie­bi­ge 2‑dimensionale geo­me­tri­sche Figur vor (recht­wink­li­ges Dreick, Kreis, Ellip­se, Qua­drat, Recht­eck, Tra­pez…), die nun von der Grup­pe mit dem Seil gebil­det wer­den muß. Die Grup­pen­mit­glie­der dür­fen sich unter­ein­an­der abspre­chen und bestim­men selbst den Zeit­punkt, an dem sie mei­nen, das vor­ge­ge­be­ne Ziel erreicht zu haben. Auch die Vor­ga­be eines Zeit­li­mits ist hier­bei denkbar.

Erfah­run­gen:
Hmmm, ich muß ehr­lich geste­hen, sel­bi­ges Spiel noch nicht aus­pro­biert zu haben. Ich könn­te mir jedoch vor­stel­len, daß der Schwie­rig­keits­grad von der Grup­pen­grö­ße abhängt. Ich stel­le mir die gan­ze Sache eigent­lich ganz span­nend vor.

Blinde Geometrie

Was man braucht:

  • viel Platz, geht fast nur im Freien
  • einen wei­chen Untergrund
  • einen Zelt­bo­den oder eine gro­ße Pla­ne (ca. 4x4m)
  • acht Holz­lat­ten, Län­ge ca. 1–1,2m, gehobelt(!)
  • eine Augen­bin­de
  • Grup­pen á min­des­tens 2 Leute

Wie das geht:
Der Zelt­bo­den wird auf einem wei­chen Unter­grund aus­ge­brei­tet. Einer aus der Teil­neh­mer­grup­pe bekommt die Augen ver­bun­den. Schwe­rer wird es zudem, wenn der Akteur durch Dre­hen und Her­um­füh­ren des­ori­en­tiert ist. Jetzt werft ihr die Holz­lat­ten wild ver­teilt auf den Zelt­bo­den. Der Teil­neh­mer, des­sen Augen ver­bun­den sind, bekommt nun die Auf­ga­be, aus den acht Holz­lat­ten ein Qua­drat zu legen. Jede Sei­te des Qua­dra­tes soll dabei aus zwei Holz­lat­ten bestehen, die nicht über­ein­an­der­ge­legt wer­den dür­fen. Das Qua­drat muss sich voll­stän­dig auf dem Zelt­bo­den befin­den. Die ande­ren Teil­neh­mer sol­len dem armen Würst­chen in der Mit­te hel­fen. Das geht am bes­ten, wenn sich die Grup­pe rund um den Zelt­bo­den her­um ver­teilt. Kei­ner außer dem ‚Blin­den‘ darf jedoch den Zelt­bo­den betreten!

Erfah­run­gen:
Die Schwie­rig­keit des Spiels steigt mit dem Anspruch, den man als Lei­ter an die Figur ‚Qua­drat‘ stellt. Am schwers­ten ist es mei­ner Erfah­rung nach, alle Ecken geschlos­sen hin­zu­be­kom­men. Bei nicht so über­aus moto­risch bewan­der­ten Grup­pen kann man auch auf ande­re Figu­ren aus­wei­chen, z.B. auf ein regel­mä­ßi­ges (gleich­sei­ti­ges) Drei­eck mit sechs Holz­lat­ten oder ganz ein­fach: Ein Qua­drat mit vier Holz­lat­ten. Schön ist es, wenn es wäh­rend des Spiels mög­lichst ruhig zugeht. Ach ja: Die Grup­pe für sich selbst her­aus­fin­den, wie sie am bes­ten zu einem annehm­ba­ren Ergeb­nis kommt.

Tempus als Stilmittel in Erzählungen

 

Prä­ter­itum:

Das Prä­ter­itum ist als Ver­gan­gen­heits­tem­pus das Haupt­tem­pus in allen Erzäh­lun­gen, die von einem erdach­ten (fik­ti­ven) oder wirk­li­chen (nicht­fik­ti­ven) Gesche­hen in der Ver­gan­gen­heit han­deln.“ (div. Autoren: „Die Gram­ma­tik“, S.150, Duden)

Mer­ke:

Das Prä­ter­itum stellt den „Nor­mal­fall“ in Erzäh­lun­gen dar. Abweichungen

vom Prä­ter­itum geben immer Anlass, an die­ser Stel­le genau­er auf den Text

zu schauen.

Plus­quam­per­fekt:

Das Plus­quam­per­fekt dient in Erzäh­lun­gen zur Dar­stel­lung von Sach­ver­hal­ten, die bereits vor den erzäh­le­ri­schen Ereig­nis­sen abge­schlos­sen waren. Somit fun­giert es qua­si als „Ver­gan­gen­heit der Vergangenheit“.

Sehr oft begin­nen Erzäh­lun­gen auch mit dem Plusquamperfekt.

Bsp.: Es war um Sie gesche­hen. Kei­ner konn­te ihr nun mehr helfen. 

Prä­sens:

In Erzäh­lun­gen wird das Prä­sens in einem Text meist mit einer bestimm­ten Absicht ein­ge­setzt., d.h. der Leser soll durch das Ver­las­sen des nor­ma­len Erzähl­tempus „Prä­ter­itum“ auf­merk­sam gemacht wer­den. Dabei besitzt das Prä­sens ver­schie­de­ne Funktionen:

a) Das sze­ni­sche Präsens 

Im sze­ni­schen Prä­sens bricht ein erzäh­len­der Text aus dem eigent­lich vor­ge­ge­be­nen Prä­ter­itum aus. Durch die Ver­wen­dung des Prä­sens gelingt es dem Autor, den Leser mit in ein Gesche­hen (eine Sze­ne des Tex­tes) einzubeziehen.

Bsp.: „Und aus einem klei­nen Tor bricht etwas Ele­men­ta­res her­vor…“ (Tho­mas Mann)

Auf die Spit­ze getrie­ben wird die­ser Effekt durch die „Stream-of-consciousness“-Technik, die den Leser sogar mit in die Gedan­ken­struk­tur einer Figur nimmt, indem so geschrie­ben wird, wie ein Mensch i.A. denkt: ungram­ma­tisch, abge­hackt, inhalt­lich stark springend.

Bsp.: „Soll ich –  nein, ich kann nicht – aber war­um? Nein! Das darf doch nicht sein!“

b) Prä­sens als Aus­druck von all­ge­mein Gültigem

Auch in erzäh­len­den Tex­ten wird das Prä­sens oft zum Aus­druck von all­ge­mein gül­ti­gen, regel­haf­ten Sach­ver­hal­ten gebraucht, so z.B. im Epi­my­thion einer Fabel („die Moral von der Geschich­te“) oder aber auch in ein­zel­nen Sät­zen, die der Leser unbe­dingt „mit­neh­men“ soll. Meist han­delt es sich um Erzäh­lun­gen, die dem Men­schen all­ge­mein etwas ver­mit­teln, etwas leh­ren sol­len (Para­beln, gele­gent­lich auch Anekdoten).

Per­fekt:

Das Per­fekt spielt in erzäh­len­den Tex­ten kaum eine Rol­le mit zwei wich­ti­gen Ausnahmen:

a) Es kann als Ver­gan­gen­heits­form für das sze­ni­sche Prä­sens die­nen

b) Es kann all­ge­mein gül­ti­ge Aus­sa­gen für die Zukunft treffen.

Bsp.: Ein Unglück ist schnell geschehen!

„Als geil noch astrein war“ – Eine Aufführung der CAG-Rockkids

riecken.de - Page 143

Wo bin ich denn hier gelan­det? Mit einer Mischung aus ver­blüff­ter Bewun­de­rung und völ­li­ger Rat­lo­sig­keit sit­ze ich anläss­lich der Per­for­mance „Als geil noch ast­rein war“ der CAG-Rock­kids unter der Lei­tung von Jens Scholz in der Aula des Cle­mens-August-Gym­na­si­ums, sehe mich dort mit durch­aus inti­men Details aus mei­ner Ver­gan­gen­heit kon­fron­tiert und füh­le mich oft­mals ertappt in den Tex­ten von Frank Goo­sen, gele­sen von Jonas Strick­ling.

In die­sen legt der Kaba­ret­tist sei­ne Erin­ne­run­gen aus den 70er und 80er Jah­ren dar und schafft damit einen roten Faden, der die oft­mals fet­zi­gen und nahe­zu per­fekt arran­gier­ten Stü­cke der Rock­kids inhalt­lich ver­bin­det. Für mich bleibt es den gan­zen Abend lang merk­wür­dig, wie enga­giert und mit wie viel Begeis­te­rung Schü­ler und Schü­le­rin­nen von heu­te „meine Musik“ spie­len. Ihre sti­lis­ti­sche Band­brei­te reicht dabei von Soul – „Ain’t no sunshine“ (Bill Withers) – über Schla­ger – „Liebeskummer lohnt sich nicht“ (Siw Malm­quist) – bis hin zu här­te­ren Gang­ar­ten – „Paranoid“ (Black Sab­bath). Gesun­gen wer­den alle Stü­cke erstaun­lich­wei­se von Sän­ge­rin­nen (Doris Lam­ping, Clau­dia Lam­ping, Hele­ne Ger­hards, Cari­na Rockel) wäh­rend schwer­punkt­mä­ßig die Her­ren der Schöp­fung den instru­men­ta­len Rah­men bil­den (Schlag­zeug: Niklas Sta­de, Bass/Saxophon: Fabi­an Lan­ger, E‑Gitarre: Chris­to­pher Magh/Robert Kod­de­busch, Kla­vi­no­va: Marei­ke Zel­mer, Akku­s­tik­gi­tar­re: Doris Lam­ping, Per­cus­sion: Cari­na Rockel). Umrahmt wird das in sich stim­mi­ge Spek­ta­kel von einer Licht- und Mul­ti­me­dia­show mit Plat­ten­co­vern, Bil­dern und Zei­tungs­au­schnit­ten pas­send zum jeweils gespiel­ten Stück bzw. gele­se­nen Text. Ver­ant­wort­lich für die­sen tech­ni­schen Bereich sind dabei Björn Oster­kamp (Ton/Diashow), Joa­chim Wil­le­ham (Ton/Technik) sowie Jan Schul­te und Fre­de­rik Völz (Licht). Die coo­len Out­fits und vor allem die Son­nen­bril­len auf der Büh­ne las­sen nur wenig von der mühe­vol­len und umfang­rei­chen Vor­be­rei­tung die­ses Abends erah­nen, die sich sogar zeit­wei­se in einem Klos­ter voll­zo­gen hat (Pro­ben­wo­chen­en­de in Endel) – die Schwes­tern sol­len begeis­tert gewe­sen sein von den „beseelenden“ Klängen.

Musik ver­bin­det. Die Musik die­ses Abends tut dies für mich in einer ganz beson­de­ren Wei­se. Vie­le ein­präg­sa­me Ereig­nis­se im Leben eines Men­schen – und Leh­rer gehö­ren auch zu die­ser Spe­zi­es – sind mit einem beson­de­ren Musik­stück ver­bun­den, der ers­te Kuss, der ers­te unge­woll­te Absturz, ein über­mä­ßi­ger Erfolg, eine erin­ne­rungs­rei­che Fei­er oder auch die Geburt eines Kin­des. Die Ereig­nis­se ändern sich nicht, die Musik jedoch schon. 

Das Anspre­chen­de an die­sem Abend lag bestimmt auch dar­in, dass den Kin­dern der 70er und 80er Jah­re im Publi­kum teil­wei­se längst ver­dräng­te Erleb­nis­se zurück ins Gedächt­nis und damit zurück in die Gegen­wart geholt wur­den. Die blo­ße Erwäh­nung des Songs „Sunday, bloo­dy Sunday“ (U2) in einem Text von Frank Goo­sen ver­an­lass­te mich doch eher kogni­tiv ori­en­tier­ten Men­schen zu einem lau­ten und fast schon eupho­ri­schem „Nein!“ ein­ge­denk eini­ger wirk­lich revo­lu­tio­nä­rer Tanz­ein­la­gen nach der damals erfolg­reich been­de­ten DJ-Schicht. Das steht doch in einem deut­li­chen Gegen­satz zu den heu­ti­gen Kin­der­lie­der-CDs mit denen sich das Aus­le­ben musi­ka­li­scher Bedürf­nis­se heut­zu­ta­ge weit­ge­hend erschöpft. Dumm nur, dass U2 mitt­ler­wei­le halb Irland auf­kauft und sich nur wenig von dem dama­li­gen revo­lu­tio­nä­ren Charme erhal­ten hat.

Für mich als Leh­rer ist es auch immer wie­der span­nend mit anzu­se­hen, wie sich Schü­le­rin­nen und Schü­ler in der Büh­nen­si­tua­ti­on ver­än­dern und bereit sind, Sei­ten an sich preis­zu­ge­ben, die im Unter­richt nur sehr sel­ten zuta­ge tre­ten. An die­sem Mut möch­te ich mir eigent­lich manch­mal ger­ne ein Bei­spiel neh­men – kann aber lei­der bei wei­tem nicht so gut sin­gen, geschwei­ge denn tanzen.

Bleibt nur noch eine Fra­ge: Was wer­den die Stü­cke sein, die den heu­ti­gen Rock­kids in zwan­zig Jah­ren eine Schü­ler­band vor­spielt? Und an was wer­den sie sich dann erin­nern? Darf ich das eigent­lich wis­sen wollen?

1 141 142 143 144 145 148