Herzensprojekt: medienbildungskonzept.de ist online …
Ich habe ein Teil dessen, was ich über die Beratungen zum Digitalpakt über die letzten 6–7 Jahre gelernt habe, in einem Wiki zusammengeschrieben. Meine ordinäre Leistung dabei ist das reflektierte Schreiben: Die Erfahrungen stammen nicht allein von mir und selbst gehandelt habe ich dabei auch oft nicht, sondern sehr oft nur daneben gestanden und beobachtet.
Die Inhalte hatte ich auch Verlagen angeboten, aber durchweg wurde „kein Markt“ und „keine Zielgruppe“ dafür gesehen. Das stimmt ja auch: Außer Medienberater:innen können – objektiv betrachtet – im Prinzip wohl nur sehr wenige Menschen etwas damit anfangen – keine sehr große Zielgruppe also.
Wenn, dann müsse ich dieses oder jenes streichen oder das und das eher für eine spezifische Zielgruppe zuschneiden. Das wollte ich nicht. Das würde den Eindruck erwecken, als könne man die Transformation von Schule für die Digitalität einfach in Arbeitspakete zerlegen und dann wird schon alles gut, wenn jeder seinen Kram macht: Die Didaktiker schreiben schlaue Texte in Fachverlagen, die Lehrkräfte nehmen das endlich mal wahr und setzen das endlich mal um, die Träger schaffen endlich mal Hardware über den Digitalpakt an und warten diese endlich mal, die Schulen erfinden endlich mal ihren Unterricht neu, die Verlage liefern endlich mal das Material und die Politik schafft endlich mal irgendwelche Rahmenbedingungen.
Meine Erfahrung der letzten Jahre ist, dass das so nicht klappt, weil da Thema insgesamt viel komplexer ist und die einzelnen Akteure vielfältig voneinander abhängen, so dass Kommunikation und vernetztes Arbeiten die eigentlichen Schlüssel sind. Auch die Fähigkeit, die Perspektive des Gegenübers einzunehmen, ist dafür unabdingbar. Das Ganze lässt sich mit Totholz schlicht nicht abbilden, mit Hypertexten schon eher – und es ist noch immer alles irgendwie chaotisch. Da bin ich ein alter Stiesel und unbelehrbar. Außerdem verliert man bei einer Veröffentlichung über Verlage so ziemlich alle Verwertungsrechte für ein paar läppische Tantiemen und sehr viel Arbeit.
Es sind im Netz auch digitale Vordenker unterwegs, die das Ende der Gutenberg-Ära beschwören und Schule im Würgegriff einer überholten Buchkultur sehen. Diese Vordenker schreiben nun Bücher und publizieren ihre Ideen auf Papier oder PDF (also strukturellem Papier) – eine Form die für mich im krassen Widerspruch zu allem steht, was sie sonst als Kultur der Digitalität formulieren. Natürlich kann und muss man hervorheben, dass auf diese Weise Menschen ohne ausgeprägte Netzaffinität erreicht werden.
Manchmal muss ich mir auch anhören, dass vor allem Wissenschaft halt so funktioniert und allein die Kritik an dieser offenbar gottgegebenen Publikations- und Reputationsstruktur schon latente Wissenschaftsfeindlichkeit impliziert. Gleichzeitig muss sich das Schulsystem aus diesen Reihen auch so einiges anhören – was aber keinesfalls abwertend oder gar „feindlich“ sein soll – sondern eben strukturelle, konstruktive Kritik.
Mir scheint es aber zumindest gelegentlich auch darum zu gehen, die Reputationsmechanismen einer Kultur zu nutzen, die man in anderen Kontexten als überholt bezeichnet. Diesen Widerspruch bekomme ich für mich nicht aufgelöst und habe mich daher schlussendlich zumindest für eine Form entschieden, die die Organisation der Inhalte als lernenden Text ermöglicht – zunächst allerdings nur für mich selbst, aber wer weiß: Vielleicht arbeiten ja irgendwann auch andere an den Texten mit. Technisch und lizenzrechtlich möglich ist das ja ohne weiteres.
Vielleicht ist das alles aber auch so in dieser Form total sinnlos.
Aber auch dann hat es mir geholfen, sehr vieles für mich klar zu bekommen. Was ich einmal geschrieben und selbst formuliert habe, wird mir zu eigen. Das ist im Prinzip das Gleiche mit diesem Blog hier. Mal schauen, ob und was draus wird.