Die SWK möchte als kurzfristige Lösung Mehrarbeit, Abbau von Teilzeit und größere Klassen

Die politisch geschickt instrumentalisierte SWK

Manch­mal bin ja Pro­phet: Ich habe vie­le die­ser Vor­schlä­ge bereits vor eini­ger Zeit vor­aus­ge­se­hen: Lehr­kräf­te gewin­nen & Lehr­kräf­te­man­gel über­win­den – als Laie. Die SWK bekommt in sozia­len Medi­en gera­de doch recht ein­deu­ti­ge Reak­tio­nen, die Tei­le ihrer Mit­glie­der offen­bar stark ver­un­si­chert. Renom­mier­te Bildungsjournalist:innen wie der von mir geschätz­te Jan-Mar­tin Wiar­da sprin­gen ihr bei. Zwi­schen­tö­ne wie der Ver­such, Unter­richts­qua­li­tät durch Ein­satz aus­ge­bil­de­ter Lehr­kräf­te erhal­ten zu wol­len, ver­hal­len gegen­über den Maß­nah­men aus dem „Gift­schrank“.

Es war aus mei­ner Sicht kei­ne klu­ge Ent­schei­dung der SWK, den vor­an­ge­gan­ge­nen Auf­trag der KMK über­haupt anzu­neh­men – offen­bar ohne ihn zu modi­fi­zie­ren. Es ist sehr span­nend, wor­über öffent­lich gespro­chen wird. Span­nend ist aber auch, wor­über in Zusam­men­hang mit der SWK-Ver­öf­fent­li­chung nicht gespro­chen wird und wer sich gera­de nicht öffent­lich äußert und erklärt.

Ver­misst habe ich z.B. eine belast­ba­re Erhe­bung über die Grün­de, war­um Lehr­kräf­te in Teil­zeit gehen. Ver­bän­de und Lehr­kräf­te selbst behaup­ten: Wegen Über­las­tung und dem Wunsch, den Beruf mög­lichst gut und schü­ler­ge­recht zu machen. Ande­re gesell­schaft­li­che Grup­pen behaup­ten: Wegen Bequem­lich­keit und dabei zu aus­kömm­li­cher Besol­dung. Mir feh­len dazu Zah­len. Daten­ge­stütz­te Erkennt­nis­se dazu könn­ten nicht uner­heb­lich zu geeig­ne­ten Maß­nah­men bei­tra­gen. Belast­ba­re Zah­len wird man in die­ser Pha­se der Debat­te nicht mehr bekommen.

Ver­misst habe ich übri­gens wei­ter­hin die Idee, mit ande­ren Auf­ga­ben betrau­te Lehr­kräf­te zurück ins Sys­tem zu holen, z.B. Fach­be­ra­tung, Medi­en­be­ra­tung, Schul­ent­wick­lungs­be­ra­tung, Schul­in­spek­ti­on bzw. all­ge­mein Men­schen mit Lehr­amts­aus­bil­dung, die an Schul­be­hör­den, Lan­des­in­sti­tu­ten und Minis­te­ri­en arbei­ten – da wäre noch eini­ges zu holen, um den Preis einer wei­te­ren sys­te­ma­ti­schen Schwä­chung des Mit­tel­baus des Schul­sys­tems, die schon seit Jah­ren u.a. von exter­nen Bera­tungs­agen­tu­ren vor­an­ge­trie­ben wird.

Poli­tik instru­men­ta­li­siert nun­mal ger­ne – das Feu­er rich­tet sich zur­zeit recht effek­tiv gegen die Wissenschaftler:innen. Dabei hät­te ich ganz ande­re Fra­gen – z.B. ob die alt­ehr­wür­di­ge KMK (immer­hin selbst län­ger exis­tie­rend als der Bun­des­rat) eine geeig­ne­te Struk­tur dar­stellt und dar­ge­stellt hat, unser Bil­dung­s­ys­tem in eine Rich­tung zu ent­wi­ckeln, die der Volks­wirt­schaft und Kul­tur eines boden­schatz­ar­men Lan­des gerecht wer­den könn­te. Immer­hin spricht die SWK ja selbst von Pro­ble­men von his­to­ri­schem Aus­maß – da darf es fol­ge­rich­tig auch kei­ne Denk­ver­bo­te hin­sicht­lich des Fort­be­stands von Struk­tu­ren jed­we­der Art und Geschich­te geben.

Fehlende Alternativen zu den Vorschlägen der SWK

Ich mache mich jetzt ein­mal unbe­liebt: Es gibt objek­tiv m.E. über­haupt kei­ne Alter­na­ti­ve zu den vor­ge­schla­ge­nen Maß­nah­men, wenn man die bis­he­ri­ge – schon jetzt oft kri­ti­sier­te – Unter­richts­qua­li- und ‑quan­ti­tät zumin­dest für einen gewis­sen, wahr­schein­lich recht kur­zen Zeit­raum auf­recht erhal­ten möchte.

Daher lau­fen dra­ma­ti­sie­ren­de Kom­men­ta­re wie der von Bob Blu­me im Spie­gel weit­ge­hend ins Lee­re: Sie benen­nen Misstän­de und Fehl­ar­gu­men­ta­tio­nen – sie blei­ben jedoch letzt­lich die Ant­wort schul­dig, was man denn jetzt genau für die Schüler:innen machen soll, die sich im Sys­tem befin­den. Über­wie­gen­de Tei­le der Gesell­schaft sind der Kla­ge der Lehr­kräf­te wahr­schein­lich überdrüssig.

Die Maß­nah­men selbst wer­den zwar kurz­fris­tig hel­fen, aber letzt­lich dazu füh­ren, dass sich Fehl­ent­wick­lun­gen wei­ter ver­schär­fen. Die Zeit, um gegen­zu­steu­ern, wird nicht aus­rei­chen. Der Ver­weis auf Ver­säum­nis­se in der Ver­gan­gen­heit mag eben­falls objek­tiv rich­tig, aber noch weni­ger hilf­reich bei der Bewäl­ti­gung aktu­el­ler Her­aus­for­de­run­gen sein.

Warum die Idee einer Imagesteigerung des Lehrer:innenberufes bestenfalls niedlich ist

Wer for­dert, das Image des Lehrer:innenberufs zu ver­bes­sern, um mehr Bewerber:innen gewin­nen zu kön­nen und z.B. mehr Stu­di­en­plät­ze schaf­fen möch­te, ver­kennt die Situa­ti­on in der Gesamt­ge­sell­schaft: Das Fach­kräf­te­pro­blem ist ein gesamt­ge­sell­schaft­li­ches! Das Hand­werk, die öffent­li­che Ver­wal­tung, die Bun­des­wehr, die Poli­zei, das Gesund­heits­sys­tem, die früh­kind­li­che Bil­dung, die Indus­trie – eigent­lich nahe­zu alle Bran­chen tre­ten zu der oft vor­ge­schla­ge­nen „Image­of­fen­si­ve“ in Kon­kur­renz. Es feh­len schlicht die Men­schen für die Auf­ga­ben inner­halb von Wirt­schaft und Ver­wal­tung. Als leid­lich gut aus­ge­bil­de­ter jun­ger Mensch bin ich nicht (mehr) dar­auf ange­wie­sen, um die Gunst eines Sys­tems zu buh­len – es bewer­ben sich gleich meh­re­re um mich. Je grö­ßer dabei die Not, des­to gerin­ger muss übri­gens fol­ge­rich­tig zusätz­lich im Prin­zip die eige­ne Kom­pe­tenz von Bewerber:innen sein. Ggf. könn­te die oft beschwo­re­ne „Deindus­tria­li­sie­rung Deutsch­lands“ gera­de nicht durch Steu­ern und Ener­gie­prei­se, son­dern letz­ten­en­des durch das schlich­te Feh­len von Köp­fen vor­an­ge­trie­ben wer­den, wenn Fak­to­ren wie poli­ti­sche Sta­bi­li­tät und frei­heit­li­che Gesell­schafts­ver­hält­nis­se kein aus­rei­chen­des Wachs­tum in einer kapi­ta­lis­ti­schen Markt­lo­gik der Groß­kon­zer­ne mehr garantieren.

Was also tun?

Eine Attrak­ti­vi­täts­stei­ge­rung mit Strahl­kraft kann nur aus dem Sys­tem her­aus erfol­gen. Poli­tisch muss alles dar­an gesetzt wer­den, enga­gier­te und klu­ge Köp­fe im Bil­dung­s­ys­tem um jeden Preis zu hal­ten. Das geht mit den bis­he­ri­gen Ver­wal­tungs- und Hörig­keits­struk­tu­ren nicht. Wenn sich Ver­ant­wort­li­che immer wie­der auf ihr Recht beru­fen könn­ten, z.B. Wei­sun­gen zu ertei­len, die dann prak­tisch nicht umsetz­bar sind, wird es schwie­rig. Wenn wir gegen­über Lehr­kräf­ten immer wie­der Kon­zep­te des maxi­ma­len Miss­trau­ens fah­ren (z.B. enge Vor­schrif­ten zur jus­ti­tia­blen Kor­rek­tur oder Durch­füh­rung von Prü­fun­gen), wird es schwie­rig. Wie wäre es statt­des­sen mit einer umfas­sen­den Rechts­schutz­ver­si­che­rung? Oder umfas­sen­den Insas­sen­ver­si­che­rung, wenn der enga­gier­te Kol­le­ge mit der klei­nen Schüler:innengruppe zu einem Wett­be­werb fährt anstatt dann auch noch einen Antrag stel­len zu müs­sen? Ver­trau­en statt Miss­trau­en als default, dienst­recht­li­che Maß­nah­men – dann bit­te auch ger­ne wirk­lich eska­lie­rend – bei fort­ge­setz­tem Fehlverhalten.

Was wei­ter­hin kom­plett fehlt, ist eine Per­spek­ti­ve für die Men­schen, die sich jetzt im Sys­tem befin­den. Die Erfah­rung aus der Ver­gan­gen­heit ist, das Mehr­be­las­tun­gen schnell umge­setzt, Ent­las­tun­gen dann aber immer wie­der ver­tagt wer­den. Solan­ge die­ser Zyklus nicht durch eine ech­te Per­spek­ti­ve durch­bro­chen wird, bleibt es schwie­rig. Sym­bo­le wie die Abset­zung der KMK wür­den zwar m.E. immens hel­fen, sind wahr­schein­lich for­mal nicht rea­lis­tisch. Und so kon­struk­tiv ist die­se For­de­rung ja auch wie­der nicht. Zu den Anfän­gen die­ses Blogs hat­te ich ein­mal die Idee, dass Bil­dungs­sys­tem einer staat­lich eng kon­trol­lier­ten NGO anzu­ver­trau­en. Ja, ich weiß, Föde­ra­lis­mus und so. Aber es wür­de zumin­dest das Bil­dung­s­ys­tems den Legis­la­tur­pe­ri­oden ent­zie­hen – ich ernied­ri­ge daher auf:  „Der KMK eine NGO ent­ge­gen­stel­len“ (und nach zehn Jah­re zu schau­en, woher die nach­hal­ti­gie­ren Impul­se gekom­men sind – die ande­re Orga­ni­sa­ti­on wird dann auf­ge­löst.) Das wären viel­leicht ein Sym­bol und eine geeig­ne­te Perspektive.

Zivilgesellschaft muss es noch mehr als jetzt schon richten

Jetzt kommt schon wie­der etwas Unan­ge­neh­mes: Trotz­dem Poli­tik und Ver­wal­tung viel zur aktu­el­len Kri­se bei­getra­gen haben, wer­den es Poli­tik und Ver­wal­tung nicht ohne Lehr­kräf­te und Zivil­ge­sell­schaft schaf­fen. Wir Lehr­kräf­te mit gro­ßen oder kei­nen Kin­dern müs­sen weg von der Hal­tung: „Jetzt sol­len die Jun­gen mal!“ (falls wir sie hät­ten, soll ja schon vor­ge­kom­men sein). Spe­zi­ell auf uns kommt eini­ges zu. Gleich­zei­tig müs­sen wir uns mehr unse­res Wer­tes für das Sys­tem bewusst wer­den und das dann so leben. Wir haben eine Loya­li­täts­pflicht gegen­über dem Dienst­her­ren, er aber auch eine gegen­über uns. Das wird ger­ne ver­ges­sen. Wider­stands­for­men hin­ter der eige­nen Klas­sen­raum­tür inter­es­sie­ren eine for­ma­le Struk­tur wir eine Schul­bü­ro­kra­tie wesent­lich weni­ger als Wider­stands­for­men, die Ver­wal­tungs­ak­te aus­lö­sen und z.B. mit Hil­fe von Ver­bän­den ihrer­seits intern und immer der Treue­pflicht fol­gend eska­liert wer­den können.

Um es kon­kre­ter zu machen: Beam­te müs­sen beam­ten­recht­lich amts­an­ge­mes­sen beschäf­tigt wer­den. Das ist ein ziem­lich rele­van­ter Kern der Für­sor­ge­pflicht. Die ihnen über­tra­ge­nen Auf­ga­ben müs­sen ihren Qua­li­fi­ka­tio­nen (Hebel­punkt 1) und der Wer­tig­keit ihres Amtes (Hebel­punkt 2) ent­spre­chen. Die Aus­ge­stal­tung eines Amtes durch den Dienst­herrn hat hier eine juris­ti­sche Grenze.

Wir – und damit mei­ne ich vie­le Män­ner – dür­fen die Haupt­last der fami­liä­ren Auf­ga­ben nicht vor­wie­gend Frau­en auf­bür­den. Alle Män­ner, die die Kon­fek­ti­ons­grö­ßen ihrer Kin­der nicht ken­nen, tun das. Also auch ich. Vie­le Frau­en sind im Sys­tem wegen der fami­li­en­freund­li­chen Anpas­sungs­mög­lich­kei­ten der Arbeits­zeit und tra­gen aber gleich­zei­tig die vol­le Last des „Fami­li­en­ma­nage­ments“, d.h. Lebens­mo­del­le von Lehr­erfa­mi­li­en wer­den durch Reduk­ti­on der Teil­zeit­mög­lich­kei­ten nicht unbe­rührt blei­ben kön­nen. Ich bin mir näm­lich nicht so sicher, ob es wirk­lich vie­le Lehr­kräf­te gibt, die ohne eige­ne Kin­der unter 18 Jah­ren oder pfle­ge­be­dütf­ti­ge Ange­hö­ri­ge Stun­den redu­zie­ren. Die Ermitt­lung kon­kre­ter Zah­len dazu ist die SWK schul­dig geblie­ben. 49% Teil­zeit­quo­te hört sich erst­mal viel an, ja.

Vertrauen muss wieder default werden

Eltern müs­sen in Erzie­hungs­fra­gen noch mehr als jetzt in Ver­ant­wor­tung gehen. Koope­ra­ti­on soll­te Kon­fron­ta­ti­on ste­chen, auch wenn Erzieher:innen und Lehr­kräf­te die indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­se der eige­nen Kin­der zuneh­mend eher weni­ger als mehr erfül­len kön­nen. Sonst wird es bald deut­lich weni­ger Men­schen geben, die dazu bereit und auch noch in der Lage sind, indi­vi­du­ell auf Kin­der ein­zu­ge­hen. Ich möch­te allen Eltern Mut machen, den Lehr­kräf­ten ihrer Kin­der zu ver­trau­en. Wenn die­ses Ver­trau­en gestört ist, gibt es taug­li­che Mit­tel (Gesprächs­ter­min + ggf. dann wei­te­re Eska­la­ti­on) und weni­ger taug­li­che Mit­tel (Ver­öf­fent­li­chung von Kor­rek­tu­ren auf Social­me­dia, Beschwer­de bei der Schul­be­hör­de als ers­te Reak­ti­on) zur Lösungsanbahnung.

Ich möch­te den Schul­be­hör­den und Kul­tus­mi­nis­te­ri­en Mut machen, ihren Schul­lei­tun­gen und Lehr­kräf­ten mehr oder anders zu ver­trau­en. Ziel muss Selbst­stän­dig­keit sein. Nur das trägt lang­fris­tig zur Arbeits­ent­las­tung von Schul­lei­tun­gen und Behör­den bei. Kon­trol­le und Bera­tung mit dem Ziel der unbe­ding­ten Pflicht­er­fül­lung wird immer ver­un­si­chern. Ver­un­si­che­rung zieht ein Bestre­ben nach Absi­che­rung nach sich. Vie­le klein­tei­li­ge Nach­fra­gen von vie­len Kolleg:innen kann z.B. kei­ne Schul­lei­tung die­ser Welt bewältigen.

Wenn etwas Öffent­lich­keits­wirk­sa­mes schu­li­sches Per­so­nal angeht, darf man schu­li­schem Per­so­nal ver­trau­en und es VOR der Öffent­lich­keit infor­mie­ren. Neue­run­gen und Auf­trä­ge z.B. aus Pres­se­mit­tei­lun­gen zu erfah­ren stärkt an der Basis nicht die Auto­ri­tät über­ge­ord­ne­ter Behör­den. Das ist schlicht opti­mier­ba­rer Füh­rungs­stil. Ide­al wäre natür­lich eine Betei­li­gung der Basis an Ent­schei­dungs­pro­zes­sen, aber natür­lich wenig realistisch.

Wo Men­schen arbei­ten, gesche­hen Feh­ler. Wo Men­schen über­las­tet sind, über­pro­por­tio­nal vie­le. Man kann jetzt so tun, als bestün­de die Mög­lich­keit, dass der­ar­ti­ge Feh­ler im Prin­zip immer wie­der und über­all vor­kom­men – obwohl sie sta­tis­tisch kaum rele­vant sind – und für alle mög­li­chen Spe­zi­al­fäl­le, die sel­ten ein­tre­ten, neue Vor­ga­ben, Erlas­se und Ver­ord­nun­gen gene­rie­ren, die letzt­lich die Arbeit aller ein­schrän­ken und erschwe­ren – das kann sogar dazu füh­ren, dass die Behör­de bei Anfra­gen dann selbst nicht mehr durch­blickt und letzt­lich auch mehr Arbeit hat.

Man kann aber auch dar­auf ver­trau­en, dass im Schul­sys­tem in der Mehr­zahl gut aus­ge­bil­de­te Men­schen arbei­ten, die die Res­sour­cen des Dienst­herrn nicht absicht­lich oder fahr­läs­sig bin­den wol­len. Und die Welt ist gemein: Es tre­ten immer wie­der Fäl­le ein, die unvor­her­seh­bar waren. Und dann reagiert man wie­der mit neu­en Vor­ga­ben, Erlas­sen und Ver­ord­nun­gen, die Arbeit aller erschwe­ren? Viel­leicht ist die­ses Kon­zept selbst bedingt zielführend.

Men­schen arbei­ten ger­ne in Umge­bun­gen, die ihnen etwas zutraut und die ihnen selbst ver­traut. Und das Schul­sys­tem muss attrak­ti­ver wer­den. Ver­trau­en als default bit­te! (klappt bei Professor:innen und Richter:innen im Wesent­li­chen auch).

Reform der Ausbildung von Erzieher:innen und Lehrkräften

Eines vor­weg und wie­der umpo­pu­lär: Für die Sekun­dar­stu­fe habe ich kei­ne Lösung. Die scheint aber auch nicht so wich­tig zu sein wie der Ele­men­tar- und Prim­ar­be­reich, wenn Din­ge wie Chan­cen­gleich­heit und Anhe­bung des gesam­ten Bil­dungs­ni­veaus einer Bevöl­ke­rung im Mit­tel­punkt ste­hen – da ver­lie­ren wir die Kin­der wesent­lich frü­her und das lässt sich auch kaum wie­der auf­ho­len, wenn ich die mir bekann­ten Stu­di­en rich­tig gele­sen habe. Daher: Im KiTa- und Krip­pen­be­reich müs­sen wir die Aus­bil­dungs­qua­li­tät anhe­ben. Das soll­ten zumin­dest ver­mehrt aka­de­mi­sche Berufs­bil­der sein.

Im Prim­ar­be­reich ist mir das Kon­zept eines dua­len Stu­di­ums sehr sym­pa­thisch. Koope­ra­ti­on mit ande­ren Fach­kräf­ten kommt im Prim­ar­be­reich im Berufs­all­tag deut­lich öfter vor als in höhe­ren Schul­for­men. Das bil­det eine gute Grund­la­ge für jun­ge Men­schen, die sich beruf­lich noch fin­den wol­len und eine frü­he Per­spek­ti­ve auf das, was Schu­le aus­macht. Und ein frü­her Ein­blick bie­tet Chan­cen, sich zu begeis­tern und auch fach­lich im Stu­di­um Leis­tung zu brin­gen, aber auch frü­he Chan­cen auf Umori­en­tie­rung. So könn­ten Schu­len von mehr klu­gen Köp­fen im All­tag profitieren.

Die größ­te Ent­las­tung für wei­ter­füh­ren­de Schul­for­men wären m.E. letzt­lich Men­schen, die in der Mehr­zahl lern­of­fen und selbst­kom­pe­tent sind. Gleich­zei­tig könn­te das das Arbeits­um­feld attrak­tiv machen, wenn jun­ge Men­schen uns dann anders fordern.

Fachkräfte zur Entlastung der Lehrkräfte von fachfremden Aufgaben?

Die fach­frem­den Auf­ga­ben gibt es ja an Schu­len for­mal nicht, weil für die Aus­ge­stal­tung des Lehr­kräf­te­be­ru­fes der Grund­satz der Amts­an­ge­mes­sen­heit gilt (s.o.). Die Vor­schlä­ge der SWK zur Ent­las­tung von Lehr­kräf­ten in die­sem Bereich blei­ben mir ver­gli­chen mit den sehr kon­kre­ten Berech­nun­gen zu Stun­den­ge­win­nen durch Ein­schrän­kung von Teil­zeit­op­tio­nen, Mehr­ar­beit und Co. etwas zu vage. Die Idee einer Kor­rek­turas­sis­tenz ist ja wahr­schein­lich auf den ers­ten Blick ganz nett, aber ver­kennt, dass hier vie­le Fra­gen offen­blei­ben – etwa die nach der Qua­li­fi­zie­rung der betei­lig­ten Per­so­nen und dem Auf­wand für die not­wen­di­gen Kommunikationsprozesse.

Die Digi­ta­li­sie­rung wird nach mei­nem Emp­fin­den von der SWK noch zu stark mit tech­ni­schem Fokus gedacht anstatt deren gesamt­ge­sell­schaft­li­che Impli­ka­tio­nen in den Blick zu neh­men. Die Vor­schlä­ge zum Hybrid­un­ter­richt erschei­nen mit sehr stark durch klas­si­sche uni­ver­si­tä­re Lern­set­tings geprägt. Wie könn­ten Stel­len­be­schrei­bun­gen für Per­so­nal kon­kret aus­se­hen, das Lehr­kräf­te nach­hal­tig ent­las­ten soll? Wo wer­den die ein­zu­set­zen­den Res­sour­cen erho­ben und eben­so pla­ka­tiv berech­net und mit Zah­len hin­ter­legt wie die zu erwar­te­ten­den Stun­den­ge­win­ne? (war wahr­schein­lich nicht der „Auf­trag“).

Und das Digitale?

Ach, ich glau­be mei­ne Gedan­ken dazu ver­kau­fe ich bes­ser wie­der in Form eines kom­mer­zi­el­len Arti­kels :o)…

 

 

 

 

 

 

Schulkritik und Komfortzone

Ich habe ges­tern die Doku­men­ta­ti­on „Jugend ohne Abschluss“ aus der Rei­he „45 Minu­ten“ des NDR gesehen:

Akti­vie­ren Sie Java­Script um das Video zu sehen.
https://www.youtube.com/watch?v=tYOJ0nllvC4

Mir wird bei sowas immer wie­der klar, dass sich Schu­le nicht durch Ver­stel­len eini­ger Schrau­ben ver­än­dern lässt.

Selbst wenn wir Din­ge wie ver­än­der­te Prü­fungs­kul­tur, sinn­stif­ten­des Ler­nen und Pro­jekt­ler­nen umset­zen, wür­de sich ohne wei­te­re gesell­schaft­li­che Para­me­ter wahr­schein­lich wenig ändern – vor­aus­ge­setzt, wie bekä­men ohne das Schrau­ben an ande­ren gesell­schaft­li­chen Para­me­tern das über­haupt hin.

Das hat für mich damit zu tun, dass Auf­wach­sen in einer Gesell­schaft dem Auf­wach­sen in einer Her­de gleicht und Päd­ago­gik für mich eigent­lich eine Auf­ga­be der Her­de ist, bzw. dass in der Rea­li­tät die „Her­de“ das impli­zit immer tut und übernimmt.

Die Schüler:innen in der Doku­men­ta­ti­on sind für mich geprägt von ihrer per­sön­li­chen Ent­wick­lung in einer Gesell­schaft, zu der das Schul­sys­tem sach­lo­gisch ganz gut passt und die Erfah­run­gen des Ver­sa­gens ver­stärkt. Aber Schu­le ist eben ein Lern­ort von vie­len, ver­än­der­te Prü­fungs­kul­tur, sinn­stif­ten­des Ler­nen und Pro­jekt­ler­nen kann nicht vor­aus­set­zungs­los statt­fin­den und voll­zieht sich immer auf der Basis der gesell­schaft­li­chen Pro­zes­se, in die Schu­le nun­mal ein­ge­bun­den ist.

Sorgt z.B. gen­der­ge­rech­te Spra­che dafür, dass die Benach­tei­li­gung von Frau­en in einer Gesell­schaft mit kapi­ta­lis­ti­schem Betriebs­sys­tem abge­baut wird? Wür­de eine Gesell­schaft, in der Frau­en nicht mehr benach­tei­ligt sind, eine ande­re Spra­che her­vor­brin­gen? Wür­de eine Gesell­schaft mit einem ande­rem Betriebs­sys­tem eine ande­re Schu­le her­vor­brin­gen oder eine ver­än­der­te Schu­le eine ande­re Gesellschaft?

Was wir seit Jah­ren gut kön­nen, ist zu beschrei­ben, was wir wol­len. Wir suchen uns dafür ein­zel­ne Aspek­te her­aus, die wir beson­ders gut beschrei­ben kön­nen. Digi­ta­li­sie­rung, Prüfungsformate

Gen­der­ge­rech­te Spra­che beschreibt für mich bis­her ledig­lich einen Wunsch. His­to­risch hat Spra­che immer Gesell­schaft abge­bil­det. Hat ver­än­der­te Spra­che allein schon­mal gesell­schaft­li­che Ver­hält­nis­se ver­än­dert? Besteht nicht die Gefahr, dass nach anfäng­li­cher Irri­ta­ti­on über „ver­ge­wal­tig­te“ Spra­che ange­nom­men wird, dass Frau­en jetzt doch schon ganz schön mehr gleich­be­rech­tigt sind? Oder dass durch eine ver­än­der­te Prü­fungs­kul­tur das kapi­ta­lis­ti­sche Betriebs­sys­tem auto­ma­tisch umpro­gram­miert wird?

Übri­gens: Huma­nis­ti­sche Päd­ago­gik ist im Rah­men der Bera­tung von Unter­neh­men durch­aus salon­fä­hig gewor­den, um Gewinn­ma­xi­mie­rung unter dem Deck­man­tel von „Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­zes­sen auf Augen­hö­he“ zu betrei­ben. Die Hier­ar­chien sind noch vor­han­den – und viel­leicht bloß ste­alth geor­den hin­ter „akti­vem Zuhö­ren“, „Joi­ning“ und „Socia­li­zing“.

War­um soll­te sich z.B. sinn­stif­ten­des Ler­nen nicht eben­falls nach einer kapi­ta­lis­ti­schen Logik nut­zen lassen?

Lie­be Mitarbeiter:innen, 30% eurer Arbeits­zeit könnt ihr mit euren sinn­stif­ten­den Pro­jek­ten ver­brin­gen, das habt ihr in der Schu­le pri­ma gelernt, aber weil wir so gut zu euch sind und das über­haupt erst ermög­licht, haben wir das Vor­kaufs­recht auf eure Ideen!“.

Ist damit z.B. die For­de­rung nach einer ver­än­der­ten Prü­fungs­kul­tur am Ende ein Fei­gen­blatt? Ist gen­der­ge­rech­te Spra­che am Ende ein Fei­gen­blatt? So qua­si eine Art intel­lek­tu­el­ler Ablass­han­del? „Seht, ich habe es gese­hen und beschrie­ben, lest und ver­steht end­lich! Und macht end­lich, dass es sich ändert!“.

Men­schen, die sich für Gleich­be­rech­ti­gung ein­set­zen, wis­sen, dass Spra­che das dünns­te Brett ist – aber eben am leich­tes­ten zu bear­bei­ten, weil man dann weni­ger mit dem Stech­ei­sen im Hart­holz her­um­wür­gen muss. Gen­der­ge­rech­te Spra­che als intel­lek­tu­el­le Kom­fort­zo­ne. Dar­über lässt sich schrei­ben, strei­ten, dis­ku­tie­ren, ohne dass es all­zu dicht kommt. Weder muss ich als Mann dafür mei­nen Ange­stell­ten mehr zah­len, noch mei­nen gleich­be­rech­tig­ten Teil bei der Haus­ar­beit oder Kin­der­be­treu­ung leis­ten. Ein wenig Gen­öle auf Social­me­dia oder in den Feuil­le­tons ertra­gen, das war es auch schon.

Ich den­ke gera­de viel dar­über in mei­nen Bera­tun­gen über die­se Struk­tu­ren nach – ist ja schon irgend­wie auch eine schrä­ge Ana­lo­gie. Mei­ne Posi­ti­on ist ver­dammt kom­for­ta­bel. Ich muss mei­ne Hal­tung nicht ändern oder mei­ne Arbeits­rou­ti­nen. Das ist oft auch der Grund dafür, dass ich mich manch­mal bewusst in ande­re Posi­tio­nen bege­be und im mei­nem pri­va­ten Umfeld die Viel­falt suche. Ich bin sehr glück­lich, dass ich dabei auch manch­mal unge­fil­tert rück­ge­mel­det bekom­me, „wie das so ankommt in die­ser Realität“.

PS:

Ich ver­wen­de zuneh­mend gen­der­ge­rech­te Spra­che und set­ze mich für ver­än­der­te Rou­ti­nen im Schul­sys­tem ein. Die die­sem Ein­satz ver­bun­de­ne „Leis­tung für gesell­schaft­li­che Ver­hält­nis­se“ hal­te aller­dings in mei­nem Fall nicht für beson­ders rele­vant. Die Magie kommt für mich von woan­ders. Und manch­mal fängt sie ganz banal an, z.B. bei der Unter­stüt­zung bei der Ein­rich­tung von irgend­wel­chem Gerätekrams.

 

 

Luxusprobleme

Ich habe das viel­leicht auf Dau­er zwei­fel­haf­te Glück, schon seit ein­ein­halb Jah­ren kei­nen eige­nen Unter­richt mehr geben zu müs­sen – aber jeder­zeit zu kön­nen (ich war immer­hin schon ein­mal an einer Grund­schu­le und einer berufs­bil­den­den Schu­le). Ich arbei­te an einem fan­tas­tisch auf­ge­stell­ten Medi­en­zen­trum. Mein Land­kreis schafft gera­de nahe­zu para­die­sisch anmu­ten­de Ausstattungsszenarien:

  • jede Schu­le hat die Mög­lich­keit, über Glas­fa­ser mit einer Inter­net­an­bin­dung ver­sorgt zu wer­den – bei man­chen wird es aber schlicht an den Betriebs­kos­ten schei­tern – die müs­sen dann hier meist mit einem „lum­pi­gen DOCSIS3.1‑Vodafone-Anschluss“ vor­lieb neh­men – immer­hin auch 500–1000Mbit/s zumin­dest im Down­stream. Vor­erst ist es noch oft der alte T@School-Anschluss – zumin­dest bei klei­nen Trägern.
  • ich bin sehr guter Hoff­nung, dass durch den Digi­tal­pakt hier mas­siv in die digi­ta­le Infra­struk­tur von Schu­len inves­tiert wird. Allem Anschein nach wer­den alle Trä­ger die För­der­mit­tel maxi­mal aus­schöp­fen. Gera­de eben tru­deln hier die ers­ten Bewil­li­gungs­be­schei­de aus den Kom­mu­nen ein, die auch wir dazu bera­ten haben.
  • ich bin fest in der Bera­tung der meis­ten Trä­ger ein­ge­bun­den. Der Digi­tal­pakt ist ein Tür­öff­ner in Gemein­den und Schu­len, die für mich bis­her uner­reich­bar waren.
  • ich kann in Bera­tun­gen ver­schie­de­ne Schu­len – meist in einer Trä­ger­schaft – bün­deln und ganz neben­bei durch Auf­ga­ben­tei­lung die Vor­tei­le des ver­netz­ten Arbei­tens (nicht pri­mär mit Gerä­ten, son­dern mehr im Den­ken) zei­gen oder zumin­dest ein zar­tes Saat­korn setzen.
  • die Aus­stat­tun­gen in den ver­schie­de­nen Trä­ger­schaf­ten sind durch­aus unter­schied­lich – man­che sind viel wei­ter als ande­re. Aber allen ist sehr klar, dass Kom­pe­ten­zen in einer digi­ta­li­sier­ten Welt ande­re als vor­her sind und ihr Vor­han­den­sein ein immenser Stand­ort­fak­tor ist: Nach lan­gem War­ten auch in der Grundschule.
  • ich kann ganz unter­schied­li­che Fort­bil­dungs­for­ma­te erpro­ben. Man­ches ist der schlich­ten Prag­ma­tik geschul­det (Maik am iPad?), in man­chem steckt viel Herz­blut – z.B. durch den anste­hen­den vor­sich­ti­gen Auf­bau der ers­ten Blen­ded-For­ma­te (Soft­ware­ba­sis: Doku­Wi­ki + Big­BlueBut­ton). Was ich in die­sem Bereich gemein­sam mit mei­nem Team mache, ist offen zugäng­lich. Die Nach­fra­ge ist hoch. Ich kann mit Kolleg*innen arbei­ten, die an ihren Schu­le heu­te Din­ge bewe­gen und das ausschließlich.
  • auf Lan­des­ebe­ne kommt ganz viel zusam­men, was zusam­men gehört, z.B. Medi­en­be­ra­tung, Schul­ent­wick­lungs­be­ra­tung und Bera­tung für Unter­richts­qua­li­tät. Aus Namen wer­den Gesich­ter, in gemein­sa­men Tref­fen ent­steht Ver­trau­en über eins­ti­ge Sys­tem­gren­zen hin­weg, u.a. weil ful­mi­nan­te Ver­net­zer am Werk sind, z.B. die­ser hier.
  • ich habe Ein­bli­cke in nahe­zu jede in Nie­der­sach­sen denk­ba­re Schulform
  • ich kann mich im Prin­zip zu belie­bi­gen The­men in kur­zer Zeit „auf­la­den“, weil ich Arbeits­zeit recht frei gestal­ten kann.

Es läuft natür­lich nicht alles glatt. Jeden Tag gibt es auch Ent­täu­schun­gen, Unsi­cher­hei­ten, Fra­gen und hin und wie­der sehr erns­te Kon­flik­te, die um Mona­te zurück­wer­fen. Ob z.B. in dem sehr inte­gra­lem Teil der Orga­ni­sa­ti­on von Schul­sup­port Sta­bi­li­tät ein­kehrt, ist für mich immer wie­der zwei­fel­haft. Aber es gibt einen unbe­ding­ten Wil­len auf Sei­ten der Trä­ger und auch ein wenig „Kamp­fes­lust“, über Spit­zen­ver­bän­de mit dem Land noch ein­mal ernst in Klau­sur über z.B. die künf­ti­ge Kos­ten­tei­lung zu gehen.

Ich bin auf sehr vie­len unter­schied­li­chen Ebe­nen unter­wegs. Mei­ne Posi­ti­on ist sehr ein­zig­ar­tig. Ohne Unter­richt fehlt aber auch etwas. Ande­rer­seits macht mich der zuneh­mend ver­lo­ren­ge­hen­de Kon­takt zum All­tags­ge­schäft auch pro­duk­tiv abhän­gig: Wenn ich etwas errei­chen will, muss ich viel zuhö­ren, mich auf Mei­nun­gen der­je­ni­gen stüt­zen, die nicht der­ma­ßen pri­vi­le­giert sind.

Ich glau­be, dass ich mitt­ler­wei­le gar nicht mehr ans Gym­na­si­um gehö­re. Her­aus­for­dern­de Viel­falt gäbe es an einer berufs­bil­den­den Schu­le – da sitzt schließ­lich die gesam­te Gesell­schaft. Oder auf eine Abord­nung zu einer päd­ago­gi­schen Hoch­schu­le hin­ar­bei­ten? Viel­leicht in ein Aus­bil­dungs­se­mi­nar gehen? Wenn man einen Quer­schlä­ger wie mich da haben will und über­haupt aus­hal­ten kann – die Medi­en­be­ra­tung erträgt mich leid­lich :o)… (und solan­ge blei­be ich dort auch mit einem Groß­teil mei­ner Stun­den). Alles Mög­lich­kei­ten, die ande­re Men­schen viel­leicht gar nicht haben oder für sich nicht sehen.

Über Weih­nach­ten habe ich mir von unse­rer Medi­en­ethi­ke­rin (schaut unbe­dingt mal das Mate­ri­al ihres Arbeits­krei­ses dazu an, z.B. hier und hier) eine Ocu­lus Quest gelie­hen. Zwi­schen den Fei­er­ta­gen wird es hier viel Spaß mit VR geben. Man muss ja schließ­lich über künf­ti­ge poten­ti­el­le Bera­tungs­ge­gen­stän­de infor­miert sein… Man soll­te sich noch klar machen, dass die Sen­so­ren­pha­lanx die­ses Gerä­tes wirk­lich fast alles an Bewe­gungs- und sons­ti­gen Tele­me­trie­da­ten mit hoher Prä­zi­si­on nach Hau­se zu Tan­te Goog­le funkt.

Das nächs­te Medi­en­zen­trum-Bas­tel­pro­jekt steht auch an: Alle Inhal­te unse­res Infor­ma­tik­pro­jek­tes neu didak­ti­sie­ren und als fer­ti­gen Ver­leih­kof­fer anbie­ten: Aller­dings – Cal­lio­pe raus (super Gerät, aber nicht für Grund­schu­le) und Blue­Bots rein – dann fällt viel zeit­fres­sen­des Gebas­tel für den glei­chen Zweck weg.

 

 

 

Dagstuhl reloaded – das Frankfurt Dreieck

Das mitt­ler­wei­le weit bekann­te Dag­stuhl-Drei­eck wur­de oft für eine ein­sei­ti­ge tech­no­lo­gi­sche Fokus­sie­rung kri­ti­siert. In der Tat „krei­sen“ die Leit­fra­gen des Modells um eine Mit­te, deren Kern ein tech­ni­scher ist.

Die hier gewähl­te Dar­stel­lung aus dem Rou­ten­pla­ner #digi­tale­bil­dung zeigt die­ses Pro­blem noch­mals ver­schärft durch die Wahl der Pik­to­gram­me. Das Dag­stuhl-Drei­eck wird gele­gent­lich als „Brü­cke“ zwi­schen Medi­en­bil­dung und infor­ma­ti­scher Bil­dung „geframed“. Die­se Brü­cke wird not­wen­dig durch Über­spit­zun­gen bei­der „Lager“.

Ein häu­fig bemüh­ter Ste­reo­typ dafür ist der Autovergleich:

Man muss ein Auto nicht ver­ste­hen, um es benut­zen zu kön­nen, die Ein­füh­rung in die Benut­zung reicht“ – sagt der ste­reo­ty­pi­sche Medienpädagoge.

Wenn man Grund­zü­ge von auto­mo­bi­ler Tech­nik nicht ver­steht, kann man ein Auto nicht mün­dig benut­zen. Man begibt sich in eine gro­ße Abhän­gig­keit von tech­no­lo­gisch ver­sier­ten Men­schen und Fir­men“ – sagt der ste­reo­ty­pi­sche Informatiker.

Das Frank­furt Drei­eck löst aus mei­ner Sicht die­ses Pro­blem – und macht ein neu­es auf.

Im Zen­trum steht hier nicht mehr Tech­no­lo­gie, son­dern etwas neu­tra­ler ein Betrach­tungs­ge­gen­stand, der nicht nativ infor­ma­ti­scher Natur sein muss. Die­ser befin­det sich in einem kul­tu­rel­len Kon­text, der auf unter­schied­li­chen Ebe­nen ana­ly­siert wer­den kann. Das Frank­furt Drei­eck hat für mich das Poten­ti­al, die „ste­reo­ty­pe Kluft“ zwi­schen Medi­en­päd­ago­gik und Infor­ma­tik zu schließen.

Aller­dings opfert man im Frank­furt Drei­eck die ein­leuch­ten­de, kla­re Struk­tur des Dag­stuhl Drei­ecks. Allein die ver­wen­de­ten Begriff­lich­kei­ten – so sehr sie auch von ihrer Prä­zi­si­on her einen Gewinn gegen­über dem Dag­stuhl-Drei­eck dar­stel­len – sind wesent­lich schwie­ri­ger mit „Leben“ und „Bei­spie­len“ zu fül­len. Die Anschluss­fä­hig­keit für Geis­tes­wis­sen­schaft­ler steigt. Der Natur­wis­sen­schaft­ler in mir sieht zu viel Deu­tungs­raum. Zum Glück bin ich bei­des :o)…

 

 

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