Vorsorgeprodukte von der privaten Krankenversicherung?

Mein pri­va­ter Kran­ken­ver­si­che­rer rief mich kürz­lich an, ob ich nicht Inter­es­se dar­an hät­te, mei­ne unwei­ger­li­che Bei­trags­er­hö­hung im Alter durch ein Pro­dukt abzu­si­chern und für mei­ne gesam­te Pen­si­ons­zeit einen ver­min­der­ten Bei­trag zu zahlen.

Der Deal sieht etwa so aus:

  • ich zah­le jetzt 15 Jah­re lang 100,- Euro mehr Kran­ken­ver­si­che­rungs­bei­trag (net­to, unter Berück­sich­ti­gung der Steu­er­frei­heit von Vorsorgeprodukten).
  • dafür min­dert sich mein Bei­trag für die gesam­te ver­blei­ben­de Lebens­span­ne um 150,- Euro monatlich.

Hört sich erst­mal gut an. Rech­nen wir das doch mal.

 

Wie viel Kapi­tal kann ich in 15 Jah­ren mit 100 Euro/Monat bei unter­schied­li­cher Ver­zin­sung aufbauen?

Wir nut­zen dazu ein Online­tool, wel­ches nach aner­kann­ten Stan­dards arbei­tet und neh­men eine jah­res­wei­se Zins­gut­schrift an.

Das auf­ge­bau­te Kapi­tal bei unter­schied­li­chen Zinssätzen:

  • bei 2% : 20752,- Euro
  • bei 4% : 24028,- Euro
  • bei 6% : 27931,- Euro

 

Wie lan­ge kann ich aus dem auf­ge­bau­ten Kapi­tal­stock monat­lich 150,- Euro entnehmen? 

Ich nut­ze das glei­che Online­tool wie bei der Kapitalberechnung:

  • bei 2% : 13,1 Jah­re (da wäre ich 80 Jah­re alt)
  • bei 4% : 18,9 Jah­re (da wäre ich 86 Jah­re alt)
  • bei 6% :  40,6 Jah­re (da wäre ich 107 Jah­re alt)

Die durch­schnitt­li­che Lebens­er­war­tung eines Man­nes beträgt momen­tan 78 Jah­re, d.h. mit einer Ver­zin­sung unter­halb von 2% ist die eige­ne Geld­an­la­ge dem Pro­dukt des Kran­ken­ver­si­che­rers sta­tis­tisch(!) über­le­gen. Ster­be ich frü­her: Noch bes­ser für den Kran­ken­ver­si­che­rer, da die Anla­ge ja an den Ver­si­che­rungs­ver­trag gebun­den ist, der dann erlischt.

Das Pro­dukt ist zumin­dest im sta­tis­ti­schen Mit­tel also eine Ver­ar­schung des Kun­den – und des Steu­er­zah­lers, der die­sen Irr­sinn durch die Steu­er­frei­heit auch noch mit­fi­nan­ziert – ansons­ten wäre die Net­to­zah­lung noch höher als 100,- Euro. Es wird aber Fäl­le geben (sehr weni­ge), in denen sich sowas rechnet.

 

Gegen­rech­nung mit ETF-Sparplan

Neh­men wir mal einen lang­wei­li­gen ETF, der den DAX abbil­det (7%)  und machen einen Spar- und Ent­nah­me­plan. Auf Basis von his­to­ri­schen Daten kommt da raus:

31110,- Euro und man kann endlos(sic!) 150,- Euro monat­lich ent­neh­men (inner­halb der sta­ti­schen Lebens­er­war­tung sogar über 300,- Euro monatlich).

Und zu kei­ner Zeit zahlt in dem Bereich irgend­wer Kapi­tal­ertrags­steu­er, was man euch ger­ne als Vor­teil ver­kauft (die schlägt erst bei 1000,- Euro Zinsen/Jahr bei Unver­hei­ra­te­ten zu).

Unge­fähr in sol­chen Berei­chen dürf­te sich auch die Gewinn­span­ne des Ver­si­che­rers bewe­gen, weil der das ger­ne mit lang­fris­ti­gen Staats­an­lei­hen absi­chert, die momen­tan bei rund 3–4% liegen.

 

Fazit

  • Lasst das!
  • Lasst auch Ries­ter­ver­trä­ge (rech­net mal trotz Zula­gen gegen ETF-Sparplan)
  • Habt ihr Schul­den: Tilgt die­se lie­ber mit dem Geld, was ihr über habt (da seid ihr immer über 2% Gewinn)