Transformationen der Macht

Ein alter Hof auf einer noch älte­ren Warft irgend­wo auf einem Nord­see­ei­land. Hek­ti­sches Trei­ben auf den Gän­gen. Zet­tel wer­den auf einen Tisch mit drei schmun­zeln­den Men­schen gelegt. Auf den Zim­mer­tü­ren hän­gen Zet­tel mit Auf­schrif­ten wie „Wür­fel­frucht Inc.“ oder „Urlaub Per­fekt“ oder gar „Regie­rung“. Auch Orts­na­men sind ver­tre­ten „Lino“ z.B. – ein mick­ri­ges Dorf bestehend aus drei Bau­ern und einem Tisch­ler. Das unent­deck­te Eiland „Safo“ muss sich ent­schei­den: Ent­we­der ein Flug­ha­fen für die Tou­ris­ten (und „Urlaub Per­fekt“) oder ein Indus­trie­ha­fen für Wür­fel­frucht Inc. Bei­des geht nicht – so sind die Regeln. Ich bin übri­gens Wirt­schafts­mi­nis­ter in die­sem Spiel. Irgend­wann hat mich kei­ner aus dem Volk mehr lieb und mei­ne Ent­schei­dun­gen wer­den wahr­haf­tig immer sinn­be­frei­ter. Jeder Stroh­halm, jeder Aus­weg ist mir recht. Im Jahr davor war ich Bau­er. Da habe ich den Pro­test­marsch auf das Regie­rungs­zim­mer ange­zet­telt. Mit Trans­pa­ren­ten, mit Paro­len. Das war irgend­wie cooler.

Es ist eines der bes­ten Plan­spie­le, die ich ken­ne. Lei­der wird es nicht mehr auf­ge­legt und die Rech­te­la­ge ist unklar – dabei habe ich alle Rol­len und Regeln noch digi­tal vorliegen.

Man lernt bei Plan­spie­len etwas über Macht, da sich ein gutes Plan­spiel ver­selbst­stän­digt und dann rea­le psy­cho­lo­gi­sche und sozia­le Pro­zes­se ein­set­zen, die Welt abbil­den, wie sie ist. „Safo­bau­er“ sein ist immer ein­fach:  Wenig Ver­ant­wor­tung, mit ein biss­chen Grips und Ver­net­zung (ging auch schon vor mehr als 20 Jah­ren) konn­te man den Mäch­ti­gen eine Men­ge Pro­ble­me machen – aber ent­schie­den haben dann doch ande­re. Zum Schwit­zen brin­gen konn­te man sie – mehr nicht.

Wei­ter­le­sen

Subjektivismus und ideologische Barrieren

Momen­tan grüb­le ich noch sehr stark auf der Shake­speare-Rede von Goe­the her­um. Die­ser Text ent­zieht sich eigent­lich kogni­ti­ven Zugrif­fen, da er nicht kogni­tiv sein will, son­dern die Emp­fin­dung eines Ori­gi­nal­ge­nies wäh­rend des Rezep­ti­on von Shake­speares Dra­men zum Aus­druck brin­gen will. Damit kreist der Text sub­jek­ti­vis­tisch gleich den Stür­mern und Drän­gern selbst­re­fe­ren­zie­rend nur um sich, abge­se­hen von eini­gen eini­ger­ma­ßen logisch zusam­men­hän­gen­den Aus­sa­gen zum klas­si­schen fran­zö­si­schen Drama.

Wäh­rend­ei­ner heu­ti­gen Klau­su­s­auf­sicht ist dank eines Net­books fol­gen­de Gra­fik entstanden:

Subjektivismus im Sturm und Drang

Dabei kam für mich optisch die Tren­nung zwi­schen der Welt der Stür­mer und Drän­ger und der sie umge­ben­den bür­ger­li­chen Schicht deut­lich heraus.

Wei­ter­le­sen

Jungen/Jungs/Männer – Verlierer des Bildungssystems?

Wann habe ich als männ­li­cher Schü­ler in der Schu­le eigent­lich Erfolg? Doch (fast) nur, wenn ich flei­ßig, ruhig, kon­trol­liert und reflek­tiert bin.

Wann habe ich als männ­li­cher Schü­ler bei Frau­en Erfolg? Also, bei den Frau­en in mei­ner Klas­se schon­mal nicht. Die ste­hen in der Regel auf älte­re Typen. Bei den jün­ge­ren muss ich oft cool, männ­lich, gut­aus­se­hend, fein­füh­lig, bestimmt sein – meist Sachen, die sich nicht in Ein­klang brin­gen las­sen und dann – dann brennt sie  nach lan­gem Gezie­re doch mit so einem domi­nan­ten Macho­ty­pen durch.

Wann habe ich als männ­li­che Schü­ler in mei­ner Cli­que Erfolg? Wenn ich auch ein­mal Unsinn mache, Gren­zen über­schrei­te, Kon­flik­te ggf. auch mit kör­per­li­cher und ver­ba­ler Gewalt löse.

Das Pro­blem ist nun das folgende:

  1. Als Mann möch­te ich schu­li­schen Erfolg (das erwar­ten mei­ne Eltern und Leh­rer von mir)
  2. Als Mann möch­te ich eine Frau oder zumin­dest eben nicht allei­ne sein (das scheint so ein evo­lu­tio­nä­res Pro­gramm zur Art­erhal­tung zu sein).
  3. Als Mann möch­te ich mit ande­ren Män­nern mes­sen, um mei­nen Stand­punkt im Leben zu finden

Punkt 3 gibt es in Ansät­zen noch im Sport­un­ter­richt – wahr­schein­lich ein Haupt­grund für die hohe Moti­va­ti­on von Schü­lern beim Sport (Mäd­chen wer­den da eher ein­mal spon­tan krank, Män­ner gar nicht so oft – sub­jek­ti­ver Klas­sen­leh­rer­klas­sen­buch­le­se­ein­druck). Ange­ben darf ich nicht (das ist nicht huma­nis­tisch). Hau­en darf ich nicht (das ist nicht sozi­al). Sozia­ler ist es, wenn sich Mädels solan­ge dis­sen, bis das Opfer Selbst­mord­ge­dan­ken hat. So ein non­ver­ba­les Argu­ment kann auch Klar­heit schaf­fen – dürft ihr aber nicht. Das ist Gewalt.

Wenn ich gut bin, haue ich dann vir­tu­ell und nicht real… Da kann ich mei­ne Aggres­sio­nen abbau­en. Wenn ich bes­ser bin, mache ich z.B. Sport zur Kom­pen­sa­ti­on (in dem Bereich darf man noch Mann sein in unse­rer Gesell­schaft, so auch mit z.B. Schrei­en, Schub­sen, Angeben).

Jungs, manch­mal ver­ste­he ich euch, auch wenn ich die Schrift als Aus­druck eures inne­ren Wider­stan­des  (habe gera­de 90+ Arbei­ten – 9. Klas­se –  auf dem Tisch) nicht lesen kann. Ech­te Freund­schaft gibt es nur unter uns. Geschrie­ben wird spä­ter eh am Com­pu­ter. So.

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