Materialismus vs. Idealismus

Protokoll einer Doppelstunde der rauchenden Köpfe (Deutsch LK)

1. Mate­ria­lis­mus
Der Begriff Mate­ria­lis­mus lei­tet sich von Mate­rie ab. Unter ihm wird eine phi­lo­so­phi­sche Grund­po­si­ti­on ver­stan­den, die alle Vor­gän­ge und Phä­no­me­ne der Welt auf ein ein­zi­ges Grund­prin­zip, näm­lich die Mate­rie zurück­führt. Selbst imma­te­ri­el­le Phä­no­me­ne (z.B. Gedan­ken) sind ledig­lich durch mate­ri­el­le Vor­gän­ge aus­ge­löst wor­den. Alles was sich dem natur­wis­sen­schaft­lich Beleg­ba­ren ent­zieht, ist im Mate­ria­lis­mus nicht wirk­lich, sodass dort es z.B. kei­nen Gott oder sons­ti­ge tran­szen­den­ta­len Kräf­te gibt.
Dem­nach ist die Natur für einen Mate­ria­lis­ten das höchs­te Prin­zip. Wenn der Mensch aus­schließ­lich der Natur und ihren Geset­zen folgt, wird sich sein Leben auto­ma­tisch ver­voll­komm­nen. Schlüs­sel für ein erfolg­rei­ches und damit wert­vol­les Leben ist also die Erkennt­nis der Natur.

Der Mensch ist durch das Grund­prin­zip der Natur deter­mi­niert, besitzt also streng­ge­nom­men kei­nen eige­nen Wil­len, son­dern nur einen, der durch die ihn aus­ma­chen­de Mate­rie „ver­ur­sacht“ wor­den ist. Er ist gewis­ser­ma­ßen Objekt der ihn bestim­men­den Kräfte.
Der Natur arbei­ten von Men­schen künst­lich geschaf­fe­ne Prin­zi­pi­en ent­ge­gen. Als Bei­spie­le sind hier die Moral oder die Reli­gi­on zu nen­nen. Auch bestimm­te Gesell­schafts­for­men kön­nen den Men­schen von dem Urprin­zip der Natur entfremden.
Eine zu ver­ur­tei­len­de Hand­lung ist für einen Mate­ria­lis­ten also eine Hand­lung gegen das Prin­zip der Natur, gewis­ser­ma­ßen die Ent­frem­dung vom Urzu­stand, durch z.B. Moral oder Religion.

Kri­ti­ker des Mate­ria­lis­mus wer­fen ihm vor, dass er die Tat­sa­che igno­riert, dass letzt­lich unse­re Sin­ne bestim­men, wie die Welt und damit die Mate­rie – aus­sieht. Er beschreibt also ledig­lich unse­re wahr­ge­nom­me­ne Vor­stel­lungs­welt. Gleich­zei­tig ist der Mate­ria­lis­mus selbst als phi­lo­so­phi­sche Rich­tung nicht Mate­rie oder durch Mate­rie erklär­bar, wie es der Mate­ria­lis­mus für alles for­dert und damit für sei­ne Kri­ti­ker ein Wider­spruch ansich.

2. Idea­lis­mus

Im Idea­lis­mus – genau­er gesagt im objek­ti­ven Idea­lis­mus – exis­tiert Mate­rie nie los­ge­löst von einem geis­ti­gen Sein. Nur was sich wahr­neh­men lässt, ist auch vor­han­den, nur was vor­han­den ist, lässt sich auch wahr­neh­men. In der Regel gibt ein tran­szen­den­ta­les Prin­zip, was über allem Sein steht, z.B. einen Gott oder eine geis­ti­ge Kraft, die alle Phä­no­me­ne auf der Welt ver­bin­det und eint. Gedan­ken sind dabei vom Men­schen durch sei­nen Wil­len form­bar, sodass sein Leben nicht deter­mi­niert, son­dern in gro­ßen Tei­len frei gestalt­bar ist.
Dem­nach spielt im Idea­lis­mus der Mensch mit sei­nem frei­en Wil­len eine zen­tra­le Rol­le. Er ist gestal­ten­des Sub­jekt sei­nes Lebens. Wenn der Mensch stets danach strebt, aus sich mehr zu machen als er ist und sich durch­aus auch einem Ide­al nach­fol­gend zu ent­wi­ckeln, wird sich sein Leben ver­voll­komm­nen. Dem Men­schen stel­len sich hier­bei Wider­stän­de in sei­nem Inne­ren (z.B. Träg­heit) und sei­nem Äuße­ren (z.B. Anfor­de­run­gen einer Gesell­schaft) ent­ge­gen (Anpas­sung, Ent­in­di­vi­dua­li­sie­rung). Eine idea­li­sier­te Moral­vor­stel­lung oder Reli­gi­on ist aus­ch­lag­ge­bend für den Lebens­er­folg, da sie eine trei­ben­de Kraft dar­stellt. Mit Moral und Reli­gi­on sind im deut­schen Idea­lis­mus zumeist christ­lich-huma­nis­ti­sche Ansät­ze gemeint.

Eine zur ver­ur­tei­len­de Hand­lung im Sin­ne des Idea­lis­mus ist dem­nach die Ver­wei­ge­rung der eige­nen Ent­wick­lung bzw. sogar die Regres­si­on (Zurück­ent­wick­lung) eines Indi­vi­du­ums, also genau die Ver­hal­tens­wei­sen, die auch Kant in sei­ner Schrift „Was ist Auf­klä­rung“ als pro­ble­ma­tisch darstellt.

Kri­ti­ker des Idea­lis­mus, z.B. gera­de auch Büch­ner, wer­fen die­ser Denk­rich­tung vor, dass die hohen Idea­le eine Viel­zahl von Vor­aus­set­zun­gen erfor­dern („Moral muss man sich leis­ten kön­nen“). Wei­ter­hin gilt im idea­lis­ti­schen Ver­ständ­nis der Mensch ja stets als unvoll­kom­men, da ja per­ma­nen­te Ent­wick­lung gefor­dert wird.

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