Denn wir wissen eigentlich nicht, was wir tun …

Wenn ich Web­i­na­re mache, redet meist nur eine Per­son. Alle ande­ren schwei­gen oder tip­pen maxi­mal. Web­i­na­re als For­mat sind metho­disch für mich ähn­lich metho­den­arm wir der momen­ta­ne Prä­senz­un­ter­richt. Ich weiß eigent­lich nichts dar­über, wie mei­ne kru­den Ideen ankom­men oder ob die­se Ver­an­stal­tun­gen für irgend­wen dar­in einen Wert haben. Es ist ein Blind­flug, weil ich eine Sache nicht mache, die gera­de jetzt in der Kri­se wahr­schein­lich immens wich­tig ist – für mich und mein Han­deln und dafür, pas­sen­de Ange­bo­te zu ent­wi­ckeln: Die Evaluation.

Als Lei­tung bist du im Auge des Hur­ri­cans – alles dreht sich um dich, aber nur die dicks­ten Bro­cken fal­len dir vor die Füße. Von der Mas­se bekommst du nichts mit!“

Das ist eine Aus­sa­ge, die auf meh­re­ren mei­nen dama­li­gen Jugend­lei­ter­schu­lung gefal­len ist – ich behaup­te: Ich als Fort­bild­ner und Schul­lei­tun­gen han­deln momen­tan pri­mär auf der Basis von Infor­ma­tio­nen, die von extro­ver­tier­ten Men­schen bekom­men. Auch exter­ne Stim­mungs­la­gen auf z.B. Social­me­dia bil­den nur die Rea­li­tät der Lau­ten ab.

Auf­lö­sen kann ich das nur durch Eva­lua­ti­on, weil die­se mir Infor­ma­tio­nen in einer Brei­te lie­fert, die nicht nur die Lau­ten ein­schließt. Des­we­gen gehört Eva­lua­ti­on – mög­lichst nied­rig­schwel­lig – viel­leicht zu den aller­wich­tigs­ten Din­gen, die man heu­te machen muss. Die Fra­gen soll­ten dabei nicht „wis­sen­schaft­lich belast­bar“ sein. Es soll­ten mei­ne Fra­gen sein, die ich brau­che, um Ideen für mein wei­te­res Han­deln zu bekom­men. Das kann ich auch der Grup­pe gegen­über so trans­pa­rent machen. Momen­tan wären mit qua­li­ta­ti­ve Eva­lua­ti­ons­it­ems viel wich­ti­ger als quantitative.

Wenn ich Schulleitung wäre – was würde ich wissen wollen?

Von Eltern:

  1. Was macht Ihnen zur­zeit am meis­ten Sor­gen in Bezug auf die Bil­dung Ihrer Kinder?
  2. Wie bewer­ten Sie ins­ge­samt die Betreu­ung durch die Lehrkräfte?
  3. Was brau­chen Sie von uns, um mit der momen­ta­nen Situa­ti­on bes­ser zurechtzukommen?
  4. Was brau­chen Ihrer Mei­nung nach Ihre Kin­der von uns, um mit der momen­ta­nen Situa­ti­on bes­ser zurechtzukommen?
  5. Was möch­ten Sie uns noch mitteilen?

Von Schüler:innen:

  1. Was macht dir zur­zeit am meis­ten Sor­gen, wenn du an Schu­le denkst?
  2. Wie bewer­test du ins­ge­samt die Betreu­ung durch dei­ne Lehrkräfte?
  3. Nen­ne uns ein Bei­spiel für eine Lehr­kraft, die Ihren Job gera­de dei­ner Ansicht nach sehr gut macht. Beschrei­be uns kurz, was sie genau macht!
  4. Was brauchst du von uns, damit du mit der momen­ta­nen Situa­ti­on bes­ser zurechtkommst?
  5. Was möch­test du uns noch mitteilen?

Von Lehrer:innen:

  1. Was berei­tet Ihnen zur­zeit die meis­ten Sor­gen in Bezug auf die Bil­dung Ihrer Schüler:innen?
  2. Wie kom­men Sie mit der momen­ta­nen Unter­richts­si­tua­ti­on zurecht?
  3. Beschrei­ben Sie uns kurz eine Metho­de, die für Sie und Ihre Schüler:innen nach Ihrer Mei­nung zur­zeit gut funktioniert.
  4. Was brau­chen Sie von uns als Schul­lei­tung zur­zeit am notwendigsten?
  5. Was möch­ten Sie uns noch mitteilen?
Der erhoffte Effekt

Durch Eva­lua­ti­on kom­men Men­schen vor, die i.d.R. nicht laut sind, z.B. die Gewis­sen­haf­ten. Schüler:innen als Schu­le nach Ihrer Mei­nung zu fra­gen, ist auch ein sozia­les Zei­chen: Ich neh­me dich / euch ernst!

Medi­al kom­men Schüler:innen zur­zeit näm­lich gar nicht vor: Sie sind vor­wie­gend Objek­te von Ent­schei­dun­gen ande­rer – weni­ger Sub­jek­te. Wenn Tei­le der gewon­ne­nen Erkennt­nis­se dann tat­säch­lich in die wei­te­re Orga­ni­sa­ti­on des Schul­all­tags ein­flie­ßen, lässt sich der Effekt der „Ernst­ge­nom­men­wer­dens“ noch stei­gern – igno­riert man das, ver­spielt man Ver­trau­en. Daher ist es wich­tig, von vorn­her­ein Res­sour­cen für die Umset­zung der Ein­ga­ben bereit­zu­stel­len – sonst wird man mehr ver­lie­ren als man gewin­nen kann.

Eine sol­che qua­li­ta­ti­ve Eva­lua­ti­on kann zudem Din­ge sicht­bar machen, die im Kon­zert der Lau­ten unter­ge­hen. Dabei fällt so man­cher Gold­ring ins Auge des Hurricans.

(Ich glau­be, das bie­te ich den Schu­len mal an. Tech­nisch umset­zen und auto­ma­ti­siert aus­wer­ten ist für mich nicht so ein gro­ßes Problem.)