Chemische Symbole und Kontexte

Letz­tens habe ich ja einen Arti­kel zu Mood­le und sei­nen Kon­tex­ten ver­fasst. Dabei ist mir eine Brü­cke zur Che­mie ein­ge­fal­len, auch wenn es sich im ers­ten Moment etwas weit her­ge­holt anhört. In der Che­mie ver­wen­det man ja bekannt­lich che­mi­sche Sym­bo­le, z.B. um Reak­tio­nen in abge­kürz­ter Form zu notieren:

Mg + S    →   MgS

Die che­mi­schen Sym­bo­le sind dabei nicht ganz unkri­tisch, da sie je nach Kon­text unter­schied­li­che Bedeu­tung besit­zen kön­nen. Des­we­gen ver­mei­de ich sie so lan­ge wie irgend mög­lich. Uns „Wis­sen­den“ ist die­se Kon­text­ab­hän­gig­keit „irgend­wie“ klar. SuS dürf­ten damit im ers­ten Moment so ihre Pro­ble­me haben.

Neh­men wir das ver­meint­lich ein­fa­che Sym­bol S. Je nach Kon­text kann es fol­gen­des bedeuten:

  1. Es steht all­ge­mein für Schwe­fel (die­ses gel­be Pul­ver), also für den Stoff (Stoff­ebe­be­ne)
  2. Es steht eben­so für ein ein­zel­nes Schwe­fel­atom (Teil­chen­ebe­ne)
  3. Es steht auch für eine Atom­mas­se Schwe­fel - 32u (Mas­se­ne­be­ne)
  4. Es kann auch für ein Mol Schwe­fel­ato­me ste­hen (Stoff­men­ge­ne­be­ne)
  5. Zusätz­lich kann es auch für eine mola­re Mas­se Schwe­fel ste­hen – 32g/mol (Ebe­ne der mola­ren Masse)
  6. Um die Ver­wir­rung kom­plett zu machen, steht es inner­halb einer For­mel, z.B. MgS für ein Sul­fi­d­ion – S2-
  7. Schluss­end­lich kann es inner­halb einer Struk­tur­for­mel auch noch für einen Schwe­fel­atom­rumpf stehen

Ich kann SuS schon ver­ste­hen, die spä­tes­tens in der 11ten Klas­se gar nichts mehr begrei­fen. Fra­gen Sie im Übri­gen ein­mal Refe­ren­da­re oder Leis­tungs­kurs­schü­ler danach: Das gibt unter Garan­tie bei den meis­ten ganz lan­ge Gesichter.

Wenn man sich die­ser kon­text­ab­hän­gi­gen Bedeu­tung jedoch bewi­usst ist, lässt sich der Unter­richt so gestal­ten, dass bei den SuS ein Bewusst­sein für die­se Pro­ble­ma­tik ein­stellt, die sie befä­higt „umzu­schal­ten“. Das ist aber wahr­lich nicht leicht und erfor­dert schon eini­ges an Brain 2.0.

Glück­li­cher­wei­se ist das aber ana­log zu den Mood­le­kon­tex­ten oder dem Erken­nen von Iro­nie (auch sehr schwie­rig) eine der wirk­lich net­ten Her­aus­for­de­run­gen des Berufes.