Probleme lösen

Mei­ne SuS has­sen es: Bei jeder Rechen­auf­ga­be in Che­mie müs­sen sie ein streng vor­ge­ge­be­ne Struk­tur einhalten:

  1. Was ist gege­ben?
  2. Was ist gesucht?
  3. Was gilt all­ge­mein?
  4. Wie kann ich nun den gege­ben Spe­zi­al­fall rech­nen?
  5. Wie lau­tet das Ergeb­nis?

Her­aus kommt in der Regel eine auf­wen­di­ge Lösung, die sich pri­ma kor­ri­gie­ren lässt, weil sie den Gedan­ken­gang beim Lösen doku­men­tiert. Der inter­es­siert mich eigent­lich. Das ande­re machen spä­ter sowie­so irgend­wel­che Sili­zi­um­chips – wenn man sie denn mit den kor­rek­ten Daten zu füt­tern im Stan­de ist.

Die SuS inter­es­siert dar­an meist nur, dass sie ent­spre­chend vie­le Punk­te holen kön­nen, da ich ja genau sehe, an wel­cher Stel­le es hakt und ent­spre­chend fol­ge­rich­tig gnä­dig sein kann, wobei es da auch Gren­zen gibt: Wer mir im Alter von 18 Jah­ren Kubik­zen­ti­me­ter nicht in Mil­li­li­ter umrech­nen kann, darf da weni­ger Gna­de erwar­ten als ein Sechst­kläss­ler mit der glei­chen Aufgabenstellung.

Die­se ner­vi­ge Struk­tur lässt sich aber eigent­lich auf alle Pro­ble­me die­ser Welt anwenden:

1. gege­ben

In was für einem Rah­men bewe­ge ich mich eigent­lich? Habe ich einen Linux- oder einen Win­dows­ser­ver? Habe ich eine Krank­heits­vor­ge­schich­te oder nicht? Reagie­re ich all­ge­mein eher gereizt auf zicki­ge Mäd­chen? usw.

Sol­che Infos sind sehr nütz­lich für den Hel­fen­den. Er ist halt nicht ich und weiß nicht alles, was für mich selbst­ver­ständ­lich erscheint.

  • Über­tra­gen auf den Deutsch­un­ter­richt wären das so Din­ge wie Text­gat­tung, Epo­che, Autor usw.
  • Über­tra­gen auf Che­mie wären das oft Zah­len und Einheiten.
  • Über­tra­gen auf ITG wäre das oft die Sys­tem­um­ge­bung, die Skript­spra­che o.ä.
  • Über­tra­gen auf das Leben wären das oft indi­vi­du­el­le Infos zu mei­ner Person.

2. gesucht

Was ist eigent­lich das genaue Pro­blem? Pein­li­cher­wei­se fin­de ich oft die Lösung für ein belie­bi­ges Pro­blem, indem ich sel­bi­ges erst­mal ganz genau beschrei­be. Meist sehe ich dann, wo der Ham­mer hängt und die Her­aus­for­de­rung löst sich in Wohl­ge­fal­len auf.

  • Über­tra­gen auf den Deutsch­un­ter­richt wäre das ein sin­nerschlie­ßen­de Inhalts­an­ga­be mit Hypo­the­se zur Textaussage
  • Über­tra­gen auf Che­mie ist das meist nur eine Grö­ße, in fie­sen Fäl­len irgend­et­was Mehrschrittiges.
  • Über­tra­gen auf ITG wäre das eine Feh­ler­mel­dung, ein Screen­shot, eine genau Beschrei­bung davon, was ich woll­te und was da jetzt her­aus­kommt o.ä.
  • Über­tra­gen auf das Leben wäre das ein­fach eine mög­lichst ratio­na­le und emo­tio­na­le Ana­ly­se der Situation.

3. all­ge­mein gilt

Was weiß ich eigent­lich von ande­ren, wie sie ihr Pro­blem gelöst haben, das even­tu­ell ähn­lich zu mei­nem gela­gert ist?

  • Über­tra­gen auf den Deutsch­un­ter­richt wäre das der Bezug zu ande­ren Tex­ten oder Autoren. Manch­mal ist auch die eige­ne Ein­stel­lung wichtig.
  • Über­tra­gen auf Che­mie ist das meist nur eine Formel.
  • Über­tra­gen auf ITG wären das Manu­als, Web­fo­ren, Such­ma­schi­nen­re­cher­chen etc. – meist aber Manuals
  • Über­tra­gen auf das Leben wäre das viel­leicht ein Gespräch mit Drit­ten – Freun­de kann man sol­che Leu­te z.B. nen­nen, erfah­re­ne Kol­le­gen hel­fen auch bei uns ger­ne und sehr, sehr oft unse­re Damen aus dem Büro…

4. Rech­nung

Den all­ge­mein Fall muss ich nun auf mei­ne Situa­ti­on anpas­sen und das Pro­blem somit auf mich selbst indi­vi­dua­li­sie­ren (nein, die­ses Wort gibt es nicht, ich habe es eben erfunden).

  • Über­tra­gen auf den Deutsch­un­ter­richt wäre das viel­leicht sowas wie ein begrün­de­tes, per­sön­li­ches Fazit
  • Über­tra­gen auf Che­mie ist das ger­ne eine all­ge­mei­ne Umfor­mung mit anschlie­ßen­dem Ein­set­zen (natür­lich mit Ein­hei­ten und die­sem Gedöns)..
  • Über­tra­gen auf ITG wäre das eine kon­kre­te Umset­zung für mei­nen Fall.
  • Über­tra­gen auf das Leben ist das dum­mer­wei­se meist ein lang­wie­ri­ger Pro­zess – irgend­wie kann man da oft nicht irgend­ei­nen Schal­ter umle­gen und muss den Lösungs­pro­zess meist mehr­fach durch­lau­fen und dabei opti­mie­ren (fast so, als wenn man bei einer Che­mie­ar­beit falsch gerech­net hat und das einem noch auffällt)

5. Ergeb­nis

Es ist nie ver­kehrt, etwas Gelös­tes zu doku­men­tie­ren. Sieht immer so hübsch aus.

  • Über­tra­gen auf den Deutsch­un­ter­richt wäre das der gesam­te Aufsatz
  • Über­tra­gen auf Che­mie ist das ger­ne ein Ant­wort­satz, viel­leicht mit sinn­voll und begrün­det gerun­de­tem Ergebnis
  • Über­tra­gen auf ITG wäre das das fer­ti­ge Tabel­len­blatt oder Serverwartungsskript.
  • Über­tra­gen auf das Leben doku­men­tiert das oft unser Unter­be­wusst­sein für uns. Angenehm.
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