Beschreibungen überarbeiten

Die Über­ar­bei­tung von gege­be­nen Tex­ten ist mitt­ler­wei­le eine Stan­dard­auf­ga­ben­stel­lung im Deutsch­un­ter­richt vie­ler Bun­des­län­der. Die­nen soll das Ver­fah­ren natür­lich dazu, Metho­den zur Über­ar­bei­tung eige­ner Tex­te ken­nen zu ler­nen, damit es für uns armen Lehr­kräf­te in Klau­su­ren und Arbei­ten nicht ganz so üppig viel an roter Far­be zu ver­ma­len gibt. Neben­bei ist es auch im spä­te­ren Berufs­le­ben viel­leicht so schlecht nicht, mög­lichst feh­ler­freie Text­pro­duk­tio­nen abzuliefern.

SuS haben in der Regel in die­sem Bereich von Hau­se aus schon recht gute intui­ti­ve Zugän­ge. Die­se grei­fen nicht oder deut­lich schlech­ter, wenn zum vor­lie­gen­den Text nur eine gerin­ge Distanz besteht, man ihn z.B. selbst ver­fasst hat.

Ich habe mei­nen SuS (6. Klas­se) heu­te fol­gen­de Vor­gangs­be­schrei­bung zur Kor­rek­tur vor­ge­legt, die auf mei­ner Kop­pel ins Kraut geschos­sen ist:

Erfolg­reich Geschäf­te machen

Um ein erfolg­rei­ches Geschäft zu machen, musst du zunächst das Bade­zim­mer in dem Haus suchen, in dem du gera­de bist. Dann öff­net man die Bade­zim­mer­tür und geht zum Scheiss­haus. Dann schaut man nach, ist der Klo­de­ckel oben oder unten. Dann klappt man den Klo­de­ckel nach oben. Jetzt setzt man sich auf das Scheiss­haus und drückt und drückt. Wenn alles drau­ßen ist, ziet man die Hose wie­der hoch und geht zum Wasch­be­ken und wäscht die Hen­de. Dann geht man wider aus dem Bade­zim­mer. Viel­eicht macht man vor­her noch ein Fens­ter auf und man soll­te sich natür­lich vor dem Klo­gang die Hose run­ter­zie­hen und man soll­te sich die Hen­de auch abtrocknen.

Im Vor­we­ge haben wir uns ver­stärkt mit der Kor­rek­tur for­ma­ler Aspek­te (Satz­bau, Zei­chen­set­zung, Recht­schrei­bung) aus­ein­an­der­ge­setzt, der Text erwei­tert die Her­aus­for­de­rung pri­mär um sprach­li­che und struk­tu­rel­le Aspekte.

Ich habe bewusst die­ses The­ma gewählt, weil es

  1. nahe­zu jeder kennt
  2. einen Tabu­be­reich antastet
  3. für die SuS lus­tig zu bear­bei­ten ist

Weil man dar­über nicht spricht, haben die SuS in der fol­gen­den Grup­pen­ar­beit durch­weg sprach­lich anspre­chen­de For­mu­lie­run­gen gewählt, die in der Regel auch struk­tu­rel­le Ver­än­de­run­gen (Satz­bau, Kon­junk­tio­nen) nach sich ziehen.

Der etwas süf­fi­san­te Cha­rak­ter sorg­te wie erwar­tet für eine ver­gleichs­wei­se hohe Moti­va­ti­on wäh­rend der Bearbeitung.

Eini­ge Grup­pen haben nicht nur die Chro­no­lo­gie her­ge­stellt und feh­len­de Schrit­te (Gesäß­rei­ning) ergänzt, son­dern sich zusätz­lich noch Gedan­ken um even­tu­ell nicht vor­han­de­nes Klo­pa­pier gemacht, sodass es sogar krea­ti­ve Lösungs­an­sät­ze gab.

Die­ser Text war für die Bear­bei­tung also ein ver­hält­nis­mä­ßig leich­ter Geg­ner. Der grö­ße­re steht in Form die eige­nen Tex­tes vor den SuS.

Daher suche ich gera­de nach Metho­den, mit denen SuS unter Stress (Klas­sen­ar­beit) Distanz zu ihrem eige­nen Text gewin­nen kön­nen. Viel­leicht fin­de ich ja noch etwas außer „rück­wärts lesen“ (Recht­schreib­feh­ler fin­den). Die ESAU-Metho­de (Ergän­zen, Strei­chen, Austau­schen, Umstel­len – in vier iso­lier­ten Schrit­ten)  dürf­te zwar recht bekannt sein, jedoch bei einem eige­nen Text eben­falls schwer greifen.

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