Medienentwicklungsplanung & Medienbildungskonzepte – Basics

Dies ist ein Aus­zug aus mei­nem gera­de ent­ste­hen­den Buch („Schu­le im Zeit­al­ter der Digitalisierung“).

Was ist überhaupt ein Medienentwicklungsplan?

Medi­en­ent­wick­lungs­pla­nung ist ein Pro­zess, des­sen Kom­ple­xi­tät immer wie­der unter­schätzt wird – vor allem im Bereich der Mode­ra­ti­on. Er ist eng ver­knüpft mit einem wei­te­ren Pro­zess: Dem der Medi­en­bil­dungs­kon­zept­ent­wick­lung an den Schu­len. Sie wer­den in die­sem Kapi­tel mei­nen mühe­vol­len Ver­such sehen, bei­de Pro­zes­se ein­zeln abzu­han­deln, obwohl sie eigent­lich sehr eng mit­ein­an­der ver­knüpft sind.

Zen­tra­le Begrif­fe wie Medi­en­kon­zept, Medi­en­ent­wick­lungs­plan und Medi­en­bil­dungs­kon­zept wer­den zur­zeit in ver­schie­de­nen Bun­des­län­dern noch unter­schied­lich mit Bedeu­tung gefüllt. Durch­zu­set­zen schei­nen sich mitt­ler­wei­le fol­gen­de Definitionen:

Ein Medi­en­kon­zept umfasst einen meist regio­na­len Medi­en­ent­wick­lungs­plan und die dazu­ge­hö­ri­gen Medi­en­bil­dungs­kon­zep­te der Schu­len. Es ist qua­si der Oberbegriff.

Ein Medi­en­ent­wick­lungs­plan ist ein Kon­zept zur Aus­stat­tung von Schu­len in gemein­sa­mer Trä­ger­schaft oder in einer Region.

Medienentwicklungsplanung

Wenn der Trä­ger aktiv in den Pro­zess der Medi­en­ent­wick­lungs­pla­nung ein­steigt, dann müs­sen die Schu­len sich nicht mehr dar­um küm­mern, Haus­halts­mit­tel für die Aus­stat­tung mit digi­ta­len Gerä­ten ein­zu­wer­ben. Die­se Haus­halts­mit­tel ste­hen bereits über einen gewis­sen Zeit­raum hin­weg fest zur Verfügung.

Die Schu­len müs­sen nicht mehr Ange­bo­te für das ein­ho­len, was sie sich wün­schen – das macht der Trä­ger ent­spre­chend den päd­ago­gi­schen Vor­ga­ben – spä­ter im Pro­zess idea­ler­wei­se auf Basis sich ste­tig ent­wi­ckeln­der Medienbildungskonzepte.

Der Trä­ger stellt sei­nen Schu­len im Rah­men sei­ner Medi­en­ent­wick­lungs­pla­nung Men­schen an die Sei­te, die sich um Pfle­ge und War­tung der vor­han­de­nen Gerä­te kümmern.

Der Schul­trä­ger wird aber auch im Rah­men von soge­nann­ten Jah­res­in­ves­ti­ti­ons­ge­sprä­chen mit sei­nen Schu­len gemein­sam die Anschaf­fun­gen des letz­ten Jah­res und die der kom­men­den durchsprechen.

Ein Medi­en­ent­wick­lungs­plan dient pri­mär dem Schul­trä­ger dazu, sei­nen Ausstattungs‑, Ver­wal­tungs- und Sup­port­auf­ga­ben gemäß der jeweils gül­ti­gen Ver­ein­ba­run­gen mit dem zustän­di­gen Bun­des­land gerecht zu werden.

Er garan­tiert den Schu­len ver­läss­li­che Unter­stüt­zung bei auf­tre­ten­den Hard­ware- und Netz­werk­pro­ble­men, schränkt u.U. aber die Aus­wahl von Soft- und Hard­ware zuguns­ten einer bes­se­ren Wart­bar­keit etwas ein, wobei eine sich ent­wi­ckeln­de Medi­en­ent­wick­lungs­pla­nung sich immer auch an die Bedürf­nis­se der Schu­len anpas­sen wird.

Es ist aber etwas voll­kom­men ande­res, inner­halb einer Trä­ger­schaft z.B. drei ver­schie­de­ne Betriebs­sys­tem­platt­for­men für Tablets mana­gen zu müs­sen als Schu­len mit unter­schied­li­chen Robo­ter­bau­sät­zen zu beden­ken. Das ers­te ist sup­port­tech­nisch nicht beherrsch­bar, das zwei­te für exter­ne IT-Betreu­ung fast vernachlässigbar.

So ein­leuch­tend die­ser Umstand sein mag, so schwie­rig ist er in der Fol­ge tat­säch­lich zu rea­li­sie­ren. Jeder Ruf nach „ein­heit­li­cher“ (und damit erst wart­ba­rer) Aus­stat­tung sieht unwei­ger­lich aus­schrei­bungs­recht­li­che Pro­ble­me (Stich­wort: anbie­ter­neu­tra­le Aus­schrei­bung) mit sich und ruft Kri­ti­ker auf den Plan, die „lob­by­is­ti­sche Ein­fluss­nah­me“ über den Trä­ger auf die Schu­len wit­tern. Daher sind Gesprä­che und Aus­tausch in jeder Pha­se einer Medi­en­ent­wick­lungs­pla­nung unerlässlich.

Medi­en­ent­wick­lungs­pla­nung ist fol­ge­rich­tig zwar immer Auf­ga­be des Schul­trä­gers, hat aber stets in enger Abspra­che mit den von ihm betreu­ten Schu­len zu erfol­gen (man kann es nicht oft genug wie­der­ho­len …), um Pro­jekt­ri­si­ken zu mini­mie­ren. Die Vor­aus­set­zun­gen für ein an einer Schu­le wirk­lich geleb­tes Medi­en­bil­dungs­kon­zept sind durch einen vor­han­de­nen Medi­en­ent­wick­lungs­plan wesent­lich bes­ser. Zumin­dest in Nie­der­sach­sen sind Bera­tungs­leis­tun­gen zur Erstel­lung eines Medi­en­ent­wick­lungs­plan als „beglei­ten­de Maß­nah­men“ zudem über den Digi­tal­pakt för­der­fä­hig https://digitaleschule.niedersachsen.de/startseite/faqs/faqs_antragswesen/faqs-zum-antragswesen-179333.html.

Wenn in einem Bereich die Medi­en­ent­wick­lungs­pla­nung anläuft, soll­ten die Schu­len ihrer­seits bereit sein, sich an die­sem Pro­zess zu betei­li­gen und ihn auf­merk­sam in der Pres­se ver­fol­gen. Auch die Anwe­sen­heit von Schul­ver­tre­tern im Kul­tur- und Schul­aus­schüs­sen scha­det nicht.

Medienbildungskonzepte

Medi­en­bil­dungs­kon­zep­te wer­den an den Schu­len ent­wi­ckelt. Die Schu­le bestimmt nach Kri­te­ri­en wie z.B.

  • didak­ti­schen Erfordernissen
  • metho­di­schen Entscheidungen
  • päd­ago­gi­schen Anforderungen
  • cur­ri­cu­la­ren Vorgaben

wie sie die Arbeit mit und über Medi­en in ihren schul­ei­ge­nen Arbeits­plä­nen bzw. Haus­cur­ri­cu­la verankert.

Ein Medi­en­bil­dungs­kon­zept erleich­tert die Argu­men­ta­ti­on gegen­über dem Trä­ger, aber auch gegen­über För­der­ver­ei­nen oder Spon­so­ren, wenn es um z.B. Beschaf­fung von Gerä­ten oder der Aus­stat­tung mit Netz­werk­tech­nik geht. Es kann ein öffent­lich­keits­wirk­sa­mes Instru­ment zur Dar­stel­lung der Schu­le sein. Auf Basis eines Medi­en­bil­dungs­kon­zep­tes ist z.B. die Emp­feh­lung von kon­kre­ter Hard- und Soft­ware durch ent­spre­chend qua­li­fi­zier­tes Per­so­nal, z.B. beim Schul­trä­ger, über­haupt erst möglich.

Bei der Aus­stat­tung von Schu­len ist grund­sätz­lich immer Infra­struk­tur die Basis (Inter­net­an­schluss, LAN, WLAN) – sie wird auch pri­mär durch den Digi­tal­pakt gefor­dert. Infra­struk­tur erfor­dert streng genom­men kein  ein­zi­ges fer­ti­ges Medi­en­bil­dungs­kon­zept – gleich­wohl setzt der Digi­tal­pakt bereits an die­ser Stel­le ein sol­ches vor­aus. Ich arbei­te in die­ser Pha­se ger­ne mit fer­ti­gen Mus­ter­kon­zep­ten, die die for­ma­len Anfor­de­run­gen des Digi­tal­pak­tes erfüllen.

Es soll­te die Zeit der auf­wän­di­gen Erstel­lung von digi­ta­ler Infra­struk­tur von den Schu­len genutzt wer­den, um in der Pro­zess der Medi­en­bil­dungs­kon­zept­ent­wick­lung ein­zu­stei­gen. Der Trä­ger kann auf die­ser Basis sei­ne Medi­en­ent­wick­lungs­pla­nung ent­wi­ckeln. Wie bereits ange­deu­tet, kön­nen aus prag­ma­ti­schen Erwä­gun­gen her­aus – z.B. des rea­lis­tisch in der Regi­on mög­li­chen Sup­ports – meist nicht alle indi­vi­du­el­len Wün­sche jeder ein­zel­nen Schu­le und Fach­schaft dabei Berück­sich­ti­gung fin­den. Das ist weit­aus weni­ger „schmerz­voll“ für alle Betei­lig­ten, wenn die­se Aspek­te bereits im Pro­zess gemein­sam bespro­chen, beglei­tet und auch gelenkt werden.

 

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Das Ich als Marke im Netz – Unterrichtsideen zur Netzidentität

Überblick

Klas­sen­stu­fe: ab Klas­se 9
Fächer: Poli­tik, Reli­gi­on, Wer­te und Normen
Zeit­be­darf: je Übung ca. 45 Minuten
tech­ni­sche Aus­stat­tung: Smart­phones, ggf. WLAN, PC-Raum
Auf­wand: mittel
fach­li­che Kom­pe­ten­zen: Iden­ti­tät als Kon­zept demo­kra­ti­scher Gesellschaften
all­ge­mei­ne Kom­pe­ten­zen und Medi­en­kom­pe­tenz: Inter­net­re­cher­che, Umgang mit Quellen

Das Ich als Marke im Netz –

wie und war­um wir das Bild, wel­ches im Inter­net von uns ent­steht aus­ge­stal­ten und nicht igno­rie­ren sollten

Nahe­zu jeder von uns ist im Inter­net prä­sent, auch die­je­ni­gen, die sich den digi­ta­len Medi­en ver­wei­gern. Der wohl bekann­tes­te Mes­sen­ger Whats­App teilt bei der Erst­an­mel­dung die loka­le Tele­fon­lis­te des jewei­li­gen Han­dys mit den Ser­vern von Face­book. Schü­ler schrei­ben auf Bewer­tungs­por­ta­len Rück­mel­dun­gen zu Lehr­kräf­ten und neh­men kei­ne Rück­sicht dar­auf, ob die­se Lehr­kraft sei­ne Arbeits­blät­ter noch im Matri­zen­ver­fah­ren erstellt, um sich aus dem Inter­net her­aus­zu­hal­ten. Wir beglei­chen Rech­nun­gen mit elek­tro­ni­schen Zah­lungs­mit­teln, nut­zen Rabatt­kar­ten oder sind Mit­glied im ADAC – über jeden von uns sind Daten im Umlauf, die etwas über uns erzäh­len, ob wir wol­len oder nicht.

Kris­ti­an Köhn­topp, Mit­be­grün­der der Pro­gram­mier­spra­che PHP, ehe­ma­li­ger Secu­ri­ty­spe­zia­list bei web.de, ehe­ma­li­ger Betreu­er der Daten­bank­ser­ver von bookings.com, momen­tan ange­stellt bei Syse­le­ven beschreibt sei­ne Reak­ti­on auf die­se Umstän­de im Jah­re 2009 folgendermaßen:

Was ich mit mei­nem Blog und allen mei­nen ande­ren Ver­öf­fent­li­chun­gen mache, ist eine Mar­ke ‚Kris­ti­an Köhn­topp‘ zu bau­en. Es ist unver­meid­lich, daß ich unter mei­nem Namen eine Daten­spur in die­ser Welt hin­ter­las­se – ich brau­che nicht anzu­tre­ten um zu ver­su­chen, die­se zu verstecken.

Was ich aber tun kann ist zu ver­su­chen, die­se Spur zu ownen, also die Inhal­te die eine Suche nach mei­nem Namen zu Tage för­dert mehr oder weni­ger zu kon­trol­lie­ren und das Image zu bestim­men, daß durch die Suche nach mei­nem Namen pro­du­ziert wird. Das ist natür­lich nichts ande­res als klas­si­sches Mar­ke­ting auf mich als Pri­vat­per­son und mei­nen Daten­schat­ten über­tra­gen. Damit wird natür­lich jede Akti­on von mir im Netz zu einer Publi­ka­ti­on, die auf mein Image und mei­ne Mar­ke wirkt und sie ent­we­der auf­baut, beschä­digt oder verändert.

Ich den­ke auch, daß ist den Digi­tal Nati­ves unter uns klar und das ist ein gutes Teil des­sen, was uns von den Digi­tal Immi­grants unter­schei­det: Wir wis­sen das, wir haben das akzep­tiert und wir leben das. Wir sind im Netz zu glei­chen Tei­len Per­son, Pro­jek­ti­on und Publi­ka­ti­on – kein authen­ti­sches Gesamt-Kunstwerk.

Bezeich­nen­der­wei­se steht der Ori­gi­nal­ar­ti­kel gar nicht mehr zur Ver­fü­gung, son­dern ist nur noch über spe­zi­el­le Such­ma­schi­nen wie Way­Back­Ma­chi­ne zu fin­den, die Moment­auf­nah­men von Web­sei­ten erstel­len. Als ich Herr Köhn­topp auf Goog­le+ (auch bereits Geschich­te) um die Erlaub­nis zur Ver­wen­dung des Tex­tes bat, hat­te er nichts dage­gen, war aber ver­wun­dert, dass so ein alter Text noch zum Aus­gangs­punkt einer Unter­richts­ein­heit wer­den soll­te und dass der Text immer noch Teil sei­ner Daten­spur war.

Kern sei­ner Botschaft:
Es gibt nur weni­ge Daten, bei denen wir bestim­men kön­nen, in wel­chem Umfang sie ins Netz gelan­gen, weil es Drit­te sind, die z.B. durch die schlich­te Wahl eines Mes­sen­gers die­se zu einem Anbie­ter über­tra­gen. Wenn wir im Netz nicht ganz bewusst eine eige­ne Iden­ti­tät auf­bau­en und kul­ti­vie­ren, wer­den es Daten von Drit­ten sein, die unser Bild für ande­re in der Öffent­lich­keit bestimmen.

Wenn unse­re inter­net­scheue, matri­zen­pro­du­zie­ren­de Lehr­kraft also allein auf die leicht auf­find­ba­re die Bewer­tung bei spickmich.de redu­ziert bleibt, ist das ein wirk­lich­keits­ver­zer­ren­der Umstand.

Gleich­zei­tig ist es aber eine Rea­li­tät mit einer gesell­schaft­li­chen Dimen­si­on – sol­len wir als Bür­ger die­ses Staa­tes nun alle gezwun­gen sein, uns und unser Bild im Inter­net zu ver­mark­ten, um einer Bewer­tung durch Algo­rith­men „zuvor­zu­kom­men“? Und ist das über­haupt möglich?

Eine sol­ches The­men­ge­biet mit sei­nem hohen Abs­trak­ti­ons­grad ist unter­richt­lich nur ab Klas­sen­stu­fe 9 sinn­voll aufgehoben.

Im wei­te­ren Ver­lauf des Tex­tes wer­de ich kei­ne fer­ti­gen Koch­re­zep­te für eine Unter­richts­ein­heit, son­dern eini­ge weni­ge Ideen und Fra­ge­stel­lun­gen für zum Wei­ter­den­ken prä­sen­tie­ren, die es ermög­li­chen sol­len, dass sich Schü­le­rin­nen und Schü­ler die­ser Pro­ble­ma­tik öff­nen. Ich habe der­ar­ti­ge Ideen an mei­ner Schu­le in Ver­tre­tungs­stun­den umge­setz, wenn kei­ne Auf­ga­be vom feh­len­den Fach­leh­rer hin­ter­legt wor­den ist.

Idee 1 – Was macht fremdbestimmte Wahrnehmung mit uns?

Die­se Übung ver­mit­telt eine Idee davon, wie Algo­rith­mik im Netz in Ansät­zen(!) funk­tio­niert: Auf­grund bestimm­ter Merk­ma­le wer­den all­ge­mein­gül­ti­ge Aus­sa­gen über ein Indi­vi­du­um auf Basis von Wahr­schein­lich­kei­ten berech­net. Die Daten­sät­ze wer­den umso treff­si­che­rer sein, je mehr Daten zur Berech­nung hin­zu­ge­zo­gen wer­den kön­nen. Der Rück­kop­pe­lungs­ka­nals eines Ple­nums fehlt im Netz.

Mate­ri­al für jedes Lerngruppenmitglied:

  • DINA3-Ton­kar­ton
  • Eddings
  • 10 DINA4-Ton­kar­ton­bö­gen beschrif­tet mit Pro­zent­an­ga­ben in 10er-Schrit­ten (0% – 10% …)

ggf. Foto­ka­me­ra, Tablet oder Han­dy mit Fotofunktion

Auf­ga­be:
Jedes Lern­grup­pen­mit­glied setzt fol­gen­de Auf­ga­ben auf sei­nem DINA3-Ton­kar­ton um. Es darf nicht der eige­ne Name auf­tau­chen. Im gesam­ten Spiel­ver­lauf darf nicht preis­ge­ge­ben wer­den, wel­cher DINA3-Bogen von wem stammt. Maxi­mal steht eine Zeit von 10 Minu­ten zur Verfügung.

  1. Male eine Sonne
  2. Gestal­te das Wort „Lie­be“
  3. Zeich­ne ein kom­ple­xes geo­me­tri­sches Muster
  4. Notie­re die größ­te dir bekann­te Primzahl
  5. Notie­re die Zeit in Minu­ten, die du zur Lösung der ers­ten vier Auf­ga­ben benö­tigt hast

Aus­wer­tung:
In einem leer­ge­räum­ten Raum wird mit den 10 DINA4-Bögen eine Ska­la von 0–100% auf dem Boden aus­ge­legt. Die Ton­pa­pier­bö­gen der ein­zel­nen Lern­grup­pen­mit­glie­der wer­den gut gemischt.

Die Mäd­chen der Lern­grup­pe ord­nen nun die ein­zel­nen DINA3-Bögen auf der Ska­la im Raum nach einen gege­be­nen Kri­te­ri­um an. Mög­li­che Kri­te­ri­en könn­ten sein: „weib­lich, flei­ßig, Kopf­mensch, tech­nisch begabt, zuver­läs­sig, effizient“.

Bsp. Für das Kri­te­ri­um „weib­lich“:
Die Mäd­chen legen jeden ein­zel­nen DINA3-Bogen an einen ihnen geeig­net erschei­nen­den Ort auf die Ska­la „Die­ser Bogen stammt 80%ig von einem Mädchen!“.

Die Jun­gen schau­en sich das Ergeb­nis an und kom­men­tie­ren ihre Ein­drü­cke, ver­mei­den jedoch, ihren eige­nen Bogen „offen­zu­le­gen“.

Danach kön­nen die Jun­gen ent­we­der eine eige­ne Ska­la zum glei­chen Kri­te­ri­um ent­wi­ckeln oder zu einem neuen.

Jeder aus der Lern­grup­pe wird sich zeit­wei­lig unge­recht oder ste­reo­typ ein­ge­schätzt füh­len, gleich­wohl fin­det eine der­ar­ti­ge Kate­go­ri­sie­rung im Netz in Abhän­gig­keit von der jewei­li­gen Selbst­dar­stel­lung stän­dig statt.

Idee zur Weiterarbeit:
Man könn­te im Com­pu­ter­raum oder mit Mobil­ge­rä­ten Face­book­pro­fi­le oder You­Tube-Chan­nels dar­auf­hin über­prü­fen, inwie­weit eine posi­ti­ve Selbst­dar­stel­lung der Urhe­ber gelun­gen ist (Likes, Kom­men­ta­re) oder nicht und ggf. Kri­te­ri­en ermit­teln / entwickeln.

Idee 2 – Eine fremde Person vorstellen

Die­se Übung ver­mit­telt eine Idee davon, was Netz­iden­ti­tät bedeu­tet. Ich füh­re sie ger­ne in Kon­tex­ten durch, in denen ich nicht bekannt bin, d.h. ich las­se z.B. die Zuhö­rer bei einem Vor­trag mei­ne Per­son auf Basis der Daten beschrei­ben, die sie inner­halb von fünf Minu­ten mit ihrem Smart­phone über mich gewin­nen kön­nen. Die Übung eig­net sich für Ver­tre­tungs­stun­den in mir unbe­kann­ten Lern­grup­pen. Dabei bie­tet sich die Grup­pen­ar­beit als Sozi­al­form an.

Mate­ri­al:

  • Smart­phones (eige­ne Gerä­te der SuS) mit Inter­net­zu­gang (Pro­vi­der oder WLAN der Schule).
  • Lis­te mit Namen, von denen Steck­brie­fe erstellt wer­den sol­len (z.B. Bet­ti­na Wulff, Sascha Lobo, Phil­ip­pe Wampf­ler, ggf. poli­ti­sche Per­sön­lich­kei­ten aus der Schu­le / der Region)
  • Ton­kar­ton, Eddings

Auf­ga­be:
Stellt die euch zuge­wie­se­ne Per­son nach Recher­che im Inter­net dem Ple­num vor. Was ist im Netz nicht über die Per­son auffindbar?

Aus­wer­tung:
Die Grup­pen stel­len ihre Per­so­nen vor. Nach Vor­stel­lung aller Per­so­nen kann die Recher­che mit einer Per­son aus dem nähe­ren Umfeld wie­der­holt wer­den. Dabei wird eine Dis­kre­panz zwi­schen der Dar­stel­lung der Per­son im Netz und dem Wis­sen der SuS über die Per­son durch per­sön­li­chen Kon­takt auf­fal­len. Die­ser Punkt kann dis­ku­tiert wer­den – mög­li­che Leitfragen:

  • War­um stel­len sich Per­so­nen im Netz anders dar als „sie sind“?
  • Wel­che Infor­ma­tio­nen fin­det man von Pro­mi­nen­ten nicht im Netz und warum?
  • Wie ver­läss­lich sind Selbstdarstellungen?
Idee 3 – Umgang mit Kinderfotos im Netz

Vie­le Erwach­se­ne, die für sich in Anspruch neh­men, kei­ne per­sön­li­chen Daten im Netz zu tei­len, ver­tei­len über sozia­le Netz­wer­ke oder Mes­sen­ger oft Fotos von ihren Klein­kin­dern im Netz. Auf You­tube wer­den unzäh­li­ge Fil­me geteilt, auf denen Klein­kin­der zu sehen sind, die in Zitro­nen bei­ßen oder denen Miss­ge­schi­cke geschehen.

Mate­ri­al:

Prä­sen­ta­ti­ons­sys­tem (Inter­ak­ti­ves White­board oder Bea­mer, jeweils mit Lautsprecher)

Durch­füh­rung:

  1. Zei­gen von Bei­spie­len (Fotos, Videos)
  2. Dis­kus­si­on: Wie stün­de ich dazu, wenn sol­che Medi­en­da­tei­en aus mei­ner Kind­heit im Umlauf wären?
  3. Tex­te von Häuss­ler / Wampf­ler (Web­links) arbeits­tei­lig erar­bei­ten, Argu­men­te von Häuss­ler und Wampf­ler herausarbeiten
  4. Erneu­te Dis­kus­si­on vor dem Hin­ter­grund der Mei­nung die­ser zwei netz­af­fi­nen Menschen

Servicepost für #molol18 und #educampX

Sowohl auf dem #molol18 als auch auf dem #edu­campX habe ich eine Ses­si­on zum The­ma „Medi­en­bil­dung unplug­ged“ ange­bo­ten. Dabei stan­den zwei The­men­schwer­punk­te im Mittelpunkt:

  1. Scoring / Tracking
  2. Infor­ma­ti­sche Grund­la­gen (haupt­säch­lich Protokolle)
Scoring

Zunächst eine klei­ne Übung. Jeder Teil­ge­ben­de erhält ein wei­ßes DINA4-Blatt mit der Auf­ga­be, es mit fol­gen­den Ele­men­ten zu füllen:

  • eine Son­ne zeichnen
  • das Wort „Lie­be“ gra­fisch gestalten
  • die größ­te, dem jewei­li­gen Teil­ge­ben­den bekann­te Prim­zahl notieren

Es darf kein Name auf dem Blatt ste­hen und alles muss auf einer Blatt­sei­te Platz fin­den! Man soll­te unbe­dingt dicke Stif­te (Wachs­ma­ler oder Eddings) bereit­sstel­len. Die Blät­ter wer­den nach Abschluss die­ser Auf­ga­be ein­ge­sam­melt und gut durchgemischt.

Danach wird auf dem Boden des Rau­mes eine Ska­la von 1–4 aus­ge­legt (1 = trifft nicht zu, 2 = trifft weni­ger zu, 3 = trifft zu, 4 = trifft voll zu).

Die Grup­pe bekommt nun die Auf­ga­be, die Blät­ter auf der Ska­la nach vor­ge­ge­be­nen Kri­te­ri­en nach­ein­an­der in Durch­gän­gen anzu­ord­nen, z.B.:

  • krea­ti­ver Mensch
  • tech­nisch inter­es­sier­ter Mensch
  • enga­giert
  • gebil­det (Vor­sicht! Geht nicht bei jeder Grup­pe – außer­halb jeder Komfortzone)
  • faul (Vor­sicht! Geht nicht bei jeder Grup­pe – außer­halb jeder Komfortzone)
  • schwul (nicht machen las­sen, nur andeuten!)

Man kann dazu die Blät­ter neu ver­tei­len oder auf den Boden legen und auf das Enga­ge­ment der Grup­pe ver­trau­en. Nach jedem Durch­lauf soll jeder Teil­ge­ben­de sein Blatt auf der Ska­la suchen und in sich hin­ein­hor­chen, ob die Lage des Blat­tes „etwas mit ihm macht“.

Aus­wer­tungs­mög­lich­kei­ten:

  • die Grup­pe Erleb­nis­se erzäh­len lassen
  • ein­zel­ne Grup­pen­mit­glie­der ihre indi­vi­du­el­len Kri­te­ri­en für eine Zuord­nung offen­le­gen las­sen („Der kann­te eine hohe Prim­zahl, das muss ein Tech­ni­ker sein“, „Die Son­ne war so hübsch …“)
  • Was wäre mit Kri­te­ri­en wie „schwul“?
  • Refle­xi­on auf Meta­ebe­ne durch­füh­ren („Wo sind die­se Mecha­nis­men wirksam?“)
  • Kri­ti­sche Refle­xi­on – Scoring wird durch die­se Metho­de ein­sei­tig dar­ge­stellt („Wo ist Scoring nütz­lich?“ Wel­che Regeln soll­ten beim Track­ing gel­ten?“ „Wer soll­te die­se Regeln wie definieren?“)

Meta:

Die Grup­pe über­nimmt bzw. ein­zel­ne Grup­pen­mit­glie­der über­neh­men die Funk­ti­on eines Bewer­tungs­al­go­rith­mus, kön­nen aber im Gegen­satz zu einen „wirt­schaft­li­chen Algo­rith­mus“ ihre Kri­te­ri­en offen­le­gen, die momen­tan in Ein­zel­fäl­len auf­wän­dig rekon­stru­iert wer­den müs­sen.

Tracking

vgl. https://riecken.de/index.php/2016/12/eine-medienpaedagogische-kurzgeschichte/ (nicht alles unplug­ged mög­lich, aber das meis­te).

Protokolle

Auch hier­für gibt es eine klei­ne Übung. Die Teil­ge­ben­den schlie­ßen sich zu Paa­ren zusam­men und erhal­ten eine lee­re 5x5 Matrix und einen Kartensatz.

Der Kar­ten­satz besteht aus DINA5-Kar­ten, im einzelnen:

  • Zah­lenkar­ten (1–5)
  • Punk­te­kar­ten (2,4,8,16)
  • einer wei­ßen (ein­fach eine Punk­te- oder Zah­lenkar­te umdre­hen) und einer schwar­zen Kar­te (nicht mit im Set)

Jedes Paar erhält spä­ter(!) zusätz­lich eine DINA5-Kar­te mit einer klei­nen 5x5-Pixel­gra­fik aus einem Set ( PDF ODT ). Die­se soll­te auf nicht durch­schei­nen­dem Papier gedruckt sein.

Die Auf­ga­be besteht dar­in, zunächst im Paar jeman­den zu bestim­men, der die Rol­le des Sen­ders über­nimmt und einen, der die Rol­le des Emp­fän­gers spielt.

Der Sen­der soll dem Emp­fän­ger eine Pixel­gra­fik (5x5) durch den Raum allein mit Hil­fe des Kar­ten­sat­zes über­mit­teln. Der Emp­fän­ger notiert das Ergeb­nis in der lee­ren Matrix.

Dabei gilt:

  • es darf wäh­rend der Über­tra­gung nicht gespro­chen werden
  • es darf immer nur eine Kar­te zur­zeit hoch­ge­hal­ten werden
  • das Spiel endet, wenn die ers­ten drei Paa­re fer­tig sind
Phase 1:

Die Paa­re eini­gen sich auf ein Ver­fah­ren bzw. ent­wi­ckeln ein sol­ches und stel­len sich im Raum gleich­zei­tig mit den ande­ren Paa­ren gegen­über auf.

Phase 2:

Die Sen­der erhal­ten nun ver­deckt ihre Pixel­gra­fik. Auf ein Start­si­gnal begin­nen sie, das Bild durch den Raum zu ermit­teln. Wenn die ers­te drei Paa­re fer­tig sind, endet das Spiel.

Phase 3:

Die Paa­re bekom­men kurz Gele­gen­heit, ihr Ver­fah­ren zur über­ar­bei­ten. Danach geht es wie­der in Pha­se 2.

Aus­wer­tung­mög­lich­kei­ten:

  • Offen­le­gung eines „per­for­man­ten“ Ver­fah­rens (Gewin­ner) und eines „untaug­li­chen“ Verfahrens.
  • Dis­kus­si­on von Opti­mie­rungs­stra­te­gien – man muss mit mög­lichst wenig Kar­ten auskommen
  • ggf. Tausch der Part­ner ohne Offen­le­gung der Absprachen
  • Modi­fi­ka­ti­on: Über­tra­gung durch Töne / Sil­ben – dann wei­ter: Wo ist das Pro­blem, wenn das alle machen? (Anwen­dungs­fall: WLAN-Stö­run­gen in Ballungsgebieten)
  • Dis­kus­si­on auf Basis des Ori­gi­nal­ma­te­ri­als
  • Vor­stel­lung des Fax-Algo­rith­mus zur Datenübertragung

Meta:

Die Paa­re ent­wi­ckeln ein Pro­to­koll zur Daten­über­tra­gung. Die­ses Pro­to­koll muss man z.B. auch im Brow­ser immer vor die Adres­se stel­len ( http ftp https ftps … ). Wenn man die Paa­re ohne „Pro­to­koll­of­fen­le­gung“ durch­tauscht, gibt es Pro­ble­me, die ganz typisch auch bei der Inter­ak­ti­on von IT-Sys­te­men auf­tre­ten. Dann fand eine Opti­mie­rung des Algo­rith­mus in Pha­se 3 statt, der im Prin­zip meist auf Daten­kom­pres­si­on hin­aus­läuft – und schon haben wir einen bun­ten Rei­gen von infor­ma­ti­schen und all­tags­re­le­van­ten The­men auf dem Tisch – durch­aus auch auf Grundschulniveau.

 

 

 

 

Den Schulen Freiheiten bei der Geräteauswahl geben?

Die idea­le Ausgangssituation

Es gibt ein Medi­en­zen­trum eines Land­krei­ses. Es beschäf­tigt zwei Tech­ni­ker und einen Sys­tem­ad­mi­nis­tra­tor, um fol­gen­des für die Schu­len in Trä­ger­schaft des Land­krei­ses zu leisten:

  • Ent­wick­lung von Infra­struk­tur an Schu­len (Inter­net­zu­gang, Ver­net­zung, WLAN, Präsentationstechnik)
  • Koor­di­na­ti­on mit dem Hoch­bau­amt des Land­krei­ses, z.B. bei Elektroinstallationsarbeiten)
  • War­tung und tech­ni­scher Support
  • Aus­schrei­bung und Beschaf­fung von Endgeräten
  • Abwick­lung von Garantiefällen
  • ver­läss­li­che Ver­tre­tungs­re­ge­lun­gen bei Aus­fall von Supportmitarbetenden
  • usw.

Zusätz­lich sind zwei Medi­en­päd­ago­gen am Medi­en­zen­trum ange­dockt, zwei Mit­ar­bei­ter küm­mern sich um Medi­en­ver­leih und Gerä­te­aus­lei­he (Licht­tech­nik, Beschal­lung, Film- oder Foto­aus­rüs­tung, Geo­caching­ge­rä­te, iPad-Kof­fer u.v.m.) und das Medi­en­zen­trum beschäf­tigt dar­über­hin­aus noch eine Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst­leis­te­rin sowie einen Jahrespraktikanten.

Das Medi­en­zen­trum betreut nur die Land­kreis­schu­len auch tech­nisch, ansons­ten aber alle Schu­len und außer­schu­li­sche Bil­dungs­trä­ger mit Bera­tung und kos­ten­lo­ser Geräteausleihe.

Sol­che Medi­en­zen­tren gibt es, nicht vie­le, aber es gibt sie. Ob sie wirk­lich will, muss man ent­schei­den, wenn man hier weiterliest.

Die oft anzu­tref­fen­de Vergangenheit

In der Ver­gan­gen­heit haben Schu­len mit ihren Haus­halts­mit­teln Anschaf­fun­gen und bau­li­che Maß­nah­men im Bereich der IT-Tech­nik allein gestal­tet. Dazu konn­ten sie teil­wei­se Titel­grup­pen im Haus­halt rela­tiv frei ver­schie­ben. Dabei sind Net­ze und Gerä­te­parks ent­stan­den, die weit­ge­hend undo­ku­men­tiert vor sich hin­wer­keln. Tech­ni­scher Sup­port wur­de von exter­nen Dienst­leis­tern auf Stun­den­ba­sis über­nom­men, die meist meh­re­re Stun­den damit ver­bracht haben, zunächst zu ver­ste­hen, wie bestimm­te Din­ge vor Ort über­haupt funk­tio­nie­ren, bevor sie hel­fend aktiv wer­den konn­ten. Wenn der Tech­nik­papst­leh­rer vor Ort aus­fiel, fiel das Netz mit ihm aus.

Der Ent­wick­lungs­stand ein­zel­ner Schu­len ist dabei sehr unter­schied­lich und nicht zuletzt auch davon abhän­gig, wie ver­netzt und ein­fluss­reich Schul­lei­tun­gen in der Regi­on posi­tio­niert sind. Der eine kann Dritt­mit­tel in fast unbe­grenz­ter Höhe ein­wer­ben, der ande­re hat immer noch einen PC-Raum mit WindowsXP.

Die Her­aus­for­de­run­gen in einer sol­chen Struktur

  1. Wenn man bei Pro­ble­men schnell inter­ve­nie­ren will, kann das in der Flä­che nur funk­tio­nie­ren, wenn ich einen Groß­teil der Auf­ga­ben per Fern­war­tung erle­di­gen kann.
  2. Wenn man vor Ort Pro­ble­me lösen muss, ist eine gute Doku­men­ta­ti­on und weit­ge­hen­de Stan­dar­di­sie­rung unerlässlich.
  3. Man braucht z.B. im Bereich von WLAN- oder MDM-Sys­te­men zwin­gend man­dan­ten­fä­hi­ge Lösun­gen, d.h. bestimm­te Din­ge muss die jewei­li­ge Schu­le selbst für sich ent­schei­den dür­fen und ande­re Din­ge müs­sen zen­tral steu­er­bar sein, weil ich ansons­ten als Dienst­leis­ter im Extrem­fall n (=Anzahl der Schu­len) ver­schie­de­ne Sys­te­me bedie­nen kön­nen muss.
  4. Auch bei Platt­for­men macht es durch­aus Sinn, ein­heit­li­che Lösun­gen zu ver­wen­den, da LuL und SuS dann z.B. beim Schul­wech­sel ihre gewohn­te Umge­bung in ihrer gewohn­ten Kon­fi­gu­ra­ti­on vorfinden.
  5. Schu­len ver­lie­ren bei die­sem Anspruch aber zwangs­läu­fig Auto­no­mie im Bereich ihrer Finanz­pla­nun­gen, die bis­her immer bestan­den hat. Infra­struk­tur kann nicht ein­fach so beschafft wer­den, wenn gleich­zei­tig der Anspruch besteht, dass der Trä­ger sie ver­läss­lich war­ten soll.
  6. Die auto­di­dak­ti­schen  „Tech­nik­päps­te“ vor Ort ver­lie­ren an Ein­fluss und Anerkennung.
  7. Die Gna­de der Tech­ni­schen Betreu­ung ergießt sich auf alle Schu­len glei­cher­ma­ßen. Dabei ver­lie­ren die bis­her star­ken Sys­te­me, aber es gewin­nen die bis­her ver­nach­läs­sig­ten Schulen.

Die letz­ten drei Punk­te machen in sol­chen Struk­tu­ren übri­gens gefühlt 98% der Arbeits­zeit aus.

Jetzt ergibt sich ein her­aus­for­dern­der Spa­gat: Einer­seits brau­chen Schu­len spe­zi­ell bei der Aus­wahl von End­ge­rä­ten natür­lich päd­ago­gi­schen Hand­lungs­spiel­raum, ande­rer­seits muss die tech­ni­sche Betreu­ung die­ser Gerä­te leist­bar sein.

Extrem­bei­spie­le (lei­der rea­le aus der Beratungspraxis):

  • Eine Schu­le kauft nach päd­ago­gi­scher Bera­tung bei Media­markt 50 iPads und for­dert vom Trä­ger einen Klausurmodus.
  • Eine Schu­le möch­te auf BYOD-Gerä­ten arbei­ten und for­dert vom Trä­ger, dass die­ser alle Schü­ler­ge­rä­te in die Schul­do­mä­ne einbindet.
  • Eine Schu­le beschafft ein Pro­gramm zur Lern­stands­er­he­bung und ver­langt vom Trä­ger die Anbin­dung an das AD der Schule.
  • Eine Schu­le nimmt 50 gespen­de­te PCs an und ver­langt vom Trä­ger Hard­ware­sup­port dafür

Es darf nicht dazu kom­men, dass eine Schu­le auto­nom eine Ent­schei­dung trifft, die an ande­rer Stel­le unleist­ba­re Arbeit­pro­zes­se erzeugt. Es darf auch nicht dazu kom­men, dass der Trä­ger ein­sei­ti­ge Vor­ga­ben im Bereich der Aus­stat­tung macht. Das pas­siert aber immer genau da, wo es kein Gegen­ge­wicht in Form von medi­en­päd­ago­gi­schen Blick­win­keln gibt. Des­we­gen ist für mich eine Bera­tung hin­sicht­lich der Anschaf­fung von End­ge­rä­ten ohne Umfeld­ana­ly­se („Mal im Schul­amt Kaf­fee trin­ken“, „Infra­struk­tur ana­ly­sie­ren“, „Stake­hol­der erfra­gen“) immer kri­tisch zu sehen.

Der Ide­al­fall ist für mich ein part­ner­schaft­li­cher Umgang mit­ein­an­der, bei dem ein Part­ner den ande­ren mit­denkt und einbezieht.

Wenn der Trä­ger aus der Rol­le des „Beschaf­fers“ und „Pflicht­er­fül­lers“ und die Schu­le im Gegen­zug aus der Rol­le des „Bitt­stel­lers“ her­aus­kommt, sind nach mei­ner Erfah­rung viel mehr Din­ge möglich.

Lei­der sind die­se Rol­len­bil­der in so man­cher Regi­on ziem­lich ver­här­tet. Und lei­der bringt ein sol­ches Ver­hält­nis natür­lich auch Auto­no­mie­ein­bu­ßen mit sich – vor allem bei Schu­len, die bis­her sehr gut auf­ge­stellt waren.

Etwas zu aktu­el­len Ten­den­zen bei Endgeräten

Ich hal­te momen­tan iPads aus tech­ni­scher und War­tungs­sicht für abso­lut alter­na­tiv­los. Das Preis-/Leis­tungs­ver­hält­nis stimmt, es gibt sehr brauch­ba­re MDM-Lösun­gen dafür, die Ein­satz­mög­lich­kei­ten im Unter­richt (z.B. als mobi­le Doku­men­ten­ka­me­ra) sind viel­fäl­tig. Es hat für mich einen pri­mär tech­ni­schen Grund, war­um sich die­se Lösung momen­tan stark ver­brei­tet. Es wird noch etwas dau­ern, bis von ande­ren Her­stel­lern ver­gleich­ba­re und glei­cher­ma­ßen bezahl­ba­re Ange­bo­te kommen.

Die aus mei­ner Sicht Zemen­tie­rung des klas­si­schen Unter­richts­mo­dells z.B. in der Class­room-App fin­de ich schwie­rig. Ich lese bis­her wenig aus der iPa­ded-Ecke zum The­ma „Modi­fi­ca­ti­on“ oder „Rede­fi­ni­ti­on“. Viel­leicht sehe ich das auch nicht – auf Table­te­vents kommt das in Pro­gramm­hef­ten neben viel „Knöpf­chen­kun­de“ aber all­mäh­lich. Ich weiß auch nicht, wie es mit der Daten­schutz­fra­ge bei 1:1‑Geräten jetzt genau aus­schaut – bei schul­ei­ge­nen Gerä­ten scheint das brauch­bar gelöst zu sein. Der Ansatz, dem Nut­zer mög­lichst viel bei der Bedie­nung abzu­neh­men, ist nicht so mei­ner mit Blick auf die Not­wen­dig­keit infor­ma­ti­scher Grund­kom­pe­ten­zen in der Zukunft.

Kei­ne Rol­le wer­den iPads wei­ter­hin in tech­ni­schen Berei­chen oder im Kon­text von Berufs­ori­en­tie­rung spie­len, also über­all, wo es um Fach­an­wen­dun­gen geht. Da ist im gra­phi­schen und audio­vi­su­el­len Bereich wei­ter­hin Apple mit sei­nen iMacs sehr stark, ansons­ten wird wohl Micro­soft noch ein wenig das Feld besetzen.

Per­sön­lich blei­be ich Linux­er. Ohne zwei offe­ne Ter­mi­nal­sit­zun­gen bin ich nicht glück­lich. Die Zukunft sehe ich in ser­ver­ba­sier­ten Anwen­dun­gen („Web-Apps“), die gerä­te­un­ab­hän­gig genutzt wer­den kön­nen und auf frei­er Soft­ware basie­ren. Zusätz­lich wer­den Vir­tua­li­sie­rung bzw. vir­tu­el­le Desk­tops gera­de auch im Kon­text von Prü­fun­gen eine gewal­ti­ge Rol­le spielen.

 

 

Digitalpakt, Lobbyismus, Rolle des Staates und Erfahrungen vor Ort

Prolog

Eines vor­weg: Ich bin bin weder Wis­sen­schaft­ler, ich betrei­be kei­ne Bera­tungs­agen­tur, ich habe vor dem Ver­fas­sen die­ses Arti­kels nicht recher­chiert und bin einer von die­sen zu Beam­ten erzo­ge­nen Men­schen ohne krea­ti­ven Kopf, der den Anschluss an die rea­le Welt ver­lo­ren hat.

Wenn ich alle die­se in den sozia­len Medi­en hoch­ge­lob­ten und oft ver­link­ten und geli­keten Arti­kel lese, ist mein ers­ter Impuls, unglaub­lich wütend und ran­tig zu wer­den, obwohl Men­schen wie ich natür­lich mit den Vor­wür­fen nicht gemeint sind.

Mein zwei­ter Impuls ist, arro­gant zu wer­den und all die­sen Leu­ten mal zu sagen, wel­chen Schwach­sinn sie ver­brei­ten, weil ich der­je­ni­ge bin, der die Weis­heit mit Löf­feln gefres­sen hat, weil er an der „Basis der Digi­ta­li­sie­rung“ arbei­tet. Das ist ein Impuls. In Wahr­heit gibt es sehr vie­le Schnitt­men­gen zwi­schen mir und den Aus­sa­gen der Tex­te. Nur haben sie es nicht so dar­ge­stellt, wie ich es dar­stel­len würde.

Ich bin Leh­rer. Ich muss alles noch­mal mit eige­nen Wor­ten sagen. Sonst geht mir kei­ner ab. Die­se Eigen­schaft wird vie­len Lehr­kräf­ten zuge­schrie­ben, aber nur auf weni­ge trifft es zu, z.B. auf mich.

Des­we­gen arbei­te ich im Fol­gen­den mit Glau­bens­sät­zen und nicht mit wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten Aussagen.

Glaubenssatz 1: Geld ist nicht das Problem

Wir leben in einem rei­chen Land und kön­nen spon­tan Aus­lands­ein­sät­ze und Ret­tungs­schir­me finan­zie­ren, aber auch Hun­dert­tau­sen­de von Men­schen bei uns auf­neh­men. Für die Schu­len tun wir alles allen­falls ganz vor­sich­tig, weil die­se kei­ne Lob­by haben und weil man sich Bil­dungs­po­li­tik in die­sem Land die Fin­ger ver­brennt. Wah­len verliert.

Und die Finan­zie­rung der Schu­len ist kom­plex gere­gelt. Per­so­nal bezahlt das Land (aber nur das leh­ren­de), Sach­mit­tel die Kom­mu­ne. Sage ich als Polit­ker „Digi­ta­li­sie­rung“, habe ich die kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­de am Sack, weil die die Aus­stat­tung dafür finan­zie­ren müssen.

In die­ser Struk­tur wird das nichts bzw. es wird nicht schnell genug irgend­was, aber an die­se Struk­tur will auch kei­ner ran. Dar­an ver­brennt man sich die Flos­sen. Daher ste­hen bestimm­te Schu­len (z.B. die in mei­nem Land­kreis) viel, viel bes­ser da als ande­re. Geld ist da, aber ungleich ver­teilt. Glei­che Ver­tei­lung bedeu­tet, dass Kom­mu­nen Auto­no­mie auf­ge­ben müs­sen. Wer kann das in einer Kom­mu­ne wol­len? Bei Bil­dung weiß doch jeder Bescheid.

Selbst wenn man das auf die Rei­he bekommt: Dann hängt da halt erst­mal Hard­ware. War­um soll­te es die­ser anders erge­hen als den Sprach­la­bo­ren der 80er-Jahre?

Glaubensatz 2: Der Staat ist nicht konkurrenzfähig

Neh­men wir den Faden von Glau­bens­satz 1 wie­der auf und da hängt jetzt Hard­ware. Irgend­wer muss das Zeugs aus­schrei­ben, beschaf­fen, war­ten, inven­ta­ri­sie­ren, ver­si­chern usw.. Dafür braucht es Per­so­nal, Fach­per­so­nal. Das fehlt aber schon in der Wirt­schaft. Nur ist die nicht an Tarif­ver­trä­ge gebun­den und zahlt mehr. Zudem muss man sich als explo­ra­ti­ver, krea­ti­ver Geist dort nicht mit Ver­wal­tungs­ver­fa­hen, Rech­nungs­prü­fungs­äm­tern, euro­päi­schen Aus­schrei­bungs­gren­zen und stän­dig wech­seln­dem Per­so­nal im Schul­amt aus Angst vor Kor­rup­ti­on auseinandersetzen.

Klar wäh­le ich dann als Sys­tem­ad­mi­nis­tra­tor mit Mas­ter die Exy-Stel­le in der öffent­li­chen Ver­wal­tung. Die Schu­len prü­geln mich, weil sich Pro­zes­se ewig lang­zie­hen und das Rech­nungs­prü­fungs­amt prü­gelt mich, weil For­ma­lia in der Aus­schrei­bung nicht pas­sen. Und außer­dem weiß sowie­so nie­mand so recht, wie man euro­pa­weit aus­schreibt und man will eigent­lich viel lie­ber stü­ckeln, damit man beschränkt aus­schrei­ben kann. Dann ist z.B. im Rah­men einer Medi­en­ent­wick­lungs­pla­nung zwar Geld da, aber nüt­zen tut es trotz­dem nichts.

Glaubenssatz 3: Die Fachbetriebe wissen nicht, wo sie hingreifen sollen

Neh­men wir den Faden von Glau­bens­satz 2 wie­der auf und wir haben jetzt super­du­per Per­so­nal und die Aus­schrei­bung ist rechts­kon­form gelau­fen. Huch! Es gibt kei­ne Ange­bo­te. Oder es dau­ert ewig und kos­tet Engels­zun­gen. Wer als Fach­be­trieb oder Sys­tem­haus etwas kann, hat den Arsch voll mit Arbeit und Auf­trä­gen. War­um soll ich als Elek­tro­in­stal­la­ti­ons­be­trieb in einem Putz­bau Schlit­ze klop­pen, wenn ich in einem Roh­bau in der glei­chen Zeit meter­wei­se Kabel an die Wand nageln kann? War­um soll ich mich als Sys­tem­haus mit den Eigen­hei­ten von Schu­len aus­ein­an­der­set­zen, wenn mir in einer Fir­ma ein it-ver­sier­ter Mit­ar­bei­ter als Ansprech­part­ner wäh­rend der Umset­zungs­pha­se zur Ver­fü­gung steht?

Glaubenssatz 4: Haltungen sind das dickste Brett

Neh­men wir den Faden von Glau­bens­satz 3 wie­der auf, wir haben jetzt super­du­per Per­so­nal, die Aus­schrei­bung ist rechts­kon­form gelau­fen, die Hard­ware hängt und wird fach­kun­dig gewartet.

Wenn es in die­ser Rei­hen­fol­ge läuft, ist es schon ganz falsch. Wer Schu­len abge­se­hen von Inter­net­an­schluss, Schul­ser­ver­lö­sung, Netz­ver­ka­be­lung, WLAN und Prä­sen­ta­ti­ons­sys­te­men nicht von vorn­her­ein an Aus­stat­tungs­pro­zes­sen betei­ligt, macht eh nichts richtig.

Und: Wer führt mit Kol­le­gi­en Gesprä­che? Wer bil­det fort? Wer zeigt Mög­lich­kei­ten auf, die rea­li­sier­bar sind? Wer bringt Men­schen auf Ideen und in den Flow? Wer arbei­tet an Hal­tun­gen? Wer steu­ert in lau­fen­den Pro­zes­sen stän­dig nach? Wer ver­netzt Men­schen? Wer behält den Überblick?

Fazit

Bei uns in der Gegend arbei­ten wir ganz genau in die­sen Span­nungs­fel­dern. Mal ver­liert man dabei und mal gewin­nen die ande­ren. Ich wür­de aus der Erfah­rung der letz­ten Jah­re genau eines nie tun: Behaup­ten zu wis­sen, wie man das alles auf die Rei­he bekommt. Eini­ges klappt sehr gut, für eini­ges ver­han­deln wir Lösun­gen, ande­res klappt noch über­haupt nicht. Jede Woche gibt es ech­te Tief­schlä­ge, jede Woche gehen Din­ge vor­an und lösen sich Kno­ten. Eine exter­ne Bera­tungs­agen­tur ist dabei ein rela­tiv klei­nes Mosa­ik­stein­chen, obwohl der Anspruch in bun­ten Wer­be­pro­spek­te da oft ein ande­rer ist. Hier vor Ort gibt es Men­schen und Betrie­be mit viel Idea­lis­mus und sozia­ler Ader, aber auch einem Bewusst­sein um die Wich­tig­keit der Digi­ta­li­sie­rung für den Standort.

Bun­des­wei­te Initia­ti­ven zum Coding oder die For­de­run­gen nach Trans­pa­renz sind in die­sem Kon­text unglaub­lich lieb gemeint. Eben­so lieb gemeint ist die Idee, jede HIl­fe von außen anzu­neh­men. In mei­nen Augen aber naiv-lieb.

Lei­der wird dadurch meist ledig­lich eines erreicht: Mehr Kom­ple­xi­tät und einem ja ohne­hin schon sehr ein­fa­chen Feld (s.o.). Die Arbeit fängt nach dem Poli­ti­ker­pres­se­bild mit gestif­te­ter Hard­ware an. Da sind dann aber regel­mä­ßig alle von außen weg. Auch und gera­de die Pres­se. Seltsam.

 

1 2 3 4 10