Das neue Kerncurriculum Deutsch Sek. II für Niedersachsen…

… wird in den Kol­le­gi­en bis jetzt eher ver­hal­ten auf­ge­nom­men. Ich habe es mir ein­mal ein biss­chen genau­er ange­schaut und muss nach ein­ge­hen­der Lek­tü­re sagen, dass es bedeu­tend schlim­mer hät­ten kom­men kön­nen. Da ich Über­sich­ten mag und die­se im Kern­cur­ri­cu­lum selbst nicht in die­ser Form zu fin­den sind (sonst wäre die Lek­tü­re wahr­schein­lich pure Lust und nicht Arbeit), gibt es zunächst eine Gra­fik zum Überblick:

Die genau­en Bezeich­nun­gen der ein­zel­ne Ele­men­te sind teil­wei­se gekürzt, damit die Ästhe­tik nicht durch ver­schie­de­ne Schrift­grö­ßen eine Stö­rung erfährt. Man kann ver­ti­kal und hori­zon­tal lesen: Ver­ti­kal bekommt man zu sehen, wel­che The­men im jewei­li­gen Schul­halb­jahr zu behan­deln sind, hori­zon­tal ist zu erken­nen, wie die ein­zel­nen The­men sich im Lau­fe der Ober­stu­fe ent­wi­ckeln sol­len. Ich habe die­se Ent­wick­lun­gen ein­mal als epo­cha­les Ord­nungs­prin­zip (Epo­chen­band) dar­ge­stellt – das fin­de ich nach­voll­zieh­bar. Außer­dem wird in jeder „Epo­chen­klam­mer“ zusätz­lich der Schwer­punkt auf eine ande­re lite­ra­ri­sche Gat­tung gelegt – 12.1 fällt mit einem ten­den­zi­ell eher lin­gu­is­ti­schen Ansatz da etwas her­aus, aber auch das mag ich im Prin­zip. Ich freue mich vor allem auch auf die Film­ana­ly­se – da kann ich end­lich mei­ne alten Star-Trek-Geschich­ten wie­der mis­sio­na­risch einbringen.

Wei­ter­le­sen

Reportagen schreiben

Klas­sen­ar­beit mit dem The­ma „Repor­ta­ge“, Arbeits­zeit 90 Minu­ten – Ori­gi­nal­wie­der­ga­be des Tex­tes ohne Korrekturen:

Die ers­te Note­book­klas­se in Deutschland

Zum ers­ten Mal pro­bier­te eine Klas­se am Pip­pi-Lang­strumpf-Gym­na­si­um in Nie­der­sach­sen den Unter­richt nur mit Note­books aus. Die Schul­hef­te sind elek­tro­nisch dar­auf gespeichert.

Der Traum jedes Schü­lers: End­lich nicht mehr mit dem Fül­ler in Schul­hef­te schrei­ben, son­dern alles auf einem Note­book tip­pen und abspei­chern. Die­ser Wunsch wur­de der Klas­se 7lc Pip­pi-Lang­strumpf-Gym­na­si­um Lön­ne­ber­ga erfüllt. Unter der Lei­tung von Herr Riecken und Frau Svens­son wird seit einem hal­ben Jahr anstatt eines Schul­hef­tes ein in Raten gezahl­tes Note­book genutzt. Schon jetzt wol­len die 14 Schü­ler und 16 Mäd­chen ihren „Schul­heft-Ersatz“ nicht mehr mis­sen. „Für die Schü­ler macht es natür­lich mehr Spaß. Nor­ma­ler Bio­lo­gie­un­ter­richt ist nun lei­der nicht mehr mög­lich, da die Ant­wort auf mei­ne Fra­ge ja ein­fach gegoo­gelt wer­den kann. Dafür steht jetzt Pro­jekt­ar­beit im Vor­der­grund.“, so Frau Svens­son, die Bio­lo­gie­leh­re­rin der Klas­se. Auch im Deutsch­un­ter­richt ist das Note­book sinn­voll. So kön­nen Auf­sät­ze und Geschich­ten von den Schü­lern immer wie­der über­ar­bei­tet wer­den. „Natür­lich war es am Anfang eine tota­le Umstel­lung für uns alle, doch die­se anfäng­li­chen Schwie­rig­kei­ten waren schnell über­wun­den. Beson­ders gelun­ge­ne Tex­te samm­le ich in einem Klas­sen­blog. So kön­nen auch die Eltern sehen, was ihre Kin­der eigent­lich schon alles kön­nen. Ein Klas­sen­blog ist eine Sei­te, auf der die Schü­ler und Schü­le­rin­nen ihre Tex­te abspei­chern und unter­ein­an­der kom­men­tie­ren und ver­bes­sern kön­nen.“, erklär­te Herr Riecken, der Deutsch­leh­rer der Klas­se. „Zu mei­nem Schreib­heft will ich nie mehr zurück!“, sag­te eine Schü­le­rin begeis­tert. „Lei­der ist mir mein Note­book mal her­un­ter­ge­fal­len und die die Repa­ra­tur dau­er­te ziem­lich lan­ge, doch jetzt habe ich eine sta­bi­le Tasche und ach­te viel mehr auf die Sicher­heit mei­nes Note­books.“ Nur lei­der ist nicht alles, was es im Inter­net gibt, gut. So pas­siert es schnell, dass Note­books einen Virus bekom­men. Doch durch die fach­män­ni­sche Hil­fe von Herrn Riecken waren auch sol­che Pro­ble­me schnell beho­ben. Jedoch ken­nen sich nicht alle Leh­rer so gut mit Com­pu­tern aus. „Mir muss­ten die Schü­ler mit den Note­books hel­fen, doch jetzt schaf­fen wir es schon, die Infor­ma­tio­nen aus dem Inter­net gemein­sam zu beur­tei­len.“, sag­te eine Leh­rer. Es gibt aber noch mehr Vor­tei­le von Note­book­klas­sen. Schü­ler ler­nen selbst­stän­di­ger und Leh­rer nut­zen stär­ker offe­ne Unter­richts­for­men und schlüp­fen in die Rol­le des Bera­ters. Wei­te­re Plus­punk­te: Die Schü­ler in sol­chen Klas­sen üben sich mehr in Pro­blem­lö­se­fä­hig­keit, in sozia­ler Kom­pe­tenz wie bei­spiels­wei­se Team­fä­hig­keit sowie in Medi­en­kom­pe­tenz. Auch die Schü­ler bestär­ken die­se Ein­wän­de. „Wir kön­nen uns gegen­sei­tig Haus­auf­ga­ben schi­cken und Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge geben. Wir haben jetzt auch schon ziem­lich viel über Note­books gelernt. Es ist mit den Kri­te­ri­en ent­stan­den, die Gerä­te wie ein Notiz­buch kom­pak­ter und ein­fa­cher zu gestal­ten.“, erzähl­te ein Schü­ler. Dabei ist ein Note­book oder ein Lap­top eigent­lich das Glei­che, wei­te­re Begrif­fe sind Klapp- oder Mobil­rech­ner, di sich jedoch kaum durch­set­zen konn­ten. Es gibt sogar eine wis­sen­schaft­li­che Stu­die der Augs­bur­ger Medi­en­päd­ago­gin und E‑Learningexpertin Prof. Dr. Gaby Rein­mann, deren Abschluss­be­richt zu ihrem Pro­jekt bereits im Inter­net zur Ver­fü­gung steht. Die Zeit wird zei­gen, ob sich die Idee mit den Note­book­klas­sen durch­set­zen kann, doch ein Anfang ist Herrn Riecken und Frau Svens­son mi der Klas­se 7lc bereits gelungen! 

HB

Ich habe mich in die­sem Jahr etwas vor der krea­ti­ven Schreib­auf­ga­be als Auf­satz­form in mei­ner 7. Klas­se gedrückt und schwer­punkt­mä­ßig jour­na­lis­ti­sche Text­for­men (Mel­dung, Bericht, Repor­ta­ge) behan­delt. In der Klas­sen­ar­beit muss­te eine Repor­ta­ge auf Grund­la­ge der fol­gen­den Mate­ria­li­en erstellt werden:

Wei­ter­le­sen

Deutsch kollaborativ mit GoogleDocs

René Schepp­ler hat kürz­lich ent­deckt, dass sich in Goo­g­le­Docs ange­leg­te Doku­men­te wie in Wave von meh­re­ren Leu­ten gleich­zei­tig bear­bei­ten las­sen und dass es dafür bei SuS mit­nich­ten einen Goog­le-Account für die SuS braucht – ein ein­fa­cher Link, abge­legt in z.B. einem Mood­le­kurs, reicht völ­lig aus. Einen Ein­druck, wie so etwas aus­se­hen könn­te, kann man über die­ses klei­ne Video (schlech­te Qua­li­tät) bekommen:

Jeder, der an die­sem Doku­ment arbei­tet, sieht fast in Echt­zeit die ande­ren Leu­te, die auch in die­sem Doku­ment unter­wegs sind. Sehr schön erkennt man auch die Pro­ble­me an die­sem Set­up: Irgend­wer löscht ein­fach mit­ten­drin den gesam­ten Text, alle erschei­nen stets als „anonym“ (was schon ein wenig zu Van­da­lis­mus ein­lädt) usw. Das bekommt man aber recht gut in den Griff. Daher mei­ne Tipps für die kon­kre­te Arbeit:

  1. Fin­ger weg vom Inter­net Explo­rer. Zumin­dest die Ver­si­on 8 wirft bei uns irgend­wann mit Java­script­feh­lern um sich oder muss neu gestar­tet wer­den. Fire­fox läuft ein­wand­frei ab Ver­si­on 3.5.
  2. Maxi­mal vier SuS gleich­zei­tig in einem Dokument
  3. Grund­re­gel: Nie­mand darf in einer ers­ten Pha­se Text­tei­le löschen
  4. Kei­ne Tex­te aus „dem nichts“ schrei­ben las­sen. Immer kon­kre­te Vor­ga­ben und Struk­tur im Arbeitsprozess
  5. Wit­zig: In der Grup­pen­ar­beit bei arbeits­tei­li­gem Auf­trag die Auf­ga­ben nur über das Doku­ment abspre­chen – lässt sich ja auch zum Simul­tanchat nutzen
  6. Nicht zu unter­schät­zen: Es dau­ert, bis SuS mit der Metho­de ver­traut sind und auch Zutrau­en zu ihr ent­wi­ckeln. Es ent­spricht nicht unse­rer Gewohn­heit, dass man gleich­zei­tig mit Drit­ten auf einem „Papier“ malt oder jeder Ver­tip­per und jedes Backspace in Echt­zeit auf drei ande­ren Moni­to­ren erscheinen.

Ich habe es anhand einer Auf­ga­be zum Diskutieren/Argumentieren so versucht:

Die SuS haben zu Hau­se Argu­men­te gesam­melt. Jeder aus der Grup­pe soll­te nun sei­ne zwei bes­ten Argu­men­te in das Doku­ment ein­tra­gen (Pha­se 1 – jeder am eige­nen PC). Die Grup­pe hat danach die Argu­men­te so hin- und her­ko­piert, dass sie sich inhalt­lich stei­gern (Pha­se 2 – alle am glei­chen PC). Danach Arbeits­tei­lung: Zwei aus der Grup­pe über­prü­fen die Argu­men­te auf den Auf­bau (Behaup­tung – Begrün­dung – Bei­spie­le) und nut­zen dafür die Kom­men­tar­funk­ti­on von Docs, die ande­ren zwei gestal­ten mög­li­che Über­gän­ge zwi­schen den Argu­men­ten (Pha­se 3). Danach Über­ar­bei­tung unter Berück­sich­ti­gung der Kom­men­ta­re (Pha­se 4). Expor­tie­ren als PDF oder ODF – prä­sen­tie­ren, per Mail an alle ver­tei­len – fer­tig ist die Grup­pen­ar­beit, in der jeder aktiv sein kann.

Sehr gut kann ich mir das auch in Che­mie wäh­rend Grup­pen­ex­pe­ri­men­ten vor­stel­len: Jede Grup­pe erhält ein Lap­top und trägt ihre Mess­wer­te in eine Goo­gle­Ta­bel­le ein. Das lässt sich dann direkt zu z.B. einem Dia­gramm wei­ter­ver­ar­bei­ten – jeder kann sich das zu Hau­se aus­dru­cken oder vor der Klas­sen­ar­beit noch ein­mal nach­schla­gen oder…

Es ist Zeit, Abschied zu nehmen…

… denn mor­gen, lie­be Abitu­ri­en­tin­nen und Abitu­ri­en­ten, schrei­ben die­je­ni­gen von euch mit Deutsch als Prü­fungs­fach ihre zen­tra­le Prü­fungs­ar­beit. Ihr wer­det in der Sta­tis­tik die­ses Blogs  und damit mei­nem Ego sehr feh­len. Exem­pla­risch sei hier ein­mal auf die Auf­ruf­sta­tis­tik mei­ner Inter­pre­ta­ti­on des gefürch­te­ten Bloch­tex­tes verwiesen:

Die klei­nen Zacken ganz am Anfang bezeich­nen das zwei­te Semes­ter in der 12. Jahr­gangs­stu­fe, in der der zuge­hö­ri­ge The­men­schwer­punkt ver­bind­lich war – also eigent­lich, denn wenn man den Kom­men­ta­ren Glau­ben schen­ken darf, wur­de das stel­len­wei­se sehr indi­vi­du­ell von den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen ausgelegt.

Wenn ich mor­gen wie jedes Jahr vor der ver­sam­mel­ten Prüf­lings­schar mei­nen Umschlag öff­ne, wird das ein­mal mehr etwas von Wim Thoel­ke haben: „Ich wäh­le Umschlag drei!“ – ach nee, mor­gen gibt es ja nur zwei.

Immer schön dran den­ken: „You are the one“ – auch wenn die­ses Schmun­zel­vi­deo mir den schön W3C-kon­for­men Code die­ses Blogs zerhaut:

- nicht, dass auch euch lie­ben wür­de, aber ohne euch fällt mein Blog zurück in die Mit­tel­mä­ßig­keit der Abruf­sta­tis­tik und ich muss mir wie­der etwas Neu­es ein­fal­len lassen.

Toi, Toi, Toi!

Deutsch: Kreative Geschichten von SuS besprechen lassen

Ich pro­bie­re gera­de etwas mit Eigen­ver­ant­wort­lich­keit im Unter­richt her­um. In mei­ner Unter­stu­fen­klas­se gestal­ten wir gera­de Geschich­ten zum The­ma: „Erleb­nis­se im Inter­net“ – etwas im Fahr­was­ser unse­rer Schu­lun­gen zur Medi­en­kom­pe­tenz.  Da ich jetzt öfter eine Dop­pel­stun­de zur Ver­fü­gung habe, sind auf ein­mal ganz ande­re Metho­den mög­lich, weil ich eine fai­re Chan­ce habe, mit den Lern­pro­zes­sen auch zu einem run­den Abschluss zu kommen.

Die Geschich­ten soll­ten in einer Lese­kon­fe­renz bespro­chen wer­den. Ich mag immer Kri­te­ri­en, anhand derer ich bespre­che. Des­we­gen haben wir zunächst eine Mind­map erstellt. „Zufäl­li­ger­wei­se“ ist im Metho­den­trai­ning der Klas­se gera­de auch die­ses The­ma dran, war­um also das nicht gleich im Deutsch­un­ter­richt verwursten?

Unse­re Mind­map sah so aus:

Dazu muss man sagen, dass die SuS auch schon am Schul­jah­res­an­fang ein Bild­ge­schich­te gestal­tet haben und wäh­rend des Zusam­men­tra­gens natür­lich auch ihre Auf­zeich­nung aus ihren Regel­hef­ten ver­wen­den durf­ten – sonst wäre die Map in einer Unter­stu­fen­klas­se kaum so voll­stän­dig. Bei der Kate­go­ri­sie­rung und dem Fin­den der Ober­be­grif­fe habe ich natür­lich ein wenig gehol­fen – ist also teil­wei­se geschum­melt mit der Schülerzentrierung.Diese Mind­map bestand in ihrer Ursprungs­form „in Krei­de“. Lässt sich natür­lich auch bei ent­spre­chen­der Aus­stat­tung der Klas­sen­rau­mes gleich auf http://www.mind42.com erstel­len – dann ent­fällt das Abschreiben.

Das wei­te­re Vor­ge­hen ist hier beschrie­ben (den frei­en Stuhl habe ich in die­ser Klas­se weg­ge­las­sen) – die Aus­wer­tung des Fish­bowls hat mich ziem­lich umge­hau­en – ein paar Eindrücke:

  1. Beob­ach­ter hat­ten den Ein­druck, dass die Grup­pe im Fish­bowl sehr bald ihre Umge­bung ver­ges­sen hatte
  2. Beob­ach­ter sag­ten deut­lich, dass stil­le Natu­ren auch in der Klein­grup­pe still waren und dass man als Grup­pe dar­auf ach­ten muss
  3. Beob­ach­ter sag­ten deut­lich, dass immer jemand die Klein­grup­pe domi­niert und dass man dar­auf ach­ten muss
  4. Beob­ach­ter hat­ten den Ein­druck, dass sich der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­zess oft fest­fährt, sie hät­ten ger­ne ein­ge­grif­fen (Mist – den frei­en Stuhl hat­te ich weg­ge­las­sen, um das Set­up nicht zu kom­plex wer­den zu lassen)
  5. Beob­ach­ter beschrie­ben, dass es hin­der­lich ist, wenn man sich nicht traut, den frem­den Text zu kritisieren(!)
  6. Tja – ich muss­te irgend­wie wenig sagen. Eigent­lich recht erholsam.

Was wer­de ich zukünf­tig bei Lese­kon­fe­ren­zen verändern?

Ich möch­te ger­ne ein Spe­zia­lis­ten­sys­tem in der Lese­kon­fe­renz ein­füh­ren. Jeder schaut auf einen ande­ren Aspekt („folgt einem ande­ren Ast der Mind­map“). So sinkt der Refle­xi­ons­an­spruch und jeder kann etwas in den letz­ten bei­den Pha­sen bei­steu­ern, weil er auf sei­nem Gebiet eben ein­ma­lig in der Grup­pe ist. Gleich­zei­tig müss­te der Zeit­be­darf mit der Redu­zie­rung der Kom­ple­xi­tät eigent­lich sin­ken, sodass mehr Res­sour­cen auf die letz­ten bei­den Pha­sen ver­wandt wer­den können.

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