EduCamp in Bremen

Sehr, sehr viel ist schon von ande­ren zum Edu­Camp geschrie­ben wor­den, z.B. von

Das Edu­Camp ist eine Tagung im Bar­Camp-For­mat, was einen erfri­schend ande­ren Ansatz zu dem dar­stellt, was man als Leh­ren­der „nor­ma­ler­wei­se“ als „Kon­fe­renz“ erlebt. Das fängt schon bei dem offe­nen Raum an:

Getagt wur­de in der GW2-Cafe­te­ria der Uni Bre­men in einem gro­ßen Raum auf meh­re­ren Ebe­nen. Ein Sprin­gen zwi­schen den über 50 Ses­si­ons war so pro­blem­los mög­lich. Bar­camps wer­den ger­ne als „Unkon­fe­renz“ bezeich­net, weil sie mit grund­sätz­li­chen Regeln bre­chen, z.B.

  • man hört Vor­trä­ge und lässt sich berieseln
  • man ist still und hört zu
  • man bleibt höf­lich in einem Vor­trag, wenn er ange­fan­gen hat
  • […]

Nach einem Bar­camp stel­le ich immer für mich fest, dass jede Leh­rer­kon­fe­renz die Bezeich­nung „Unkon­fe­renz“ mehr ver­dient hät­te: Da wird gemalt, gesurft, mit dem Nach­barn gequatscht, gedöst, inef­fek­tiv gere­det. Ein sol­ches Foto von mir gibt es in einer Leh­rer­kon­fe­renz nicht:

Foto: @lutzland

Auf dem Bar­camp wird gemalt, gesurft, get­wit­tert, ein Gedan­ke ins Ether­pad der jewei­li­gen Ses­si­on über­tra­gen, gemein­sam doku­men­tiert und gestal­tet – mit dem Nach­barn wird allen­falls pro­zess­be­zo­gen gere­det oder man wech­selt halt die Ses­si­on – das ist aus­drück­lich gewünscht. Wenn man dösen will, geht es eben in den Loun­ge­be­reich, wo man das bei Saft und fri­schem Obst kann ohne schief ange­schaut zu wer­den. Wenn eine Ses­si­on zu „exper­ti­sie­ren“ droh­te, sag­te das meist irgend­ein Mit­glied der Ses­si­on: „Ich kom­me jetzt nicht mehr mit, die Ebe­nen sind mir unklar…“ – und dadurch wur­de das Gespräch wie­der geöff­net – ent­we­der für ande­re Stim­men oder für lei­se Zuschau­er, die dem Gesche­hen von außen folg­ten –  oft undenk­bar in z.B. einer Fach­kon­fe­renz: „Dann sit­zen wir hier ja noch bis…“

Ich habe an ins­ge­samt vier Ses­si­ons teil­ge­nom­men, von denen ich nur die Grund­fra­ge wiedergebe:

  1. Neue Medi­en für alte Leh­rer – Wie brin­ge ich neue Tech­no­lo­gien in die Flä­che? (Ant­wort: Indem ich zei­ge, wie der All­tag durch sie leich­ter wer­den kann).
  2. Ler­nen in vir­tu­el­len 3d-Wel­ten – Wie und mit wem kann ich in wel­chem Kon­text in Second Life sinn­voll lernen?
  3. Know-How aus­tau­schen – Vor wel­chen Pro­ble­men ste­hen Platt­for­men, die dies ver­su­chen? Wie lässt sich Zusam­men­ar­beit initiieren?
  4. Authen­ti­zi­tät und Wahr­haf­tig­keit als Lern­vor­aus­set­zung – War­um schei­tern so vie­le Leh­rern an Dilemmas?

Außer­dem saß ich zusam­men mit eini­gen blog­gen­den Leh­rern bzw. eduaf­fi­nen Per­so­nen auf der roten Couch zum Talk – ich ver­lin­ke das Video, sobald es online zu sehen ist – beim Live-Stream waren angeb­lich 150 Leu­te mit dabei…

Man muss sehr vie­len Per­so­nen für die­ses Edu­Camp dan­ken, allen vor­an natür­lich Tho­mas Bern­hardt und sei­nen vie­len, vie­len guten Geis­tern und Spon­so­ren. Es wur­de uns wirk­lich ein rund­rum-glück­lich Paket geschnürt, für das leib­li­che Wohl gesorgt, und, und, und…

Auf die Fall­hö­he die­ser Ver­an­stal­tung zu übli­chen Leh­rer­fort­bil­dun­gen, die ich erle­ben muss­te, gehe ich bes­ser gar nicht erst ein – der Ver­gleich hinkt natür­lich auch und ist unfair oben­drein, weil man dort natür­lich nicht Men­schen aus der Wirt­schaft, von Uni­ver­si­tä­ten, von frei­en Bil­dungs­or­ga­ni­sa­tio­nen, von Think Tanks von … trifft, die alle oft allein an einem schei­tern: Der Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung derer, für die sie sich ver­ant­wort­lich fühlen.


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4 Kommentare

  • Tom

    Scha­de dass es zu der Ver­an­stal­tung Authen­ti­zi­tät und Wahr­haf­tig­keit als Lern­vor­aus­set­zung kei­ne umfang­rei­che­re Doku gibt. Z.B. der Dis­kus­si­on. Oder weißt du da was?

    Gruß

    TOM;)

  • Ruth

    Scha­de, dass das eher ein Vor­trag als eine Dis­kus­si­on war – viel­leicht beim nächs­ten Mal?!

    Das fän­de ich jeden­falls ganz klas­se! Und dann tat­säch­lich auch am ether­pad mit­schrei­ben, wel­che Argu­men­te und Erfah­run­gen gemacht wur­den und werden.

    Das kann dann Mut machen, sel­ber authen­tisch zu blei­ben (denn ursprüng­lich sind wir das ja!)

  • @Tom
    Einer rich­ti­ge Doku gibt es nicht, aber der Refe­rent hat­te eine Prä­sen­ta­ti­on dabei – viel­leicht kön­nen wir ihn ja noch ein­mal dar­um bit­ten, die online zu stellen.

    Kurz umris­sen:
    Das Sys­tem (ob nun Schu­le oder irgend­ein ande­res) zwingt uns dazu, gegen unse­re Wer­te zu han­deln, z.B. wer­den Noten ver­langt, obwohl ich viel­leicht die­se gar nicht für not­wen­dig erach­te. Gebe ich Noten, ver­hal­te ich mich sys­tem­kon­form und ver­ra­te mei­ne Wer­te, gebe ich kei­ne, blei­be ich mir treu, aber ver­hal­te mich nicht sys­tem­kon­form und wer­de sank­tio­niert – im Sys­tem Schu­le meist neben insti­tu­tio­nel­len auch gra­vie­ren­de sozia­le Sanktionen.

    Plan A:
    Das Indi­vi­du­um so stär­ken, dass es die Sank­tio­nen tra­gen und sei­nen Wer­ten treu blei­ben kann – gut für Coa­ches und Therapeuten.

    Plan B:
    Soli­da­risch das Sys­tem ändern.

    Lösung: kei­ne.

    Gruß,

    Maik

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