Chemie: Fotometrie mit Kaliumpermanganatlösung

Es gibt Gerä­te in der Che­mie­samm­lung, um die man als Leh­rer einen ehr­furchts­vol­len Bogen macht, z.B. eine Gas­mol­waa­ge. Für mich gehör­te lan­ge Zeit auch das sünd­haft teu­re Foto­me­ter mit dazu, wir besit­zen ein Nova­s­pec II mit seri­el­lem Anschluss. Dum­mer­wei­se steht in die­sem Jahr für den Schwer­punkt­kurs Che­mie auf erhöh­tem Niveau hier in Nie­der­sach­sen das Lam­bert-Beer­sche Gesetz auf dem Zet­tel, sodass man drei Alter­na­ti­ven hat:

  1. Es als Refe­rat zu vergeben
  2. Es theo­re­tisch durch­zu­kau­en – da gibt es im Netz her­vor­ra­gen­de Praktikumsberichte
  3. In den sau­ren Apfel zu bei­ßen und es prak­tisch zu probieren

Ich habe mich mich für die drit­te Opti­on ent­schie­den, auch wenn damit die Ver­bind­li­che-Abitur-Vor­ga­ben-Macher es damit geschafft haben, Leh­rer­fort­bil­dung zum Null­ta­rif zu evozieren.

Ein Kol­le­ge ist am ver­gan­ge­nen Frei­tag extra län­ger geblie­ben, um mich in die Geheim­nis­se die­ses Geräts ein­zu­wei­hen. Glück­li­cher­wei­se lässt es sich kom­plett mit einem Lap­top fern­steu­ern – eine Lizenz für die Soft­ware AKAnalytik32.NET gibt es an der Schu­le auch. Mehr braucht es nicht.

Nach einer theo­re­ti­schen Ein­füh­rung der SuS in die Grund­la­gen der Foto­me­trie habe ich mich für die Unter­su­chung von Per­man­ganat­lö­sun­gen ent­schie­den und das aus meh­re­ren Gründen:

  1. Wäss­ri­ge Redox­sys­te­me kann man sowie­so nicht genug üben
  2. Kali­um­per­man­ga­nat lässt sich auch zur Gewäs­ser­ana­ly­se treff­lich ein­set­zen zur Bestim­mung des Anteil an oxi­dier­ba­ren Sub­stan­zen und unser Haup­the­ma ist die Gewäs­ser­ana­ly­se (didak­ti­sche Integration/Kombination möglich)
  3. Per­man­ganat­lö­sung haben über eine recht brei­ten Spek­tral­be­reich eine brauch­bar hohe Extink­ti­on – da kann man nicht viel falsch machen
  4. Auch sehr nied­rig­kon­zen­trier­te Lösun­gen c(KMnO4) = 0,001mol/L haben schon satt Far­be, wor­an sich die Emp­find­lich­keit des Ver­fah­rens zei­gen lässt

Die Stun­de sah fol­gen­der­ma­ßen aus (das Prin­zip der Foto­me­trie war den SuS bereits bekannt):

Schritt 1: Auf­nah­me eines Voll­spek­trums zur Bestim­mung einer geeig­ne­ten Wel­len­län­ge für die Messung

Das ist mit der Kap­pen­berg-Soft­ware super­sim­pel. Das Spek­trum sah so aus:

Wei­ter­le­sen

Organik: Quantitative Analyse

Eine typi­sche Auf­ga­be für den Anfang (Koh­len­was­ser­stof­fe) könn­te so aussehen:

Bei der Ver­bren­nung einer orga­ni­schen Sub­stanz, die nur aus den Ele­men­ten Koh­len­stoff und Was­ser­stoff besteht, wer­den bei Nor­mal­be­din­gun­gen 0,63L Koh­len­stoff­di­oxid­gas und 0,63g Was­ser gebil­det. Berech­ne das Anzahl­ver­hält­nis zwi­schen Koh­len­stoff- und Was­ser­stoff­ato­men in die­ser Verbindung.

Bei die­ser Auf­ga­be ergibt sich im Ver­lauf der Rech­nung ein Pro­blem, wel­ches wir im Che­mie­un­ter­richt ger­ne durch eine ent­spre­chen­de Fri­sie­rung der Aus­gangs­da­ten umge­hen: Wir bekom­men zwei Zah­len mit Run­dungs­feh­lern und müs­sen dar­auf ein ganz­zah­li­ges Anzahl­ver­hält­nis ermit­teln, da es nun­mal nur gan­ze Ato­me gibt. Für das obi­ge Bei­spiel ergibt sich:

Stoff­men­ge des Kohlenstoffs

gege­ben:

V(CO2) = 0,63L

Vm(CO2) = 24L/mol (Satz von Avo­ga­dro, Nor­mal­be­din­gun­gen: 25°C)

gesucht:

n(CO2)

allg. gilt:

n(CO2) = V(CO2) / Vm(CO2)

ein­set­zen:

n(CO2) = 0,63L / 24L/mol ≈ 0,026mol

Stoff­men­ge des Wassers:

gege­ben:

M(H2O) = 18g/mol

m(H2O) = 0,63g

gesucht:

n(H2O)

allg. gilt:

M(H2O) = m(H2O) / n(H2O) ↔  n(H2O) = m(H2O) / M(H2O)

ein­set­zen:

n(H2O) = 0,63g /18g/mol ≈ 0,035mol

Pro Was­ser­mo­le­kül sind zwei Was­ser­stoff­ato­me gebun­den, sodass für die ursprüng­li­che Stoff­men­ge an Was­ser­stoff der dop­pel­te Wert anzu­set­zen ist:

n(H) = 2*n(H2O) = 0,07mol

Das Pro­blem:

Es ergibt sich ein Anzahl­ver­hält­nis

n© : n(H) = 0,026 : 0,07 ≈ 0,37

Wie kom­me ich jetzt auf ein ganz­zah­li­ges Anzahl­ver­hält­nis? Wie mache ich aus die­ser Dezi­mal­zahl wie­der einen Bruch und berück­sich­ti­ge dabei Rundungsfehler?

Ein Mathe­ma­tik­kol­le­ge brach­te mich auf fol­gen­den Ansatz:

0,37 = n©/n(H) ↔ n© = 0,37*n(H)

n© und n(H) sol­len dabei mög­lichst nahe an einer Ganz­zahl liegen.

(a) Den Gra­phen der Funk­ti­on zeich­nen und schau­en, an wel­cher Stel­le die­ses Kri­te­ri­um erfüllt ist

(b) Ein­fach eine Wer­te­ta­bel­le anle­gen, z.B. mit dem Taschen­rech­ner, der bei uns ein Alge­bra­sys­tem mit an Bord hat:

n(H)
1 0,37
2 0,74
3 1,11
4 1,48
5 1,85
6 2,22
7 2,59
8 2,96
9 3,33
10 3,7

Mit hin­rei­chen­der Genau­ig­keit passt das 8. Wer­te­paar. Es gilt hier also:

n© : n(H) = 3 : 8 

So geht es dann doch trotz der recht krum­men Wer­te, denen man das ganz­zah­li­ge Ver­hält­nis nicht auf den ers­ten Blick ansieht. Ok – man kann das auch auf mola­re Ver­hält­nis­se hoch­rech­nen, aber so kommt der TR zum Ein­satz  und lang­sa­mer ist es auch nicht.

Sulfatbestimmung – konduktometrisch

Die Grund­idee war nicht schlecht: Man neh­me sich ein Mine­ral­was­ser mit hohem Sul­fat­ge­halt („Sul­fat­wäs­ser“ – schme­cken bit­ter) – geeig­ne­te Mar­ken fin­den sich z.B. hier – und ach­tet dar­auf, dass die Hin­ter­grund­leit­fä­hig­keit nicht zu hoch ist. Die Stoff­men­ge der Sul­fa­tio­nen muss die der übri­gen Ionen am bes­ten weit über­stei­gen, damit die Hin­ter­grund­leit­fä­hig­keit dabei kei­nen Strich durch die Rech­nung macht. Dann lässt sich z.B. mit Bari­um­chlo­rid­lö­sung gemäß

Ba2+ + SO42- →  BaSO4

das Sul­fat quan­ti­ta­tiv fäl­len. Bari­um­sul­fat hat ein sehr, sehr nied­ri­ges Lös­lich­keits­pro­dukt und fin­det daher trotz der hohen Gif­tig­keit von Bari­um­io­nen sogar in der Medi­zin als Kon­trast­mit­tel Anwendung.

Die Stun­de sah dann so aus, dass ich mir ein Sul­fat­was­ser mit 1000mg/L Sul­fa­tio­nen besorgt (äh – ich habe auf die Schnel­le eines mit Natri­um­sul­fat und Deio­nat „gebaut“) und mit den SuS gemein­sam die Kon­zen­tra­ti­on der Maß­lö­sung so ein­ge­stellt habe, dass der Aqui­va­lenz­punkt so unge­fähr bei 25mL Maß­lö­sungs­ver­brauch liegt – der Sul­fat­ge­halt stand ja auf der „Fla­sche“. Fol­gen­des Dia­gramm kam dabei heraus:

Wie Sie sehen, sehen Sie gar nichts (kei­ne zwei Berei­che mit unter­schied­li­cher Stei­gung), obwohl doch das Natri­um­sul­fat als ein­zi­ges gelös­tes Salz vor­lag – was war dann nur geschehen?

Ant­wort: Wer schum­melt, wird bestraft – bei klei­nen Sün­den sofort.

Deio­nat ist in der Regel sau­er. Es wur­de von mir aber mit der Absicht ver­wen­det, das Pro­blem der Hin­ter­grund­leit­fä­hig­keit – wie es beim „ech­ten Mine­ral­was­ser“ vor­ge­kom­men wäre – aus­zu­schal­ten. Dum­mer­wei­se besit­zen Hydro­ni­um­io­nen eine beacht­li­che Äqui­va­lent­leit­fä­hig­keit, die die der übri­gen Ionen um ein Viel­fa­ches über­steigt. Und da war sie dann wie­der, unse­re Hin­ter­grund­leit­fä­hig­keit. Bari­um­sul­fat ist bei dem Ver­such super aus­ge­fal­len. Nur hat wahr­schein­lich die Hin­ter­grund­leit­fä­hig­keit durch die Hydro­ni­um­io­nen die dadurch auf­ge­tre­te­ne Ver­än­de­rung der Lösung qua­si „über­strahlt“.

Fazit:

Nicht schum­meln, Mine­ral­was­ser vor der Ana­ly­se immer abko­chen, um Koh­len­säu­re zu ent­fer­nen und immer vor­her auch ver­meint­lich „idio­ten­si­che­re“ Set­ups aus­pro­bie­ren. Vor­her. Und auch kei­ne Rat­schlä­ge von Kol­le­gen zur rich­ti­gen Schum­mel­tech­nik annehmen.

Chloridbestimmung nach Mohr

Die Chlo­rid­be­stim­mung nach Mohr ist eines der weni­gen Bei­spie­le für Fäl­lungs­ti­tra­tio­nen mit visu­el­ler End­punkt­be­stim­mung, das auch in der Schu­le mit brauch­ba­rer Genau­ig­keit funk­tio­niert. Ein­zi­ger Nach­teil sind anfal­len­de Chrom­at­lö­sun­gen, die ob ihres gro­ßen Volu­mens erst nach dem Ein­damp­fen ihren Weg in die Fla­sche mit den chro­mat­hal­ti­gen Abfäl­len finden.

Prin­zip die­ser Titration

Sil­ber­chlo­rid besitzt ein recht klei­nes Lös­lich­keits­pro­dukt: KL(AgCl) = 1,7*10-10 mol2/L2. In einer gesät­tig­ten Sil­ber­chlo­rid­lö­sung sind nur sehr weni­ge Chlo­rid­io­nen ent­hal­ten, wie fol­gen­de klei­ne Rech­nung zeigt:

gegeben/bekannt:

KL(AgCl) = 1,7*10-10 mol2/L2

Wei­ter gilt bei einer gesät­tig­ten Lösung, die aus­schließ­lich Sil­ber­chlo­rid über einem Boden­satz enthält:

(1) c(Ag+) = c(Cl-)

da ja pro Sil­ber­ion ein Chlo­rid­ion frei wird. Zusätz­li­che Sil­ber- oder Chlo­rid­io­nen in der Lösung ver­schie­ben das Gleich­ge­wicht zwi­schen Boden­kör­per und Lösung

(2) AgCl(s) ↔ Ag+(aq) + Cl-(aq)

ledig­lich wei­ter in Rich­tung des Feststoffes.

gesucht:

c(Ag+)

all­ge­mein gilt:

KL(AgCl) = c(Ag+) * c(Cl-) =1,7*10-10 mol2/L2

bzw. unter Ein­be­zug von Vor­aus­set­zung (1)

KL(AgCl) = c(Ag+) * c(Ag+) =1,7*10-10 mol2/L2

<=> c(Ag+)2 = KL

<=> c(Ag+) = √KL

ein­set­zen:

c(Ag+) = √1,7*10-10 mol2/L2 ≈ 1,3*10-5 mol/L

So viel bleibt also nicht übrig. Damit dürf­te die Fäl­lung das Prä­di­kat „quan­ti­ta­tiv“ verdienen.

Wei­ter­le­sen

Titrationskurve berechnen

Eine an sich ein­fach klin­gen­de Auf­ga­be, mit der ich letz­tens in mei­nem Che­mie­kurs kläg­lich geschei­tert bin – es war zu früh, es war nicht gut vor­be­rei­tet, ich habe den Anspruch der Auf­ga­be ein­fach unterschätzt:

Auf­ga­be:

Berech­nen Sie die Titra­ti­ons­kur­ve der Titra­ti­on von 10mL Salz­säu­re der Kon­zen­tra­ti­on c(HCl)=0,1mol/L mit 20mL Natron­lau­ge der Kon­zen­tra­ti­on von c(NaOH)=0,1mol/L. Stel­len Sie dazu den pH-Wert der Lösung in Abhän­gig­keit vom zuge­ge­be­nen Volu­men an Natron­lau­ge dar.

Vor­über­le­gun­gen:

Zwei Punk­te der Titra­ti­ons­kur­ve sind rela­tiv ein­fach zu finden:

  1. Zu Anfang der Titra­ti­on (0mL Zuga­be von Natron­lau­ge) muss der pH-Wert 1 betra­gen, da ja gilt: pH=-1*lg(c(H3O+))=-1*lg(0,1)=1
  2. Defi­ni­ti­ons­ge­mäß ist am Aqui­va­lenz­punkt – also nach Zuga­be von 10mL Maß­lö­sung – ein pH-Wert von 7 erreicht, da ja gilt pKw=pH+pOH=14; c(OH-)=c(H3O+) am Äqui­va­lenz­punkt (grün), da alle zusätz­li­chen Hydro­ni­um­io­nen aus der Pro­to­ly­se der Säu­re neu­tra­li­siert sind und ledig­lich Hydro­ni­um­io­nen aus dem Ionen­pro­dukt des Was­sers den pH-Wert bestim­men. Bei basischen/sauren Sal­ze käme eine zusätz­li­che pH-Wert­ver­schie­bung hin­zu, die jedoch bei dem hier gebil­de­ten Natri­um­chlo­rid nicht berück­sich­tigt wer­den muss.

Schwie­ri­ger wird es mit den Zwi­schen­wer­ten, bzw. auch den nach­fol­gen­den Werten.

Wer­te zwi­schen pH=1 und pH=7 (rot):

Um den pH-Wert berech­nen zu kön­nen, brau­chen wir die aktu­el­le Kon­zen­tra­ti­on an Hydro­ni­um­io­nen nach jedem Zusatz von Natron­lau­ge. Um die­se Kon­zen­tra­ti­on zu bestim­men, benö­ti­gen wir jeweils eine Stoff­men­ge n und ein Volu­men V, da ja gilt:

c(H3O+)=n(H3O+)/V(Lösung)

Ver­ein­fa­chend set­zen wir vor­aus, dass die Natron­lau­ge in 1mL-Schrit­ten zuge­setzt wird. Vor­han­den sind ja schon V0=10mL Pro­be­lö­sung (Salz­säu­re). V0 sei unser Start­vo­lu­men. Mit jedem Zusatz von 1mL Natron­lau­ge kommt somit 1mL Flüs­sig­keit hin­zu. Nach dem ers­ten Zusatz von 1mL Natron­lau­ge gilt also für das Volu­men (V1):

V1=V0+1*1mL

Für belie­bi­ge Zusät­ze n, die in 1mL-Schrit­ten erfol­gen gilt dann:

Vn=V0+n*1mL

Das ging ja noch. Die Über­set­zung die­ses gan­zen Kau­der­welsch heißt also ein­fach: Nach jedem Zusatz von 1mL erhöht sich das Volu­men um 1mL. Logisch.

Bei der Stoff­men­ge n wird es nur wenig schwie­ri­ger. Auch hier brau­chen wir ein n0, also die Stoff­men­ge an Hydro­ni­um­io­nen zu Beginn der Titration.Das ist nicht wei­ter schwer, da bekannt ist:

V(HCl)=10mL=0,01L

c(HCl)=0,1mol/L

mit c=n/V bzw. n=c*V ergibt sich für n0:

n0=c(HCl)*V(HCl)=0,1mol/L*0,01L=0,001mol

Nach jeden Zusatz von Natron­lau­ge ver­rin­gert sich die Stoff­men­ge an Hydro­ni­um­io­nen um die in der Natron­lau­ge ent­hal­te­ne Stoff­men­ge an Hydr­o­xi­d­io­nen, da gemaß

H3O+ + Cl- + Na+ + OH- ==> 2H2O + Na+ + Cl-

ein Hydro­ni­um­ion durch ein Hydr­o­xi­d­ion neu­tra­li­siert wird.

In 1mL Natron­lau­ge der Kon­zen­tra­ti­on c(NaOH)=0,1mol/L sind mit

V(Natronlauge)=1mL=0,001L

c(NaOH)=0,1mol/L

gemäß c=n/V bzw. n=c*V

n(NaOH)=c(NaOH)*V(Natronlauge)=0,1mol/L*0,001L=0,0001mol

Hydr­o­xi­d­io­nen enthalten.

Die Stoff­men­ge an Hydro­ni­um­io­nen ver­rin­gert sich also mit jedem Zusatz von 1mL Natron­lau­ge um 0,0001mol. Damit gilt ana­log zum Volumen:

nn(HCl)l=n0(HCl)-n*0,0001mol

Damit kann ich für die Zuga­be von 1–9mL Natron­lau­ge V(H3O+) und n(H3O+) bestim­men.

Wei­ter­le­sen

1 5 6 7 8 9 11