Der letzten Schultage

… sind bei uns geprägt von Ritua­len. In die­sem Jahr muss­ten eine Rei­he von Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen aus ver­schie­de­nen Grün­den ver­ab­schie­det wer­den. Wir vier vom Per­so­nal­rat sagen natür­lich auch immer ein paar Wor­te auf der Fei­er und zwar tei­len wir uns dazu auf. So gerät die Ver­an­stal­tung abwechs­lungs­rei­cher, weil jeder sei­ne Per­sön­lich­keit in die Reden ein­brin­gen kann und mit jeder neu­en Stim­me wird es zusätz­lich für den Zuhö­ren­den inter­es­san­ter. Wich­tigs­ter Grund ist jedoch, dass wir als Per­so­nal­rats­team wahr­ge­nom­men wer­den wol­len, dass – so weit es mög­lich ist – pari­tä­tisch han­delt. Das Ver­fah­ren hat sich für uns bewährt und das Feed­back aus dem Kol­le­gi­um gerät durch­weg positiv.

Das viel­leicht aber bemer­kens­wer­tes­te Ritu­al ist unser gemein­sa­mer Abschluss im Leh­rer­kol­le­gi­um. Nach der Zeug­nis­aus­ga­be gibt es eine kur­ze Dienst­be­spre­chung und danach das Ange­bot sei­tens des Per­so­nal­ra­tes, das Jahr gemein­sam aus­klin­gen zu las­sen. In die­sem Jahr nah­men über 96% des Kol­le­gi­ums die­ses Ange­bot an, sodass wir  als Gesell- und Gemein­schaft zwang­los drau­ßen vor einem Lokal in musea­ler Umge­bung den Rest des Tages ver­strei­chen las­sen haben – natür­lich lau­fen dort auch Gesprä­che über die Unter­richts­ver­tei­lung, die an die­sem Tag dann auch fast fest­steht, damit der Per­so­nal­rat in den fol­gen­den Tagen auch etwas zu tun bekommt…

Sein Essen zahlt dabei jeder selbst. Bewährt hat sich immer wie­der ein Grill­buf­fet zum Fest­preis, sodass jeder sei­nen Vor­lie­ben ent­spre­chend spei­sen kann.

Das mit den Geträn­ken ist etwas kom­pli­zier­ter: Es gibt eine gemein­sa­me , soge­nann­te „Anlass­kas­se“ (die­ses Jahr anony­mi­siert mit Goo­g­le­Docs ver­wal­tet). Bei unse­rem gro­ßen Kol­le­gi­um, hat es sich als sehr unprak­tisch und figur­schä­di­gend her­aus­ge­stellt, wenn der ein­zel­ne Kol­le­ge und die ein­zel­ne Kol­le­gin bei z.B. der Geburt eines Kin­des, einer Beför­de­rung, einem run­den Geburts­tag usw. im Leh­rer­zim­mer z.B. Bröt­chen aus­gibt. Außer­dem ist das bei über 100 Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen teu­er. Des­we­gen passt der Per­so­nal­rat im Jahr wie ein Schieß­hund auf und notiert alle mög­li­chen Anläs­se. Kurz vor den Som­mer­fe­ri­en bekommt jeder von uns einen „Kol­le­gen­block“ zuge­wie­sen und sam­melt Geld ein. Ein Anlass kos­tet 25,- Euro, hat ein Kol­le­ge meh­re­re Anläs­se gibt es ein Rabatt­sys­tem: 15,- Euro kos­tet der zwei­te und 10,- Euro der drit­te. All ande­ren sind frei, sodass der Maxi­mal­be­trag pro Per­son auf 50,- Euro gede­ckelt ist. Die Teil­nah­me am Sys­tem ist gene­rell frei­wil­lig, unter­liegt aber einem gewis­sen sozia­len Druck, denn aus der Anlass­kas­se wer­den am letz­ten Schul­tag die Geträn­ke finan­ziert, d.h. man kann sich fast alles bestel­len – für Basis­ge­trän­ke  (z.B. Hop­fen­blü­ten­auf­guss oder Trau­ben­saft­de­ri­va­te) han­deln wir vom Per­so­nal­rat mit dem Wirt gewis­se Rabat­te heraus.

Ab und zu wird die trau­te Run­de unter­bro­chen, indem alle Ein­zah­ler grup­pen­wei­se  (z.B. alle, die Ein­stand fei­ern) die Gele­gen­heit bekom­men, vor dem Kol­le­gi­um ihren jewei­li­gen Grund der Freu­de zu erläutern/anzusagen. Das muss man aber auch nicht unbe­dingt tun.

So schrumpft der Inhalt der Kas­se im Lau­fe des Tages, wobei die ers­te Run­de erfah­rungs­ge­mäß die teu­ers­te ist. Droht  die Kas­se  zu ver­sie­gen, geht es wie­der ans „Nach­sam­meln“. Wir lau­fen dazu neu­er­dings mit Kar­ten um die Tische: grün = alles in Ord­nung, gelb = ihr könn­tet lang­sam etwas geben, oran­ge = die Kas­se ist gleich leer, rot = Kas­se ist geschlos­sen, ab jetzt bit­te jeder auf sei­nen Deckel.  Wir nen­nen die­se Pha­se „Lust­run­den“. Da kom­men dann so Sachen wie „neu­es Auto“, „Anbau“, „Abitur des Nef­fen mei­ner Oma“ usw.

Nach spä­tes­tens zwei Stun­den ist dabei alles Leh­rer­haf­te von der Gesell­schaft abge­fal­len. Die Kas­se reich­te in die­sem Jahr von 12:00 Uhr bis 16:30 Uhr. Ich könn­te jetzt hier die Schluss­rech­nung ein­scan­nen und ver­öf­fent­li­chen, aber das wür­de ein völ­lig fal­sches Licht auf unser Kol­le­gi­um wer­fen. Das Wet­ter pass­te wie­der ein­mal her­vor­ra­gend und der Wirt mag uns jedes Jahr lie­ber. Ich per­sön­lich habe den klei­nen Zei­ger der Uhr ein­mal her­um­wan­dern sehen.

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