Social Messenger sind der Untergang

Ges­tern bin ich wie­der mit der vol­len Band­brei­te der Hilf­lo­sig­keit gegen­über den Eigen­dy­na­mi­ken kon­fron­tiert wor­den, die ent­ste­hen, wenn sich jün­ge­re Schü­le­rin­nen und Schü­ler auf Whats­App bewegen.

  • Belei­di­gun­gen
  • ver­än­der­te Bil­der unlieb­sa­mer Mitschüler
  • Ent­haup­tungs­vi­de­os
  • […]
  • Ich kann nichts dafür“-Behauptungen (In der Schü­ler­vor­stel­lungs­welt kann man sich ja schließ­lich nicht dage­gen weh­ren, in Whats­App-Grup­pen auf­ge­nom­men zu werden)

Die­se Din­ge schei­nen sich nach mei­nen Beob­ach­tun­gen vor alle in den jün­ge­ren Klas­sen­stu­fen der Sekun­dar­stu­fe I zu häu­fen. Die reflex­ar­ti­gen Reak­tio­nen auf Vor­komm­nis­se sehen zunächst so aus:

  1. Han­dy weg­neh­men. Die dür­fen Whats­App erst ab 16 nutzen!“
  2. Han­dy ver­bie­ten. Die kön­nen damit nicht umgehen!“
  3. Medi­en­päd­ago­gen ein­la­den, der denen das mal sagt!“
  4. Eltern in die Pflicht neh­men. Die sind unver­ant­wort­lich, Kin­dern ein Smart­phone zu kaufen!“
  5. Nun sag‘ mal Maik, was soll ich denn jetzt machen? Du bist doch Medi­en­fuz­zi. Alles Schei­ße mit die­sem Digitalzeugs!“

Han­deln wir das mal alles in der Kür­ze ab, die es sach­lo­gisch verdient:

Zu 1.)

Net­ter Ver­such. Das Han­dy gehört uns nicht und umfasst den Pri­vat­be­reich der SuS. Das ist so auf der Ebe­ne wie: „Ich ver­bie­te dir, nicht alters­ge­rech­te Fil­me in dei­ner Frei­zeit zu schauen!“

Zu 2.)

Net­ter Ver­such. Das Han­dy gehört uns nicht und umfasst den Pri­vat­be­reich der SuS. Das ist so auf der Ebe­ne wie: „Ich ver­bie­te dir, dich in dei­ner Frei­zeit mit Han­nes und Tim zu tref­fen. Die haben einen schlech­ten Ein­fluss auf dich!“

Zu 3.)

Net­ter Ver­such. Und bequem. Dann macht der das halt (wenn er dann mal Zeit hat). Ich nen­ne sowas medi­en­päd­ago­gi­sches Fei­gen­blatt: „Wir haben was getan – wir haben jeman­den ein­ge­la­den! Wenn dann kei­ner kommt, tja, kön­nen wir auch nichts dafür!“

Zu 4.)

Völ­lig rich­tig. Wenig bis so gar nicht rea­lis­tisch. Eltern hal­ten das mit dem Han­dy oft so: Wir kau­fen dir eines. Wir ken­nen uns damit eh nicht aus. Das Erstau­nen ist dann rie­sig, wenn dann mit dem Gerät Din­ge gesche­hen, die unschön sind. Dann ist das Inter­net schuld. Oder wahl­wei­se die Schu­le, die ja nichts dage­gen macht. Mein Bild: Sie schi­cken ein vier­jäh­ri­ges Kind mit dem Rad bei Dun­kel­heit quer durch die Stadt und sind dann völ­lig über­rascht, wenn es umge­nie­tet wird. Die­ser Scheiß­ver­kehr ist dann schuld!“ (sonst müss­te man sich ja selbst sei­ner Ver­ant­wor­tung stellen …)

Zu 5.)

Die Situa­ti­on ist sehr kom­plex. Das Sys­tem der Betei­lig­ten und der Ursa­chen auch. Wer hier ein ein­fa­che Ant­wort erwar­tet, ver­kennt die Kom­ple­xi­tät völ­lig. Bes­ten­falls ver­la­gert er das Pro­blem schlicht vor­der­grün­dig aus dem Wahr­neh­mungs­be­reich von Schu­le. Lei­der wird das immer wie­der in die Schu­le zurück­schwap­pen. mit dem Unter­schied, dass man dann noch sehr viel weni­ger über die Vor­gän­ge in der „Par­al­lel­welt“ weiß,

Maik, du Klug­schei­ßer, ich will Lösungen! 

Lösung 1:

Wo Ver­bo­te nicht grei­fen, kom­me ich um Ver­hand­lun­gen und päd­ago­gi­sche Ver­ein­ba­run­gen nicht her­um. Es gibt an Schu­len Gre­mi­en, die die ein­zel­nen Grup­pen ver­tre­ten. Es gibt eine Schü­ler- und eine Eltern­ver­tre­tung. Wenn ich ziel­of­fen hier zu Ver­ein­ba­run­gen kom­me, die den Han­dy­ge­brauch inner­halb der Schu­le regeln, habe ich eine grö­ße­re Chan­ce, dass die­se Ver­ein­ba­run­gen ein­ge­hal­ten und durch demo­kra­tisch ver­han­del­te Sank­tio­nen not­falls auch durch­ge­setzt wer­den. Zusätz­lich ist das u.U. eine Chan­ce, Demo­kra­tie prak­tisch zu leben und es ist eine Chan­ce, ins­be­son­de­re Eltern und Schü­lern auf Augen­hö­he zu begeg­nen. Die­se Gre­mi­en müs­sen ja ihrem „Wahl­volk“ Ent­schei­dun­gen ver­mit­teln. Und ins­be­son­de­re Eltern kön­nen ja schon mehr als Kaf­fee und Kuchen bei Ver­an­stal­tun­gen zu spen­den. Die­se Idee schei­tert oft an dem dafür not­wen­di­gen Para­dig­men­wech­sel: Schu­le ist ja von ihrem Wesen her hier­ar­chisch organisiert.

Lösung 2:

Wo in der Gesell­schaft bekom­men SuS vor­ge­lebt, wie man z.B. sozia­le Medi­en sinn­voll und reflek­tiert nutzt? Wo in Schu­le bekom­men SuS gezeigt, wel­che Poten­tia­le für das eige­ne Ler­nen in Social­me­dia steckt? Wenn ich Schu­len Por­tal­lö­sun­gen mit zar­ten Social­me­dia­funk­tio­nen emp­feh­le, kommt sehr oft: „Aber die­sen Chat, den müs­sen wir drin­gend abschal­ten, da pas­siert nur Mist, wer soll das kon­trol­lie­ren!“ Wenn da „Mist“ pas­siert, ist das m.E. ein Geschenk, weil es in einem geschütz­ten Raum ent­steht und päd­ago­gisch auf­ge­ar­bei­tet wer­den kann. Wir brau­chen mehr sol­chen „Mist“, der auf Sys­te­men von Schu­len geschieht, weil wir ihm dort ohne irgend­wel­chen Anzei­gen und rich­ter­li­chen Anord­nun­gen begeg­nen kön­nen – die Daten haben wir ja selbst und idea­ler­wei­se auch kla­re Rege­lun­gen, wann die­se von wem wie ein­ge­setzt wer­den dürfen.

Lösung 3:

Kein Unter­richt über Medi­en, son­dern Unter­richt mit Medi­en. Das erfor­dert ein schul­wei­tes Medi­en­kon­zept und es wird erstau­nen, wie viel sich sogar ganz ohne WLAN und Tablets in die­sem Bereich machen lässt. Über­ra­schen­der­wei­se sind bestimm­te Wer­te und Lebens­er­fah­run­gen auch in Zei­ten von Social­me­dia noch gültig.

Lei­der wird die Umset­zung die­ser Erkennt­nis genau wie damals der Buch­druck eine Alpha­be­ti­sie­rung erfor­dern und zwar vor allem eine digi­ta­le Alpha­be­ti­sie­rung von Lehr­kräf­ten. Und das Lesen fällt man­chem leich­ter und man­chem schwe­rer. Wenn ich aber an den Poten­tia­len und Mög­lich­kei­ten teil­ha­ben möch­te und wenn ich hand­lungs­fä­hig sein will, kom­me ich nicht dar­um her­um, ler­nen zu müs­sen. NIcht nur wegen der SuS, son­dern vor allem aus Ego­is­mus: Digi­ta­ler Analpha­be­tis­mus führt direkt in die Anhän­gig­keit von ande­ren und in die Unsouveränität.

 

 

Reflexionsfreie Zone

Men­schen in sozia­len Beru­fen sind teil­wei­se in ihren Arbeits­ver­trä­gen dazu ver­pflich­tet, an Super­vi­sio­nen teil­zu­neh­men. In den Sit­zun­gen wer­den z.B. Kon­flik­te inner­halb des Teams auf­ge­ar­bei­tet, Wege auf­ge­zeigt, um mit anver­trau­ten Per­so­nen bes­ser umzu­ge­hen und es wer­den auch oft genug das eige­ne Han­deln und die eige­ne Per­sön­lich­keit infra­ge gestellt.

Ich ken­ne Super­vi­si­on schon aus mei­ner Arbeit mit Klas­sen­ta­gun­gen – ein­mal im Halb­jahr war es mehr als erwünscht, wenn nicht sogar ver­pflich­tend, an Super­vi­sio­nen teil­zu­neh­men. Da ging es gut zur Sache – mit Psy­cho­dra­ma, Rol­len­tausch, Trä­nen und allem Drum und Dran. Die Sit­zun­gen beweg­ten sich oft ganz und gar nicht in der Komfortzone.

Wie­der in Kon­takt mit Super­vi­si­on bin ich erst zwan­zig Jah­re spä­ter in mei­ner Aus­bil­dung als medi­en­päd­ago­gi­scher Bera­ter gekom­men. Vie­le von uns haben gen­ölt und sich gefragt, was z.B. Kon­flikt­be­wäl­ti­gungs­stra­te­gien mit Medi­en­be­ra­tung zu tun haben. Mitt­ler­wei­le ist es mit dem Gen­öle still gewor­den. Es ent­wi­ckelt sich zu einer Kern­kom­pe­tenz, Struk­tu­ren zu ana­ly­sie­ren, Kon­flikt­ge­sprä­che zu füh­ren, Kri­tik ernst zu neh­men und mit ihr umzu­ge­hen. Tech­nik: 5% – Mensch: 95%.

Die super­du­per Home­page nützt z.B. gar nichts, wenn sich der Betreu­er immer selbst um alle Infor­ma­tio­nen küm­mern muss, den Kol­le­gen hin­ter­her­läuft und dabei kei­ne Unter­stüt­zung von der Lei­tung erhält: „Hä? Kriegt doch genau dafür eine Ent­las­tungs­stun­de!“ (Nein! Er bekommt die Ent­las­tung für eine aktu­el­le Homepage).

In Fol­low-Ups zu unse­rer Aus­bil­dung dür­fen wir Erleb­nis­se mit­brin­gen, die dann bear­bei­tet wer­den. Und das wer­den sie. Und auch ein Maik Riecken bekommt da hin und wie­der ver­dien­ten Lack. Auf die­sen Ver­an­stal­tun­gen stel­len sich für mich oft Wei­chen für die Zukunft – mir wird klar, was mir gut tut und was mich im Leben lang­fris­tig nicht wei­ter­bringt. Ich bil­de mir ein, dass das für mei­ne Zufrie­den­heit, mei­ne Distanz­fä­hig­keit und vor allem mei­ne Gesund­heit ein gro­ße Rol­le spielt.

Aber ich bin wohl auch ein Weich­ei. Die Arbeit an Schu­le ist psy­chisch immer Zucker. Da gibt es nicht auf­zu­ar­bei­ten. Da gibt es kei­ne psy­cho­lo­gisch indu­zier­ten Krank­hei­ten wie Kopf- und Rücken­schmer­zen (Ver­span­nun­gen), Alko­ho­lis­mus, Tin­ni­tus oder ein­fach inne­re Emi­gra­ti­on in die Kau­zig­keit oder ande­re Din­ge. Mit Kol­le­gen ver­steht man sich grund­sätz­lich gut.

Jede Annah­me von Hil­fe von außen ist eh ein Zei­chen von Schwä­che und davon, dass im Kol­le­gi­um etwas nicht stimmt. Wo kämen wir dahin, uns und unse­re Per­sön­lich­keit infra­ge zu stel­len! Wir sind fer­tig, wir brau­chen das nicht! Und dann die Finan­zie­rung: 120,- Euro Stun­den­satz für einen guten Super­vi­sor? 240,- Euro für zwei Stun­den durch ca. 10 Per­so­nen tei­len – jedes Vier­tel­jahr? Das muss doch der Dienst­herr bezah­len (objek­tiv völ­lig kor­rekt). Das Geld ste­cke ich doch lie­ber ins Auto – oder Motor­rad oder in den Han­dy­ver­trag und lei­de ansons­ten still vor mich hin.

Nicht nur ich bin ver­wun­dert, dass aus­ge­rech­net in Schu­le – deren päd­ago­gi­sche Aus­rich­tung ja immer als Beleg dafür her­hal­ten darf, nicht mit wirt­schaft­li­chen Struk­tu­ren ver­gleich­bar zu sein – ein in mei­nen Augen zen­tra­les Instru­men­ta­ri­um von Per­so­nal­ent­wick­lung weder finan­ziert noch ein­for­dert, wel­ches in fast allen ande­ren ver­gleich­ba­ren päd­ago­gi­schen Kon­tex­ten üblich oder gar obli­ga­to­risch ist.

Tablets in der Schule: Bitte (fast) keine Androids mehr!

Vorweg

Ich set­ze per­sön­lich kei­ne Tablets im Unter­richt oder mei­nen eige­nen Work­flow ein. Für mich per­sön­lich sind das Spiel­zeu­ge und kei­ne Arbeits­ge­rä­te. Mei­ne Fin­ger sind zu dick und unmotorisch.

Ich gestal­te mei­nen digi­ta­len Unter­richt aber so, dass das Gerät dafür kaum eine Rol­le spielt, wenn es zumin­dest einen Brow­ser und eini­ger­ma­ßen per­for­man­te Leis­tungs­da­ten zum Ren­dern von Web­in­hal­ten ver­fügt. Mei­ne Tools stel­len stan­dar­di­sier­te Schnitt­stel­len bereit, sodass hof­fent­lich jeder die App und das Gerät dafür nut­zen kann, die/das zu ihr/ihm passt.

App“ ist für mich ein ande­res Wort für „Pro­gramm, des­sen Ober­flä­che auf Touch­be­die­nung zuge­schnit­ten ist“. Damit sind Tablets natür­lich will­kom­men – es gibt ja ande­re Men­schen als mich mit ande­ren Vor­lie­ben und Präferenzen.

Was ich gar nicht mag, ist als Admin Son­der­lö­sun­gen bau­en zu müs­sen, weil ein Her­stel­ler meint, eige­ne „Stan­dards“ sei­en kun­den­freund­li­cher. Des­we­gen has­se ich aus Admi­nis­tra­to­ren­sicht spe­zi­ell Apple wie die Pest. So viel zum Rant.

Was man in der Schule von der Software eines Gerätes erwarten können muss

 

  1. Regel­mä­ßi­ge Betriebssystemupdates
  2. Regel­mä­ßi­ge Sicherheitsupdates
  3. Ver­läss­li­che Sand­bo­xes für Prüfungssituationen
  4. Ver­läss­li­ches, leicht zu bedie­nen­des MDM (Lösung zum Mana­gen der Gerä­te, wenn sie schul­ei­gen sind)

… über einen Zeit­raum von min­des­tens fünf Jah­ren. Ein Her­stel­ler, der das nicht bie­ten kann, hat nach mei­ner Mei­nung in der Schu­le bei schul­ei­ge­nen(!) Gerä­ten nichts verloren.

Damit fal­len (fast) alle Andro­id­ge­rä­te heraus.

Warum keine Androids?

Das Lizenz­mo­dell von Android ermög­licht erst die Her­stel­lung extrem güns­ti­ger Gerä­te. Die Quell­tex­te lie­gen offen, das Sys­tem lässt sich recht unauf­wän­dig an fast jede belie­bi­ge Hard­ware­um­ge­bung anpas­sen, d.h. als Her­stel­ler bin ich in der Wahl mei­ner CPU, mei­nes Gra­fik­pro­zes­sors usw. recht frei. Dar­aus ent­steht eine Viel­zahl an Pro­dukt­li­ni­en. Um das Sys­tem per­for­mant und schlank zu hal­ten, bricht man mit einem Grund­prin­zip von Linux, auf dem Android basiert: Dem gene­ri­schen System.

Ein gene­ri­sches Sys­tem läuft unver­än­dert auf sehr vie­len unter­schied­li­chen Umge­bun­gen: Ubun­tu kann ich auf fast jeden Rech­ner instal­lie­ren – Linux bringt die dafür erfor­der­li­chen Trei­ber gleich mit und erkennt z.B. Hard­ware beim Start vollautomatisch.

Ein gene­ri­sches Sys­tem kann dar­über­hin­aus zen­tral geup­datet wer­den – im Prin­zip läuft ja über­all das Glei­che. Lei­der schleppt natür­lich ein gene­ri­sches Sys­tem alles nur Denk­ba­re an Trei­bern mit sich und ist daher recht groß – das passt vor allem nicht zu güns­ti­ger Hardware.

Kurz gesagt: Bei Andro­iden muss der Her­stel­ler jedes Sicher­heits- und Funk­ti­ons­up­dates für alle sei­ne Pro­dukt­li­ni­en manu­ell ein­pfle­gen und sei­nen Kun­den z.B. als Betriebs­sys­tem­image bereit­stel­len. Das lohnt sich bei Gerä­ten wie Tablets und Han­dys mit ohne­hin meist kur­zer Ver­wen­dungs­zeit in der Regel nicht, sprich:

Die meis­ten Andro­id­ge­rä­te sind nach recht kur­zer Zeit sicher­heits­tech­nisch ein Debakel

Die ein­zi­ge ech­te Aus­nah­me, die ich dies­be­züg­lich ken­ne, ist die Nexus­se­rie von Goog­le selbst. Mei­ne Nexus­ta­blets der ers­ten Gene­ra­ti­on erhal­ten bis heu­te zeit­nah Updates – schon fast vier Jah­re mittlerweile.

Man kann aus­wei­chen auf Com­mu­ni­ties rund um Cya­no­gen­mod – Techi­es wie ich könn­ten das ggf.. – aber für Schu­len im All­ge­mei­nen ist das kei­ne Option.

In der Schu­le brau­che ich nach mei­nem Emp­fin­den Gerä­te, die min­des­tens drei, bes­ser fünf zuver­läs­sig lau­fen. Rea­lis­tisch fin­de ich eher einen Gerä­te­wech­sel nach drei Jah­ren, d.h. min­des­tens(!) drei Gerä­te pro Schul­lauf­bahn, denn schon heu­te wer­den die meis­ten Men­schen (auch und gera­de SuS!)  Gerä­te, die noch älter sind, auf­grund des tech­no­lo­gi­schen Wan­dels als unzu­mut­bar emp­fin­den – daher noch ein Seitenhieb:

Bei Kal­ku­la­tio­nen „Tablet preis­lich gegen Schul­buch / Taschen­rech­ner / Atlas“ ohne Ein­be­zug des tech­no­lo­gi­schen Wan­dels (Pro­dukt­up­grade nach drei Jah­ren) wäre ich SEHR vor­sich­tig ob des rea­len Preis­vor­teils gegen­über heu­te – unser Wirt­schafts­sys­tem basiert nicht dar­auf, dass wir stän­dig weni­ger ausgeben.

 

iPads und Windowstablets 

Apple ist ein in sich geschlos­se­nes Sys­tem und Micro­soft macht den Her­stel­lern sei­ner Gerä­te recht rigi­de Vor­ga­ben, was die Hard­ware­aus­stat­tung angeht – im Prin­zip fah­ren die die gene­ri­sche Stra­te­gie des Linux­ker­nels. Damit ist die Sicher­heits­pro­ble­ma­tik in einem wesent­li­chen Kern­punkt ent­schärft, weil nicht der Her­stel­ler Updates bereit­stellt, son­dern eben Apple und Micro­soft und die­se Updates auch über die betriebs­sys­tem­ei­ge­nen Mecha­nis­men instal­lie­ren. Die damit ver­bun­de­ne Lang­fris­tig­keit macht den Ein­satz z.B. einer MDM-Lösung oder Klas­sen­raum­steue­rung erst beherrsch­bar: Wenn ich nicht andau­ernd ver­seuch­te Gerä­te wie­der­her­stel­len und neu in eine MDM-Lösung inte­grie­ren muss, wird die Bewäl­ti­gung des Arbeits­pen­sums mög­lich. Und gera­de Schul­ge­rä­te, die durch vie­le Hän­de gehen, sind gegen­über der­ar­ti­gen Drang­sa­lie­run­gen extrem gefähr­det. Selbst Apple hat mitt­ler­wei­le kapiert, dass ein 1:1‑Design eben nicht in eine 1:many-Umgebung passt und ent­wi­ckelt in die rich­ti­ge Rich­tung.

Nach­trag:

Etwas aus­führ­li­cher hat sich Andre­as Hof­mann mit der neu­en Initia­ti­ve von Apple beschäftigt.

 

Anfangsgenölewiederaufgriff

Mir ist völ­lig klar, dass mit der auto­ma­ti­schen Update­po­li­tik von Apple und gera­de auch Micro­soft auch sehr streit­ba­re Mecha­nis­men Ein­zug in die mobi­len Gerä­te hal­ten – vor allem vor dem Daten­schutz­hin­ter­grund. Mir wäre ein Ubun­tu-Touch auf frei­er Hard­ware ohne UEFI- und TPM-Mist bedeu­tend lieber.

Da wir aber im „Isn­um­mal­so­land“ leben, geht es um prag­ma­ti­sche Ansät­ze. Und da hat Apple schon auf­grund des App­an­ge­bot im Ver­gleich zu Micro­soft zur­zeit die Nase für vie­le Anwen­der halt vor­ne. Ich per­sön­lich fin­de das doof.

Viel­leicht fehlt es bei Andro­ids ein­fach auch nur an Dienst­leis­tern, die das Gan­ze z.B. mit Cya­no­gen­mod schlicht pro­fes­sio­na­li­sie­ren und Ser­vice­bund­les für drei bis fünf Jah­re anbieten.

Präsenztage in der Schule – das Prinzip der sozialen Rekursivität in öffentlichen Debatten

Auch auf­grund von “Vermittlungsproblemen” in der Bevöl­ke­rung sehen sich die Kul­tus­mi­nis­te­ri­en der Län­der nun­mehr “gezwungen”, Prä­senz­ta­ge für Lehr­kräf­te an den Schu­len ein­zu­füh­ren, so jeden­falls ein zunächst wenig beach­te­ter Beschluss der KMK auf ihrer letz­ten Zusam­men­kunft. Als ehe­ma­li­ger Per­so­nal­rat und durch­aus auch kri­ti­scher Betrach­ter der Pri­vi­le­gi­en unse­rer Berufs­spar­te möch­te ich doch die­se Idee nicht unkom­men­tiert lassen.

Wäh­rend Jan-Mar­tin Klin­ge sich eher mit den resul­tie­ren­den Ver­wal­tungs­fra­gen aus­ein­an­der­setzt und sich an Din­gen wie dem Gleicheits­grund­satz im Duk­tus von Beam­ten­deutsch abar­bei­tet, lege ich den Fokus bewusst etwas anders und begin­ne dabei mit einer klei­nen Anekdote:

Als an unse­rer Schu­le schwe­di­sche Lehr­kräf­te zu Gast waren, haben wir Ihnen natür­lich mit eini­gem Stolz unser frisch reno­vier­tes, wirk­lich groß­zü­gig gestal­te­tes Leh­rer­zim­mer gezeigt. Die Reak­ti­on war durch­aus posi­tiv. Das ist hoch zu bewer­ten, wenn man etwas mit schwe­di­scher Schul­ar­chi­tek­tur ver­traut ist. Es kam aber sofort auch die Fra­ge mit dem für mich immer wie­der put­zig anzu­hö­ren­den schwe­di­schen Akzent: “Das ist eine schö­nes Raum. Wo triffst du dich mit dei­ne Kol­legs, um zu arbeiten?” – “Ja hier halt!”, ant­wor­te­te ich. “Nein, das hier ist eine tol­les Sozi­al­raum, aber kei­ne Arbeitsplatz!”, kam sofort der Ein­wand. Für den schwe­di­schen Kol­le­gen war es unvor­stell­bar, kei­nen Arbeits­platz in der Schu­le zu haben.

Ich fin­de, dass die­se Anek­do­te den Kern der Pro­ble­ma­tik zeigt: Selbst wenn ich in der Schu­le arbei­ten woll­te, könn­te ich es selbst nicht mit hin­rei­chen­der Effek­ti­vi­tät tun. Im Leh­rer­zim­mer trifft man sich und tauscht sich aus. Das ist Fluch und Segen zugleich: Fluch für den Wunsch, z.B. läs­ti­ge Kor­rek­tur­ar­bei­ten zügig zu erle­di­gen, Segen für den Aus­tausch zu päd­ago­gi­schen Fra­gen – letz­te­re lie­ßen sich aber weit­aus effek­ti­ver klä­ren, wenn alle Betei­lig­ten anwe­send wären. In der jet­zi­gen Form des KMK-Beschlus­ses ist den Lehr­kräf­ten ja weit­ge­hend frei­ge­stellt, wann sie sich in der Schu­le einfinden.

Dass es in der Schu­le i.d.R. kei­nen geeig­ne­ten Arbeits­platz gibt außer den schnell über­füll­ten Leh­rer­ar­beits­zim­mern bedingt ja zusätz­lich qua­si einen heim­li­chen Vertrag:

“Du Kol­le­ge setzt dein häus­li­ches Arbeits­zim­mer von der Steu­er ab, hast somit vol­le Frei­heit in dei­nem Home­of­fice und dafür spa­ren wir die eine oder ande­re Mark bei der räum­li­chen und säch­li­chen Aus­stat­tung der Schulen.”

An so Din­gen wie den Rege­lun­gen zur Daten­ver­ar­bei­tung auf pri­va­ten DV-Gerä­ten von Lehr­kräf­te (Link auf Erlass hier in Nie­der­sach­sen) sieht man recht hübsch, dass die­ses Kon­strukt auch gele­gent­lich hef­tig knirscht, aber im Gro­ßen und Gan­zen natür­lich funk­tio­niert. Wenn man mich jetzt zwingt, in der Schu­le tätig zu sein, könn­te ich ja auf die Idee kom­men, dar­aus auch Ansprü­che abzu­lei­ten – inso­fern weiß ich nicht, ob der Dienst­herr sich auf lan­ge Sicht damit wirk­lich einen Gefal­len tut.

Ich kann ver­ste­hen, war­um vie­le Men­schen uns Lehr­kräf­te als pri­vi­le­giert wahr­neh­men. Ich bin mir nicht so sicher, ob das nun gesetz­te Signal wirk­lich geeig­net ist, die übli­chen Stamm­tisch­ste­reo­ty­pe über Leh­rer wirk­sam im Sin­ne einer sicher­lich auch inten­dier­ten Für­sor­ge durch den Dienst­herrn abzu­mil­dern – da schei­nen mir Din­ge wie die Unkünd­bar­keit oder Pen­si­ons­re­ge­lun­gen durch­aus gewich­ti­ger in der Wahr­neh­mung “meiner” Stamm­tisch­kon­tak­te außer­halb der Leh­rer­sze­ne. Gera­de in Bezug auf die säch­li­che Aus­stat­tung sind wir als Lehr­kräf­te m.E. eben nicht unbe­dingt gutgestellt.

Das Ein­zi­ge, was man schafft, ist “soziale Rekur­si­on” – man ändert an einer Stel­le etwas, was in der Fol­ge wei­te­re Pro­zes­se in Gang setzt, die sich auf den glei­chen Aus­gangs­punkt bezie­hen, aber im Gegen­satz zur mathe­ma­ti­schen Rekur­si­on kaum vor­her­seh­bar sind. Sicher ist: Wir kom­men immer wie­der bei der glei­chen Fra­ge an.

Was denkt ihr? Könn­ten Prä­senz­ta­ge sinn­voll dabei hel­fen, dass Lehr­kräf­te nicht mehr so pri­vi­le­giert wah­ge­nom­men wer­den? Gin­ge für euch ein sol­ches Ansin­nen auf?

Blogparade: Schulbuch 2015

Auf Twit­ter ergab sich vor eini­ge Tagen eine inter­es­san­te Dis­kus­si­on zum The­ma Schul­bü­cher – auch immer wie­der ein­mal The­ma im deut­schen #EDCHATDE. Her­aus­ge­kom­men ist die Idee einer Blog­pa­ra­de zum The­ma Schul­buch, an der ich mich mit die­sem Arti­kel beteilige.

Wer mich kennt, weiß, dass ich eigent­lich nie ohne haar­sträu­ben­de Ana­lo­gien und Geschich­ten aus­kom­me – auch dies­mal bleibt das nie­man­dem erspart – aber Geduld: Ich kom­me irgend­wann auf den Punkt.

Die Ana­lo­gie

Letz­te Woche woll­te ich an mei­nen recht betag­ten Fahr­zeug die Stoß­dämp­fer wech­seln – eigent­lich muss­te ich das sogar, weil die unte­re Lager­buch­se des Dämp­fers auf der rech­ten Sei­te schon ziem­lich aus­ge­schla­gen war. Bei mei­nen Auto ( VW T4 )  ist das auch im Prin­zip kein Pro­blem und auf der Auf­fahrt zu machen. Zudem hat man auf die­se Wei­se immer die Legi­ti­ma­ti­on, neu­es Werk­zeug zu kau­fen – immer­hin woll­te die Werk­statt stol­ze 270,- Euro haben – bei einem Mate­ri­al­preis von 100,- Euro für ein Paar Mar­ken­dämp­fer saßen da 50 Euro für Werk­zeug drin. In dem sehr gut gepfleg­ten Wiki zu mei­nem Auto stand zum Dämp­fer­wech­sel nur ein Satz, der mir Sor­gen machte:

Befes­ti­gungs­schrau­be und ‑mut­ter der Dämp­fer­auf­nah­me her­aus­dre­hen (Sechs­kant M12, 100 Nm). Hier­bei kann es pas­sie­ren, dass die Mut­ter sich nicht löst, son­dern statt­des­sen, die Schrau­be, wel­che von oben mit der Karos­se­rie ver­bun­den ist, sich aus der Hal­te­rung löst und mit­dreht. Dann ist es not­wen­dig die Schrau­be von oben von Dreck zu befrei­en und mit einem 18er Maul­schlüs­sel (am bes­ten in fla­cher Aus­füh­rung) zu kontern.

Dazu wird eine zwei­te Per­son benö­tigt, da der Kopf der Schrau­be nur teil­wei­se aus dem Blech raus­steht. (Quel­le)

Wie sich her­aus­stel­len soll­te, konn­te das nicht nur pas­sie­ren, es pas­sier­te auch auf bei­den Sei­ten (zudem wur­de ein Schlüs­sel SW21 benö­tigt und kein SW18).

So ein Schlüs­sel sieht so aus:

standardwerkzeug_a

In so einem Ding steckt eine Men­ge Hirn­schmalz, den man die­sem Stahl­kno­chen erst­mal nicht ansieht. Der Schlüs­sel ist z.B. gewin­kelt (übli­cher­wei­se um 15°):

standardwerkzeug_b

Durch die­se Wink­lung kann man den Schlüs­sel in engen Berei­chen ein­fach umdre­hen und kommt so mit der Schrau­be wei­ter. Die Öff­nung des Schlüs­sels ist genormt: Ein Schlüs­sel SW21 passt zu jeder Schrau­be, deren Kopf 21mm breit ist – Schrau­ben­wei­ten sind genormt, sodass die­ser Schlüs­sel über­all ein­setz­bar ist, wo die glei­che Norm gilt. Da klappt aber nur, wenn der Schlüs­sel ein wenig wei­ter als die Norm­grö­ße 21mm ist – Pro­fi­werk­zeug weist hier weni­ger Tole­ran­zen auf als Bau­markt­wa­re und passt daher grund­sätz­lich bes­ser zur Schraube.

Mei­ne Schrau­be, die es mit dem Schlüs­sel zu lösen galt, war genormt, aber der Schlüs­sel selbst viel zu dick, um in den dar­über­lie­gen­den Zwi­schen­raum zu pas­sen. Ich bekam die eine Schrau­be damit nicht zu packen. Einen fla­chen Schlüs­sel SW21 gab es anschei­nend im gan­zen Inter­net nicht – die sind auch sehr unüb­lich. Wenn es einen sol­chen Schlüs­sel gege­ben hät­te, wäre immer noch eine zwei­te Per­son zum Gegen­hal­ten erfor­der­lich gewe­sen, da ein fla­cher Schlüs­sel schnell „nach oben abrutscht“ – des­we­gen ist der Norm­schlüs­sel ja auch so dick, um genau das zu verhindern.

Der eini­zi­ge ver­füg­ba­re Hel­fer hät­te es kör­per­lich nicht geschafft, eine ange­ros­te­te Schrau­be mit einem Anzugs­dreh­mo­ment von 100Nm zu kon­tern. Was tun?

Wenn bei mir ein Werk­zeug nicht passt, baue ich mir eines.

Die­se Idee kam nicht von mir, son­dern von einem befreun­de­ten Vater, der mich vor dem Auto grü­beln sah. Erst habe ich die­sen Gedan­ken ver­wor­fen, aber schon eine Stun­de spä­ter stand ich mit der Flex und dem Norm­schlüs­sel in der Gara­ge. Her­aus­ge­kom­men ist das hier:

werkzeug_aDie Schlüs­sel­en­den ver­jün­gen sich nach vor­ne. Die­sen Schlüs­sel konn­te ich jetzt mit Kara­cho über den Schrau­ben­kopf prü­geln, das Blech dar­über dien­te als Wider­la­ger und hielt den Schlüs­sel sicher auf dem Schrau­ben­kopf. Mit einem guten Früh­stück und einer lan­gen Knar­re lös­te sich äch­zend und knar­rend die Mut­ter von der Schrau­be – ohne Helfer.

Wie ich Schul­bü­cher verwende

Ich ver­wen­de Schul­bü­cher im Unter­richt fast nie. Es sind für mich genorm­te Werk­zeu­ge, die zu genorm­ten Pro­blem­stel­lun­gen in Form von Cur­ri­cu­la pas­sen. Mehr noch als bei mei­nem Auto­bei­spiel von oben gilt bei Lern­pro­zes­sen im Gegen­satz zu DIN-Schrau­ben für mich oft die „Norm­lo­sig­keit“. Ich unter­rich­te u.U. in zwei Klas­sen par­al­lel, aber die­se Klas­sen mit ihren Indi­vi­du­en ent­spre­chen nicht der Norm – oder jeweils anders. Trotz­dem kann es – bei mir immer sel­te­ne­re – Fäl­le geben, in denen ein genorm­ter Schlüs­sel sehr gut geeig­net ist. Genau wie der Schlüs­sel ist das Schul­buch ja sogar auf meh­re­ren Ebe­nen bis in Details durch­dacht – nur gibt es nicht immer die „Schrau­be“, die zu ihm passt. Daher nut­ze ich ein Schul­buch grund­sätz­lich nur für Anre­gun­gen bei der Vor­be­rei­tung des Unterrichts.

Ein sehr gutes Buch auch nach 15 Jah­ren Lehr­erle­ben und zahl­rei­chen Über­ar­bei­tun­gen ist für mich „Tex­te, The­men und Struk­tu­ren“. Recht zeit­los und erfreu­lich unbe­ein­druckt von schnell­le­bi­gen didak­ti­schen Gra­ben­kämp­fen fin­den sich für mich dar­in immer wie­der inter­es­san­te Tex­te und neue Bli­cke auf Din­ge wie „Schrei­ber­zie­hung“. Es ist für mich ein wenig so wie ein Eng­län­der im Werkzeugbereich.

In mei­nem Regal (ich kom­me für alle mei­ne Schul­bü­cher mit 2m Regal­flä­che aus) ste­hen neben uni­ver­si­tä­ren Lehr­wer­ken auch noch Übungs­blatt­samm­lun­gen, eini­ge Arbeits­hef­te und Ver­suchs­vor­schrif­ten (ich unter­rich­te Che­mie). Das steht da, weil es manch­mal Arbeit spart, wenn es schnell gehen muss. Hin und wie­der ver­irrt sich noch eine unver­langt zuge­schick­tes „Pro­be­ex­em­plar“ dort­hin, wel­ches aber meist nach ein bis zwei Mona­ten sei­nen Weg ins Alt­pa­pier findet.

Wäre ich Fremd­spra­chen­leh­rer, hät­ten Schul­bü­cher für mich aller­dings einen ganz ande­ren Stellenwert.

Die Geschich­te dahin

Als jun­ger Kol­le­ge fehl­te mir oft die Zeit, um mit der Flex in die Gara­ge zu gehen und auf einem zu gro­ßen Schrau­ben­schlüs­sel her­um­zu­schlei­fen. Außer­dem hat­te ich viel zu viel Ehr­furcht vor der Leis­tung der Buch­au­to­ren: Was kann ich klei­nes Licht schon bes­ser machen als ein durch­dach­tes Schul­buch? Damit ist man doch auf jeden Fall auf der siche­ren Sei­te! Es ist auf das Cur­ri­cu­lum abge­stimmt, durch ein Lek­to­rat gelau­fen und bie­tet mir Ori­en­tie­rung. Pfif­fi­ge Ideen wie die 15-Grad­wink­lung beim der Schrau­ben­schlüs­sel­ana­lo­gie wären mir aus mei­ner Unter­richts­pra­xis her­aus gar nicht erst gekom­men. So ist das Dona­tor-Akzep­tor-Prin­zip als fun­da­men­ta­le didak­ti­sche Grö­ße im Che­mie­un­ter­richt wohl ein ech­tes Ver­dienst von Schulbüchern.

Wenn ich dann dar­über­hin­aus noch Ideen habe, ist es Dank der Soli­di­tät in der Lage, den Fun­ken­strahl der ers­ten Flex­ver­su­che anzu­len­ken oder mich wie­der auf den siche­ren Stan­dard­weg zu bringen.

Mit den Jah­ren fiel die­se fast ehr­fürch­ti­ge Bezie­hung mehr und mehr in sich zusam­men – ins­be­son­de­re in der Che­mie: Sie schrei­ben die Nernst­sche Glei­chung ein­mal mit Minus und ein­mal mit Plus­zei­chen – aha. Und hier schrei­ben sie „wie man leicht sieht“ – die Schü­le­rin­nen und Schü­ler sehen es aber so gar nicht. Und was soll die­ser Begriff schon an die­ser Stel­le? Und dann waren es gera­de die­se Stun­den, in denen Schü­le­rin­nen und Schü­ler das Buch hin­ter­frag­ten, die fach­lich den höchs­ten Ertrag zu brin­gen schie­nen. Ich lern­te in den Jah­ren auch Buch­au­to­ren ken­nen. Die Ehr­furcht wich ganz schnell einer prag­ma­ti­schen Hal­tung je mehr Schrau­ben­schlüs­sel ich selbst zurecht­schliff. Dabei gab es auch ein­mal blu­ti­ge Fin­ger oder einen ver­brann­ten Pul­li. Die Arbeit mit der Flex birgt auch Risi­ken. Aber das nächs­te Werk­zeug wur­de dann eben bes­ser. Der dazu not­wen­di­ge „Arsch in der Hose“ muss sich aber ent­wi­ckeln – er ist nicht von vorn­her­ein da. Genau an die­ser Stel­le hal­te ich Schul­bü­cher für wichtig.

Dazu kamen dann noch die cur­ri­cu­la­ren und didak­ti­schen Stür­me: Wel­cher Ver­lag konn­te oder soll­te da noch hin­ter­her­kom­men? Die Lücke zwi­schen dem sehr dyna­mi­schen Cur­ri­cu­lum und dem ver­hält­nis­mä­ßig sta­ti­schen Schul­buch scheint immer grö­ßer zu werden.

Rand­no­tiz: Ich und die Verlage

Es gibt hier im Blog eine gan­ze Serie zum The­ma „Riecken und die Ver­la­ge“ bzw. mitt­ler­wei­le auch eini­ge Start­ups. Daher nur eine Rand­no­tiz: Eigent­lich weiß ich viel wenig über die inter­nen Struk­tu­ren in Ver­la­gen. Das kommt viel­leicht noch – ansons­ten ist die­se Web­sei­te mitt­ler­wei­le an vie­len neur­al­gi­schen Stel­le ja lehr­buch­ähn­lich. Ich habe in den Jah­re durch zahl­rei­che „Ange­bo­te“ gelernt, Pro­du­zen­ten von Inhal­ten Hoch­ach­tung zu zol­len unter sol­chen Bedin­gun­gen über­haupt noch etwas mit Hand und Fuß zu pro­du­zie­ren. Soll­te es mich wirk­lich noch ein­mal über­kom­men, schrie­be ich ein Lehr­buch online und bäte um Spen­den für mei­ne Arbeit – qua­si das Körb­chen am Aus­gang nach dem Kon­zert. Wahr­schein­lich käme da mehr zusam­men als bei einer Ver­öf­fent­li­chung über die übli­chen Distributionswege.

Fazit

Für mei­ne Fächer bin ich ein ganz schlech­ter Kun­de für Schul­buch­ver­la­ge. Schul­bü­cher set­ze ich kaum im Unter­richt ein. An deren Stel­le tre­ten struk­tu­rier­te Auf­zeich­nun­gen in zuneh­mend auch digi­ta­ler Form, die den Lern­stoff für alle Betei­lig­ten zugäng­lich machen.

Für die Unter­richts­vor­be­rei­tung als Impuls­ge­ber und in Fäl­len, wo ich z.B. ein neu­es Fach unter­rich­ten muss, bie­ten mir Schul­bü­cher zunächst eine siche­re Burg, bis ich die Gegend hin­rei­chend erforscht habe und die jewei­li­ge didak­ti­sche Flex hal­ten kann. Ansons­ten hat zum Pro­zess der Unter­richts­vor­be­rei­tung mein Blog­ger­kol­le­ge Andre­as Kalt eigent­lich alles Wesent­li­che gesagt.

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