Hybris

riecken.de war seit ges­tern Abend bis heu­te ca. 10:12 Uhr down. Nach ers­ter Ana­ly­se der Kata­stro­phe habe ich getwittert:

riecken.de ist down. Aber so rich­tig. Mor­gen im Lau­fe des Tages :o)…

An der Geschich­te dazu kann man sehr schön sehen, wie man sich im Ser­ver­be­trieb nicht ver­hal­ten soll­te. Ich schrei­be mal das Elend auf:

  1. Die Schul­home­page muss­te mal irgend­wann von Joom­la 2.5.x auf Joom­la 3.x geup­datet wer­den. Um das vor­zu­be­rei­ten, habe ich das mal eben auf mei­nen eige­nen Ser­ver nach­ge­baut, d.h. besag­te Home­page 1:1 kopiert.
  2. Das Update klapp­te nach dem Ent­fer­nen des von einer Agen­tur erstell­ten The­mes und Umschal­tung auf ein Stan­dard­the­me, ließ mich aber wis­sen, dass die PHP-Ver­si­on von Debi­an squeeze zu alt dafür sei.

Es gab jetzt meh­re­re Möglichkeiten:

  1. eine neue­re PHP-Ver­si­on aus den Debi­an­back­ports einspielen
  2. es auf einem ande­re Ser­ver mit Debi­an whee­zy noch­mal versuchen
  3. gleich die Gunst der Stun­de nut­zen und den Ser­ver auf whee­zy updaten

Da es schnell und mög­lichst „unat­ten­ded“ (ohne Nut­zer­ein­griff von mir) gehen soll­te, war natür­lich Vari­an­te 3 nahe­lie­gend. Eigent­lich macht man vor so einem Ein­griff noch­mal ein Back­up – das geht bei mei­nem Hos­ter sogar beson­ders bequem – es han­del sich um einen KVM-VSer­ver, der mir einen Snapshot erlaubt (Apple hat die­ses uralte Ver­fah­ren aus der Unix­welt kopiert, mit einer groo­vi­gen Ober­flä­che ver­se­hen und nennt es Time­Ma­chi­ne), d.h. ich kann den Zustand des Sys­tems per Klick sichern und spä­ter im Feh­ler­fall wie­der her­stel­len – nur ver­bun­den mit einer kur­zen Downtime.

Och, bei dei­nen letz­ten Debia­n­up­dates ist noch nie was schiefgegangen.

Dies­mal schon. Meh­re­re essen­ti­el­le Diens­te lie­fen in nicht auf­lös­ba­re Paket­kon­flik­te und moch­ten nicht mehr star­ten. Außer dem dem fami­liä­ren Mail­sys­tem ging nichts mehr. Auch das soll­te sich noch ändern.

Die gran­dio­se Idee:

Ich siche­re das Sys­tem jeden Tag inkre­men­tell bei mir zu Hau­se über einen rsync-Mecha­nis­mus (genau der dürf­te auch hin­ter Time­Ma­chi­ne ste­cken), d.h. ich kann an jeden Tag der letz­ten drei Mona­te zurück­ge­hen. Also flugs den alten Datei­zu­stand wie­der hin­über­ko­piert. Ergeb­nis: Sys­tem uner­reich­bar und star­tet nicht mehr.

Hm. Eh egal. Der Ser­ver wur­de neu mit Debi­an squeeze instal­liert und nach­mal eine Rück­si­che­rung pro­biert. Ergeb­nis: Bei VSer­vern klappt das mit der Rück­si­che­rung so offen­bar nicht.

Na dann. Neu­es Debi­an whee­zy Image drauf und auf die har­te Tour nach und nach die wich­tigs­ten Diens­te kon­fi­gu­rie­ren (die Con­fig­da­tei­en gab es ja in der Siche­rung). Mit einem Upload von 6Mbit/s dau­ert die Daten­über­tra­gung nun natür­lich etwas län­ger als die Daten­si­che­rung (100 Mbit/s Down­stream). Ver­schärft wird das dadurch, dass wir imap nut­zen und so ca. 2GB in klei­nen Datei­en brau­chen durch den Pro­to­koll­over­head noch­mal länger.

Aber nach ca. 1,5 Stun­den akti­ver Arbeit am PC mit meh­re­ren im Hin­ter­grund lau­fen­den Screen­ses­si­ons für die Kopier­pro­zes­se lau­fen jetzt die wich­tigs­ten Mail- und Web­diens­te wie­der und ich kann jetzt kom­for­ta­bel den Rest Stück für Stück nach­zie­hen. Neben­bei habe ich Debi­an whee­zy als Unter­bau und damit PHP5.4.x – da könn­te ich doch gleich mal eben die Schulhomepage …

Leh­ren

  • Wenn etwas weg ist, merkst du erst sei­ne Wichtigkeit
  • Nie­mand will ein Back­up, alle wol­len ein Restore
  • Arbeits­pro­zes­se, die man im Job selbst­ver­ständ­lich macht, haben auch ihren Sinn im pri­va­ten Umfeld
  • Die binä­ren Daten­bank­da­tei­en von MySQL5.1 und MySQL5.5 sind zuein­an­der kompatibel

 

Zukunftsapodiktionen

Hin­weis:

Das fol­gen­de Inter­view ist eine Fik­ti­on. Eine ein­sei­ti­ge Fik­ti­on, in die jede gut­mei­nen­de Kraft des heu­ti­gen Net­zes – etwas Bos­haf­tig­keit vor­aus­ge­setzt – inte­griert wer­den kann. Der Gegen­text exis­tiert auch schon in mei­nem Kopf, klingt aber bei Wei­tem nicht so rea­lis­tisch :o)…

 

Erst­ma­lig ist es Repor­tern der Hau­te Dai­ly gelun­gen, Eric Bald­win, CEO des Inter­net­mo­no­po­lis­ten „Event Hori­zon Inc.“ zu einem Inter­view anläss­lich der Imple­men­tie­rung des Ethik­ra­tes inner­halb des Unter­neh­mens zu bewe­gen. Details zu die­sem Rat wur­den durch den Whist­le­b­lower Peter Foo­ma­tic im Ver­lauf des letz­ten Jah­res bekannt.

HDHerr Bald­win, wie kam es zu der Ein­set­zung es Ethik­ra­tes bzw. über­haupt zu der Idee, tech­no­lo­gi­sche Inno­va­ti­on durch Phi­lo­so­phen, Rechts­ge­lehr­te und Volks­wir­te beglei­ten bzw. die spä­te­re Umset­zung selbst von ethi­schen Kate­go­rien abhän­gig zu machen?

EB: Dazu müss­te man weit in die Geschich­te des Inter­nets zurück­ge­hen, die ja auch Teil der Geschich­te unse­res Unter­neh­mens ist. Im Grun­de genom­men ist der Ethik­rat Aus­druck einer Arro­ganz. Ver­kürzt dar­ge­stellt wol­len wir den Nut­zer vor sich selbst schützen.

HD: Das bedarf jetzt aber einer Erläu­te­rung, Herr Baldwin!

EB: Wir gehen ein­mal in die Jah­re 2008–2018 zurück, also in eine Zeit, in der der Peach­kon­zern noch selbst­stän­di­ge Akti­en­ge­sell­schaft war, bevor er schließ­lich in unse­rem Kon­sor­ti­um auf­ging. Peach ist es gelun­gen, einen fun­da­men­ta­len Bedarf in der Bevöl­ke­rung zu decken, der sich in den Jah­ren zuvor in der Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Betriebs­sys­tem „Weich­fens­ter“ ent­wi­ckelt hat­te: Tech­nik als Geg­ner und Zeit­fres­ser, der User als stän­di­ger Ver­lie­rer. Vor allem letz­te­res hat­te immense psy­cho­lo­gi­sche Kon­se­quen­zen: Nie­mand steht ger­ne hilf­los da, das Beloh­nungs­sys­tem unse­res Gehirns braucht Erfolgs­er­leb­nis­se. Mit Peach­pro­duk­ten waren auf ein­mal die­se Erfolgs­er­leb­nis­se wie­der da: Man konn­te Daten über meh­re­re Gerä­te hin­weg syn­chro­ni­sie­ren, man konn­te Medi­en auf ein­fa­che Art und Wei­se an fast jedem Ort kon­su­mie­ren, man konn­te sein Zeit effek­ti­ver gestal­ten durch z.B. eine funk­tio­nie­ren­de Ter­min­ver­wal­tung und Bün­de­lung der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ge – man konn­te über­haupt „sein Netz“ über­all hin mit­neh­men – das pTalk, ers­tes SMART­Phone sei­ner Art,  hat die Welt ver­än­dert: Ergo man war in sei­ner Wahr­neh­mung tech­nisch wie­der kom­pe­tent und zahl­te dafür auch gerne.

HD: Ein pro­fi­ta­bles Geschäfts­mo­dell, das im Wesent­li­chen auf Nied­rig­lohn­po­li­tik in Asi­en basier­te, qua­si eine moder­ne Form des Koloniallismus.

EB: Nen­nen Sie mir eine Fir­ma, die die­ses Prin­zip in die­ser Peri­ode nicht ver­folgt hat. Die Anfor­de­run­gen des Mark­tes waren halt so. Es ging nicht um eine lan­ge Nut­zungs­dau­er oder Nach­hal­tig­keit der Gerä­te. Spe­zi­ell Peach­ge­rä­te wie­sen zwar eine lan­ge Lebens­dau­er auf, jedoch woll­ten die Nut­zer immer etwas Neu­es, was kur­ze Inno­va­tions- und Pro­duk­ti­ons­zy­klen erfor­der­te, damit das Unter­neh­men wirt­schaft­lich wach­sen und die Ansprü­che sei­ner Aktio­nä­re bedie­nen konn­te. Also war das pri­mä­re Ziel Wirt­schaft­lich­keit, hier ins­be­son­de­re in Form hoher Mar­gen. Wei­ter­hin war es Stra­te­gie, die Kun­den an das eige­ne Öko­sys­tem zu bin­den, wie es Sear­chie­gi­gant schon etwas län­ger vor­mach­te. Den Kun­den mach­te das wenig aus, da das Gan­ze bei Peach­ge­rä­ten eben ein­fach funk­tio­nier­te und bei Sear­chie­gi­gant eben tech­nisch leis­tungs­fä­hig und kos­ten­los war.

HD: Also eine Befrei­ung durch tech­no­lo­gi­sche Innovation. 

EB: Ja und nein. Die­se Zeit ist Ursprung einer Ent­wick­lung, die wir heu­te kri­tisch sehen. Wir haben her­vor­ra­gend davon gelebt, dass die Nut­zer in der Mehr­zahl tech­nisch weit­ge­hend inkom­pe­tent waren. Sie kön­nen oder wol­len Ihren DSL-Rou­ter nicht kon­fi­gu­rie­ren? Kein Pro­blem, sie bekom­men von uns eine fern­wart­ba­re Black­box. Ihr Betriebs­sys­tem soll ein­fach funk­tio­nie­ren? Ger­ne, wir kon­fi­gu­rie­ren es zen­tral aus der Cloud usw.. So kam es, dass die meis­ten Nut­zer sich zwar auf einer kom­mu­ni­ka­ti­ve Ebe­ne kom­pe­tent im Netz bewe­gen konn­ten, von der Funk­ti­ons­wei­se von Hard- und Soft­ware aber zuneh­mend ent­frem­det wur­den – genau das war das Geschäfts­mo­dell, da wir so Abhän­gig­kei­ten schaf­fen konn­ten, die zu einer Kun­den­bin­dung führten.

HD: Aber es gab doch immer schon kri­ti­sche Stim­men. Vor allen in den dama­li­gen klas­si­schen Print­me­di­en fan­den in den Feuil­le­tons und in zahl­rei­chen Blogs dezi­dier­te Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit ihren Geschäfts­prak­ti­ken statt. Wol­len Sie Ihre dama­li­gen Kun­den als inkom­pe­tent darstellen? 

EBAls tech­no­lo­gisch (das ist eine wich­ti­ge Ein­schrän­kung!) inkom­pe­tent und vor allem naiv, ja. Das klingt hart. Aber aus die­ser Zeit stam­men aber alle Daten, die wir heu­te für die Geschäfts­zwei­ge nut­zen, die für uns die pro­fi­ta­bels­ten sind. Die Ent­wick­lung hin zu neu­en Geschäfts­fel­dern wie dem Ver­si­che­rungs- und dem Kre­dit­we­sen basiert auf Daten, die die Men­schen uns frei­wil­lig gege­ben haben auf Platt­for­men, die sie als inte­gral für ihr Leben emp­fun­den haben und immer noch emp­fin­den. Dabei haben wir anfäng­lich die Algo­rith­men bewusst „dumm“ gestal­tet: Wer z.B. eine Kaf­fee­ma­schi­ne kauf­te, bekam über unse­re Wer­be­netz­wer­ke nur noch Kaf­fee­ma­schi­nen in Wer­be­an­zei­gen ange­prie­sen. Er konn­te dann mit dem Fin­ger auf uns zei­gen und sagen: „Schaut her, was für eine däm­li­che Algo­rith­mik!“ Es war wich­tig, Men­schen die­ses Über­le­gen­heits­ge­fühl gegen­über Tech­nik zu geben, obwohl sie schon längst davon ent­frem­det waren, damit sie uns wei­ter Infor­ma­tio­nen über sich lieferten.

Wir kön­nen heu­te so die ver­läss­lichs­ten Aus­sa­gen zu Kre­dit­wür­dig­keit eines Men­schen machen. Wir wis­sen heu­te über den Lebens­wan­del und damit über mög­li­che gesund­heit­li­che Risi­ken eine Men­ge, sodass wir maß­ge­schnei­der­te Tari­fe anbie­ten kön­nen. Eben­so hel­fen uns die gesam­mel­ten Geo­da­ten von Tablets und Han­dys, um Aus­sa­gen über das Fahr- und Rei­se­ver­hal­ten machen zu kön­nen. Damit zahlt jeder bei uns für sein indi­vi­du­el­les Risi­ko­pro­fil. Im Prin­zip pro­fi­tie­ren die­je­ni­gen davon, die sich mög­lichst risi­ko­arm im Sin­ne unse­rer Algo­rith­mik ver­hal­ten – was für unse­re Ent­wick­lungs­ab­tei­lung hin­sicht­lich der Nach­wuchs­aqui­se zuneh­mend pro­ble­ma­tisch wird – dazu aber spä­ter mehr. Es ging ja um die Nai­vi­tät: Die Nai­vi­tät bestand dar­in zu glau­ben, dass per­sön­li­che Daten für nie­man­den einen Wert besit­zen. Dass dem nicht so ist, wur­de durch die Snow­den-Affä­re zwar über­deut­lich, aber die Kon­se­quenz für die meis­ten Nut­zer wäre gewe­sen, Bequem­lich­kei­ten auf­ge­ben zu müs­sen – und sei es nur die Bequem­lich­keit, die poli­ti­schen Grup­pen nicht aktiv oder pas­siv zu unter­stüt­zen, die uns hät­ten Paro­li bie­ten kön­nen. Das erschien jedoch den meis­ten nicht rea­lis­tisch, ja es ging sogar noch wei­ter: Mah­ner in die­ser Ent­wick­lung wur­den oft als recht­ha­be­risch, bzw. von „oben her­ab“ emp­fun­den. Psy­cho­lo­gisch ver­ständ­lich, da ihnen zu fol­gen bedeu­tet hät­te, Ver­hal­ten ändern zu müs­sen. Für uns lief das so schon ganz gut.

Dabei kam uns zusätz­lich eine Para­do­xie sehr zu pass: Gegen­über dem Staat gab es enor­me Emp­find­lich­kei­ten, wenn die­ser sei­ne Zugriffs­mög­lich­kei­ten erwei­tern woll­te, gegen­über uns nicht. Der Staat muss­te zumin­dest demo­kra­ti­sche Kon­se­quen­zen befürch­ten – im Prin­zip konn­te man Regie­run­gen abwäh­len, wir konn­ten die Infor­ma­ti­ons­strö­me so steu­ern, dass unse­re Begehr­lich­kei­ten und Ver­feh­lun­gen  nicht lan­ge im Fokus der Öffent­lich­keit blie­ben. Mit jeder AGB-Ände­rung im Juris­ten­deutsch konn­ten wir aus­ta­rie­ren, wie weit man gehen konn­te. Das las ja nie­mand und liest es bis heu­te nicht. Die gut gemein­ten staat­li­chen Auf­klä­rungs­pflich­ten kamen uns dabei sehr ent­ge­gen, weil sie die Ver­trags­wer­ke ledig­lich wei­ter aufbliesen.

Der Staat hät­te uns zwar poli­tisch Ein­halt gebie­ten kön­nen, aber das hät­te kaum eine Regie­rung län­ger als eine Legis­la­tur­pe­ri­ode über­lebt. Des­halb der Deal mit den stan­dar­di­sier­ten Schnitt­stel­len wie in den frü­hen Anfän­gen die SINA-Box. Das Staat bekam die Infor­ma­tio­nen, die er mein­te zu brau­chen und ließ im Gegen­zug uns dafür in Ruhe.

HD: Sie leben doch aus­ge­spro­chen gut von der Tak­tik, die Sie da gefah­ren haben. Soll­ten Sie den Nut­ze­rin­nen und Nut­zern nicht dank­bar sein?

EB: Unse­re Natur ist nicht die Dank­bar­keit. Das ist ein wirt­schaft­li­ches Über­le­bens­prin­zip. Und es war kein Plan, son­dern es hat eben so erge­ben, weil es unse­re Natur ist. Und es wäre so nicht mög­lich gewe­sen, wenn wir die Welt für den Nut­zer nicht auch zum Posi­ti­ven gewen­det hät­ten. Der Zugang zu Bil­dung, Kunst und Kul­tur ist durch uns welt­weit für jeder­mann mög­lich gewor­den. Jeder konn­te auf ein­mal ein Sen­der sein und sei­ne Ideen ver­wirk­li­chen – frei­lich blie­ben die meis­ten Kon­su­men­ten. Das ist objek­tiv ein media­ler Wan­del, der ohne Wei­te­res mit dem des Buch­drucks ergleich­bar ist. Dabei haben wir nie zwi­schen gro­ßen und klei­nen Play­ern unter­schie­den, son­dern vor allem unse­re Such­al­go­rith­men nach qua­li­ta­ti­ven, mög­lichst neu­tra­len Gesichts­punk­ten gestal­tet. Wer kei­ne Qua­li­tät in unse­rem Sin­ne bie­ten konn­te, muss­te sich eben hoch­kau­fen, indem er uns direkt Geld bezahl­te oder sein Glück mit SEO-Agen­tu­ren ver­such­te, mit denen wir uns immer ein Ren­nen lie­fer­ten, was für die SEOs schluss­end­lich nicht zu gewin­nen war. Das merk­ten die Kun­den dann und zahl­ten gleich direkt an uns.

Tak­ti­ken gab es aber auch: So such­ten wir uns gezielt Per­so­nen, die in den sozia­len Netz­wer­ken über einen hohen Repu­ta­ti­ons­grad ver­füg­ten, um vor­geb­lich kri­ti­sche Mei­nun­gen zu streu­en, die aber letzt­lich in unse­rem Sin­ne waren. Die Idee kam dabei von Agen­tu­ren, die über ein­ge­kauf­te Agen­ten Pro­dukt­be­wer­tun­gen plat­zier­ten. Wir muss­ten ler­nen, wie die­se Bewer­tun­gen zu for­mu­lie­ren waren, damit sie als authen­tisch akt­zep­tiert wur­den. So lie­ßen sich auch Waren­strö­me steu­ern und Über­ka­pa­zi­tä­ten viel geschick­ter nut­zen als über klar erkenn­ba­re Abschrei­bungs­kam­pa­gnen, wenn sich ein Her­stel­ler mal hin­sicht­lich der Attrak­ti­vi­tät sei­nes Pro­duk­tes ver­kal­ku­lier­te und es zum Schleu­der­preis auf den vor­wie­gend dann Bil­dungs­markt warf. Im Bil­dungs­markt ziel­ten wir dabei auf Mul­ti­pli­ka­to­ren. Wenn man die­sem das lang ver­lo­re­ne Kom­pe­tenz­ge­fühl in tech­ni­schen Din­gen zurück­gab, kauf­ten Sie auch Gerä­te zum Nor­mal­preis und war­ben Gel­der für die Beschaf­fung grö­ße­rer Char­gen wie selbst­ver­ständ­lich ein. „Psy­cho­lo­gy over­ri­des cos­ts“ sag­te da unser Ver­trieb immer.

HD: Das ist doch unglaub­lich unfair. Gera­de der Bil­dungs­be­reich war doch über Jah­re dem tech­ni­schen Fort­schritt weit hin­ter­her. Wer­fen Sie jetzt den dort Täti­gen auf noch Nai­vi­tät und Unwis­sen­heit vor, denen doch vor­wie­gend das Auf­ho­len die­ses Rück­stands und damit die Vor­be­rei­tung der ihnen anver­trau­ten Men­schen auf den Arbeits­markt am Her­zen lag und – mit Ver­laub – auch immer lie­gen wird?

EB: Die Moti­ve die­ser Men­schen stel­le ich doch nicht infra­ge. Wir haben doch gera­de die Situa­ti­on, die sie da beschrei­ben zu nut­zen gewusst, wobei bei­de Sei­ten schluss­end­lich pro­fi­tiert haben. Dar­an ist nichts ver­werf­lich. Wir hat­ten etwas, was ande­re nicht hat­ten und es ihnen ver­kauft. So ist das in unse­rem Wirt­schafts­sys­tem. Hät­te man jetzt alle dazu nöti­gen sol­len Open­So­ur­ce-Pro­duk­te ein­zu­set­zen und alles an mög­li­chen Diens­ten selbst zu hos­ten? Sie haben viel­leicht schon ver­ges­sen, wie es um die Patch­le­vel der aller­meis­ten Joomla!-Installationen von Schu­len bestellt war und hät­ten dann das Gejam­mer hören sol­len, wenn wir die­se wegen Viren­be­fall aus den Such­ergeb­nis­sen aus­ge­lis­tet haben. Leh­rer und Bil­dungs­trei­ben­de waren bemüht, aber letzt­end­lich doch eher dil­le­tan­tisch bei der tech­ni­schen Umset­zung. Das kön­nen wir bes­ser, ver­läss­li­cher und vor allem siche­rer. Das zeigt die Zuver­läs­sig­keit unse­rer Diens­te über Jah­re hin­weg. Wenn der Staat es anders gewollt hät­te, wäre sogar mit uns etwas mög­lich gewesen.

Aber der Staat war den ver­än­der­ten Umstän­den mit sei­nen alt­her­ge­brach­ten poli­ti­schen Sys­tem nicht gewach­sen, qua­si kaum noch reak­ti­ons­fä­hig – anders sind Ent­wick­lun­gen wie das dama­li­ge Leis­tungs­schutz­recht kaum zu erklä­ren. Die einst mäch­ti­gen Pres­se­ver­la­ge sind aber dann ja schluss­end­lich an ihrer Per­so­nal- und Ver­gü­tungs­po­li­tik zugrun­de gegan­gen. Wir bie­ten Buch­au­to­ren und Jour­na­lis­ten mitt­ler­wei­le pro­fi­ta­ble­re Verdienstmöglichkeiten.

HD: Und Sie haben selbst von unzäh­li­gen kos­ten­los agie­ren­den Leis­tungs­trä­gern profitiert.

EB: Natür­lich nut­zen wir Ent­wick­lun­gen aus dem Open­So­urce­be­reich. Natür­lich ver­bes­sern wir unse­re Tex­terken­nungs- und Über­set­zungs­al­go­rith­men mit Hil­fe von Men­schen, die davon kaum etwas mit­be­kom­men. Nur ist der Bei­trag jedes Ein­zel­nen dabei so mini­mal, dass man da kaum von Aus­nut­zung spre­chen kann. Die Men­schen geben uns die­se Leis­tung frei­wil­lig, genau wie damals bei Wiki­pe­dia, das wir nun als Pro­jekt wei­ter­ent­wi­ckeln und es geschafft haben, die Autoren­knapp­heit maß­geb­lich zu kompensieren.

HDSind nicht Sie mitt­ler­wei­le der­je­ni­ge, der für uns die Part­ner auf­grund der Social-Media-Pro­fi­le über Gesichts­er­ken­nungs­al­go­rith­men aus­sucht? Steu­ern Sie nicht die Inter­es­sen des Ein­zel­nen durch maß­ge­schnei­der­te Such­ergeb­nis­se? Kon­trol­lie­ren Sie nicht damit auch das Wis­sen? Sind Sie nicht schon viel zu mäch­tig geworden?

EB: Genau das ist unser momen­ta­nes Pro­blem, wes­we­gen wir zukünf­tig jede tech­no­lo­gi­sche Inno­va­ti­on durch eine Ethik­kom­mis­si­on beglei­ten las­sen wol­len. Die Leu­te sehen mehr und mehr das, was unse­re Algo­rith­mik als sinn­voll für sie aus­wählt. Wir füh­ren genau dar­auf zurück, dass wir immer weni­ger krea­ti­ve Köp­fe für die Arbeit in unse­rem Unter­neh­men fin­den. Die meis­ten Bewer­ber kön­nen wohl Bekann­tes reas­sem­blie­ren und reme­dia­li­sie­ren und das auch ästhe­tisch anspre­chend, aber es fehlt zuneh­mend an fun­dier­tem tech­no­lo­gi­schen Wis­sen (das haben auch wir der Bevöl­ke­rung „weger­zo­gen“) gepaart mit Quer­trei­be­rei. Die Absol­ven­ten sind uns zu uni­form, so sehr auf das gefäl­li­ge Lösen immer neu­er Auf­ga­ben gepolt. Sie gehen ins­ge­samt weni­ger Risi­ken ein. Sie haben oft Angst, im pri­va­ten Bereich Ver­än­de­run­gen hin­neh­men zu müs­sen und pas­sen sich daher im Beruf aus unse­rer Sicht zu stark an.

Des­we­gen wol­len wir nun selbst das Rad ein wenig zurück­dre­hen und dar­über dis­ku­tie­ren, was es eigent­lich bedeu­tet, wenn eine Frau einem Mann in einer Bar kei­nen Drink aus­gibt, weil ihr unser Gesichts­er­ken­nungs­al­go­rith­mus mit­ge­teilt hat, dass sie mit der „Ziel­per­son“ auf­grund unter­schied­li­cher Inter­es­sen und des vor­an­ge­hen­den Lebens­wan­dels nicht kom­pa­ti­bel ist. Unse­re Vor­stel­lung von Kom­pa­ti­bi­li­tät hat eben immer auch ethi­sche Dimensionen.

War­um soll­te wei­ter­hin der schon zwei­mal geschei­ter­te Start-Up-Grün­der nicht kre­dit­wür­dig sein, wenn es doch in sei­nem Schei­tern viel­leicht für den drit­ten Ver­such gereift ist. Wo lie­gen da die Gren­zen der Algo­rith­mik, wo ihre Chancen?

Im Grun­de genom­men waren die­se Fra­gen immer schon da – etwa als die dama­li­ge auto­ma­ti­sche Ergän­zung von Such­be­grif­fen Per­so­nen in eine ein­deu­ti­ge „Ecke“ stell­ten und Gerichts­ent­schei­dun­gen uns da Ein­halt gebo­ten. Ent­schei­dend für die Per­son ist ja nicht, dass die­se Daten aus Anfra­gen Drit­ter algo­rith­mi­siert wur­den – ent­schei­dend ist die dar­aus resul­tie­ren­de Wahrnehmung.

Für uns war in der Rück­schau sehr wich­tig, dass es Leu­te gab, die die Exis­tenz von Pri­vat­s­sphä­re und so etwas wie Eigen­tum an Daten als Relik­te der bür­ger­li­chen Welt abta­ten, weil es uns eben weit mehr nütz­te als den Gut­men­schen in ihrem Glau­ben an eine bes­se­re Welt. Auch das ist ethisch schwie­rig, wie wir heu­te wissen.

HD: Wir dan­ken ihnen für die­ses Gespräch, Herr Baldwin!

Klassische Fehler bei der Medienausstattung von Schulen

1. Fixie­rung auf End­ge­rä­te vor der Schaf­fung von Infrastruktur

Rech­ner, Note­books, inter­ak­ti­ve Tafel­sys­te­me und Tablets sehen schick aus, sind im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes „begreifbar“ und zudem reprä­sen­ta­tiv nach außen. Kei­nes die­ser Gerä­te lässt sich mitt­ler­wei­le sinn­voll nut­zen ohne ein sta­bi­les Netz­werk und eine ver­nünf­ti­ge Anbin­dung des­sel­ben an das Internet.

Ohne­hin statt­fin­den­de bau­li­che Maß­nah­men an Schu­len wer­den oft nicht hin­rei­chend dazu genutzt, Infra­struk­tur gezielt auf­zu­bau­en (Ver­le­gung von Netz­werk­ka­beln in neu erstell­ten Decken, Umbau der Elek­trik oder Hei­zungs- sowie Sani­tär­in­stal­la­tio­nen etc.)

2. Mobi­le Lösun­gen für Präsentationen

Medi­en­wa­gen mit Bea­mer, Note­book und Laut­spre­chern sind fle­xi­bel ein­setz­bar. Prüft man die Betriebs­zei­ten von Bea­mer­lam­pen auf die­sen Wagen, stellt sich oft Ernüch­te­rung ein: Aus ver­schie­de­nen Grün­den wer­den die­se recht teu­ren Gerä­te wesent­lich weni­ger genutzt als fest instal­lier­te Sys­te­me z.B. Decken­bea­mer mit fest instal­lier­ten Rechner.

3. Räum­lich unsin­ni­ge Instal­la­tio­nen von Prä­sen­ta­ti­ons­sys­te­men im Klassenraum

Das End­ge­rät, wel­ches den Bea­mer oder die inter­ak­ti­ve Tafel steu­ert, muss ent­we­der so aus­ge­rich­tet sein, das die Lehr­kraft bei der Bedie­nung zur Lehr­grup­pe hin­schaut oder es muss eine mobi­le Prä­sen­ta­ti­on vom Platz des Schü­lers / Leh­rers aus mög­lich sein.

4. Tech­ni­sche Über­di­men­sio­nie­rung von PC-Arbeitsplätzen

Im klas­si­schen PC-Raum wer­den i.d.R. Office- oder Inter­net­an­wen­dun­gen genutzt. Dafür sind PC-Sys­te­me wie sie in Fir­men zum Ein­satz kom­men schlicht über­di­men­so­niert und ver­brau­chen dar­über­hin­aus unnö­tig viel Energie.

Für die Medi­en­pro­duk­ti­on – z.B. Film­schnitt – sind die­se Gerä­te dann wie­der viel zu leistungsschwach.

Ein PC-Arbeits­platz muss in sich der Aus­stat­tung an der tat­säch­lich zu erwar­ten­den Nut­zung orientieren.

5. Ver­zicht auf Soft­ware­de­ploy­ment­lö­sun­gen (zuguns­ten von z.B. Wächterkarten)

Jedes Sys­tem, wel­ches bei der Instal­la­ti­on einer Anwen­dung vor­aus­setzt, dass sich ein Ser­vice­tech­ni­ker vor jeden ein­zel­nen PC für die not­wen­di­gen Arbei­ten setzt, ist nicht mehr zeit­ge­mäß. Soft­ware lässt sich heut­zu­ta­ge ser­ver­ge­steu­ert ver­tei­len. Selbst die Betriebs­sys­tem­in­stal­la­ti­on läuft voll­au­to­ma­tisch ab. Der Schutz des jewei­li­gen Arbeits­plat­zes vor Mani­pu­la­tio­nen durch SuS kann z.B. ver­läss­lich durch ent­spre­chen­de Pro­fil­ein­stel­lun­gen erfolgen.

6. Feh­len­de Skalierungsplanung

Es ist eine Sache, in einem Klas­sen­raum mit Funk­über­tra­gungs­pro­to­kol­len wie Air­Play, Mira­Cast etc. und mit z.B. einem Klas­sen­satz Tablets zu arbei­ten. Es ist eine ande­re Sache, das mit einer gan­zen Schu­le in allen Räu­men zu tun. Die dazu nöti­gen Netz­werk­kom­po­nen­ten und deren Kon­fi­gu­ra­ti­on ste­hen in einem dia­me­tra­len Gegen­satz zu den ver­meint­lich tech­nisch tri­via­len Erleb­nis­sen, wie sie ins­be­son­de­re die App­le­welt ver­mit­telt.  Die Aus­stat­tung muss unter der Annah­me beschafft und kon­zi­piert wer­den, dass das irgend­wann „jeder an der Schul­er“ macht.

7. Feh­len­des Fort­bil­dungs­kon­zept für die Lehrkräfte

Im Ide­al­fall wer­den die vom Schul­trä­ger beschaff­ten Gerä­te oft und gern benutzt. Nur ein kom­pe­ten­ter, lern­be­rei­ter Anwen­der ist dazu in der Lage und nutzt die Mög­lich­kei­ten die­ser teu­ren und meist war­tungs­auf­wän­di­gen Investition.

Schu­len mit einem durch­dach­ten IT-Fort­bil­dungs- und Medi­en­kon­zept sind bei der Aus­stat­tung vor­ran­gig zu behandeln.

Ein schul­über­grei­fen­des Fort­bil­dungs­kon­zept wird durch eine ein­heit­li­che Aus­stat­tung erheb­lich vereinfacht.

8. „Schmoren im eige­nen Saft“

Es gibt in der unmit­tel­ba­ren Regi­on vie­le Schu­len, die mit neu­en Medi­en und Schul­ser­ver­lö­sun­gen aus­ge­stat­tet sind. Die­se ver­fü­gen über kon­kre­te Erfah­rungs­wer­te aus metho­disch-didak­ti­schen Kontexten.

Die Besich­ti­gung ande­rer Schu­len und das Gespräch mit den dort unter­rich­ten­den Lehr­kräf­ten sind wich­tig, um als Schu­le oder Schul­trä­ger eine dif­fe­ren­zier­te Mei­nung zu erhal­ten und die­se gegen­über Fir­men ver­tre­ten bzw. über­haupt ver­ba­li­sie­ren zu können.

 

AirPlay stinkt

Aus einem Forum us-amer­ka­ni­scher Uni­ver­si­täts­ad­mi­nis­tra­to­ren zu Bon­jour (Grund­la­ge von Air­Play) und Mul­ti­cast­pro­to­kol­len im All­ge­mei­nen. In den Ver­ei­nig­ten Staa­ten gibt es schon meh­re­re Jah­re Erfah­run­gen mit App­le­pro­duk­ten in gro­ßen Net­zen, Deutsch­land steht da noch am Anfang:

  • Broad­cast traf­fic and per­for­mance are mor­tal enemies.  Sup­port­ing a few users who want to do iPad mir­ro­ring, for exam­p­le could end up pena­li­zing pro­duc­ti­vi­ty for a lar­ge num­ber of users who do not participate.
  • Will need to sup­port a sin­gle sub­net span­ning your enti­re infra­struc­tu­re, for both wired and wire­less devices.
  • No trou­ble­shoo­ting mecha­nism or tools to help deter­mi­ne con­nec­ti­vi­ty issues.
  • No cen­tra­li­zed moni­to­ring, manage­ment of such devices like num­ber of devices online, num­ber of devices con­nec­ted, qua­li­ty of ser­vice pro­vi­ded, etc.
  • No cen­tra­li­zed admis­si­on con­trol for tho­se devices – If you wan­ted to only allow cer­tain peo­p­le to be able to connect/disconnect, you could not do that
  • Litt­le Secu­ri­ty – Any device on the same sub­net can enu­me­ra­te all devices.  Anyo­ne with phy­si­cal access to a device can easi­ly pair and con­trol the device fair­ly quickly.
  • As the num­ber of Air­play-com­pa­ti­ble devices increa­ses on the net­work, it will be more and more dif­fi­cult for users to find and con­nect to their own devices, as the list gets lon­ger.  It will be only a mat­ter of time whe­re a naming con­ven­ti­on for iDe­vices will have to be mana­ged for tho­se users, and it pro­ba­b­ly would be assi­gned to an fte in IT to do so.
  • If a user deci­des to con­su­me an inor­di­na­te amount of band­width using an appli­ca­ti­on such as video, the­re is no easy way to imme­dia­te­ly iden­ti­fy that user and con­strict it on the fly.

http://community.arubanetworks.com/t5/Unified-Wired-Wireless-Access/Pro-and-Con-of-AirPlay/td‑p/21936

http://www.networkcomputing.com/wireless/academia-to-apple-fix-your-airplay-wirel/240003500

https://discussions.apple.com/thread/3538172?start=0&tstart=0

Etwas aus­ho­len

Zunächst ein­mal der Ver­such zu erklä­ren, was das Pro­blem an Mul­ti­cast­pro­to­kol­len wie Air­Play (und übri­gens auch DLNA) ist. Man kann sich ein Netz­werk ver­ein­facht als Post­kar­ten­ver­tei­lungs­sys­tem vor­stel­len (Netz­werk­tech­ni­ker ver­zei­hen das etwas kran­ke Bild).

uni_multicastBei Uni­cast tau­schen Sen­der und Emp­fän­ger mit­ein­an­der Post­kar­ten aus. Der Switch erkennt an Auf­kle­bern auf den Post­kar­ten, wo er sie hin­schi­cken muss. Jede Post­kar­te kommt genau dahin, wo sie einen Sinn hat.

Bei Mul­ti­cast klebt ein Sen­der fol­gen­den Auf­kle­ber auf die Post­kar­ten: „An alle Haus­hal­te mit Tages­post“. Für Tages­post muss sich jeder Emp­fän­ger expli­zit anmel­den und bekommt dann alle Post­kar­ten mit die­sem Auf­kle­ber – ob sie etwas nüt­zen oder nicht. Zudem schi­cken alle Mul­ti­cast­emp­fän­ger phro­phy­lak­tisch immer wie­der die gene­rel­le Nach­richt ind Netz­werk, dass sie ger­ne Tages­post hät­ten. Die­se Tages­port­struk­tur baut sich in gro­ßen Net­zen erst nach und nach auf. Der Switch kopiert die Tages­post­post­kar­ten für jeden Emp­fän­ger, der signa­li­siert, dass er sie ger­ne hät­te und schickt sie auch dahin.

Was bei zwei Emp­fän­gern noch pri­ma klappt, kann bei vie­len Emp­fän­gern zum Pro­blem wer­den, da ein Groß­teil der Kapa­zi­tät des Net­zes hin­ter einem Switch dann irgend­wann durch Tages­post ver­stopft ist – wie der hei­mi­sche Brief­kas­ten zu Hau­se. Außer­dem klagt der Brief­trä­ger zwi­schen dem Sen­der und dem Switch bald über Rücken­schmer­zen und macht sei­ne Arbeit nur noch, so gut es eben geht – zudem haben hat für ihn Tages­post nicht unbe­dingt Vor­rang vor „rich­ti­ger“ Post und er fängt an, Tages­post in die Bota­nik zu werfen.

Typi­sche Pro­ble­me mit AirPlay

Daher gibt es mit Air­Play in gro­ßen Net­zen sehr typi­sche Pro­ble­me (mit DLNA eher weni­ger, aber das ist eine ande­re Geschichte):

  1. Die Gerä­te fin­den sich anfangs nicht (die Mul­ti­cast­struk­tur ist von den Swit­chen noch nicht aufgebaut)
  2. Die Wie­der­ga­be stockt (das gesam­te von Mul­ti­cast betrof­fe­ne Netz­seg­ment ist über­las­tet von Tagespost)
  3. Die Gerä­te fin­den sich nach einer Wei­le nicht mehr (der Brief­trä­ger wirft aus Ver­zweif­lung Tages­post in die Botanik)

Nichts davon ist durch den Nut­zer oder dem Admi­nis­tra­tor in irgend­ei­ner Form beein­fluss­bar! Damit erkauft man sich die Bequem­lich­keit von AirPlay.

Und jetzt die Über­set­zung der obi­gen Forenauszuges:

  • Tages­post und Per­for­mance sind töd­li­che Fein­de.  Wenn man weni­gen iPad-Usern die Mög­lich­keit gibt, ihre Anzei­gen zu spie­geln, sind davon vie­le Unbe­tei­lig­te im glei­chen Netz­seg­ment betroffen.

  • Man muss die Netz­seg­men­te, die für Mul­ti­cast genutzt wer­den sol­len, mög­lichst klein hal­ten, sowohl für WLAN- als auch für LAN-betrie­be­ne Geräte

  • Es gibt kei­ne Tools, um Ver­bin­dungs­pro­ble­me zwi­schen Gerä­ten einzugrenzen

  • Man kann Tages­post nicht zen­tral über­wa­chen, um hin­sicht­lich von z.B. Per­for­man­ce­pro­ble­men zu optimieren

  • Man kann den Zugriff auf Tages­post nicht nut­zer- oder rech­te­be­zo­gen steuern

  • Es gibt kei­ne Sicher­heits­me­cha­nis­men. Das letz­te Gerät gewinnt immer.

  • Je mehr Gerä­te sich im glei­chen Netz­werk befin­den, des­to län­ger wird die Lis­te für die mög­li­chen Anzei­ge­ge­rä­te. Ori­en­tie­ren­de Namens­kon­ven­tio­nen sind für Pri­vat­ge­rä­te nicht sinn­voll durchsetzbar.

  • Wenn ein Benut­zer viel Band­brei­te für sich bean­sprucht, gibt es kei­nen Weg, das Pro­blem näher zu lokalisieren.

 

Also bei mir in der Klas­se klappt das doch wunderbar!

Ja! Es klappt auch im Wohn­zim­mer zu Hau­se. Die meis­ten Lehr­kräf­te span­nen für die Arbeit mit Air­Play ein eige­nes Netz im Klas­sen­raum auf, z.B. durch einen Air­Port-Extre­me (jeder ande­re Dual­band­rou­ter wür­de es übri­gens auch tun).  Rou­ter trans­por­tie­ren im Gegen­satz zu Swit­chen kei­ne Tages­post in ein ande­res Netz.

Ziel soll­te aber doch sein, dass das nicht die Lehr­kraft, son­dern ein Tech­no­lo­gie­part­ner tut. Vie­le Sub­net­ze sind wie­der­um war­tungs­auf­wän­dig und ste­hen dem Anspruch einer kos­ten­güns­ti­gen, zen­tra­len War­tung dia­me­tral entgegen.

Wenn ich die Auf­ga­be bekä­me, für eine gan­ze Schu­le oder auch nur einen Gebäu­de­teil, Air­Play zer­ver­läs­sig zu garan­tie­ren, müss­te ich sehr teu­re Gerä­te und viel War­tungs­auf­wand pro­jek­tie­ren. Denn es wird auch in klei­nen Net­zen immer mal wie­der spon­tan „nicht gehen“ – das ist band­brei­ten­ab­hän­gig. Da es kei­ne Feh­ler­dia­gno­se­mög­lich­keit gibt, ist Feh­ler­be­he­bung nur wie zu guten, alten Win­dows­zei­ten nur per Pass&Fail möglich.

Bes­ser wäre aus Admi­nis­tra­to­ren­sicht eine Wei­ter­ent­wick­lung des Air­Play­pro­to­kolls, sodass es auch für Enter­pri­se­umge­bun­gen taugt. Ich als Admin­sis­tra­tor bekom­me näm­lich jetzt im Feh­ler­fall die Anfor­de­rung „Geht nicht (ist ja dein blö­des Netz, vorher/zu Hau­se ging’s ja immer!), mach’s heil, Maik!“ Ich habe bei Mul­ti­cast jedoch kein Ana­ly­se­instru­ment zur Ver­fü­gung, kann also höchs­tens Ste­cker rein- und raus­zie­hen und wür­de am liebs­ten ant­wor­ten: „Kann ich nicht, selbst wenn ich es woll­te, weil du ein däm­li­ches, ver­schwen­de­ri­sches Wohn­zim­mer­pro­to­koll ver­wen­dest, Air­Play stinkt eben!“

AirPlay, DLNA, Miracast in schulischen Netzwerken

Mit Air­Play, DLNA oder neu­er­dings auch Mira­Cast las­sen sich Bild­schirm­in­hal­te digi­ta­ler End­ge­rä­te kabel­los an ein Wie­der­ga­be­ge­rät sen­den. In der Schu­le wird das im Ide­al­fall ein Bea­mer sein.

Für Bea­mer gibt es net­te Zusatz­ge­rä­te mit HDMI-Ausgang:

  • Mira­cast-Adap­ter (muss nicht auf­wän­dig kon­fi­gu­riert werden)
  • Minix-TV-Boxen (besit­zen Android, bedür­fen daher etwas Auf­merk­sam­keit, sind aber sehr fle­xi­bel durch das gro­ße App-Ange­bot und las­sen sich auch mit z.B. Mera­ki zen­tral managen)
  • jeder güns­ti­ge HDMI-Stick mit Android
  • App­leTV

Die Pro­to­kol­le zum Spie­geln des End­ge­rä­te­bild­schirms haben alle einen Schön­heits­feh­ler, der in gro­ßen Net­zen mit meh­re­ren Gerä­ten ein Pro­blem wer­den kann: Sie sind für den Heim­be­reich ent­wi­ckelt und wen­den sich daher an tech­nisch nicht ver­sier­te Anwender.

Die Fol­gen:

  • alle Gerä­te im glei­chen Netz­werk sind für alle End­ge­rä­te als Wie­der­ga­be­ge­rät sichtbar
  • das letz­te Gerät gewinnt immer

Ich kann Herrn Mei­er in Raum XY mei­nen Bild­schirm­in­halt „bea­men“, wenn Herr Mei­er dort gera­de arbei­tet. Ich muss nur das von Herrn Mei­er benutz­te End­ge­rät als Wie­der­ga­be­ge­rät aus­wäh­len – es braucht dafür kei­ne Bös­wil­lig­keit, son­dern ledig­lich einen klei­nen Ver­tou­ch­er oder Vertipper.

Ein­zi­ge löb­li­che Aus­nah­me ist App­leTV – hier lässt sich zumin­dest ein Pass­wort für die Benut­zung ver­ge­ben – in der Schu­le bringt die­ses Fea­ture jedoch kei­ner­lei Vor­tei­le – schließ­lich muss das Pass­wort ja allen bekannt sein, die Inhalt strea­men wol­len. Für jedes Gerät ein eige­nes Pass­wort zu ver­wen­den, dürf­te kaum prak­ti­ka­bel sein.

Aus­weg:

Ich span­ne in den „betrof­fe­nen“ Klas­sen eige­ne WLAN-Net­ze mit eige­nem IP-Bereich auf. Mit geeig­ne­ter Firm­ware lässt sich die Sen­de­leis­tung so weit her­un­ter­re­geln, dass Raum­gren­zen nur mit Mühe über­sprun­gen wer­den. Schu­len rate ich zur Anschaf­fung von Acces­s­points bzw. WLAN-Rou­tern, die sowohl rou­ten als auch bridgen kön­nen – idea­ler­wei­se bei­des gleich­zei­tig mit ver­schie­de­nen SSIDs (z.B. Bea­mer & Inter­net). Das HDMI-Zusatz­ge­rät hängt dann mit im gerou­te­ten Netz­werk. Das klappt recht zuver­läs­sig und eben nicht über Raum­gren­zen hinweg.

Bei den HDMI-Zusatz­ge­rä­ten emp­feh­le ich zur­zeit die Andro­iden in Ver­bin­dung mit Mera­ki, wenn es meh­re­re Gerä­te sein sol­len. So lässt sich das Gan­ze zen­tral per Web­ober­flä­che ver­wal­ten und die gan­ze App-Welt des Play­s­to­re steht auf dem Bea­mer zur Ver­fü­gung – für vie­les braucht man dann zudem kei­nen Rech­ner mehr :o)…

 

 

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