Die Reise in den Kurort Bad Gateway
Der Titel ist einmal mehr ein Nerdwitz. „Bad Gateway – 502“ ist eine typische Fehlermeldung bei völlig überlasteten Webservern.
Genau das erleben wir gerade im Netz: Anbieter stellen Testversionen ihrer Produkte zur Verfügung, freie Tools werden angepriesen und beworben. Gerade diejenigen, die diese Dienste ehrenamtlich und kostenfrei anbieten, dürften jetzt erleben, dass die Ressourcen nicht im Ansatz dem Bedarf entsprechen und sich mit einer Vielzahl netter und weniger netter Anfragen konfrontiert sehen – zusätzlich zu der Mehrarbeit, die jetzt im Bereich Ressourcenausbau und Betrieb entsteht.
Einen schlechten Anbieter erkennt man meiner Meinung nach daran, dass durch die Öffnung des Systems für viele („kostenfreie Nutzung für x Wochen“) jetzt auch zahlende Kunden in Mitleidenschaft gezogen werden. Die neuen sehen: Das läuft nicht! Die Bestandskunden sehen: Das läuft nicht! Schlimmer geht es nimmer. Das zeigt, wie wichtig es ist, sich bei solchen Aktionen zwischen Technik und Marketing abzustimmen und nicht allein die Dollarzeichen durch potentielle Neukunden zu sehen.
Kostenlose Angebote locken nicht nur interessierte Nutzer*innen an. Wer als Schüler will schon gerne in den „Coronaferien“ auf z.B. Mebis Aufgaben erledigen – wo doch Botnetze für wenige Euro zu mieten sind, die ein so weiches Ziel wie ein Moodlesystem längere Zeit verlässlich lahmlegen. Manchmal ist ein solcher Angriff auch schlicht gar nicht von übermäßiger Nutzung zu unterscheiden. Gerade Moodle ist dermaßen ressourcenhungrig, dass auch schon verhältnismäßig wenige zusätzliche simultane Nutzer*innen ein schlecht dimensioniertes System leicht in die Knie zwingen.
Man kann Systeme so bauen, dass Sie in Spitzenzeiten recht schnell „skalieren“, d.h. dynamisch entsprechend mehr Ressourcen bereitgestellt werden. Das braucht aber viel Know-How auf Seiten der Systemadministration (z.B. Loadbalancing) – und es ist teuer in Wartung und Betrieb.
Die Lösung besteht für mich nicht darin „die Großen“ zu nutzen, die das alles schon heute können, sondern zu dezentralisieren und durch offene Schnittstellen Verbindungen zu schaffen. Solche Systeme sind wahrscheinlich deutlich robuster.