Datenschutzformalia für Schulen in Niedersachsen

Ich habe ein­mal ein wenig recher­chiert und zusam­men­ge­tra­gen, was nach mei­ner Auf­fas­sung eine Schu­le an Papie­ren hier in Nie­der­sach­sen pro­du­zie­ren muss, um grund­le­gen­de Daten­schutz­auf­la­gen zu erfül­len – die juris­ti­schen Kom­men­ta­re zu den Vor­schrif­ten habe ich noch nicht alle gelesen:

1. Daten­schutz­be­auf­trag­ter

Ein Daten­schutz­be­auf­trag­ter muss benannt sein (§8a NDSG).

  1. Er muss nicht der Schu­le angehören
  2. Er muss über Sach­kennt­nis und Zuver­läs­sig­keit verfügen
  3. Er darf durch die Bestel­lung kei­nem Inter­es­sens­kon­flikt aus­ge­setzt sein
  4. Er muss sei­ne Arbeit jeder­mann ver­füg­bar machen

Der Sys­tem­ad­mi­nis­tra­tor kann also nicht Daten­schutz­be­auf­trag­ter sein, da ein Inter­es­sens­kon­flikt besteht – schließ­lich müss­te er sich selbst kontrollieren.

2. Ver­fah­ren­be­schrei­bun­gen

Jedes Ver­fah­ren, bei dem Daten Drit­ter in der Schu­le ver­ar­bei­tet wer­den, bedarf einer Ver­fah­rens­be­schrei­bung gemäß §8 NDSG.

Typi­scher­wei­se wird das in der Schu­le gel­ten für:

  1. Schü­ler­ver­wal­tungs­pro­gram­me (DANIS, Sibank …)
  2. Office­pro­gram­me (Lis­ten, Kol­le­gi­ums­da­ten etc.)
  3. Ober­stu­fen­ver­wal­tung (Apol­lon)
  4. Stun­den­pla­nung­pro­gramm (UNTIS etc.)
  5. Zeug­nis­pro­gram­me (Win­ZEP etc.)
  6. usw. (hängt von den Ver­wal­tungs­struk­tu­ren ab)

3. Ver­pflich­tungs­er­klä­run­gen von Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen gemäß Erlass „Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten auf pri­va­ten Infor­ma­ti­ons­tech­ni­schen Sys­te­men (IT Sys­te­men) von Lehr­kräf­ten“

Die Ver­pflich­tungs­er­klä­rung ERSETZT hier die sonst not­wen­di­ge Ver­fah­rens­be­schrei­bung – schließ­lich ist das ja durch die Erlass­vor­ga­be eine Rechts­norm. Es ist NICHT not­wen­dig Ver­fah­rens­be­schrei­bun­gen für jedes denk­ba­re Ver­fah­ren auf einem pri­va­ten Gerät zu erstellen.

4. Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten durch Dritte

Bei­spie­le:

  • Lern­stands­er­he­bun­gen durch Verlage
  • durch Anbie­ter gehos­te­te Lernplattformen
  • digi­ta­le Klassenbücher
  • etc.

Hier haben wir zwei Konstrukte:

a) Es gibt ein Ver­trags­ver­hält­nis zwi­schen Schu­le und Anbie­ter. Dafür braucht man einen Ver­ein­ba­rung zur Auf­trags­da­ten­ver­ar­bei­tung. Zusätz­lich ist eine Ver­fah­ren­be­schrei­bung     notwendig.

b) Es gibt nach wie vor ein Für­sor­ge­ver­hält­nis zwi­schen Schu­le und Schü­lern bzw. Eltern. Wenn z.B. der Nach­weis nicht erbracht wer­den kann, dass es erfor­der­lich ist (und das ist lt. Schul­ge­setz z.Zt. juris­tisch fast immer wack­lig), dass die Daten im Auf­trag ver­ar­bei­tet     wer­den, braucht man eine Ein­wil­li­gungs­er­klä­rung der Betroffenen.

Abso­lut unüber­sicht­lich wird es, wenn der Ver­lag z.B. die Test­soft­ware zur Lern­stands­er­he­bung nicht selbst hos­tet, son­dern sich wie­der­um bei einem Dienst­leis­ter ein­ge­mie­tet hat. Dann braucht man eine wei­te­re Ver­ein­ba­rung zur Auf­rags­da­ten­ver­ar­bei­tung (Unter­ver­ein­ba­rung) zwi­schen die­sem Dienst­leis­ter, z.B. dem Rechen­zen­trums­be­trei­ber und dem Ver­lag, die auch dem LfD auf Anfra­ge vor­ge­legt wer­den muss.

5. Ein­wil­li­gungs­er­klä­run­gen

Für ALLE Arten der Daten­ver­ar­bei­tung, die gemäß NSchG NICHT erfor­der­lich sind.

  1. Ver­wen­dung von Fotos (Schul­home­page, Leh­rer­ka­len­der, Noten­ver­wal­tung von Lehr­kräf­ten etc.)
  2. Wei­ter­ga­be von Adress­da­ten (Tele­fon, E‑Mail, Adres­se) an z.B. den Klas­sen­leh­rer aber auch Eltern
  3. Ver­wen­dung von Schü­ler­ar­bei­ten bei jeder Art von Veröffentlichung
  4. Schul­netz­werk (Nut­zungs­ver­ein­ba­rung, Auf­klä­rung über Art um Umfang der Daten­ver­ar­bei­tung im päd­ago­gi­schen Netz)
  5. WLAN-Nut­zungs­ver­ein­ba­rung, wenn durch Lehr­kräf­te und/oder SuS genutzt
  6. Gibt es ggf. wei­te­re Daten­ver­ar­bei­tungs- und Ver­öf­fent­li­chungs­pro­zes­se, die z.B. die Belan­ge des Per­so­nals betreffen?
  7. [ … ]

Tech­ni­scher Datenschutz

Wo ste­hen die IT-Sys­te­me mit sen­si­blen Daten?
Wer hat Zugriff auf die Pass­wör­ter? Wie kom­plex sind die Pass­wör­ter? Wann wer­den sie ausgestauscht?
Was pas­siert bei Dieb­stahl oder Beschä­di­gung der daten­ver­ar­bei­ten­den Systeme?
Was pas­siert bei einem z.B. krank­heits­be­ding­ten Aus­fall des Systemadministrators?
Wie kann ich den Aus­kunfts­an­spruch gem. §16 NSchG mit ver­tret­ba­rem Auf­wand in ver­tret­ba­rem Zeit­rah­men sicherstellen?

Tja. Die­se Lis­te ist garan­tiert weder voll­stän­dig noch kom­plett kor­rekt. Es feh­len noch diver­se Rege­lun­gen bezüg­lich des Urhe­ber­rechts, das ger­ne mal mit dem Daten­schutz ver­mischt wird. Wei­ter infor­mie­ren kann man sich auf dem Nibis anschauen.

Ich will das nicht wei­ter kom­men­tie­ren, fän­de es aber schön, wenn:

  • das Schul­ge­setz ver­bind­li­che und kon­kre­te Vor­ga­ben dar­über macht, wel­che Daten von SuS ver­ar­bei­tet wer­den dürfen
  • wei­te­re Ver­fah­rens­be­schrei­bun­gen durch den Dienst­herrn erstellt würden
  • Mus­ter­tex­te durch den Dienst­herrn erstellt wür­den (Nut­zungs­ord­nung, Ein­wil­li­gung in Ver­wen­dung von Fotos etc.)
  • all­ge­mein der Dienst­herr sich sei­ner Schu­len im Rah­men der Für­sor­ge­pflicht in Bezug auf den Daten­schutz noch mehr annimmt, als er das jetzt schon tut (das war doch jetzt diplo­ma­tisch, oder?)

Größ­ten­teils haben wir hier näm­lich For­ma­lis­men. Die Cur­ri­cu­la schrei­ben mehr und mehr die Nut­zung digi­ta­ler Medi­en vor oder legen sie nahe. Dann muss die Rechts­ord­nung das auch ermög­li­chen und eine kla­re Ori­en­tie­rung bie­ten. Schu­len sol­len nach mei­ner Wahr­neh­mung noch ande­re Din­ge zu tun haben, als sich um den Daten­schutz zu küm­mern. Zudem sit­zen dort eher Lehr­kräf­te als Volljuristen.

Digitale Klassenbücher

Wir alle ken­nen und lie­ben sie mehr oder weni­ger: Die grü­nen oder blau­en Bücher, in denen offi­zi­ell Din­ge des Schul­all­tags wie Inter­richts­in­hal­te, Haus­auf­ga­ben, Fehl­zei­ten u.v.m. zu doku­men­tie­ren sind. Das Pen­dant der Ober­stu­fe heißt bei uns dann Kurs­heft. Bei­de Schrift­stü­cke wol­len vor allem aus juris­ti­schen Grün­den geführt sein und die­nen im Fal­le von Aus­ein­an­der­set­zun­gen vor Gericht als Beweis­mit­tel. Die­se Art der Unter­richts­do­ku­men­ta­ti­on hat so ihre Tücken:

  1. Klas­sen­bü­cher wer­den in der Regel von Schü­lern ver­wal­tet. Sie ent­hal­ten neben all­ge­mei­nen Anga­ben wie Unter­richts­in­hal­ten oder Haus­auf­ga­ben auch sen­si­ble Daten wie z.B. Fehl­zei­ten, Anga­ben zu Unter­richts­aus­fäl­len u.v.m.
  2. Eine sys­te­ma­ti­sche Aus­wer­tung von Klas­sen­bü­chern ist umständ­lich. So müs­sen bei uns z.B. an einem Stich­tag Fehl­ta­ge aus­ge­zählt wer­den, wenn man nicht inten­siv die dafür eigent­lich gedach­ten Lis­ten vor­ne im Buch nutzt – was jeder Kol­le­ge natür­lich akri­bisch macht, wie jeder Klas­sen­leh­rer weiß.
  3. Das Schöns­te, was ich mit einem Klas­sen­buch erlebt habe, war ein Schü­ler, der sich sein Früh­stück noch ein­mal auf das Klas­sen­buch hat durch den Kopf gehen las­sen. Ande­re Kata­stro­phen wie der Total­ver­lust die­ses Doku­ments sind auch denkbar.

Die Lösung ist nach Aus­sa­ge diver­ser Anbie­ter das elek­tro­ni­sche Klas­sen­buch. Es wird auf unter­schied­li­che Art und Wei­se geführt, z.B. durch Ein­ga­ben an einem Tablet über eine App oder eine Web­sei­te. Die Vor­tei­le lie­gen auf der Hand:

  1. Es sind nur Daten sicht­bar, die für die unmit­tel­ba­re Ein­ga­be erfor­der­lich sich. Sen­si­ble Daten las­sen sich effi­zi­ent von harm­lo­sen trennen.
  2. Die Bücher sind zen­tral aus­wert­bar. Ins­be­son­de­re für die Schul­lei­tung erge­ben sich daduch Ent­las­tun­gen, da die (behörd­lich vor­ge­schrie­be­ne) Kon­trol­le nicht zu einem fes­ten Ter­min, son­dern eben jeder­zeit statt­fin­den kann.
  3. Über eine Schnitt­stel­le zum Zeug­nis­druck kön­nen z.B. Din­ge wie Fehl­zei­ten schnell und unkom­pli­ziert erfasst werden.
  4. Feh­len­den Ein­tra­gun­gen muss nie­mand mehr hin­ter­her­en­nen. Das Sys­tem könn­te z.B. nach dem Log­in über feh­len­de Daten jam­mern oder per SMS bzw. Mail herumstressen.
  5. Auch Din­ge wie Ver­war­nun­gen wegen uner­le­dig­ter Haus­auf­ga­ben kön­nen auto­ma­ti­siert erfolgen.
  6. Es ist dar­über­hin­aus denk­bar, auch Eltern Zugriff auf bestimm­te Daten zu gewäh­ren, so dass eine effi­zi­en­te­re Haus­auf­ga­ben­be­treu­ung und Vor­be­rei­tung auf Klas­sen­ar­bei­ten mög­lich wird. Nicht jedes Kind erzählt üppig viel über die­se Din­ge am häus­li­chen Abendbrotstisch.
  7. [ to be continued … ]

Das ist alles ver­füh­re­risch und es ist vor allem modern. Es braucht aber lei­der eini­ge Voraussetzungen.

  1. Das zeit­na­he Ein­tra­gen der Daten muss nie­der­schwel­lig sein, weil das Sys­tem dar­auf maß­geb­lich basiert. Ide­al wäre eine Aus­stat­tung mit flä­chen­de­cken­dem WLAN und Tablets für jede Lehr­kraft. Ich set­ze mich nach dem Unter­richt eher ungern noch an einen Schul-PC, um Ein­tra­gun­gen nachzuholen.
  2. Die gel­ten­den Daten­schutz­ge­set­ze des jewei­li­gen Bun­des­lan­des müs­sen geeig­net sein, juris­ti­sche Stör­feu­er ein­zel­ner wirk­sam zu unter­bin­den. Wenn man auch nur für eini­ge Schü­le­rin­nen und Schü­ler bzw. Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen dop­pel­te Daten­hal­tung betrei­ben muss, bricht das gesam­te Sys­tem kom­plett zusammen.
  3. Die tech­ni­sche Ver­lo­ckung darf nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass man mit einer gan­zen Rei­he von Ängs­ten bei den Betrof­fe­nen umge­hen muss. Nimmt man die Betei­lig­ten nicht von Anfang an mit ins Boot, sieht man sich u.U. net­ten Fra­ge­stel­lun­gen und Her­aus­for­de­run­gen gegenüber.
  4. Die Illu­si­on eines kom­plet­ten digi­ta­len Manage­ments von Schu­le soll­te man sich nicht machen. Schu­len sind immer indi­vi­du­el­le Sys­te­me mit spe­zi­fi­schen Anfor­de­run­gen, die sich nie­mals kom­plett digi­tal mit end­li­chen Res­sour­cen abbil­den las­sen. Das ist bedingt durch die poli­tisch gewoll­te Pro­fi­lie­rung, gleich­wohl aber auch durch stän­di­ge, teil­wei­se recht kurz­fris­ti­ge Refor­men – das kann kein Anbie­ter leisten.

Von einer mehr phi­lo­so­phi­schen War­te aus gedacht, drän­gen die mir wei­te­re Fra­gen auf:

  1. Fehl­zei­ten und Ver­spä­tun­gen von Schü­le­rin­nen und Schü­lern, ggf. auch uner­le­dig­te Haus­auf­ga­ben las­sen sich recht ein­fach zusam­men­zäh­len – durch­aus auch über Jah­re. Es trägt Züge bzw. Merk­ma­le von Über­wa­chung. Im Arbeits­le­ben mag das längst üblich sein (Arbeits­zeit­er­fas­sungs­kar­ten etc.). Die meis­ten Schü­ler sind vor dem Gesetz aber Kin­der. Ich kann die­se Maß­nah­men damit begrün­den, dass sie von ihren Arbeits­ge­bern spä­ter auch in die Wei­se kon­trol­liert wer­den wer­den und das schon ein­mal ler­nen sol­len. Ich fra­ge mich aber dann, was Kind­heit heu­te für einen Wert hat, wenn ich das so begrün­de. Und ich fra­ge mich, wo da irgend­wann die Gren­ze ist. Mit den Zustän­den in angel­säch­si­schen Schu­len (z:b. Ein­lass- und teil­wei­se Waf­fen­kon­trol­len) mag ich mich nicht so anfreun­den. Mit RFID-Bezahl­chips für die Men­sa lau­fen ja schon eini­ge Schü­le­rin­nen und Schü­ler durch die Gegend. Was da alles mög­lich und denk­bar wäre …
  2. Die Arbeit von Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen wird ggf. inhalt­lich (The­men­ein­trä­ge, Haus­auf­ga­ben­stel­lung) als auch von der Sorg­falt her (Quan­ti­tät und Zeit der Ein­tra­gun­gen) leicht und recht nie­der­schwel­lig über­prüf­bar. Das mag ja auch in dem einen oder ande­ren Fall eine Ursa­che irra­tio­na­ler Ängs­te vor Tech­nik dar­stel­len. Da wer­den genau wie in der Wirt­schaft auch die Per­so­nal­rä­te gefor­dert sein.
  3. Es gibt u.U. Grün­de, war­um jemand für eine gewis­se Zeit Ver­pflich­tun­gen jed­we­der Art nicht nach­kommt. Mit einer auto­ma­ti­sier­ten Erfas­sung neh­me ich mir u.U. päd­ago­gi­sche Frei­räu­me. Die Zah­len bestim­men ja die von der Schul­ge­mein­schaft als ange­mes­sen emp­fun­de­ne Reak­ti­on – nicht das indi­vi­du­el­le Schicksal.
  4. Man könn­te auch in Ver­su­chung kom­men, statt digi­ta­ler Ver­wal­tung mensch­li­che Res­sour­cen für z.B. die wich­ti­ge Eltern- und Schü­ler­ar­beit zur Ver­fü­gung zu stel­len, ant­statt bestehen­de Sys­te­me durch tech­ni­sche Lösun­gen zu stabilisieren.

Die Lage in Niedersachsen

Die meis­ten der auf dem Markt ange­bo­te­te­nen Sys­te­me sind web­ba­siert. Man braucht hier also eine Ver­ein­ba­rung zur Auf­trags­da­ten­ver­ar­bei­tung zwi­schen Schu­le und Anbie­ter. Dafür gibt es ziem­lich kon­kre­te Rege­lun­gen. Lösch‑, Auf­be­wah­rungs- und Sperr­fris­ten regelt z.B. in die­sem Zusam­men­hang eine Ver­fah­rens­be­schrei­bung bzw. ‑ver­zeich­nis.

Der Knüp­pel zwi­schen Bei­nen ist hier nach mei­ner Ein­schät­zung die Geset­zes­la­ge. Anbie­ter pro­pa­gie­ren oft mehr oder min­der offen den Grund­satz, dass alles erlaubt ist , was das Gesetz nicht aus­drück­lich ver­bie­tet. Im Bereich des Daten­schut­zes strei­ten sich da die Geis­ter und die Rechts­auf­fas­sun­gen (Kern: Volks­zäh­lungs­ur­teil – bit­te juris­tisch bera­ten las­sen!). Nach mei­nen Recher­chen ist da nichts „klar“ und wer von den Anbie­tern da etwas ande­res sagt, han­delt m.E. im Sin­ne sei­nes Geschäftsmodells.

Von der Kon­struk­ti­on ist es eigent­lich ganz sim­pel: Daten darf man ver­ar­bei­ten, wenn es dafür eine gesetz­li­che Grund­la­ge gibt ODER wenn eine Ein­wil­li­gung vor­liegt, an die aber eine Rei­he von wei­te­ren Din­gen geknüpft ist (z.B. Beleh­rung über Wide­ruf­bar­keit usw.).

Anbie­ter erlie­gen nach mei­ner Erfah­rung der Ver­su­chung, tech­ni­schen Daten­schutz vor den juris­ti­schen zu stel­len. Da kom­men dann Frag­men­te wie „garan­tier­te Daten­si­che­rung“, „ISO-yx-zer­ti­fi­zier­tes Rechen­zen­trum“ etc. ins Spiel, die sich ange­sichts des unge­si­cher­ten Koor­di­na­to­ren­bü­ros wie der Hort des Daten­schut­zes anhö­ren – tech­nisch abso­lut kor­rekt. Nützt aber nichts, wenn der Rechts­an­walt um Ecke das Ding vor Gericht zerpflückt.

Und ja, das klingt schi­zo­phren: Wenn die Ein­bre­cher die Ver­wal­tung­rech­ner der Schu­le bei Ebay dann ver­ti­cken und die Daten frei wer­den, hat das ande­re Fol­gen, als wenn eine Schu­le die Daten ihrer Schü­ler mög­li­cher­wei­se zu Unrecht durch Drit­te ver­ar­bei­ten lässt.

Span­nend dürf­te in Nie­der­sach­sen die Fra­ge sein, ob Auf­trags­da­ten­ver­ar­bei­tung im Sin­ne des Daten­schut­zes auch erfor­der­lich ist. Wenn nicht: Ein­wil­li­gung! Wenn Ein­wil­li­gung – Was mache ich mit denen, die sie nicht erteilen?

Ohne Kla­gen wird sich hier im Land juris­tisch aber nichts bewe­gen, obwohl nach mei­ner Auf­fas­sung eine Klä­rung über­fäl­lig wäre. Kla­gen aus dem Sys­tem selbst her­aus sind nicht zuletzt wegen bestimm­ter Abhän­gig­kei­ten schwierig.

Mei­ne 10 Cents

Wäre ich eine Schu­le in Nie­der­sach­sen, wür­de ich momen­tan davon noch die Fin­ger las­sen. Prak­ti­ka­bel fän­de ich ggf. eine Inhouse-Lösung ohne Eltern­zu­griff, die mit dem Daten­schutz­be­auf­trag­ten des Schul­trä­gers abge­klärt und über den sonst so übli­chen Stan­dard hin­sicht­lich des tech­ni­schen Daten­schut­zes geho­ben wird (ver­schlos­se­ner Raum, USV, Back­up an ande­rem phy­si­ka­li­schen Stand­ort, ver­schlüs­sel­te Ver­bin­dun­gen). Die Ein­bruchs- und Daten­ver­lust­wahr­schein­lich­keit ist damit höher. Aber es lie­gen viel weni­ger Daten kumu­liert vor und man kann selbst ent­schei­den und kon­trol­lie­ren, was man spei­chert und wann man löscht, bzw. auf Papier umkopiert.

Klar sind die Anbie­ter, die sich in gro­ßen Rechen­zen­tren ein­mie­ten, hier bes­ser auf­ge­stellt. Sie ver­ar­bei­ten aber auch wesent­lich mehr Daten und der Scha­den bei einem Ein­bruch wäre ungleich höher – und attrak­tiv sind zen­tral kumu­lier­te Daten immer – auch für noch zu erfin­den­de Geschäftsmodelle.

 

 

Happy New Year!

… wir sind in Nie­der­sach­sen wie­der seit letz­tem Don­ners­tag auf der Wel­le bzw. in der Schu­le. Die Feri­en waren für mich pri­ma und das Wet­ter hat auch gestimmt. Der Stun­den­plan ist super und kommt den gan­zen fami­liä­ren Ver­än­de­run­gen sehr ent­ge­gen. Das Schul­jahr wird für uns hier sehr bzw. his­to­risch lang, da wir über 50(!) ech­te Schul­wo­chen haben wer­den. Was steht in die­sem Jahr in der Schu­le, der Medi­en­be­ra­tung und damit auch hier im Blog an?

Infor­ma­tik­kurs Klas­se 10

Seit lan­gem mache ich mal wie­der Infor­ma­tik in der 10. Klas­se. Das wird in die­sem Jahr für mich sehr span­nend, da ich mir in den Kopf gesetzt habe, irgend­wann pro­jekt­ba­siert zu arbei­ten. Dafür habe ich mir die Ardui­no­platt­form aus­ge­guckt, mit der man von ganz simp­len bis hin zu sehr kom­ple­xen Anwen­dun­gen eine Men­ge rea­li­sie­ren kann. Ich hof­fe, dadurch die SuS begeis­tern zu kön­nen, da sie ja direkt Rück­mel­dun­gen zu ihren Pro­gram­men bekom­men. Ein wenig Hand­werk ist auch dabei. Zudem wer­den wohl auch eini­ge Robo­ter­bau­sät­ze hier ein­tref­fen, die im Rah­men einer AG ein­ge­setzt wer­den kön­nen, aber natür­lich auch dem Infor­ma­tik­kurs zur Ver­fü­gung ste­hen. Ich muss mich dabei aber auch noch ganz schön in die Grund­zü­ge der Infor­ma­tik ein­ar­bei­ten. Natür­lich wird es hier auch den einen oder ande­ren Bei­trag dazu geben …

Netz­werk an der Schule

Im Ser­ver­raum wur­de die Decke neu gemacht, sodass die Maschi­nen erst­ma­lig seit mei­ner Über­nah­me des Netz­werks abge­schal­tet wer­den muss­ten. Dar­an hängt in der Schu­le zur­zeit alles – auch die dienst­li­che E‑Mail (die bei uns lokal im Gebäu­de gespei­chert und ver­schlüs­selt über­tra­gen wird). Das gab doch Gemur­re, obwohl die­ser „gan­ze neu­mo­di­sche Kram“ bei dem einen oder ande­ren vor zwei Jah­ren noch eher Ableh­nung aus­ge­löst hat.

Das Hoch­fah­ren ver­lief zu Glück pro­blem­los und auch die USV ver­rich­tet nun Dank einer SNMP-Kar­te brav ihren Dienst (Über­brü­ckungs­zeit: 5,5 Stun­den – nun­ja, wohl doch etwas over­si­zed, aber so bin ich nunmal).

Ein Switch und zwei Note­books haben die Feri­en mit ihrem Leben bezahlt, aber so all­mäh­lich ruckelt sich alls wie­der zurecht. Dem­nächst bau­en wir ein Schü­ler-WLAN für die Nut­zung ab Klas­se 10 auf. Das wird eine Hot­spot­lö­sung wie man sie z.B. auch von der Tele­kom kennt. Neu in die­sem Jahr kann sich jede Lehr­kraft auch für jede Kurs eine sepa­ra­te Grup­pe bestel­len und dann selbst verwalten.

Medi­en­be­ra­tung

Der Laden brummt, ich bin bis zu den Herbst­fe­ri­en qua­si aus­ge­bucht. Noch in der Feri­en habe ich ein wei­te­res loka­len Medi­en­zen­trum und eine recht gro­ße Schu­le mit einem ver­nünf­ti­gen Netz­werk ver­sorgt – beim Medi­en­zen­trum habe ich sogar die Kabel­ver­le­gung mit­ge­plant. Unser eige­nes Medi­en­zen­trum wächst und gedeiht. Es zieht nach und nach immer mehr Men­schen zu Fort­bil­dun­gen an. Schön. Als Schwer­punkt kris­tal­li­siert sich für mich immer mehr die Ver­net­zung an Schu­len her­aus – also alles, was mit Infra­struk­tur zu tun hat (Ser­ver, Swit­che, Kabel, Schul­netz­werk­lö­sun­gen). Da gibt es hier noch eini­ges zu tun …

Als lau­fen­des Pro­jekt bau­en wir hier gera­de auch ein eige­nes Hos­tin­g­an­ge­bot für Schul­home­pages auf Basis von Word­Press auf. Dabei stellt ein ört­li­cher Dienst­leis­ter die tech­ni­schen Res­sour­cen kos­ten­los zur Ver­fü­gung, wäh­rend wir vom Medi­en­zen­trum die Home­page­be­treu­er der Schu­len fit­ma­chen und bera­ten. Die Domain kauft und ver­wal­tet jede Schu­le selbst, sodass die Haf­tung außen vor bleibt.

Unter­richt

… mache ich auch noch ein wenig, z.B. einen Deutsch­kurs auf grund­le­gen­dem Niveau mit erstaun­lich vie­len P4 und P5-Prüf­lin­gen. Auch die­ser Kurs wird wie­der unter mei­nen Blog­fan­ta­sien lei­den müs­sen, wobei der Erfah­run­gen der letz­ten Run­de natür­lich mit ein­flie­ßen – also mehr Struk­tur von mir. Und eine Che­mie­klas­se habe ich auch noch. Die­ses Jahr wird das letz­te „locke­re“, da danach mein Stun­den­kon­to abge­fei­ert ist. Ich hat­te es gebün­delt über zwei Jah­re genom­men und mit der Abord­nung im Zuge der Medi­en­be­ra­tung bin ich dadurch nicht mehr viel im Unterricht.

Aber: Ich mache trotz­den in die­sem Jah­re schon wie­der 2,5 Stun­den zu viel – auf eige­nen Wunsch, damit der Über­gang ins „har­te Leben“ 2014/2015 dann abge­fe­dert ist.

Seit lan­ger Zeit fin­de ich ein­mal wie­der die Gele­gen­heit, eine exter­ne Ver­an­stal­tung zu besu­chen – das Oer­camp in Köln. Die Köl­ner machen viel mit Wikis – über­haupt nicht mein Fall, aber viel­leicht kom­me ich da ja doch auf den Geschmack.

So. Das soll es erst­mal gewe­sen sein – das nor­ma­le Grund­rau­schen fin­de ich ja nicht so web­kom­pa­ti­bel und daher kommt es hier dann auch nicht mit hinzu.

iOS, Android oder Windows8?

Ich habe ein Luxus­pro­blem. Wir als Schu­le und ich als Bera­ter ste­hen jetzt all­mäh­lich vor der Fra­ge der End­ge­rä­te. Tablets wür­den z.B. bei uns in der Schu­le nicht in einen luft­lee­ren Raum fal­len, son­dern sich in ein vor­han­de­nes Netz inte­grie­ren müs­sen. Das ist ein wesent­li­cher Unter­schied zu ande­ren Schu­len, die so etwas gar nicht oder nur sehr rudi­men­tär besit­zen und daher zwin­gend auf das Netz der Net­ze ange­wie­sen (UMTS/LTE) sind oder sich inner­halb von Klas­sen­räu­men eige­ne, meist App­lenet­ze bau­en müs­sen. Unser Netz ist schul­weit ange­legt und ver­füg­bar. Jeder an der Schu­le bei uns besitzt:

  1. Einen eige­nen Ord­ner, der aus dem Schul­netz oder auch über das Inter­net über eine Viel­zahl von Pro­to­kol­len lesend und schrei­bend zugäng­lich ist
  2. Zugriff auf gemein­sa­me Verzeichnisse
  3. Eine voll­wer­ti­ge E‑Mailadresse
  4. Zugriff auf meh­re­re Netz­dru­cker (Man kann sogar von zu Hau­se aus drucken…)
  5. Zugriff auf ein flä­chen­de­cken­des WLAN in der Schu­le (bald mit Captiveportal)
  6. Bald Zugriff auf einen Strea­ming­ser­ver (Fil­me und Audio­da­tei­en aus dem Mer­lin­pro­jekt aufs End­ge­rät streamen)
  7. […]

Es gibt Berei­che, die sind für die aller­meis­ten Lehr­kräf­te Magie – dazu gehört das gera­de ent­ste­hen­de Cap­tiv­e­por­tal zur WLAN-Nut­zung oder die WLAN-Rou­ter mit bald WPA2-Enter­pri­se und DD-WRT mit ihrer zen­tra­len Steue­rung (das könn­te man aber auch „bedien­bar“ für fast jeden für teu­res Geld ein­kau­fen). Der größ­te Bereich ist nicht „magic“, son­dern wür­de auch noch lau­fen, wenn „Maik mor­gen vom Bus über­fah­ren wird“ – wie ein Kol­le­ge immer ger­ne argu­men­ta­tiv in Feld führt. Das liegt dar­an, dass wesent­li­che Dienst­leis­tun­gen hier extern ein­ge­kaut werden.

Das Netz wird genutzt und die Nut­zung steigt kräf­tig – wie das Moni­to­ring zeigt. Aber auch Art und Umfang der an mich gerich­te­ten Anfra­gen geben einen guten Ein­blick dar­in, was tat­säch­lich alles schon gemacht wird – vie­les wäre noch vor einem hal­ben Jahr völ­lig undenk­bar gewesen.

Kurz gefasst: Das Fun­da­ment steht – vie­le Schu­len fan­gen ja eher mit dem Dach an (End­ge­rä­te). Die Ent­schei­dung für End­ge­rä­te steht bei uns aber jetzt defi­ni­tiv an. Das ist ein gro­ßes Pro­blem für mich, weil End­ge­rä­te sehr teu­er im Ver­gleich zu Netz­werk­ge­rä­ten sind. Unse­re Netz­kom­po­nen­ten kos­ten umge­rech­net auf die Schü­ler­zahl lächer­lich wenig.

1:1 Aus­stat­tung ist bei uns zur­zeit kein The­ma. Dazu muss noch sehr viel in Fort­bil­dung und Akzep­tanz inves­tiert werden.

Ich „ver­mark­te“ unser Netz bewusst nicht, indem ich über sozia­le Netz­wer­ke jede Neue­rung bekannt­ge­be. Ich möch­te dafür erst noch mehr Res­sour­cen in die Qua­li­fi­ka­ti­on aller Betei­lig­ten ste­cken. Oft kommt sonst nur her­aus, dass bis­her Ana­lo­ges jetzt ein­fach digi­ta­li­siert wird. Das ist für mich(!) z.B. dann der Fall, wenn Arbeits­blät­ter ohne kol­la­bo­ra­ti­ve Funk­tio­nen ein­fach 1:1 auf einem Tablet abge­bil­det sind und der Mehr­wert eigent­lich nur dar­in besteht, dass das Ergeb­nis pro­je­zier­bar ist – das geht auch mit Foli­en und Doku­men­ten­ka­me­ras. Wei­ter­hin ist unse­re Schu­le mit ihrem Netz in Nie­der­sach­sen gar nicht so etwas Beson­de­res – da gibt es eini­ge mehr, die da sogar noch wei­ter sind. Die Mehr­heit der Schu­len hat aber auch deut­lich(!) weniger.

Die Lage

Die Edu­sze­ne ist sich nahe­zu welt­weit einig, dass iOS-Gerä­te (iPad, iPho­ne) der didak­ti­sche Befrei­ungs­schlag schlecht­hin sind. Leich­te Bedien­bar­keit, her­vor­ra­gen­de Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät, brei­te App-Aus­wahl, vie­le Expe­ri­men­te und Erfah­run­gen im Unter­richt sind Plus­punk­te, die App­le­pro­duk­te aus­zeich­nen. Stolz sieht man Klas­se um Klas­se iPads auf Pres­se­fo­tos  in die Höhe hal­ten. Für Schu­len, die noch kein eige­nes Netz besit­zen, ist die App­le­welt nach mei­ner Mei­nung das Mit­tel der Wahl – zumin­dest momen­tan. Aber einer gewis­sen Grö­ße und je nach Anfor­de­run­gen kann es aber auch hier pro­ble­ma­tisch werden.

Weit im All­tag ver­brei­tet sind Andro­id­ge­rä­te. Mitt­ler­wei­le ist das Bedien­kon­zept eigent­lich ganz brauch­bar, es gibt ver­nünf­ti­ge Gerä­te am Markt und auch die App-Aus­wahl kann sich mehr und mehr sehen las­sen. Aus dem Bil­dungs­be­reich liest man wenig über Android. Andro­ids bewe­gen sich sehr sicher im Netz, da sie sehr gut mit den dort übli­chen Stan­dards (CSS, Flash, HTML5) zurecht­kom­men – kein Wun­der, bestimmt doch Tan­te Goog­le als größ­ter Play­er auf die­sen Ter­rain kräf­tig mit. Mich als Tech­ni­ker nervt die Update­po­li­tik bei Android – u.U. ist man gezwun­gen mit einem Gerät zu arbei­ten, was nach weni­gen Mona­ten vol­ler Sicher­heits­lü­cken ist – in gro­ßen Net­zen möch­te man sowas als Admi­nis­tra­tor eher nicht sehen – das dürf­te auch der Grund dafür sein, dass Android bis­her nur im Con­su­mer­be­reich nen­nens­wert Fuß fas­sen konnte.

Mit Windows8 gibt es hin­ge­gen im Edu­be­reich kei­ne Erfah­run­gen – weder mit der Ver­ar­bei­tungs­qua­li­tät von Gerä­ten, noch mit dem zuge­ge­be­ner­ma­ßen sehr gewöh­nungs­be­dürf­ti­gen Bedien­kon­zept, was Fir­men bei Neu­ge­rä­ten mit Windows8 schon zu Down­gra­de­li­zen­zen auf den Vor­gän­ger Windows7 treibt. Haupt­ar­gu­ment: Mit einer Table­tober­flä­che sei kaum pro­duk­ti­ves Arbei­ten mit Spe­zi­al­soft­ware mög­lich. Für Schul­net­ze sehe ich Vor­tei­le: Windows8 lässt sich recht leicht in bestehen­de Infra­struk­tu­ren ein­bin­den (dru­cken, Ein­bin­dung von Netz­lauf­wer­ken usw.). Es gibt in den Pro­fes­sio­nal­va­ri­an­ten von je her Mög­lich­kei­ten, Gerä­te zen­tral zu steu­ern und zu ver­wal­ten. Für ein neu­es Gerät muss ich in unse­rem, Netz etwa 5–10 Minu­ten mei­ner Zeit für eine kom­plet­te Vor­in­stal­la­ti­on auf­wen­den – das dau­ert bei iOS-Gerä­ten ohne zen­tra­le Ver­wal­tung zur Zeit deut­lich län­ger. Es gibt von je her ein Mul­ti­user­ma­nage­ment. Zusätz­lich kann ich zumin­dest zwei Apps neben­ein­an­der betrei­ben. Bei den Nicht-RT-Vari­an­ten ist das Betriebs­sys­tem nicht fest mit dem End­ge­rät ver­bun­den wie bei Android oder iOS – d.h. wenn einer Linux­dis­tri­bu­ti­on der gro­ße Tablet­schlag gelingt, kann man z.B. wechseln.

Die fast schon reli­gi­ös anmu­ten­de Aura, mit der App­le­pro­duk­te kon­no­tiert sind, kön­nen Windows8 und Android nicht trans­por­tie­ren – ich stel­le mir gera­de vor, wie SuS stolz Win8-RT-Tablets in die Höhe hal­ten – der Spott im Netz wür­de zum jet­zi­gen Zeit­punkt wohl kei­ne Gren­zen kennen.

Was tun?

Ich habe kei­ne Ahnung. Für ein so gro­ßes Netz wie das unse­re, das im Prin­zip eine Viel­zahl von Gerä­ten unter­stüt­zen wür­de – mit der Rah­men­be­din­gung, kei­ne Mög­lich­kei­ten zu 1:1 Set­tings zu haben, spre­chen ange­sichts der ver­füg­ba­ren Res­sour­cen zur Pfle­ge der Gerä­te und der Anbin­dung an vor­han­de­ne Arbeits­ab­läu­fe zumin­dest für Schul­ge­rä­te alle Argu­men­te für Windows8.

Nut­zer­ak­zep­tanz wür­de man viel eher mit iOS-Gerä­ten erhal­ten („App­le­au­ra“), schafft sich dann aber eine Rei­he von Her­aus­for­de­run­gen bei Pfle­ge und Ver­wal­tung. Schu­len mit rudi­men­tä­ren Net­zen haben eigent­lich kaum eine sinn­vol­le Alter­na­ti­ve zu iOS (iPad), weil das Netz ja oft des­we­gen zu rudi­men­tär ist, da die Res­sour­cen und das Wis­sen zum Auf­bau vor Ort fehlen.

Ich löse das für mich vor­erst sehr zurück­hal­tend mit zwei Sät­zen an gebrauch­ten Sub­note­books für die Grup­pen- und AG-Arbeit. Wie wird das ein­ge­setzt? Wel­che Pro­ble­me tre­ten auf? Ist die Boot­zeit das ent­schei­den­de Problem?

Grundfehler beim Aufbau von schulischen IT-Strukturen

… ein rei­ße­ri­scher Titel. Ich bin Admi­nis­tra­tor von einer kom­ple­xen IT-Struk­tur und Bera­ter für ande­re, die eine sol­che Struk­tur auf­bau­en oder erwei­tern wol­len. In die­ser Rol­le habe ich natur­ge­mäß eine ande­re Sicht auf die The­ma­tik, da ich einen mehr tech­ni­schen Blick besit­ze. Als Admi­nis­tra­tor habe ich auch ande­re Inter­es­sen als ein Anwen­der: Ich möch­te, dass eine Struk­tur für mög­lichst vie­le Per­so­nen sta­bil und zufrie­den­stel­lend läuft, weil das mei­ne eige­nen Resour­cen schont. Das hat ein Biss­chen was von Poli­tik: Da sind vie­le unter­schied­li­che Inter­es­sen, vor allem im Bereich der End­ge­rä­te zu berück­sich­ti­gen und auszugleichen.

IT-Struk­tu­ren las­sen sich tech­nisch ver­hält­nis­mä­ßig leicht beherr­schen, wenn man auf stan­dar­di­sier­te Schnitt­stel­len zwi­schen den Soft- und Hard­ware­kom­po­nen­ten ach­tet. Die sozia­len Kom­po­nen­ten ver­ur­sa­chen die wirk­li­chen „Kos­ten“ in die­sem Bereich, für die man viel Zeit benö­tigt. Ein Netz, wel­ches die Resour­cen eines Admi­nis­tra­tors durch rei­ne War­tungs­auf­ga­ben auf­frisst, wird trotz tech­ni­scher Raf­fi­nes­sen für die Anwen­der nie befrie­di­gend sein. Ich sehe immer wie­der typi­sche Feh­ler an Schu­len bei der Kon­zep­ti­on von IT-Strukuren.

1. „Was für mich gut funk­tio­niert, das ist auch für mei­ne Schü­le­rin­nen und Schü­ler geeignet“

Ich habe per­sön­lich eine Vor­lie­be für linux­ba­sier­te Sys­te­me. Die­se „spre­chen“ mit mir und ver­füg­ten meist schon Jah­re vor typi­schen Con­su­mer­pro­duk­ten über Fea­tures, die unter Win­dows oder iOS als „bahn­bre­chend“ bewor­ben und emp­fun­den wur­den. Trotz­dem käme es mir nie in den Sinn, die gan­ze Welt zu frei­er Soft­ware und Unix­sys­te­men bekeh­ren zu wol­len. Auch Gerä­te, die für den pri­va­ten Work­flow her­vor­ra­gend funk­tio­nie­ren (auch ich ver­schen­ke oder emp­feh­le z.B. App­le­pro­duk­te), müs­sen nicht unbe­dingt ein­fach in kom­ple­xe­re Struk­tu­ren inte­grier­bar sein. In einem gro­ßen Netz muss ich eine Hand­lung nicht ein­mal für mich durch­füh­ren oder bera­ten, son­dern u.U. x Mal – und dann wird es in der Admi­nis­tra­ti­on nach einer kur­zen Pha­se der Eupho­rie lang­wei­lig oder auf Dau­er sogar nervig.

Ein Gerät, wel­ches ich nicht zen­tral steu­ern kann, wel­ches ich für grund­le­gen­de Funk­tio­nen und Kon­fi­gu­ra­tio­nen selbst ein­zeln Stück für Stück in die Hand neh­men muss, ist in die­sem Sin­ne unge­eig­net, weil es nicht den Mög­lich­kei­ten ent­spricht, die man heu­te in der IT hat.  Die­ses Grund­pro­blem tritt z.B. bei einer gewis­sen Anzahl von Schul­ge­rä­ten auf, z.B. auch bei iPads (die sich aber zen­tral mit einem Mac-Ser­ver ver­wal­ten ließen).

Die­ses Pro­blem äußert sich dar­in, dass es päd­ago­gisch für sinn­voll erach­tet wird, dass jeder sein eige­nes Gerät mit­bringt und selbst war­tet, damit die­se zen­tral Auf­ga­be nicht mehr in den Auf­ga­ben­be­reich von Schu­le fällt. Damit kauft man sich jedoch ande­re Her­aus­for­de­run­gen ein: Nicht umsonst gilt in Fir­men­net­zen die Ein­bin­dung von pri­va­ten Gerä­ten als gro­ße Herausforderung.

2. „Schu­le braucht kein eige­nes Schul­netz, jeder greift irgend­wann mit sei­nem Gerät selbst mobil auf das Inter­net zu“

Dazu habe ich an ande­rer Stel­le etwas geschrie­ben. Vom Ver­nunft­s­ge­dan­ken bewegt sich das gan­ze unge­fähr auf der Ebe­ne, wie sinn­voll ein Auto als Fort­be­we­gungs­mit­tel ist: Man braucht für ein sol­ches Ansin­nen neben dem tech­ni­schen Rah­men auch für jedes Kind einen eige­nen Daten­ver­trag mit ent­spre­chen­dem Daten­vo­lu­men. Kos­tet ein sol­cher Ver­trag pro Kind 10,- Euro, kann man sich als Schu­le von der Gesamt­sum­me eine sat­te Stand­lei­tung mit garan­tier­ten tech­ni­schen Para­me­tern jen­seits von „bis zu“  leis­ten und dar­über­hin­aus dar­auf ver­zich­ten „Fem­to­zel­len“ in der Schu­le auf­zu­stel­len (qua­si klit­ze­klei­ne Sen­de­mas­ten – eigent­lich ist das dann eine Nach­bil­dung von typi­schen, aber wesent­lich güns­ti­ge­ren WLAN-Struk­tu­ren). Ich glau­be, dass hin­ter die­sem Satz mehr eine Hoff­nung, denn ein päd­ago­gi­sches Kon­zept steckt.

Dazu kommt, dass ich in der Schu­le ger­ne Daten und Infor­ma­tio­nen aus­tau­schen möch­te, Ich will das nicht immer über cloud­ba­sier­te Diens­te tun. Daten­schutz ist für mich immer ein The­ma. Ich fin­de es gut, wenn Kin­der ers­te Erfah­run­gen in geschütz­te­ren Räu­men machen und sie dann auf das gro­ße wei­te Inter­net über­tra­gen, weil irgend­wel­che Dumm­hei­ten im klei­ne­ren Rah­men päd­ago­gisch viel beherrsch­ba­rer und u.U. fol­gen­lo­ser bleiben.

3. „Wir müs­sen neue End­ge­rä­te beschaf­fen! Nur das Neu­es­te und Aktu­ells­te ist zeit­ge­mäß für Bildungsprozesse!“

Ein gebrauch­tes Busi­ness­sub­note­book mit Core2Duo zum Preis von 170,- Euro hat weder Pro­ble­me mit der Dar­stel­lung von HD-Vide­os noch mit kom­ple­xe­ren, ajax­ba­sier­ten Web­diens­ten. Der Akku hält auch bis zu 8 Stun­den. Es gibt güns­ti­ge Ersatz­tei­le am Markt, die auch noch leicht, also auch durch eine Schü­ler-AG,  zu tau­schen sind, weil die­se Gerä­te in gro­ßen Stück­zah­len gefer­tigt wur­den. End­ge­rä­te, zu denen auch Tablets gehö­ren, machen für mich nur Sinn, wenn sie für kol­la­bo­ra­ti­ve Pro­zes­se ein­ge­setzt wer­den. Dazu braucht man ein sta­bi­les Netz und einen ver­läss­li­chen Zugang zum Inter­net im gesam­ten Schulgebäude.

Um allei­ne mit einer App zu ler­nen, brau­che ich kein Gegen­über und kein Schul­ge­bäu­de. Das Beson­de­re an Schu­le ist für mich aber das Gegen­über. Und in die­ser Ein­heit will ich nicht tech­nisch ein­ge­schränkt sein. Mich inter­es­siert nicht, ob der Film jetzt ein band­brei­ten­hung­ri­ges HD-Video oder eine für Mobil­ge­rä­te gut kom­pri­mier­te Ver­si­on ist. Ich will kli­cken und ihn mir anschau­en. Dafür brau­che ich ein Netz. Wenn das nicht steht, habe ich viel Auf­wand und mache auch mit dem neus­ten Ver­kaufs­schla­ger ernüch­tern­de Erfah­run­gen. Wie ein Auto ver­liert der neu­es­te Ver­kaufs­schla­ger übri­gens in sei­nem ers­ten Jahr dras­tisch an Wert und ggf. an Akku­ka­pa­zi­tät. Da kann man viel Geld ver­bren­nen. Ein Ser­ver, der die glei­che Leis­tung für die glei­che Anzahl an „dum­men“ Anzei­ge­ge­rä­ten zur Ver­fü­gung stellt, ist nach mei­ner Erfah­rung mit einem 1/10 der Kos­ten zu realisieren.

Daher bera­te ich in der Regel zuerst das Netz und dann die Endgeräte.

4. „Was päd­ago­gisch sinn­voll ist und wie dem­nach das Netz beschaf­fen sein soll, weiß ich als Anwen­der und Leh­rer am besten.“

Ich bin ein Typ, der momen­tan meh­re­re Maschi­nen mit ESXi vir­tua­li­siert, der mana­ge­ba­re Swit­che admi­nis­triert, Acc­ces­s­points (selbst mit DD-WRT ver­se­hen und kon­fi­gu­riert) und Bea­mer­lam­pen per SNMP über­wacht und opti­sche Ver­bin­dun­gen pro­jek­tiert bzw. zur Not auch selbst ver­ka­belt. Zudem kann ich mitt­ler­wei­le auch Ver­ka­be­lungs­plä­ne von Elek­tri­ker­fir­men eini­ger­ma­ßen lesen. Ich bil­de mir trotz­dem bis heu­te nicht ein, als Auto­di­dakt – der ich nun­mal bin – mehr über Netz­wer­ke zu wis­sen als jemand, der so etwas täg­lich plant. Mei­ne zeit­li­chen Resour­cen sind (eigent­lich) viel zu begrenzt, um Kabel über ver­staub­te Dach­bö­den zu zie­hen.  Ein Durch­schnitts­leh­rer kann allen­falls Sät­ze for­mu­lie­ren wie: „Ich möch­te über­all im Hau­se einen ver­läss­li­chen Inter­net­zu­gang haben“. Ein guter exter­ner Bera­ter nimmt viel­leicht 500–800 Euro für zwei Stun­den, wird aber dann auch die tech­nisch wirk­lich rele­van­ten Para­me­ter abfra­gen: Ob ich mit 50 Leu­ten gleich­zei­tig You­Tube-Vide­os schau­en möch­te oder kol­la­bo­ra­tiv mit Web2.0‑Diensten in Klas­sen­stär­ke arbei­ten möch­te, ist tech­nisch ein him­mel­wei­ter Unter­schied hin­sicht­lich der Anfor­de­run­gen und der Aus­le­gung eines Netzes.

In der Bera­tung fan­ge ich immer mitt­ler­wei­le ger­ne: „Und was ändert sich bei Ihnen dadurch, wenn Sie Ihre heu­te als opti­mal emp­fun­de­ne Struk­tur besit­zen?“ Die­se Fra­ge über­rascht immer wie­der, lenkt den Blick jedoch oft genug wie­der zurück auf den Benut­zer und weg von der Tech­nik, die eben­die­sem zu die­nen hat und nicht umge­kehrt. Das wie­der­um kann sie nur, wenn gewis­se Min­dest­stan­dards unter­stützt wer­den, was wie­der­um die Aus­wahl an Gerä­ten u.U. bestimmt.

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