In Deutsch auch einmal etwas Vor-schreiben

Auf einem Minit­weet­up mit Herrn Lar­big sind wir irgend­wie auf das Pro­blem gesto­ßen, dass es z.B. in Mathe­ma­tik oder Che­mie üblich ist, Auf­ga­ben oder Übun­gen durch die Lehr­kraft vor­zu­rech­nen, um z.B. bei­spiel­haft einen Lösungs­weg zu zei­gen, der dann bei ana­lo­gen Auf­ga­ben als Leit­fa­den die­nen kann.

Im Fach Deutsch wer­den von SuS oft durch­struk­tu­rier­te Tex­te ver­langt. Im Ide­al­fall übt man an vor­ge­ge­ben Text­bei­spie­len aus dem Lehr­buch – neu­er­dings auch mit Über­ar­bei­tungs­auf­ga­ben, d.h. der schlaue Lehr­buch­au­tor hat im Qua­li­täts­me­di­um Schul­buch extra ein paar Feh­ler­chen versteckt.

Wann aber schrei­ben Deutsch­lehr­kräf­te ein­fach ein­mal selbst einen Ana­ly­se­teil, eine Inhalts­an­ga­be oder eine Inter­pre­ta­ti­on und the­ma­ti­sie­ren ihren Text mit der Lerngruppe?

Häu­fi­ge Ausflüchte:

  1. Ich soll ja nichts ler­nen, son­dern die SuS!
  2. Ich mache mich doch vor der Lern­grup­pe nicht angreifbar!
  3. Das dau­ert doch viel zu lange!
  4. Dann kann man mich doch festnageln!
  5. (dann sehen die SuS doch auch mei­ne Unzulänglichkeiten …)

Ich habe mich heu­te getraut und mei­nen SuS etwas vor-geschrie­ben. Es han­del­te sich dabei um eine Ana­ly­se der Erzähl­hal­tung zum Roman­an­fang von „Bekennt­nis­se des Hoch­stap­lers Felix Krull“. Hier der Auszug:

Indem ich die Feder ergrei­fe, um in völ­li­ger Muße und Zurück­ge­zo­gen­heit- gesund übri­gens, wenn auch müde, sehr müde (so dass ich wohl nur in klei­nen Etap­pen und unter häu­fi­gem Aus­ru­hen wer­de vor­wärts schrei­ten kön­nen), indem ich mich also anschi­cke, mei­ne Geständ­nis­se in der sau­be­ren und gefäl­li­gen Hand­schrift, die mir eigen ist, dem gedul­di­gen Papier anzu­ver­trau­en, beschleicht mich das flüch­ti­ge Beden­ken, ob ich die­sem geis­ti­gen Unter­neh­men nach Vor­bil­dung und Schu­le denn auch gewach­sen bin. Allein, da alles, was ich mit­zu­tei­len habe, sich mei­nen eigens­ten und unmit­tel­bars­ten Erfah­run­gen, Irr­tü­mern und Lei­den­schaf­ten zusam­men­setzt und ich also mei­nen Stoff voll­kom­men beherr­sche, so könn­te jener Zwei­fel höchs­tens den mir zu Gebo­te ste­hen­den Takt und Anstand des Aus­drucks betref­fen, und in die­sen Din­gen geben regel­mä­ßi­ge und wohl been­de­te Stu­di­en nach mei­ner Mei­nung weit weni­ger den Aus­schlag, als natür­li­che Bega­bung und eine gute Kin­der­stu­be. An die­ser hat es mir nicht gefehlt, denn ich stam­me aus fein­bür­ger­li­chem, wenn auch lie­der­li­chem Hau­se; meh­re­re Mona­te lang stan­den mei­ne Schwes­ter Olym­pia und ich unter der Obhut eines Fräu­leins aus Vevey, das dann frei­lich, da sich ein Ver­hält­nis weib­li­cher Riva­li­tät zwi­schen ihr und mei­ner Mut­ter – und zwar in Bezie­hung auf mei­nen Vater – gebil­det hat­te, das Feld räu­men musste; […]
Unse­re Vil­la gehör­te zu jenen anmu­ti­gen Her­ren­sit­zen, die, an sanf­te Abhän­ge gelehnt, den Blick über die Rhein­land­schaft beherr­schen. Der abfal­len­de Gar­ten war frei­ge­big mit Zwer­gen, Pizen und aller­lei täu­schend nach­ge­ahm­tem Getier aus Stein­gut geschmückt; […]
Dies war das Heim, wor­in ich an einem lau­en Regen­ta­ge des – einem Sonn­ta­ge übri­gens – gebo­ren wur­de, und von nun an geden­ke ich nicht mehr vor­zu­grei­fen, son­dern die Zeit­fol­ge sorg­fäl­tig zur Richt­schnur zu neh­men. Mei­ne Geburt ging, wenn ich recht unter­rich­tet bin, nur sehr lang­sam und nicht ohne künst­li­che Nach­hil­fe unse­res dama­li­gen Haus­arz­tes, Dok­tor Mecum, von­stat­ten, und zwar haupt­säch­lich des­halb, wenn ich jenes frü­he und frem­de Wesen als »ich« bezeich­nen darf – außer­or­dent­lich untä­tig und teil­nahms­los dabei ver­hielt, die Bemü­hun­gen mei­ner Mut­ter fast gar nicht unter­stütz­te und nicht den min­des­ten Eifer zeig­te, auf eine Welt zu gelan­gen, die ich spä­ter so instän­dig lie­ben sollte.

(aus: Tho­mas Mann, Bekennt­nis­se des Hoch­stap­lers Felix Krull. Der Memoi­ren ers­ter Teil, Frankfurt/M.: Fischer 1989, S.7–13, gekürzt)

Und hier mein Arbeits­blatt dazu:

Vor­schlag für einen Analysetext Funk­ti­on für die Ana­ly­se / Kommentare
Der vor­lie­gen­de kur­ze Aus­zug aus dem Roman „Bekenntnisse des Hoch­stap­lers Felix Krull“, geschrie­ben von Tho­mas Mann, wird durch die Ich-Per­spek­ti­ve geprägt.
Der fik­ti­ve Ich-Erzäh­ler gestal­tet stel­len­wei­se den zeit­li­chen Auf­bau der Hand­lung, z.B. wenn er sich selbst zur Räson ruft „nicht mehr vorzugereifen“ (Z.21). Er kon­sta­tiert, sich bei sei­ner eige­nen Geburt „untätig und teilnahmslos“ (Z.25) ver­hal­ten zu haben. Sich erzäh­le­risch noch in der Ver­gan­gen­heit befin­dend, beschreibt er in eine Welt zu gelan­gen, die er „später so innig lie­ben sollte“ (Z.27).
Gene­rell ver­fügt der Ich-Erzäh­ler über detail­lier­tes Wis­sen zu sei­ner Umwelt (Z.17 ff.) oder den sozia­len Bezie­hun­gen inner­halb sei­ner Fami­lie (Z.14 ff.).
Auch wenn es Text­stel­len gibt, in denen der Erzäh­ler sehr auf die eige­ne Per­son zurück­ge­wor­fen ist (Z.2 ff.) über­wie­gen den­noch die Pha­sen, in denen er aktiv Ein­fluss auf das Gesche­hen nimmt und den Ablauf der Hand­lung beein­flusst. Sei­ne Wert­ur­tei­le sind geeig­net, die Wahr­neh­mung des Lesers zu lenken.
Klas­sisch han­delt es sich dabei um Ele­men­te einer aukt­oria­len Erzähl­wei­se. Der Ich-Erzäh­ler weist in sei­nem Han­deln über sich als Per­son hin­aus und erweckt ledig­lich die Fik­ti­on des per­so­na­len Erzählens.
Die­ses im gewis­sen Maß mani­pu­la­ti­ve Vor­ge­hen des aukt­oria­len Ich-Erzäh­lers lässt sich dem Ver­hal­ten  eines Hoch­stap­lers zuschrei­ben. Dies wäre durch eine wei­te­re Ana­ly­se des Tex­tes zu prüfen.

Es kam natür­lich die ein oder ande­re kri­ti­sche Äuße­rung, aber es war ins­ge­samt eigent­lich gar nicht so schlimm. Die Ergeb­nis­se haben wir kurz aus­ge­wer­tet, um dann ein­mal zu ver­su­chen, mei­ne Ver­si­on als Scha­blo­ne auf einen ande­ren Romanau­schnitt zu legen. Die­ser wies einen eher per­so­nal gepräg­ten Ich-Erzäh­ler auf.

Als drit­te Stu­fe (Haus­auf­ga­be) gab es einen Input zu den Begrif­fen Erzähl­zeit und erzähl­te Zeit. Unter die­sen Aspek­ten soll nun wie­der­um einer der bei­den Roman­aus­schnit­te ana­ly­siert werden.

Ich habe auch schon ein­mal eine Kurz­ge­schich­te selbst ver­fasst und als Klas­sen­ar­beits­text gege­ben, kam mir dabei aber irgend­wie blöd vor. Eigent­lich ver­wun­der­lich: Immer­hin tren­nen mich nur vier Wochen und eine gepimp­te Staats­examens­ar­beit vom dama­li­gen Magis­ter – da soll­te man doch wohl schrei­ben können …

Eine Doppelstunde zu „Neue Liebe, neues Leben“

… wahl­wei­se metho­disch über­trag­bar auf ande­re Texte.

Neue Lie­be, neu­es Leben 

Johann Wolf­gang von Goe­the

Herz, mein Herz, was soll das geben? 

Was bedrän­get dich so sehr? 

Welch ein frem­des, neu­es Leben ! 

Ich erken­ne dich nicht mehr. 

Weg ist alles was du liebtest, 

Weg, war­um du dich betrübtest, 

Weg dein Fleiß und dei­ne Ruh – 

Ach, wie kamst du nur dazu ! 

 

Fes­selt dich die Jugendblüte, 

Die­se lieb­li­che Gestalt, 

Die­ser Blick voll Treu und Güte 

Mit unend­li­cher Gewalt? 

Will ich rasch mich ihr entziehen, 

Mich erman­nen, ihr entfliehen, 

Füh­ret mich im Augenblick, 

Ach, mein Weg zu ihr zurück. 

 

Und an die­sem Zauberfädchen, 

Das sich nicht zer­rei­ßen lässt, 

Hält das lie­be lose Mädchen 

Mich so wider Wil­len fest; 

Muss in ihrem Zauberkreise 

Leben nun auf ihre Weise. 

Die Ver­än­de­rung, ach, wie groß! 

Lie­be! Lie­be! Laß mich los!

 

Auf­ga­ben:

  1. Sam­melt gemein­sam in eurer Grup­pe eure Beob­ach­tun­gen zu Spra­che (rot), Form (grün) und Inhalt (blau) auf dem bei­gefüg­ten, far­bi­gen Zet­teln. (15 Minuten)
  2. Über­legt euch gemein­sam eine geeig­ne­te Inter­pre­ta­ti­ons­hy­po­the­se. Notiert die­se für alle deut­lich sicht­bar vor­ne am SMART­Board. (15 Minuten)
  3. Teilt euch auf in: Ein­lei­tung, For­ma­les, Spra­che, Inhalt. Jeder schreibt zu sei­nem Teil­aspekt einen zusam­men­hän­gen­den Text, der zu eurer Inter­pre­ta­ti­ons­hy­po­the­se passt. (30 Minuten)
  4. Prä­sen­tiert euer Arbeits­er­geb­nis nach fol­gen­dem Ablauf:
  • Stellt eure Grup­pe mit Namen vor
  • Tragt eure Tex­te in fol­gen­der Abfol­ge vor: Ein­lei­tung, Inter­pre­ta­ti­ons­hy­po­the­se, for­mal Ana­ly­se, sprach­li­che Ana­ly­se, inhalt­li­che Analyse.

 

Hin­weis:

Ihr dürft euer Han­dy benut­zen, um Wor­te zu klä­ren. Ver­mei­det aber bit­te die Über­nah­me von Tex­ten aus „Hausaufgabenseiten“ etc.

Das Gan­ze gibt es auch als Arbeits­blatt (ODT, PDF). Die Prä­senz meh­re­rer Inter­pre­ta­ti­ons­hy­po­the­sen hilft bei der Selbst­re­fle­xi­on des eige­nen Ergeb­nis­ses. Die Grup­pen­ar­beit ist bewusst so ange­legt, dass jeder aus der Grup­pe eine Auf­ga­be zu erle­di­gen hat, es aber auch Pha­sen des gemein­sa­men Aus­tau­sches gibt. Es kom­men natür­lich kei­ne voll­stän­dig geschlos­se­nen Tex­te her­aus. Es bie­tet sich aber an, in z.B. einer Haus­auf­ga­be die Über­lei­tun­gen zwi­schen den Text­bau­stei­nen gestal­ten zu las­sen. Dafür wäre es gut, wenn die Tex­te schon digi­tal, z.B. in Form eines Blog­ein­tra­ges vorliegen.

Leistungsfeedback in der Oberstufe

Ich nut­ze in mei­nem dies­jäh­ri­gen Deutsch­kurs ein Blog, um Tex­te, die im Unter­richt ent­ste­hen (mitt­ler­wei­le mit BYOD in einem eige­nen Netz, das aber ins Inter­net gerou­tet ist) oder aber auch län­ge­re Haus­auf­ga­ben zu sam­meln. Teil­wei­se orga­ni­sie­re ich Wahr­neh­mung dadurch, dass ich die SuS gegen­sei­tig ihre Arbeit kom­men­tie­ren las­se – natür­lich haben wir dazu im Kurs vor­her Kri­te­ri­en fest­ge­legt. Das erleich­tert mir die Ver­ga­be von münd­li­chen Noten, da ich z.B. sol­che Rück­mel­dun­gen geben kann:

  • dei­ne Kom­men­ta­re sind durch­dacht und hilfreich
  • dei­ne Haus­auf­ga­ben sind exzel­lent und glei­chen dei­ne gerin­ge­re Betei­li­gung im Unter­richt aus
  • du ent­wi­ckelst dich im Schrei­ben der­ge­stalt, dass du …
  • usw.

Dazu rufe ich ein­fach alle Tex­te eines Schü­lers auf, indem ich nach dem jewei­li­gen Autor im Blog selek­tie­re – prak­ti­scher­wei­se wer­den dort auch die Anzah­len der ver­fass­ten Arti­kel ange­zeigt. Ich hüte mich davor, Auf­ga­ben, die im Blog erle­digt wur­den, in irgend­ei­ner Form nega­tiv zu wer­ten. Da gehe ich nach wie vor über die Unter­richts­be­tei­li­gung. Zusätz­lich expe­ri­men­tie­re ich mit Ord­nungs­merk­ma­len wie Tags her­um, die die SuS selbst für ihre Tex­te ver­ge­ben sollen.

Hand in Hand damit habe ich mir ein struk­tu­rier­te­res Ver­fah­ren für Rück­mel­dun­gen zu Klau­su­ren über­legt. Mei­ne „Gut­ach­ten“ sehen jetzt unge­fähr so aus:

Was dir gelun­gen ist:

  • du erfasst den Inhalt des Dra­men­aus­zu­ges weit­ge­hend korrekt

  • du holst den Leser mit einer all­ge­mei­nen Ein­lei­tung ab, die du am Schluss nach­voll­zieh­bar wie­der aufnimmst

  • du teilst den Text in sinn­vol­le inhalt­li­che Abschnit­te ein

  • du ver­bin­dest in der sprach­li­chen Ana­ly­se Inhalt und Form

  • du wen­dest Ele­men­te von Les­sings Dra­men­theo­rie auf den Text an

Was dir miss­lun­gen ist:

  • der inhalts­über­schau­en­de Satz ist nicht korrekt

  • die Inhalts­an­ga­be gerät viel zu textnah

  • die Funk­ti­on der Sinn­ab­schnit­te wird unzu­rei­chend und sehr text­nah beschrieben

  • Inhalt und Form sind in der sprach­li­chen Ana­ly­se nicht verbunden

  • die Sicht des Vaters auf Emi­lia in der Rol­le als Frau ist nicht erfasst

Tipps für die Ver­bes­se­rung dei­nes Schreibstils:

  • du könn­test genau­er dar­auf ein­ge­hen, was Auf­klä­rung eigent­lich bedeu­tet. Aus­ge­hend von die­ser Beschrei­bung kannst du dann noch ziel­si­che­rer argumentieren.

  • ver­mei­de „und“ als gedank­li­che Ver­knüp­fung (vgl. Randbemerkungen)

Ich ver­fas­se das Posi­ti­ve in der per­sön­li­chen und das Nega­ti­ve in der unper­sön­li­chen Form – das ist eher ein Bauch­ge­fühl als voll­ends durch­dacht, zumal man dann die Zwi­schen­über­schrift auch noch ändern soll­te. Ich möch­te die Tipps dazu ver­wen­den, um in der nächs­ten Klau­sur zu schau­en, ob Tei­le davon umge­setzt oder ver­än­dert wor­den sind.

Getrennt- und Zusammenschreibung – meine Kapitulation

Nach der Reform der Recht­schreib­re­form bin ich als Lehr­kraft stark ver­un­si­chert, wie das mit der Getrennt- und Zusam­men­schrei­bung im Deut­schen jetzt wirk­lich und schluss­en­dich gehand­habt wer­den soll. Weil ich so unsi­cher bin, fal­le ich per­sön­lich immer wie­der auf das Lexi­kon zurück, d.h. ich muss Din­ge eben dezi­diert nach­schla­gen. Die dies­jäh­ri­gen Abitur­kor­rek­tu­ren zei­ge eigent­lich, dass ich mit mei­nem Lei­den da nicht allein bin. Und jetzt soll ich von Schü­le­rin­nen und Schü­ler laut des haus­in­ter­nen Cur­ri­cu­lums ver­lan­gen, dass sie in die­sem Bereich ein Dik­tat schrei­ben. Mei­ne Lösung: Ich beschrän­ke mich im ers­ten Schritt auf sehr weni­ge Regeln:

  1. Im Regel­fall wird getrennt geschrieben.
  2. Aus­nah­me 1: Liegt eine Nomi­na­li­sie­rung vor, schreibt man zusam­men („das Schrei­ben­ler­nen macht Spaß“)
  3. Aus­nah­me 2: Liegt eine über­tra­ge­ne Bedeu­tung vor, schreibt man zusam­men (alle Pro­ben mit z.B. „Stei­ger­bar­keit des Adjek­tivs in Zusam­men­set­zun­gen“ die­nen eigent­lich nur dazu, her­aus­zu­fin­den, ob eine über­tra­ge­ne Bedeu­tung vorliegt)
  4. Aus­nah­me 3: Für vie­le klei­ne Zusam­men­set­zun­ge grei­fen u.U. die Regeln 1–3 nicht. Die­se sind zu lernen.

Ins­be­son­de­re die Fra­ge, ob eine über­tra­ge­ne Bedeu­tung vor­liegt, führt immer wie­der zu Grenz­fäl­len. Die Unter­schei­dung von „sit­zen blei­ben“ (auf dem Stuhl ver­har­ren) oder „sit­zen­lei­ben“ (die Klas­se wie­der­ho­len) ist da noch rela­tiv ein­gän­gig. Bei „hoch­be­gabt“ erschließt sich mir die Aus­nah­me der Zusam­men­schrei­bung nicht.

Arbeit mit dem Lexi­kon ist immer ner­vig. Außer­dem ist schwer zu ent­schei­den, wel­ches Wort nun wirk­lich rele­vant für die tat­säch­li­che Anwen­dung beim Schrei­ben ist. Daher habe ich die Wort­lis­te für Regel 4 von den Schü­le­rin­nen und Schü­lern selbst erstel­len las­sen und zwar so:

Suche auf http://www.korrekturen.de nach Pro­blem­fäl­len der Getrennt- und Zusam­men­schrei­bung für den dir zuge­wie­se­nen Buchstaben(bereich). Beschrän­ke dich dabei auf Wör­ter, die du auch schon in dei­nen Auf­sät­zen gebraucht hast oder von dene du denkst, dass sie häu­fig in Tex­ten vor­kom­men. Schrei­be sie in einem Blog­ein­trag unter­ein­an­der. Sind meh­re­re Schrei­bun­gen erlaubt, tren­ne sie durch einen Schrägstrich!“

Jeder Schü­ler bekam einen oder meh­re­re Buch­sta­ben zuge­wie­sen und klick­te sich dann durch die Wort­lis­te auf korrekturen.de. Die Ergeb­nis­se habe ich dann im Unter­richts­blog als Bei­trag sam­meln las­sen – schö­ner wäre hier tat­säch­lich ein vor­be­rei­te­tes Ether­pad, um z.B. Dop­pe­lun­gen von vorn­her­ein zu vermeiden.

Wenn Tablets in der Schu­le vor­han­den sind, gin­ge es auch damit ganz gut, so sel­bi­ge Mul­ti­tas­king beherr­schen. Das kann man mit iPads dadurch simu­lie­ren, dass man Part­ner­ar­beit macht: Einer klickt sich durch die Web­sei­te und einer trägt ins Ether­pad ein.

Über das Ergeb­nis habe ich dann noch ein­mal drü­ber­ge­schaut und dann eine Wort­lis­te sor­tiert nach Anfangs­buch­sta­ben erstellt – die kann man hier als PDF her­un­ter­la­den (Ach­tung! Ohne Gewähr auf Korrektheit!).

Den Abschluss bil­de­te wie­der ein Dik­tat mit fol­gen­dem Wortlaut:

Ein Tag in Hamburg

All­zu sehr hat­te sich die Klas­se 8a auf die­sen Tag in Ham­burg gefreut, was Herr Riecken schon sehr früh wahr­ge­nom­men hat­te. Inwie­fern der Aus­flug aber so ein Erfolg wer­den wür­de, war vor­her nicht im Ansatz abzuschätzen. 

Die Klas­se ver­stand es, durch Dis­zi­plin und Anstand ihrem Leh­rer und den bei­den beglei­ten­den Eltern die Auf­ga­be der Auf­sicht an die­sem Tag leicht­zu­ma­chen / leicht zu machen. Herr Riecken freu­te sich vor allem auch dar­über, dass sich die Schü­le­rin­nen und Schü­ler durch die schwe­ben­den Klein­künst­ler auf den Elb­brü­cken so beein­dru­cken lie­ßen. Bei der Bestei­gung des Michels konn­te er es in der Rück­schau nicht wun­der­neh­men, dass die Lern­grup­pe nicht voll­stän­dig begeis­tert war. Die Anstren­gung beim Trep­pen­stei­gen war gera­de für die zart­be­sai­te­ten Klas­sen­mit­glie­der schon eine ech­te kör­per­li­che Her­aus­for­de­rung. Von vorn­her­ein war aber klar, dass das Wun­der­land eine Ach­tung gebie­ten­de / ach­tung­ge­bie­ten­de Sze­ne­rie preis­ge­ben wür­de. Lei­der war dort zur­zeit der Ita­li­en­teil der Anla­ge nicht zu besich­ti­gen. Zu guter Letzt ging es mit der Elb­fäh­re 62 Rich­tung Fin­ken­wer­der. Der Kapi­tän des Schif­fes warn­te erst vor mög­li­cher Näs­se auf dem Son­nen­deck. Das woll­te ange­sichts des schö­nen Wet­ters aber nie­mand rich­tig ernst neh­men. Die­ses Mal soll­te sich das jedoch als Fehl­ein­schät­zung erwei­sen. Infol­ge­des­sen wur­de der eine oder ande­re klatschnass.

… dar­in kom­men dann tat­säch­lich nur die Wör­ter aus de Bereich der Getrennt- und Zusam­men­schrei­bung vor, die sich auch auf der Lis­te befinden.

 

Winterliche Skidiktate

Bei uns steht die all­jähr­li­che Ski­fahrt nach Öster­reich an. Pas­send dazu gibt es hier zwei wei­te­re Dik­tat­tex­te – qua­si die zen­tra­len Traf­fic­mo­to­ren die­ses Blogs. Natür­lich sind teil­wei­se alter­na­ti­ve Schrei­bun­gen denk­bar. Schwer­punk­te bil­den dies­mal die Zei­chen­set­zung sowie die Groß- und Klein­schrei­bung. Hin­wei­sen möch­te ich noch auf eine her­vor­ra­gend kom­pri­mier­te Zusam­men­stel­lung von Recht­schreib­her­aus­for­de­run­gen durch Klaus Schenck, die mir bei der Dik­tat­vor­be­rei­tung und ‑ver­fas­sung immer wie­der eine gro­ße Hil­fe ist. Ein Besuch auf der sehr umfang­rei­chen Web­sei­te von Klaus Schenck ist qua­si unver­zicht­bar für jeden, der Mate­ri­al zum Deutsch­un­ter­richt sucht.

Unfall am Skilift

Dass das Ski­fah­ren der 7c, einer sonst eher zurück­hal­ten­den und bra­ven Klas­se, einen sol­chen Spaß machen wür­de, hät­te vor der Fahrt nie­mand gedacht. Schon am drit­ten Tag saus­ten alle wie wei­se, wei­ße Ski­ha­sen der Blitz die rote Pis­te her­un­ter, um auch den Öster­rei­chern zu zei­gen, wie gut sie mitt­ler­wei­le gewor­den waren. „Anna“, rief Petra, „Anna, schau ein­mal her!“ Petra hat­te lei­der nicht bedacht, dass Rück­wärts­fah­ren nichts Ein­fa­ches ist und ras­te jetzt ohne Kon­trol­le den klei­nen Hang vor dem Ski­lift her­un­ter, wobei sie schließ­lich den Absper­rungs­zaun vor dem Lift so hef­tig mit ihrem Rücken erwisch­te, dass einer der Zaun­pfäh­le laut kra­chend zersplitterte.

Alles Flu­chen und Schimp­fen half den zwei Lehr­kräf­ten nichts, die das Gan­ze hilf­los mit anse­hen muss­ten. Die bei­den mach­ten sich rasch auf den Weg nach unten und frag­ten sich dabei, ob sie etwas nicht rich­tig erklärt hat­ten. Wie kam die­ses Mäd­chen dazu, sich so zu über­schät­zen? Die Atmo­sphä­re in der Grup­pe war wider­sprüch­lich. Eini­ge schau­ten ent­setzt, wäh­rend ande­re sich das Lachen nicht ver­knei­fen konnten.

Petra, eine zier­li­che Per­son, konn­te nicht mehr auf­ste­hen, da sie star­ke Rücken­schmer­zen hat­te. Als dann end­lich der Ret­tungs­hub­schrau­ber kam, atme­ten alle erleich­tert auf. „Lasst euch das ein Bei­spiel sein!“, schimpf­te Herr Riecken sicht­lich auf­ge­bracht, als der Hub­schrau­ber knat­ternd abhob.

(205 Wör­ter)

Annas Schuss­fahrt

Wie der Blitz saus­te Kris­tin, die in ihrem hel­len Ski­an­zug wie ein wei­ser, wei­ßer Ski­ha­se  vor­züg­lich aus­sah, den Hang hin­un­ter, um nach­zu­schau­en, wie es ihrer Freun­din Anna auf ihrer unfrei­wil­li­gen Schuss­fahrt ergan­gen war. Die klei­ne Tan­ne im Wäld­chen hat­te sich beim Auf­prall so geschüt­telt, dass es das Schlimms­te zu ver­mu­ten galt. Etwas Unheim­li­ches und Beklem­men­des lag in der neb­li­gen Bergluft.
Kris­tin tas­te­te sich, nach­dem sie ihre Ski­er abge­schnallt hat­te, vor­sich­tig in das Wäld­chen hin­ein. „Anna“, rief sie, „Anna, hast du dir wehgetan?“ Kris­tin, eine enga­gier­te Mit­schü­le­rin, mach­te sich, als sie kei­ne Ant­wort erhielt, noch viel ent­schlos­se­ner auf den Weg zur Tanne.
Vol­ler Eupho­rie hat­te sie bei der Mor­gen­mahl­zeit noch ver­kün­det, dass sie bis­her noch jedem das Ski­fah­ren bei­gebracht habe. Wider­spro­chen hat­te ihr nie­mand. Allein Herr Streng hat­te die Stirn ein wenig in Fal­ten gezo­gen, was aber nichts hei­ßen muss­te, denn er konn­te mit sei­nen drei Ski­auf­ent­hal­ten wohl kaum beur­tei­len, wozu sie, Kris­tin, in der Lage war.
Seit sie Anna laut rufend am Berg ver­schwin­den sah, frag­te Kris­tin sich, ob Herr Streng wohl doch Recht gehabt hat­te. War Anna etwa tot? Kris­tin emp­fand nun das blan­ke Ent­set­zen. End­lich erklang es aus dem Wald: „Nein. Aber ich hän­ge etwa zwei Meter hoch in die­sem Baum fest!“

(205 Wör­ter)

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