Change Management

Die nächs­ten zwei Jah­re wer­den bei mir geprägt sein von der Rück­zah­lung des LAz­Ko. Knapp beschrie­ben: Ich habe acht Jah­re lang mehr oder min­der frei­wil­lig zwei Stun­den mehr gear­bei­tet, als es mein Depu­tat erfor­dern wür­de und damit 16 „Jah­res­stun­den“ ange­sam­melt. Der Dienst­herr hät­te es ger­ne gese­hen, dass ich die­se Stun­den inner­halb von acht Jah­ren abbaue (jeweils zwei Stun­den pro Jahr) – es gab vor dem Dop­pel­jahr­gang sogar ein­mal Zei­ten, in denen der Dienst­herr die Rück­zah­lung am liebs­ten auf einen Zeit­punkt unmit­tel­bar vor der Pen­sio­nie­rung ver­scho­ben hät­te. Die meis­ten Kol­le­gIn­nen fol­gen dem ursprüng­li­chen Wunsch des Dienst­her­ren, der für die­se Treue noch ein­mal 10% „Ver­zin­sung“ drauf­legt (ich könn­te also neun Jah­re lang zwei Stun­den abfei­ern). Eini­ge Kol­le­gen las­sen sich das LAz­Ko aus­zah­len – das lohnt sich jedoch eigent­lich nur für Teil­zeit­kräf­te, da Voll­zeit­kräf­te ledig­lich den Stun­den­satz nach der Mehr­ar­beits­ver­gü­tung erhal­ten, wäh­rend Teil­zeit­kräf­te so behan­delt wer­den, als hät­ten sie – bezo­gen auf mei­nen Fall – ein Jahr 16 Stun­den vol­len Dienst getan, das ist dann schon Geld.

Ich neh­me mei­ne ange­sam­mel­ten Stun­den am Stück inner­halb von zwei Jah­ren unter Ver­zicht auf jed­we­de „Ver­zin­sung“. Zusam­men mit mei­ner acht­stün­di­gen Abord­nung ans NLQ unter­rich­te ich dann für zwei Jah­re nur noch 8–10 Stun­den. Mir war wich­tig, eine deut­li­che Ent­las­tung zu spü­ren – zwei Stun­den pro Woche gehen eigent­lich in Spring­stun­den unter. Das hat zum einem deut­li­che pri­va­te Grün­de, zum ande­ren bie­tet es mir Raum, um noch eine paar Din­ge aus­zu­pro­bie­ren und offe­ne Fra­ge zu klären.

Din­ge, die ich pro­bie­ren möch­te, sind:

  • ganz viel Pri­va­tes, nicht netzkompatibles
  • Prak­ti­ka an ande­ren Schul­for­men, vor allem an einer Haupt­schu­le – das steht auch schon mehr oder weniger
  • Unter­richt nach grund­sätz­lich ande­ren Prin­zi­pi­en ‑nach den Feri­en wird unse­re Schul­bi­blio­thek so aus­ge­stat­tet sein, dass völ­lig ande­re Lern­ar­ran­ge­ments mög­lich wer­den (zur­zeit lieb­äug­le ich mit Jena­plan)
  • Aus­lo­tung der Umset­zungs­mög­lich­kei­ten von Pro­jek­ten wie die­sem. Die Rah­men­pa­ra­me­ter vor Ort sind dafür gar nicht so schlecht
  • gemach­te Zusa­gen ein­hal­tem, z.B. gegen­über der ZUM.

Fra­gen, die für mich zu klä­ren sind:

  • Wel­che Zukunfts­per­spek­ti­ven bie­tet mir mei­ne momen­ta­ne Schule?
  • Bie­tet mir das Sys­tem Schu­le aus­rei­chen­de Per­spek­ti­ven für den Rest mei­nes Arbeitslebens?
  • Sind Schul­lei­tungs­auf­ga­ben etwas, was mich rei­zen könnte?
  • Sind Schul­lei­tungs­auf­ga­ben sinn­voll an der eige­nen Schu­le wahrzunehmen?
  • Müs­sen klas­si­sche Schul­lei­tungs­auf­ga­ben zwin­gend mit einem Amt ver­knüpft sein oder rei­chen dafür auch Entlastungsstunden?
  • Ist mit­tel­fris­tig Bera­tung als „Sys­tem­ken­ner“ etwas für mich?
  • Und: Wie erset­ze ich mit­tel­fris­tig den durch die sich aus­wei­ten­de Euro­kri­se zu erwar­ten­den Ver­dienst­aus­fall von ca. 20–25%? (die Fra­ge mag heu­te skur­ril wir­ken, aber in mei­nen Augen nicht unrealistisch)

Für einen Außen­ste­hen­den mag sich das Gan­ze viel­leicht etwas ambi­tio­niert anhö­ren. Dazu muss man aber wis­sen, dass vie­les in mei­nem Berufs­le­ben sehr eng ver­zahnt ist. Durch die Zusam­men­ar­beit mit Schul­lei­tern, Schul­trä­gern und vie­len Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen erge­ben sich unglaub­li­che Syn­er­gi­e­ffek­te. Ich baue und bera­te pri­mär noch tech­ni­sche Netz­wer­ke – mehr und mehr jedoch auch sozia­le hier in der Regi­on. Das ist nicht immer nur Zucker, aber den­noch sehr span­nend und lehr­reich. Scha­de ist, dass die über­re­gio­na­le Ver­netz­umg über das Inter­net bei mir eigent­lich ziem­lich an Bedeu­tung ver­lo­ren hat – da wür­de ich ger­ne irgend­wann nachjustieren.

Auswärts essen

Wer den aktu­el­len Arti­kel von mir lesen möch­te, muss die­se Woche aus­wärts essen. Ich habe eines mei­ner Her­zens­the­men ver­wurs­tet: Das Ver­hält­nis von Visi­on und Pra­xis. Es toben dort in den Kom­men­ta­ren phi­lo­so­phi­sche Dis­kus­sio­nen, die sich für mich weit weg vom eigent­li­chen The­ma bewe­gen – aber immer wie­der span­nend sind. Mei­ne – sehr ver­kürz­te The­se: Visio­nen, die von außen an eine Schu­le her­an­ge­tra­gen wer­den, sind Ent­wick­lungs­ver­hin­de­rer, da oft nicht ein­mal im Keim umsetz­bar… Aber ich habe es net­ter verpackt!

BYOD – Gedankensplitter

Die Situa­ti­on:

  • es gibt Han­dys an Schu­len, die von SuS mit­ge­bracht werden
  • die Han­dys unter­schei­den sich stark in ihrer Funk­tio­na­li­tät und Ver­trags­mo­da­li­tä­ten ent­spre­chend des sozia­len Sta­tus der Elternhäuser
  • nicht alle SuS ver­fü­gen über ein Han­dy, wel­ches inter­net­fä­hig ist
  • in der Regel ist die Ver­wen­dung auf dem Schul­ge­län­de per Haus­ord­nung untersagt
  • die Regel wird nicht ein­ge­hal­ten und ist kaum durchzusetzen
  • es lan­den Fotos, Film­do­ku­men­te usw. aus der Schu­le in sozia­len Netzwerken
  • bei Cyber­mo­bing spie­len digi­ta­le End­ge­rä­te eine Schlüsselrolle
  • das schu­li­sche WLAN steht SuS in der Regel nicht offen

Per­sön­li­che Gedanken:

Die posi­ti­ven Aspek­te der Ver­wen­dung von Han­dys im Unter­richt sind nicht nach­ge­wie­sen. Jubel­schreie und Erfolgs­mel­dun­gen im Inter­net zei­gen kei­ne Pro­duk­te im Ver­gleich zu Pro­duk­ten klas­si­scher Lern­ar­ran­ge­ments, son­dern besit­zen in der Regel einen tech­no­iden Fokus, z.B. den „Bild­schirm­in­halt des iPads an einen Bea­mer über­tra­gen“, Appemp­feh­lun­gen, Admi­nis­tra­ti­ons­er­leich­te­run­gen, Datei­ex­port aus dem Tablet (Sei­ten­hieb: der ohne exter­ne Diens­te nicht fun­kio­niert). Es gibt ers­te, zöger­li­che Vor­rei­ter auf die­sem Gebiet. Ich mei­ne aber zu erken­nen, dass wesent­li­che Effek­te nicht mit iDin­gens, son­dern in der Kom­bi­na­tio­nen von iDin­gens mit kol­la­bo­ra­ti­ven Web2.0‑Tools erzielt wer­den. Fin­de ich alles wich­tig und gut – es hat aber nichts, bzw. für mich noch viel zu wenig mit Unterichts­qua­li­tät zu tun.

Die Zukunft

  • mobi­le End­ge­rä­te wer­den in der Gesell­schaft mehr und mehr zur Selbst­ver­ständ­lich­keit werden
  • andro­id­be­trie­be­ne Gerä­te ermög­li­chen den Bau güns­ti­ge­rer Devices und damit den Zugang von mehr Men­schen zur digi­ta­len Welt
  • für mich ist es eine Fra­ge der Zeit, bis ein gene­rel­les Han­dy­ver­bot an Schu­len von Ver­wal­tungs­ge­rich­ten kas­siert wird (sogar in Bay­ern). Das wird über (Großstadt-)Elternrechte laufen.

Reak­ti­ons­op­tio­nen

Man kann sagen: „Das ist alles so schreck­lich. Wir reden nie mehr mit­ein­an­der, son­dern kom­mu­ni­zie­ren bald nur noch über Face­book & Co. Ich als Leh­rer bin bald Frei­wild und muss mich immer und über­all fil­men und foto­gra­fie­ren las­sen. Die Welt is schlecht“ - das kann man alles sagen. Ori­gi­nal­zi­tat aus dm Leh­rer­zim­mer ges­tern: „Du kannst den Pira­ten ja nicht nahe­ste­hen, du redest ja noch mit uns.

Ich habe auf dem letz­ten Modul mei­nes Trai­ner-Trai­nings etwas erprobt. Die Grund­idee besteht dar­in, zu sagen: „Ja. Es gibt Han­dys. Ja. Die Ver­brei­tung die­ser Gerä­te wird zuneh­men. Ja. Wir wer­den das Zeug bald nicht mehr ver­bie­ten dürfen.“

Ich möch­te ger­ne einen Ver­trag mit Schü­lern, Eltern und Lehr­kräf­ten erar­bei­ten, der wesent­li­che Din­ge der Nut­zung digi­ta­ler End­ge­rä­te an der Schu­le regelt und in einer Art „Fest­akt“ von allen Betei­lig­ten Gre­mi­en unter­schrie­ben wird. Wer an der Schu­le ein Gerät ein­schal­tet, erkennt damit den Ver­trag an. So ein Ver­trag kann:

  1. Regeln, wann und wie die Nut­zung digi­ta­ler Gerä­te erwünscht ist
  2. Wel­che Kon­se­quen­zen bei Fehl­ver­hal­ten ein­tre­ten (SuS könn­ten bei der Art der Kon­se­quenz natür­lich mitbestimmen)
  3. Über­le­gun­gen dazu anstel­len, inwie­weit sol­che Gerä­te dann auch in der Schu­le ver­si­chert sind, wenn sie als „Unter­richts­mit­tel“ zuge­las­sen werden
  4. In der Ver­hand­lungs­pha­se ein Bewusst­sein für die Ängs­te und Chan­cen schaf­fen, die mit die­sen Gerä­ten ver­bun­den sind.
  5. Eine päd­ago­gi­sche und kei­ne recht­li­che Dis­kus­si­ons­grund­la­ge im Fal­le von Grenz­über­schrei­tun­gen ermöglichen
  6. Bis­her demo­kra­ti­sche gemein­te Struk­tu­ren real­de­mo­kra­tisch an Schul­ent­wick­lung betei­li­gen – des­we­gen soll­te es schon ernst gemeint und kein Fei­gen­blatt zum Trans­port der aus­schließ­li­chen Bedürf­nis­se von Lehr­kräf­ten sein
  7. Ein­bli­cke in poli­ti­sche Arbeit geben
  8. Die Schu­le in der Öffent­lich­keit als „modern“ daste­hen lassen
  9. […]

Nein, ein sol­cher Ver­trag ist nicht recht­lich bin­dend. Aber dar­um geht es ja auch gar nicht. Es geht dar­um, mit einem nicht durch­setz­ba­ren, recht­li­chen Rah­men päd­ago­gisch umzu­ge­hen. Ich wür­de da auch kei­nen Juris­ten heranlassen.

Ich selbst…

… baue ja ein WLAN für unse­re Schu­le auf. Ich habe das Glück, über eine Schul­ser­ver­lö­sung zu ver­fü­gen, mit der ich Schrit­te gehen kann zwi­schen: „Kei­ner darf!“ und „Jeder darf sofort alles!“. Das Bedürf­nis nach einem offe­nen WLAN mag für den moder­nen Web2.0‑Lehrer zwar indi­vi­du­ell groß sein – wenn das Sys­tem aber ggf. eigen­mäch­ti­ge „Öff­nun­gen“ im Fal­le von Miss­brauch nicht auf­fan­gen kann, ist u.U. Erde für Jah­re ver­brannt. Ich habe vor, fol­gen­de Schrit­te zu gehen:

  1. Offe­nes WLAN für Lehr­kräf­te und Schul­ge­rä­te in mög­lichst allen Gebäudeteilen
  2. Zugriff auf das Intra­net der Schu­le für Schü­ler mit Anmel­dung an einem Hotspot
  3. Frei­ga­be weni­ger aus­ge­wähl­ter Sei­ten für Schüler
  4. Prin­zi­pi­el­le Frei­schal­tung des Inter­net in bestimm­ten Gebäu­de­tei­len für SuS. Dabei kann die Lehr­kraft bestim­men, wel­cher Schü­ler­ac­ces­s­point ein- oder abge­schal­tet wird.
  5. Einen Ver­trag aushandeln
  6. Das WLAN gene­rell öffnen

Technologie allein löst und initiiert nichts

In der Che­mie gibt es den Begriff des dyna­mi­schen Gleich­ge­wichts. Damit ist nicht ein sta­ti­sches Gleich­ge­wicht auf einer Pen­del­waa­ge gemeint, son­dern eines, dass sich durch stän­di­ge Ver­än­de­run­gen aus­zeich­net. Die­se Ver­än­de­run­gen voll­zie­hen sich jedoch auf der Mikroebe­ne und sind für unse­re Sin­ne nicht wahr­nehm­bar, so dass es in der Sum­me so scheint, als ver­än­de­re sich nichts. Ein gutes Bei­spiel dafür ist eine geschlos­se­ne Spru­del­fla­sche. Zwi­schen dem Spru­del­was­ser und der auch in der Fla­sche ein­ge­schlos­se­nen Luft besteht fol­gen­des Gleichgewicht:

    \[ (1)\; HCO_{3(aq)}^- + H_3O^+_{(aq)} \rightleftharpoons CO_2_{(g)} + 2H_2O_{(l)} \]

Gelös­te Koh­len­säu­re (lin­ke Sei­te) spru­delt aus der Fla­sche und zer­setzt sich dabei in Koh­len­stoff­di­oxid und Was­ser. In einer ver­schlos­se­nen Spru­del­fla­sche steigt dadurch der Druck in der Gas­pha­se unter dem Schraub­de­ckel. Mit höhe­rem Druck läuft die Glei­chung (1) wie­der rück­wärts, d.h. Koh­len­stoff­di­oxid löst sind unter Bil­dung von Koh­len­säu­re wie­der im Spru­del­was­ser. Irgend­wann pen­delt sich das ein: In dem Maße wie Koh­len­stoff­di­oxid ent­steht löst es sich auch wie­der. Sowohl der Druck in der Fla­sche als auch die Kon­zen­tra­ti­on der Koh­len­säu­re im Spru­del ändern sich nicht mehr – für uns sieht es dann so aus, als gesche­he gar nichts mehr.

Kurz­fas­sung:

Jemand, der von außen auf ein sol­ches Sys­tem schaut, sieht nichts, bzw. nimmt nichts wahr. Er weiß aber, dass meh­re­re Fak­to­ren in der Fla­sche eine Rol­le spie­len: Koh­len­säu­re, Koh­len­stoff­di­oxid, Druck usw.. Wann immer er misst, ver­fei­nert er nur sei­ne Sin­ne – die Mes­sung ändert am Sys­tem selbst nichts.

Dyna­mi­sche Gleich­ge­wich­te haben eine wit­zi­ge Eigen­schaft. Unser Außen­ste­hen­der könn­te jetzt auf die Idee kom­men, z.B. ein­fach den Druck im Sys­tem zu erhö­hen, um eine Ver­än­de­rung her­bei­zu­füh­ren. Wie reagiert das Sys­tem darauf?

Mehr Druck ist „unan­ge­nehm“ bzw. eine Stö­rung. Also wird das Sys­tem dafür sor­gen, dass mehr gas­för­mi­ges Koh­len­stoff­di­oxid gelöst wird und damit der äuße­re Druck kom­pen­siert ist – in der Che­mie sagt man, dass das Sys­tem so aus­weicht, dass die Aus­wir­kun­gen eines äuße­ren Zwan­ges mini­miert wer­den (Gesetz von Le Chate­lier). Lässt der äuße­re Druck nach, jus­tiert sich das Sys­tem wie­der auf den Ursprungs­zu­stand zurück.

Um das Sys­tem zu ändern, muss ich nicht an einem Para­me­ter dre­hen, son­dern ich muss z.B. die Fla­sche auf­schrau­ben. Das ist bei Spru­del­fla­schen begrenzt müh­sam, da das Auf­schrau­ben ja mit einer Druck­ent­las­tung ver­bun­den ist und sich der Deckel dadurch recht leicht löst. Sozia­le Sys­te­me hal­ten ihren Deckel oft von innen fest.

Und jetzt zur Technologie

Tech­no­lo­gie trifft immer auf ein sozia­les Sys­tem. Wenn ich einer Schu­le einen Com­pu­ter­raum hin­stel­le, wird mit Com­pu­tern gear­bei­tet wer­den. Es wird dabei eini­ge weni­ge geben, die damit eine neue Metho­dik und Didak­tik ent­wi­ckeln. Es wird aber auch Men­schen geben, die den impli­zi­ten Druck dadurch min­dern, dass sie gewohn­te Struk­tu­ren ein­fach digi­tal abbil­den. Mit einem iDin­gens kann ich z.B. eBooks lesen und viel­leicht bald auch Schul­bü­cher auf­schla­gen. Wenn es das ist, was ich damit pri­mär mache, wer­de ich iDin­gens doof fin­den, weil die ja teu­er und deren Akkus irgend­wann alle sind. Das ist ein Buch ja viel bes­ser. Das kann jeden­falls nicht kaputt gehen.

Hal­tung

Die Hal­tung ist idea­ler Wei­se so, dass sich der Deckel abschrau­ben lässt, das Sys­tem sich dadurch öff­net und aus dem bis­he­ri­gen Gleich­ge­wicht kommt. Die Arbeit mit loka­len Apps z.B. hal­te ich für kei­nen gro­ßen Fort­schritt, son­dern ledig­lich für eine Digi­ta­li­sie­rung von Bestehen­dem mit natür­lich(!) berech­tig­tem Stel­len­wert. Das geht aber teil­wei­se sogar so weit, dass real mög­li­che Expe­ri­men­te durch Apps ersetzt wer­den („gefähr­li­che Ver­su­che“ auf You­tube schau­en, Fall- und Beschleu­ni­gungs­expe­ri­men­te per App). Die Ergeb­nis­se sind dabei immer super und vor­her­sag­bar – mit einem Expe­ri­ment hat das aber nichts zu tun. Der Moment, in dem mir der Was­ser­schlauch damals vom Küh­ler gesprun­gen ist und mich von oben bis unten ein­ge­saut hat, war wahr­schein­lich der­je­ni­ge, der einen che­mi­schen Zusam­men­hang bei den SuS ver­fes­tigt hat (und mich seit­dem Schlauch­schel­len ver­wen­den lässt).

Jedes Expe­ri­ment ist ein wenig Auf­bruch ins Unge­wis­se – es kann etwas schief gehen, weil es in der Natur des Expe­ri­ments liegt. Peni­cil­lin und Por­zel­lan sind übri­gens zwei Pro­duk­te von „schief gegan­ge­nen Expe­ri­men­ten“. Wenn aber schon ein neu­es Gerät, dann bit­te auch die expe­ri­men­tel­le Hal­tung, auch explo­ra­tiv zu arbei­ten. Das darf sich nicht nur(!) auf Apps beschrän­ken, son­dern muss m.E. auch und an zen­tra­ler Stel­le als Fens­ter ins Netz rea­li­siert sein (dafür braucht es übri­gens kein teu­res Gerät, das geht tat­säch­lich auch mit eige­nen Devices). Die Hal­tung dabei ist die glei­che, wie sie bei jedem neu geplan­ten Expe­ri­ment ohne­hin schon vor­han­den ist. Tech­nik oder ein bestimm­tes Device haben damit erst­mal nichts zu tun – mit einer Aus­nah­me: Für mich ist der Brow­ser die Zukunft. Alles ande­re wird immer an den übli­chen Bar­rie­ren scheitern.

Das neue Portal der deutschen Schulbuchverlage

Am ver­gan­ge­nen Mitt­woch war ich auf der Didac­ta in Han­no­ver. Hin­ge­kom­men bin ich freund­li­cher­wei­se mit einem net­ten Kol­le­gen aus der Medi­en­be­ra­tung – aber unse­re Wege trenn­ten sich schon sehr früh am Cor­nel­sen­stand. Zwei Ver­tre­ter von Cor­nel­sen leben in unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft zu mir, wir ken­nen uns pri­vat und so war es auch mög­lich, in Kon­takt mit höhe­ren Mit­ar­bei­tern zu kom­men, wofür ich sehr dank­bar bin, weil sich auf die­se Wei­se viel­leicht die eine oder ande­re Tür für unser Schul­netz­werk öff­net – z.B. die in Nie­der­sach­sen obli­ga­to­ri­schen Hör­ver­ste­hens-Cds per DLNA (der vir­tu­el­le Medi­aTomb-Ser­ver lau­ert schon…) aufs Han­dy / Tablet / Note­book usw. des Leh­rers, der dann nur noch Brüll­wür­fel mit dabei haben muss. Kei­ne Kas­set­ten­re­cor­der oder CD-Play­er mehr durch die Gegend schlep­pen… Und end­lich ein Medi­en­ver­tei­lungs­stan­dard, der zumin­dest in mei­nem Haus­halt schon seit Jah­ren eta­bliert ist.

Die gemein­sa­me Schul­buch Ver­triebs­platt­form des Ver­ban­des Bildungsmedien

Vor­weg: Die­se Platt­form hat auf Twit­ter und in den ein­schlä­gi­gen Medi­en natür­lich die vor­her­sag­ba­ren Beiß­re­fle­xe aus­ge­löst. Tat­säch­lich bie­tet die­ses Por­tal zur­zeit nur sehr wenig mehr als das klas­si­sche Schul­buch bzw. es ist tat­säch­lich ledig­lich weit­ge­hend eine 1:1 Trans­for­ma­ti­on die­ses ana­lo­gen Medi­ums im Netz.  Es gibt:

  • kei­ne Links
  • kei­ne kopi­er- und edi­tier­ba­ren Tex­te, alles ist als Gra­fik abgelegt
  • kei­ne mul­ti­me­dia­len Elemente
  • kei­ne Mög­lich­keit, gezielt Inhal­te zusammenzustellen
  • kein befrie­di­gen­des, dyna­mi­sches Inhaltsverzeichnis
  • Kol­la­bo­ra­ti­on: tota­le Fehlanzeige

Aber:

  • der Store läuft in einem Brow­ser, es ist kein z.B. iDin­gens-Soft­ware­ge­döns not­wen­dig, selbst Linux reicht – oder ein güns­ti­ges Endgerät
  • man kann immer­hin schon Noti­zen inte­grie­ren oder Stel­len für SuS markieren
  • schon heu­te könn­te man die Onlin­ever­sio­nen ein­fach auf ein Tablet laden und dadurch jetzt schon die 20 Kilo-Hacken­por­sche ersetzen
  • zeit­na­he Feh­ler­kor­rek­tu­ren und Updates sind auch möglich
  • es gibt auch eine Offlinelesemöglichkeit

Die Maxi­mal­for­de­run­gen der Netz­ge­mein­de sehe ich zwar nicht erfüllt, aber es gibt eben schon den einen oder ande­ren Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung. Vie­le Ver­la­ge pro­du­zie­ren ihre digi­ta­len Medi­en mitt­ler­wei­le so, dass sie in einem Brow­ser lau­fen. Gehört habe ich aber nicht nur ein­mal, dass CDs und DVDs in der Leh­rer­schaft so gar nicht lau­fen, son­dern das im Gegen­teil ursprüng­lich digi­ta­le Inhal­te müh­se­lig nach­träg­lich gedruckt wer­den und dann erst wie geschnit­ten Brot über die The­ke gehen. Das zeigt mir wie­der ein­mal, dass die For­de­rung nach digi­ta­lem Mate­ri­al für sich lieb gemeint ist, aber ohne eine ent­spre­chen­de Nach­fra­ge durch medi­en­kom­pe­ten­te Lehr­kräf­te  eben nicht ren­ta­bel. Aber da arbei­ten wir  Medi­en­be­ra­ter ja dran…

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