Schule und das Kommunikationsproblem

Zet­tel über­flu­ten mein Fach. Weg­wer­fen kann ich unge­öff­net nur den Ver­lags­wer­be­mist – wür­den die mir ein­mal im Jahr ein Buch schen­ken, käme es sie güns­ti­ger und ich sähe mich in der  dadurch aus­ge­lös­ten posi­ti­ven Stim­mung viel­leicht auch mal wirk­lich auf deren Web­sei­ten um.

Alle Jah­re wie­der kom­men die glei­chen Zet­tel: Eltern­sprech­tag, Hin­wei­se zur Lei­tung von Zeug­nis­kon­fe­ren­zen, irgend­was unter­schrie­ben Ein­zu­sam­mel­des, eine freund­li­cher­wei­se enga­giert orga­ni­sier­te Thea­ter­auf­füh­rung in der Schu­le, Abmel­dun­gen vom Unter­richt, abzu­ge­ben­de Zusatz­auf­ga­ben, Zet­tel­chen mit Auf­ga­ben für zu beauf­sich­ti­gen­de Klas­sen, teil­wei­se aus­ge­druck­te(!) E‑Mails irgend­wel­cher Web-Start­ups, die Abrech­nung der Bei­hil­fe, Post vom der OFD bei Besol­dungs­än­de­run­gen, Hil­fe­ru­fe der KuK zum Schul­netz­werk, Ver­band­sin­fos, hin und wie­der Pro­be­ex­em­pla­re von Übungs­heft­chen und und und… Ich muss es lee­ren, ich muss es anschau­en, ich muss es gewich­ten und ich muss immer wie­der zum Papier­müll ren­nen. Scha­de um die Bäu­me, die dafür ver­ar­bei­tet wur­den. Die­se Form der Kom­mu­ni­ka­ti­on ist nicht lust­brin­gend, weil sie ein­sei­tig bleibt und ich abge­se­hen von der not­wen­di­gen Hie­ar­chi­sie­rung zur Pas­si­vi­tät ver­dammt bin.

Ich habe die Tage mit mei­nen SuS oft vor Maha­ra geses­sen. Da gibt es ein Dash­board. Er stellt mir über­sicht­lich dar, was es an Neu­ig­kei­ten seit mei­nem letz­ten Besuch gibt. Das meis­te könn­te ich auch per RSS in mei­nen Feed­rea­der prü­geln und ich kom­me ange­regt durch Felix‘ letz­ten Arti­kel ins Träumen…

Ers­te Woche im Schuljahr

Der Admi­nis­tra­tor hat eine fri­sche Maha­ra­in­stal­la­ti­on auf­ge­setzt. Alle Lehr­kräf­te log­gen sich über das Lehr­kräf­te-Mood­le via SSO ein und fin­den durch Fach­ob­leu­te ein­ge­rich­te­te geschlos­se­ne Grup­pen vor, in denen sie ihre Mit­glied­schaft bean­tra­gen. Jeder Klas­sen­leh­rer rich­tet eine Grup­pe für sei­ne Klas­se ein, der alle KuK in der Lern­grup­pe bei­tre­ten. Wei­te­re Grup­pen bil­den sich im Schul­jahr nach Bedarf.

Im Schul­jahr

In den Foren der Grup­pen wer­den Infor­ma­tio­nen bekannt­ge­ge­ben, die für die jewei­li­ge Grup­pe rele­vant sind – wenn z.B. ein­zel­ne SuS feh­len, wenn ein päd­ago­gi­sches Pro­blem auf­tritt, wenn es gemein­sa­mes Ver­hal­ten in der Lern­grup­pe oder Fach­schaft abzu­stim­men gilt, wenn gemein­sam durch die Fach­schaft im Schulether­pad ein Kon­zept zu erstel­len ist, Anla­gen zu den immer noch stat­fin­den­den Fach­schafts­sit­zun­gen – eben alles Din­ge, für die man sich meist müh­sam syn­chron tref­fen müss­te. Auch kön­nen Ansich­ten erstellt wer­den zu Unter­richts­kon­zep­ten, Mate­ria­li­en usw. – ein inhalt­li­cher Aus­tausch. Der Ver­tre­tungs­plan ist als Teaser per Plug­in mit in die Dash­boardan­sicht inte­griert. Die Schul­lei­tung kann Infor­ma­tio­nen gezielt an die jewei­li­gen Grup­pen z.B. durch einen Foren­ein­trag wei­ter­ge­ben – z.B. eine Ände­rung im Stun­den­plan oder im Klas­sen­kol­le­gi­um. Sie muss genau wie das Büro nicht mehr müh­sam das Leh­rer­zim­mer nach dem betrof­fe­nen Kol­le­gen durch­fors­ten und z.B. sei­ne Pau­sen­zeit in Anspruch nehmen.

Wei­te­re Visionen

  • Ver­net­zung über MNET mit einem Eltern- und Schü­ler­sys­tem
  • Nut­zung der Kalen­der­funk­ti­on (Grup­pen­ter­mi­ne)

Wor­an wird das scheitern?

Auch das steht, dies­mal aller­dings in einem Kom­men­tar zu Felix‘ Arti­kel: Eini­ge KuK wer­den sich schlicht wei­gern, denn:

  • sie wol­len nicht zeit­nah infor­miert sein
  • sie wol­len nicht täg­lich den Rech­ner anwerfen
  • sie wol­len sich nicht in das neue Sys­tem einarbeiten
  • sie bezwei­feln des­we­gen in einem Stell­ver­tre­ter­krieg die recht­li­che Ver­bind­lich­keit die­ses elek­tro­ni­schen Verfahrens
  • ihr Blick ist auf die anfäng­li­che hohe Lern­kur­ve und nicht auf den resul­tie­ren­den Zeit­ge­winn und die Ent­las­tung fokussiert
  • sie emp­fin­den den per­sön­li­chen Kon­takt mit Men­schen als angenehmer
  • sie sehen nicht, dass gera­de durch ein sol­ches Sys­tem mehr Raum für per­sön­li­che Kon­tak­te besteht
  • sie haben Angst, in die­sem Sys­tem Feh­ler zu machen, die Schwä­chen zei­gen – das hat Schu­le stets bestraft

Ach­so:

  • Wir haben SuS und KuK in getrenn­ten LDAP-Bäu­men organisiert
  • Wir haben Maha­ra via SSO mit dem Schul­mood­le gekoppelt
  • Wir haben einen Ver­tre­tungs­plan im Netz, das Script zum Pipen für Maha­ra ist so auf­wen­dig nicht
  • Wir haben auto­ma­ti­siert gene­rier­te Schul-E-Mail­ac­counts via LDAP (SuS und KuK)
  • Wir haben ein Schuletherpad
  • Wir haben zu wenig Res­sour­ce Mensch, um KuK zu schu­len und zu beglei­ten, ihnen Ängs­te zu neh­men und ihnen die Vor­tei­le erfahr­bar zu machen. Damit wer­den wir an den Ein­wän­den scheitern.

Bevor es kommt…

Ich glau­be nicht, dass das mit Mood­le ähn­lich gut funk­tio­niert, die Mood­le kaum Frei­heit bei der Gestal­tung sei­ner Struk­tur und Nut­zer­or­ga­ni­sa­ton gewährt. Das muss fast immer der Admin erle­di­gen. Damit fällt ein Spaß­fak­tor kom­plett weg.

Projektideen – Teil 1

An die­ser Stel­le hat­te ich die Fra­ge gestellt, ob es 2011 über das gegen­sei­ti­ge Refe­ren­zie­ren und mit­ein­an­der Nach­den­ken ande­re, kon­kre­te­re For­men der Zusam­men­ar­beit geben könn­te. Herr Rau hat in einem Kom­men­tar bereits einen kon­kre­ten Vor­schlag gemacht und zum Aus­druck gebracht, dass es schon etwas mit inhalt­li­cher Anbin­dung und kei­nes­wegs „Web2.0‑Methodengehudel“ sein soll­te. Da bin ich natür­lich mit ihm.

Ich den­ke dar­über hin­aus, dass es nicht zu brav sein darf. Pro­jek­te bedür­fen mei­ner Ansicht nach einer ange­mes­se­nen Rezep­ti­on, um län­ger­fris­tig erfolg­reich und moti­vie­rend zu sein. Tech­nik und Ser­ver­res­sour­cen sind übri­gens kein Pro­blem – das wür­de von mir kos­ten­los gelie­fert. Eben­falls ist bei mir Stan­dard, dass stets aktu­el­le Abzü­ge aller Datei­en (MyS­QL, Datei­en als ZIP-Datei) jeder­zeit für alle Pro­jekt­be­tei­lig­ten zum Down­load bereit­ste­hen. Das machen Cron­jobs und schie­ben den Link dann ich einen geschütz­ten Bereich.

Wei­ter­le­sen

Transformationen der Macht

Ein alter Hof auf einer noch älte­ren Warft irgend­wo auf einem Nord­see­ei­land. Hek­ti­sches Trei­ben auf den Gän­gen. Zet­tel wer­den auf einen Tisch mit drei schmun­zeln­den Men­schen gelegt. Auf den Zim­mer­tü­ren hän­gen Zet­tel mit Auf­schrif­ten wie „Wür­fel­frucht Inc.“ oder „Urlaub Per­fekt“ oder gar „Regie­rung“. Auch Orts­na­men sind ver­tre­ten „Lino“ z.B. – ein mick­ri­ges Dorf bestehend aus drei Bau­ern und einem Tisch­ler. Das unent­deck­te Eiland „Safo“ muss sich ent­schei­den: Ent­we­der ein Flug­ha­fen für die Tou­ris­ten (und „Urlaub Per­fekt“) oder ein Indus­trie­ha­fen für Wür­fel­frucht Inc. Bei­des geht nicht – so sind die Regeln. Ich bin übri­gens Wirt­schafts­mi­nis­ter in die­sem Spiel. Irgend­wann hat mich kei­ner aus dem Volk mehr lieb und mei­ne Ent­schei­dun­gen wer­den wahr­haf­tig immer sinn­be­frei­ter. Jeder Stroh­halm, jeder Aus­weg ist mir recht. Im Jahr davor war ich Bau­er. Da habe ich den Pro­test­marsch auf das Regie­rungs­zim­mer ange­zet­telt. Mit Trans­pa­ren­ten, mit Paro­len. Das war irgend­wie cooler.

Es ist eines der bes­ten Plan­spie­le, die ich ken­ne. Lei­der wird es nicht mehr auf­ge­legt und die Rech­te­la­ge ist unklar – dabei habe ich alle Rol­len und Regeln noch digi­tal vorliegen.

Man lernt bei Plan­spie­len etwas über Macht, da sich ein gutes Plan­spiel ver­selbst­stän­digt und dann rea­le psy­cho­lo­gi­sche und sozia­le Pro­zes­se ein­set­zen, die Welt abbil­den, wie sie ist. „Safo­bau­er“ sein ist immer ein­fach:  Wenig Ver­ant­wor­tung, mit ein biss­chen Grips und Ver­net­zung (ging auch schon vor mehr als 20 Jah­ren) konn­te man den Mäch­ti­gen eine Men­ge Pro­ble­me machen – aber ent­schie­den haben dann doch ande­re. Zum Schwit­zen brin­gen konn­te man sie – mehr nicht.

Wei­ter­le­sen

Witterungsbedingter Schulausfall

Ich habe gera­de einen ziem­li­chen Hals. Bei uns fiel ges­tern die Schu­le aus, weil 15cm Neu­schnee mit Schnee­ver­we­hun­gen ange­sagt waren. Mor­gens waren alle Stra­ßen pico­bel­lo frei und Heer­scha­ren von SuS bereits in die Schu­le unter­wegs, weil eben alles in Ord­nung zu sein schien.

Wir sind eine länd­li­che Gegend. Es bestand tat­säch­lich die Mög­lich­keit, dass am Mit­tag – vor­aus­ge­setzt der Schnee wäre so hef­tig wie ange­sagt gekom­men – sich die Schü­ler­be­för­de­rung auf Neben­stre­cken pro­ble­ma­tisch gestal­tet hät­te – es bestand wie gesagt die Mög­lich­keit. Wir sind aber auch eine Gegend, in der man sich kennt und sich gegen­sei­tig hilft, gera­de in den klei­ne­ren Sied­lun­gen und Dör­fern. Zudem ist es bei schwie­ri­gen Wit­te­rungs­ver­hält­nis­sen eh immer den Eltern über­las­sen, ob sie ihre Schütz­lin­ge zu Hau­se behalten.

Was wäre eigent­lich so schlimm dar­an, wenn sich die Men­schen für so einen Fall Gedan­ken machen müs­sen? Vor­ges­tern muss­te eine Schü­le­rin wit­te­rungs­be­dingt bei einer Freun­din über­nach­ten – man sah ihnen sehr deut­lich an, dass sie das nächt­li­che Gespräch bis zwei Uhr mor­gens sozi­al „nicht“ wei­ter­ge­bracht hat: „Herr Riecken, geben Sie mir jetzt bit­te einen Strich für die nicht vor­han­de­nen Deutsch­sa­chen. Der Abend war so nett, das kann mei­ne Lau­ne jetzt auch nicht mehr vermiesen!“

Ich kann sol­che Tage aus fami­liä­ren Grün­den – mei­ne Kin­der sind dann auch nicht in die Schu­le – nicht sinn­voll dienst­lich nut­zen. Die ent­fal­le­nen Stun­den müs­sen natür­lich nach­ge­ar­bei­tet wer­den, z.B. in Form zusätz­li­cher Ver­tre­tungs­stun­den oder der Über­nah­me einer Lern­grup­pe bei län­ge­rer Krank­heit eines Kollegen.

Natür­lich wür­de ich in der Schu­le SuS betreu­en, die ansons­ten zu Hau­se allei­ne wären. Ich fin­de da schon etwas Sinn­vol­les. In Ham­burg wird das  über das Radio expli­zit kom­mu­ni­ziert. Auch bei uns befin­det sich für sol­che Fäl­le eine Rumpf­mann­schaft in der Schu­le (Hm – hät­te mir ja frei­ge­stan­den, dazu­zu­kom­men…), die  erwei­ter­te Schul­lei­tung ver­sieht natür­lich ihren Dienst – nur weiß ohne genaue offi­zi­el­le Infor­ma­tio­nen da nie­mand etwas von. Hier ste­hen Allein­er­zie­hen­de und Dop­pel­er­werbs­tä­ti­ge jetzt u.U. vor Her­aus­for­de­run­gen, weil ja wahr­schein­lich unklar ist, was in den Schu­len jeweils genau läuft.  Wenn ich jetzt vor der Tür Schnee­ber­ge fän­de, ok. Aber da ist nichts.

Und selbst wenn: Ich stap­fe dann zur Schu­le, samm­le die Leu­te zusam­men, die es recht­zei­tig geschafft haben und dann beginnt der regu­lä­re Unter­richt eben erst, wenn alle SuS und alle KuK vor­sich­tig und in dem ihnen mög­li­chen Tem­po den Weg in die Schu­le fin­den. Ich könn­te zwan­zig SuS in der Che­mie­samm­lung bei Röh­ren­ra­dio­ge­du­del stun­den­lang eine Rei­ni­gungs- und Abwasch­par­ty fei­ern las­sen… Wir hier orts­an­säs­si­gen kom­men schon irgend­wie recht­zei­tig – not­falls mit Ang­ler­stie­feln durch den Schnee watend oder so.

Hät­ten wir nicht trotz­dem wenigs­tens eine Betreu­ung in den Schu­len auch über das Radio kom­mu­ni­zie­ren kön­nen so wie z.B. auch heu­te in Meck­len­burg-Vor­pom­mern aus­drück­lich gesche­hen? Ob den Hin­weis auf der Sei­te des Land­krei­ses von den Eltern so wahr­ge­nom­men wird?

Update:

Auch heu­te fällt die Schu­le hier im Land­kreis aus. Stra­ßen­ex­pe­ri­men­te zei­gen, dass es um die Streu­salz­vor­rä­te von Land­kreis und Stadt wohl nicht zum bes­ten steht… Kor­ri­gie­ren geht heu­te aber wenigs­tens im Gegen­satz zu gestern.

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